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== Der heilige Erzbischof Bonifatius, Martyrer und Apostel von Deutschland, Jahr 755 ==
 
== Der heilige Erzbischof Bonifatius, Martyrer und Apostel von Deutschland, Jahr 755 ==
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Fest: 5. Juni
 
Fest: 5. Juni

Version vom 21. Februar 2010, 17:44 Uhr

Der heilige Erzbischof Bonifatius, Martyrer und Apostel von Deutschland, Jahr 755

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Fest: 5. Juni

Wenn je ein Mann den innigsten Dank und die tiefste Verehrung des deutschen Vaterlandes verdient, so ist es der heilige Bonifatius, mit Recht der Apostel Deutschlands genannt. Auch du, christlicher Leser, bist ihm Dank und Ehre schuldig, denn du genießest noch von dem Segen, den er mit vollen Händen durch Gottes Hilfe ausgestreut. Sein Name schon, Winfried, „der Friedensspender“ und Bonifatius, „der Wohltäter“, bezeichnet deutlich, was die Aufgabe seines Lebens war: der Menschheit den Frieden zu bringen und ihr Gutes zu tun! Sein Vaterland war England, sein Geburtsort Kirton. Als er noch ein Knabe war, kamen eines Tages Geistliche in das Haus seines Vaters, welche im Land Missionen hielten. Von ihrem auferbaulichen Lebenswandel und ihren frommen Gesprächen tief gerührt, erwachte in ihm das Verlangen, in ein Kloster zu gehen und den Missionen sich zu weihen. Sein Vater hielt dies Verlangen nur für einen kindlichen Einfall und glaubte, es würde mit der Zeit schon vergehen, allein er täuschte sich; je größer Winfried wurde, desto glühender wurde sein Verlangen, so dass der Vater endlich einwilligen und ihn in das Kloster treten lassen musste. Im Kloster lebten die Brüder nach der Regel des heiligen Benedikt. Der heilige Abt Wolphard leitete den jungen Winfried 13 Jahre lang auf der Bahn des Heiles und der Wissenschaft und schickte ihn dann in das Kloster Rutcell, wo er, 30 Jahre alt, zum Priester geweiht wurde. Wie fromm er damals schon gelebt hat, welche hohen Kenntnisse er besaß, davon gibt Zeugnis der Umstand, dass seine Mitbrüder ihn einstimmig nach dem Tod des Abtes Winbert zu dessen Nachfolger wählten. Allein Winfried willigte in die Wahl nicht ein. Es hatte ihn nämlich der Gedanke, den er schon als Knabe in sich getragen, als Missionar den Ungläubigen das heilige Evangelium zu verkünden, nicht verlassen und erklärte daher den Brüdern, ihre Wahl nicht annehmen zu können, weil ihn Gott zu einem anderen Amt berufen habe. Jedoch zwei Jahre musste er noch in England bleiben, bis es ihm endlich gelang, sein heiliges Vorhaben auszuführen. Mit mehreren gleichgesinnten Brüdern bestieg er ein Schiff und reiste nach Rom zum damaligen Papst Gregor II., um ihm seine Dienste anzubieten und von ihm den Segen und die Vollmacht zur Verkündigung des Evangeliums unter den Ungläubigen zu erhalten. Der Papst, hocherfreut hierüber, unterredete sich öfters mit ihm, gab ihm den Namen und die Vollmacht eines apostolischen Predigers für die abgöttischen Völker, namentlich in Deutschland, händigte ihm auch Empfehlungsbriefe an die christlichen Fürsten ein und schenkte ihm verschiedene heilige Reliquien. – Jetzt blieb er nicht mehr lange in Rom; die Sehnsucht, Christum, den Gekreuzigten, überall zu predigen, wo man ihn noch nicht kenne, ließ ihm keine Ruhe. In Bayern und dem benachbarten Frankreich sah es damals schlimm aus. Es gab dortselbst zwar schon sehr viele Christen, aber auch viele Heiden, und die Christen selbst übten ihre heilige Religion fast gar nicht mehr. Sogar die Priester und Bischöfe waren ganz verderbt; es geschah oft, dass die Christen das heilige Messopfer feierten und darauf den Götzen opferten. Im Norden von Deutschland gab es noch lauter Heiden. Zuerst also zog Winfried nach