Augustinus von Canterbury

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Augustinus von Canterbury - gemeinfrei

Fest

27. Mai

Lebensbeschreibung

Dieser hl. Augustin, (frz. auch Austin), ein Schüler des hl. Gregorius des Großen, war Prior des Klosters zum hl. Andreas in Rom und wurde von seinem hl. Lehrer, als dieser zur päpstlichen Würde gelangt war, ausersehen, mit mehreren Andern den Bewohnern von England das Evangelium zu predigen, weshalb er der Apostel Englands genannt wird. Nach Gocelin (Goscelin, Gotzelin), dem um das Jahr 1080 blühenden Lebensbeschreiber unseres Heiligen, sah einst der hl. Gregorius, noch bevor er Papst geworden, zu Rom einige Knaben, die dahin zum Verkauf gebracht worden waren (pueros venales) und die sich durch ausnehmende Schönheit, besonders aber durch ihre rötlichen Haare, bemerkbar machten. Auf sein Befragen, welchem Volke und welcher Provinz sie angehören und wie ihr König heiße, erfuhr er, sie seien Engländer von Geburt, aus der Provinz Deira (einem Teil von Northumberland)´ und ihr König heiße Alle (559–589). Tief aufseufzend sprach er, wie im prophetischen Geiste: »Gut gesagt, sie sind Engländer (Angli) – ihr Angesicht glänzt wie das eines Engels (Angeli); sie sind von der Provinz Deira – sie sollen von dem Zorn Gottes (de ira Dei) befreit werden; gut auch heißt ihr König Alle – denn seinem Lande soll das Alleluja gesungen werden.« Er wollte sich sogleich selbst aufmachen und jenen Völkern das Evangelium predigen; allein er wurde daran verhindert teils durch die Unruhen, die eben zu Rom ausbrachen, teils durch seine bald darauf erfolgte Erhebung auf den päpstlichen Stuhl. Was er aber selbst zu tun nicht vermochte, das führte er durch Andere aus, und er hielt zur Leitung dieser heil. Expedition keinen für geeigneter, als seinen Schüler Augustinus. Mutig zog dieser mit seinen Genossen unter dem Banner des Kreuzes in den heiligen Kampf mit dem Feinde des menschlichen Geschlechtes und war voll Freude bei dem Gedanken, entweder dem Herrn ein neues Volk zu gewinnen oder der Märtyrerkrone teilhaftig zu werden. Auf der Reise durch Frankreich, die sie zu Fuß machten, wollten seine Gefährten mutlos werden, weil die Schilderung über jene Völkerschaften ihnen die Hoffnung benahm, irgend etwas Erkleckliches ausrichten zu können; doch durch ein Schreiben des hl. Papstes aufgemuntert, setzten sie ihre Reise fort und landeten auf der Insel Thanet, die gegen Morgen des Landes Kent liegt. Die Ankunft dieser apostolischen Männer in England setzt man gemeiniglich in das Jahr 596. Ihre Anzahl belief sich, die aus Frankreich mitgenommenen Dolmetscher eingerechnet, auf ungefähr vierzig Personen. In der englischen Landschaft Kent regierte damals der (im Jahr 616 gestorbene und am 24. Febr. als »heilig« verehrte)' König Ethelbert, welcher eine Christin, Bertha mit Namen, die Tochter des Königs Caribert von Paris, zur Frau hatte. Dieser fromme König nahm die Missionare gütig auf und wies ihnen den nötigen Lebensunterhalt an. Auf seinen Wunsch ließ sich der hl. Augustin mit seinen Gefährten in der Hauptstadt seines Reiches (jetzt Canterbury, bei Gocelin Dorobernia geheißen) nieder und begann seine Missionstätigkeit mit so glücklichem Erfolge, dass sich in kurzer Zeit bei 10,000 Heiden zum Glauben bekehrten.