Bayern und dann nach Thüringen, wo er eine große Zahl Ungläubiger taufte und durch seine kraftvollen Predigten bewirkte, dass auch die Priester und Bischöfe wieder einen auferbaulichen Lebenswandel führten. Mittlerweile erfuhr er, dass in Friesland der Herzog Radbodus, ein Erzfeind des christlichen Glaubens, gestorben sei, und er nun ungehindert dort dem wilden Volk das Evangelium verkünden könne. Dort predigte schon längere Zeit der heilige Willibrord. Zu diesem begab sich nun auch Winfried und unterstützte ihn drei Jahre lang in seinem Amt mit solchem Erfolg, dass zahlreiche Götzendiener zu den Füßen des Kreuzes niedersanken und dem Teufelsdienste absagten. Hierauf begab sich Winfried zu den Hessen und durchzog predigend, in Begleitung mehrerer Gefährten, dieses Land. Seine hohe Gestalt, seine feurigen Reden, seine Liebe und Milde zog die rauhen Bewohner dieses Landes zu ihm hin; sie kamen aus ihren Wäldern und Hütten hervor, horchten auf seine Stimme, staunten über seine Worte, nahmen sie zu Herzen und ließen sich taufen. Zwei Brüder wurden von seinen Predigten so ergriffen, dass sie ihm ein großes Stück Land, namens Amöneberg, schenkten, wo er eine Kirche und ein Kloster baute. Statt der Götzentempel errichtete er überall Kirchen und versah sie mit frommen Geistlichen. Bereits hatte er eine große Menge Götzendiener dem Herrn gewonnen und in der Freude seines Herzens dem Papst hiervon Bericht erstattet; dieser aber rief ihn nun nach Rom. Sogleich reiste der heilige Diener Gottes dahin ab. In der Peterskirche empfing ihn der heilige Vater mit größter Feierlichkeit, ließ ihm das Glaubensbekenntnis ablegen und weihte ihn dann zum Bischof der Deutschen, indem er seinen bisherigen Namen Winfried in den schönen Namen Bonifatius verwandelte. Feierlich gelobte nun Bonifatius dem Papst Treue und Gehorsam und zog, von ihm gesegnet, wieder nach Hessen zurück. Noch waren dort die Heiden in großer Zahl; ein großer Eichenbaum, ihrem Götzen Thor geweiht, stand in der Gegend von Geismar. Diesen Baum verehrten sie heilig, er war die Stütze ihres abgöttischen Wahnes. Der heilige Bischof konnte diesen Greuel nicht ansehen und beschloss, diesen Baum umzuhauen. Mit einer Axt versehen, umgeben von seiner Geistlichkeit, das Kreuz an der Spitze, naht sich Bonifatius dem Baum. Dort aber stehen die Heiden in großen Haufen, mit Schwert und Lanze bewaffnet, um den Baum und wollen ihn verteidigen. Aber der heilige Bischof lässt sich nicht schrecken; er schiebt sie auf die Seite, schwingt die Axt und schon auf den ersten Hieb fällt die Eiche zum Entsetzen der Heiden krachend nieder und zerfiel in vier große gleiche Stücke. Jetzt fielen die Heiden auf die Knie nieder, lobten den Christengott und halfen dem heiligen Bischof, aus dem Holz der Eiche eine Kapelle zu Ehren des heiligen Petrus bauen. Die Zahl der Bekehrten wurde jetzt immer größer; der Heilige schrieb daher in sein Vaterland und erbat sich Arbeiter aus den verschiedensten Klöstern dortselbst. Auf seinen Ruf zogen nun zahlreiche Missionare beiderlei Geschlechtes, Klostergeistliche und Klosterfrauen, von England nach Deutschland herüber; so der heilige Lullus, der später sein Nachfolger wurde, der heilige Willibald, später Bischof von Eichstätt, die Heiligen Wunibald, Witta, Wigbert, den Bonifatius zum Abt von Fritzlar setzte, Gregor, der Bischof von Utrecht geworden. Später kam aus Bayern ein vornehmer, gelehrter Mann, und übergab ihm seinen Sohn zur Erziehung. Dieser, mit Namen Sturm, wurde der Stifter der berühmten Abtei von Fulda. Auch eine heilige Schar von Jungfrauen und Frauen eilte aus England herbei, um das Reich Gottes auszubreiten. So Chunilda und ihre Tochter, die mit der heiligen Walburga nach Thüringen gingen; Chunidrat wurde nach Bayern gesandt, Thekla ließ sich am Main nieder und die fromme Lioba regierte die Abtei von Bischofsheim. Jetzt, wo Bonifatius mit diesen heiligen Männern und Frauen vereint den Samen des Wortes Gottes ausstreute, zeigten sich bald die herrlichsten Früchte. Nach wenigen Jahren zählte er 100 000 Neubekehrte, überall erhoben sich Kirchen und Klöster; die Wälder wurden gelichtet, das Feld bebaut und in vielen Schulen die Jugend unterrichtet. Als der heilige Vater Gregor III. in Rom die Nachricht von diesen herrlichen Fortschrittten des christlichen Glaubens vernommen, sendete er dem heiligen Bonifatius das Pallius, machte ihn also zum Erzbischof und ernannte ihn zum apostolischen Vikar aller deutschen Völker. Unermüdet arbeitete nun der heilige Bischof an dem Heil der ihm anvertrauten Seelen; beständig zog er herum, überall predigend und neue Kirchen bauend. Im Jahre 738 machte er seine dritte Reise nach Rom, um sich mit dem Papst über die von ihm gestifteten Kirchen zu beraten. Dieser nahm ihn mit größter Ehre auf und ernannte ihn zu seinem apostolischen Gesandten in Deutschland. Von des Papstes Segen begleitet, kam er auf seiner Rückkehr nach Bayern, wohin ihn Herzog Odilo eingeladen hatte, um da mehrere Missbräuche abzustellen. Im Einverständnis mit dem frommen Herzog hielt er eine Kirchenversammlung und errichtete dann drei neue Bistümer, nämlich zu Freising, Regensburg und Salzburg, welche er mit frommen Hirten versah, später errichtete er noch das Bistum Eichstätt und in Franken das Bistum Würzburg. Diese Bischofssitze bestehen heute noch und haben, Dank sei dem heiligen Bonifatius, über das Bayernland unendlichen Segen verbreitet. Nebstdem errichtete er in allen Ländern, in denen er predigte und die Segnungen des heiligen Glaubens verbreitete, viele Klöster. Diese Klöster waren damals die festen Burgen der christlichen Religion und Wissenschaft. Ohne diese Klöster wäre es nicht möglich gewesen, die halbwilden Völker zu bändigen, den Unglauben auszurotten und das Christentum zu erhalten. Wo ein solches Kloster stand, da erhoben sich nach und nach Städte, Dörfer und Flecken, und wo früher Wölfe und Bären in dunklen Wäldern hausten, wo die Schwerter klirrten und die Götzenopfer bluteten, da erscholl jetzt der heilige Gesang der Mönche, da durchzog der Pflug den Boden, da prangten jetzt die Fluren von herrlichen Früchten. – Sieh’, lieber Leser, was die Völker Deutschlands den armen Klostergeistlichen zu verdanken haben, welch großer Segen aus den Klöstern über die Länder sich verbreitete und doch will man heutzutage von Klöstern nichts mehr wissen und vergisst im schändlichen Undank, was sie Herrliches geleistet haben und noch leisten! Nachdem der Heilige in Bayern die Kirchenzucht hergestellt und die besten Einrichtungen zur Verbreitung des Glaubens getroffen, eilte er zu den Franken; hier hielt er im Beisein des glaubenseifrigen Karlmann, obersten Heerführers der Franken, eine Kirchenversammlung, um Beschlüsse zu fassen, wie das Heidentum ausgerottet und die heilige Christusreligion von den heidnischen Gebräuchen gereinigt werden könne. – Merkwürdig ist die Absagungsformel und das Glaubensbekenntnis, welche beide hier verfasst und den Deutschen, die sich bekehren wollten, bei der heiligen Taufe vorgelegt wurden, folgendermaßen lautend: Widersagst du dem Teufel? Ich widersage dem Teufel. Widersagst du seiner Pracht? Ich widersage seiner Pracht. Widersagst du allen seinen Worten und Werken, dem Götzen Thor, und dem Wodan, und dem Odin der Sachsen und all den bösen Geistern, welche dieser Götzen Mitgenossen sind? Ich widersage. Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater? Glaubst du an Christus, Gottes Sohn? Glaubst du an den heiligen Geist? Ich glaube.