Der König selbst ging hiebei mit gutem Beispiele voran und zog die Bekehrung der Großen und Mächtigen nach sich. Der hl. Gregorius, der im Geiste die Mission begleitete, war über die Nachricht dieses unerwarteten guten Ausgangs höchlich erfreut, und in der Freude seines Herzens sendete er dem hl. Augustin nicht nur treue und bewährte Gehilfen nach, sondern versah ihn auch mit allem Möglichen, um den Gottesdienst feierlich einrichten zu können. Mittlerweile war unser Heiliger auf das Festland nach Frankreich geeilt, um sich vom Bischofe Virgilius von Arles, an den er als den Vikar des hl. Stuhles gewiesen war, zum Bischofe weihen zu lassen. Dies muss im Jahr 597 geschehen sein, da der hl. Gregorius in einem Schreiben vom Jahr 598 an den Patriarchen Eulogius von Alexandrien den hl. Augustin seinen »Bruder und Mitgenossen im bischöflichen Amte« nennt. Unter Mitwirkung des frommen Königs Ethelbert breitete sich das Reich Gottes immer weiter in England aus, und veranlasste den hl. Gregorius, eine kirchliche Einteilung in Sprengel oder Diözesen vorzunehmen. Im Jahr 600 sandte er dem hl. Augustinus das Pallium mit der Vollmacht, zwölf Bischöfe zu weihen, über welche er das Metropolitanrecht üben sollte, und gab ihm die Weisung, nach der Bekehrung der Völker des Nordens einen Bischof von York einzusetzen und ihm ebenfalls zwölf Suffragane zu geben. Besondere Umstände machten in der Folge das Abgehen von dieser Vorschrift notwendig. Übrigens ermannte der hl. Augustinus seinen Gefährten Mellitus, der ihm zuletzt von Rom zugeschickt worden war, zum Bischof von London oder Ostsachsen, und den Justus, gleichfalls einen der zuletzt zugesendeten, zum Bischof von Rochester. Hierauf bemühte er sich, die alten christlichen Briten, die von den im Jahr 454 eingedrungenen Sachsen nach Wales zurückgedrängt worden waren, zur Gemeinschaft mit der römischen Kirche zu bringen. Denn diese hatten wohl christliche Bischöfe und Lehrer; aber Letztere waren nicht nur sehr unwissend und moralisch herabgekommen, sondern wichen auch in einigen Disziplinarpunkten, wie z.B. in der Osterfeier etc., von der römischen Kirche ab. Alle Bemühungen des hl. Augustin, sie zur kirchlichen Einheit zu bringen, scheiterten jedoch an der Hartnäckigkeit, womit sie an dem und Wunder geschahen, gingen sie doch nicht davon ab. Als unser Heilige seine Bemühungen bei den alten christlichen Briten vereitelt sah, nahm er den Wanderstab und zog nach Norden, wo seine Arbeiten ebenso reichlich wie im Süden gesegnet waren. Denn zu York angekommen, brachte er es durch sein apostol. Wirken, das der Herr mit Wundern begleitete, dahin, dass in der folgenden Weihnacht bei 10,000 zum Christentum übertraten und sich taufen ließen. Englands Bekehrungsgeschichte ist äußerst interessant, und zwar besonders durch den Umstand, dass darin beim ersten Auftreten der Missionen Aller Herzen offen waren, und das ganze Land einem Ackerfelde glich, welches in hohen gereiften Ähren dastand, nur auf den Schnitter wartend, der die Sichel ansetze und die Garben sammle.

Dieser glückliche Schnitter war der hl. Augustin, der aber auch in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit mit vollen Armen einsammelte, was er nur immer vermochte. Nach Gocelin's Bericht drang er selbst bis nach Schottland vor, taufte hier den (am 12. Nov. verehrten) hl. Livinus, und weihte ihn zum Priester. Unter diesen Arbeiten rückte der Abend seines Lebens heran. Damit nun aber die erst aufblühende Kirche nicht lange ohne Hirten wäre, bestimmte er seinen eifrigen Gefährten Laurentius, der am 2. Febr. als Heiliger verehrt wird, zu seinem Nachfolger auf dem erzbischöflichen Stuhle von Canterbury. Er starb am 26. Mai, nach Butler im Jahr 604, nach Mabillon 607, nach den Bollandisten aber 608. Es erfolgten in späterer Zeit mehrere Übertragungen seines heil. Leibes. Die Geschichte der im Jahr 1091 erfolgten Versetzung hat gleichfalls Gocelin beschrieben, und es geschahen dabei viele Wunder, deren Augenzeuge der Verfasser war. Die zweite im Jahr 747 zu Cloveshoe oder Cliffe im Lande Kent gehaltene Synode verordnete, dass das Fest des hl. Augustin gefeiert und das sein Name in den Litaneien unmittelbar nach dem des hl. Gregorius genannt werden solle. Papst Innocenz VI. befahl im Jahre 1356, sein Fest sub ritu dupl. zu begehen. Sein Name steht sowohl im allgemeinen Mart. Rom. als in dem besonderen für den Orden des hl. Benedikt und dem von Cisterz am 26. Mai. Endlich sei noch bemerkt, dass der hl. Augustin mit seinen sechs Nachfolgern in Canterbury, nämlich den hhl. Laurentius, Mellitus (24. Apr.), Justus (10. Nov.), Honorius (30. Sept.), Deusdedit (30. Juni) und Theodorus (19. Sept.), die alle von Rom dahingekommen waren, »Patriarchen von England« genannt werden.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)