So suchte der heilige Bonifatius mit unermüdetem Eiferr das Reich des Satans zu zerstören und das Reich Gottes auszubreiten. Auch auf die Sachsen, welche noch in tiefer Finsternis des Götzentums begraben lagen, richtete er nun seinen Blick. Den frommen und gelehrten Mönch Sturm sandte er deshalb mit sieben Gefährten an die Grenze. In den finsteren Buchenwäldern, welche Sachsen und Thüringen voneinander scheiden, gründeten die frommen Mönche die berühmte Abtei Fulda, von wo aus das Licht des Glaubens nach Sachsen und in die benachbarten Länder gebracht werden sollte. – Nun aber bedurften all diese schönen Anstalten, welche Bonifatius gegründet, eines festen Einigungspunktes. Alle diese Bistümer und Klöster sollte ein Band umschlingen, auf dass mit vereinter Kraft und in einem Geist das große Werk der gänzlichen Bekehrung Deutschlands vollbracht werden konnte. Bonifatius war Erzbischof von Deutschland und päpstlicher Gesandter; aber er hatte noch keinen bleibenden Sitz, von wo aus er alles leiten konnte. Nun erhob ihn der Papst zum Erzbischof von Mainz und unterwarf seiner Leitung alle Völker, denen er bisher das Licht des Evangeliums in Deutschland gebracht hatte. Sieben Jahre verwaltete er das Erzbistum Mainz und obschon er Tag und Nacht von Sorgen und Mühsalen überhäuft war, betrieb er doch dabei seine früheren Studien und las beständig in den heiligen Schriften. Zahllos sind die Briefe, welche er an Päpste, Könige, Fürsten und Bischöfe geschrieben hatte. Seine Augen hatte er durch vieles Nachtwachen ganz verdorben, so dass er nur mehr Bücher mit großen Buchstaben lesen konnte. Schon ein Greis von 85 Jahren hatte er sich entschlossen, die Bekehrung der Sachsen zu übernehmen; da erhielt er die traurige Nachricht, dass die Friesen nach dem Tod ihres heiligen Bischofs Willibrord vom Glauben abgefallen seien. Diese Nachricht durchschnitt ihm das Herz. In seiner Jugend hatte er drei Jahre dort gepredigt und viele Tausende dieses Volkes bekehrt; diese konnte er nicht zu Grunde gehen lassen: zu ihnen will er eilen, um sie zu retten! Er legte nun seine erzbischöfliche Würde nieder und überträgt sie seinem geliebten Schüler Lullus und nimmt dann feierlich Abschied von seinen Jüngern. „Das Ende meiner Wanderschaft“, sprach er zu Lullus, „ist nahe; ich habe diesen Gang gewünscht, und nichts kann mich davon abhalten. Darum, mein Sohn, lass alles in Bereitschaft setzen und packe zu meinen Büchern das Leichentuch, welches meinen alten Leib bedecken soll.“ Darauf zog er mit dem Bischof Koban und neun treuen Gefährten den Rheinstrom hinab, gegen Utrecht, und predigte dort das Evangelium mit kräftiger Stimme. Bald hatte er die Freude, mehrere Tausende, Männer, Weiber und Kinder, für Jesus wiedergewonnen zu sehen. Da kam der 5. Juni; es war der Vorabend von Pfingsten, wo er den Neubekehrten das heilige Sakrament der Firmung erteilen wollte. Da sie nicht alle in der Kirche Platz hatten, so beschloss er auf freiem Feld nahe bei Dokum, am Fluß Burda, das heilige Sakrament zu spenden. Bonifatius ließ da Gezelte aufschlagen und erwartete betend die Neubekehrten; aber statt dieser stürzte ein Haufen wilder Friesen, bewaffnet mit Lanzen und Beilen, aus dem Wald hervor und drang in das Lager der heiligen Friedensboten. Die Christen wollten sich verteidigen, allein Bonifatius wehrte es ihnen. Mit seinen Geistlichen und den heiligen Reliquien, das heilige Evangelienbuch in der Hand, trat Bonifatius aus seinem Zelt und sprach: „Kinder, lasst ab vom Kampf und gedenkt, dass das Wort der Schrift uns befiehlt, Böses mit Gutem zu vergelten. Dieser Tag ist es, wonach ich mich schon lange gesehnt habe und jetzt ist die Stunde meiner Befreiung gekommen.“ Zu seinen Geistlichen aber sprach er: „Brüder! Seid standhaft und fürchtet nicht jene, welche eurer Seele nichts anhaben können, sondern freut euch in Gott und in Christo; vollendet ruhig den kurzen Gang des Todes, der euch in das ewige Königreich einführt.“ – Ganz ergeben in Gottes Willen erwartete er die wütenden Heiden, und empfing mit verklärtem Angesicht, das Evangelienbuch über sein Haupt haltend, betend den Todesstreich; mit ihm starben 52 Genossen den Martertod am 5. Juni 755. Nachdem der Mord der heiligen Schar vollbracht war, stürzten die Mörder in das Gezelt des Heiligen, um es zu plündern; aber statt des Geldes, welches sie zu finden hofften, fanden sie nur Bücher und heilige Reliquien. Voll Zorn hierüber gerieten sie unter sich in Streit und mordeten einander selbst, bis die Christen, von allen Seiten herbeieilend, sie vollends aufrieben. Man suchte nun nach dem Leichnam des Heiligen, und fand ihn endlich im Blut schwimmend, neben ihm sein Evangelienbuch, von Schwerthieben zersetzt und mit Blut besudelt. Der heilige Leib wurde zuerst nach Utrecht, dann nach Mainz gebracht und endlich in der geliebten Abteil Fulda, wo er sich oft aufgehalten, feierlich beigesetzt. Er wird abgebildet im bischöflichen Gewand, mit dem Pallium geschmückt, einen heidnischen Häuptling taufend. So vollendete der große Apostel der Deutschen seine segensreiche Laufbahn. Nur für Gott lebte er, nur für das Heil der Seelen arbeitete er, und so lange in Deutschland noch der Name Jesus mit Ehrfurcht ausgesprochen wird, wird man auch den heiligen Bonifatius nicht vergessen können, der diesen heiligen Namen überall hingetragen hat, um durch ihn die Völker zu heiligen und selig zu machen. Die größte Verehrung und Dankbarkeit gegen den heiligen Bonifatius trug in neuerer Zeit König Ludwig I. von Bayern. Derselbe ließ ihm zu Ehren in München eine Kirche bauen, die an Pracht und Herrlichkeit alle Kirchen Deutschlands übertrifft. Wenn du nach München kommst, dann besuche diese Kirche, dort kannst du in kunstvollen Bildern sehen, was Bonifatius für das deutsche Vaterland getan hat! O möchte doch der heilige Bonifatius im Himmel oben bitten, dass die Irrgläubigen, welche jetzt die schönen Länder bewohnen, wo einst der Heilige so viel Schweiß für die katholische Kirche vergossen hat, wieder zurückkehren zum alten Glauben und in Deutschland wieder ein Hirt und ein Schafstall werde. Flehe daher, christliche Seele, öfters zum heiligen Bonifatius und rufe seine Fürbitte für das Heil des deutschen Vaterlandes an!


Worte des heiligen Bonifatius Denke, wie unwürdig es sei, das Bild Gottes, das die Allmacht in den Menschen schuf, durch Wollust in das Bild des Satans zu verwandeln und dich durch Unzucht zum Sklaven des bösen Geistes zu machen, nachdem dich Gottes Güte zum Herrscher gemacht hat. Wenn wir unsere Sünden verhehlen, wird sie Gott gegen unseren Willen öffentlich aufdecken. Es ist gewiss viel besser, sie einem Menschen zu beichten als sich der Gefahr aussetzen, im Angesicht aller Bewohner des Himmels, der Erde und der Hölle mit Beschämung bedeckt werden. Der Schluss aller Sprüche ist: „Fürchte Gott und halte seine Gebote.“

Die Abtei Fulda Unter den großen Stiftungen, welche der heilige Bonifatius zum Heil Deutschlands gemacht, unter den vielen segensreichen Anstalten, die er gegründet hat, ist die größte und segensreichste die Abtei Fulda. Wie du schon, lieber Leser, gehört hast, hat der Heilige, nachdem er viele Kirchen und Klöster gestiftet und dadurch das Christentum befestigt hatte, seinen Schüler, den heiligen Sturm, einen Bayer, mit mehreren Gefährten abgesendet, um an der Grenze von Sachsen ein Kloster zu errichten. Damals gab es in jener Gegend nur finstere Wälder, die noch nie ein menschlicher Fuß betreten hatte, in welchen nur Auerochsen, Bären und Wölfe und anderes Wild hausten. Nach langem Wandern fand endlich Sturm einen Ort, der wegen seiner Einsamkeit dem heiligen Bonifatius gefiel. Karlmann, der Franken Heerführer, dem dieser Ort angehörte, schenkte ihn mit einem Gebiet von 4000 Schritten dem heiligen Bonifatius. Sogleich wurden Bauleute herbeigebracht und mit allem Eifer an der Herstellung einer Kirche und eines Klosters gearbeitet. Mittlerweile sendete Bonifatius seinen Freund Sturm mit zwei Brüdern nach Italien, in das berühmte Benediktinerkloster Monte Cassino, um die dort bestehende Einrichtung kennen zu lernen und auch das neue Kloster Fulda danach einzurichten. Bei seiner Rückkehr nach einem Jahr machte ihn Bonifaz zum Vorsteher und Ordner des neuen Klosters und schickte noch mehr Klostergeistliche dahin. Jetzt wurde mit größtem Fleiß an der Urbarmachung des Bodens gearbeitet. Die Wälder wurden niedergehauen, die Steine ausgegraben, der Boden mit der Hacke aufgelockert und mit Samen von Getreide und anderen Früchten besät. Neue Wohnungen und Zellen wurden gebaut und geschickte Handwerker und Künstler herbeigerufen. Bald verbreitete sich der Ruf des neuen Klosters durch alle Gauen Deutschlands; von nah und fern kamen Männer herbei, um dieses neue Werk der Wildnis zu schauen, sich da niederzulassen oder um Aufnahme in das Kloster zu bitten. Die Brüder daselbst errichteten nun auch eine doppelte Schule, eine für die Bildung von Geistlichen, die andere zum Unterricht anderer Stände. Aus Bayern, Franken und Thüringen sandte Bonifaz Jünglinge dahin, um unterrichtet zu werden. Eine Bibliothek wurde angelegt, die bald wegen der Menge kostbarer Bücher berühmt wurde. Alle damaligen Wissenschaften, wie Gottesgelehrtheit, Weltweisheit, Sprachlehre, Redekunst, Musik und Dichtkunst konnte man in diesen Schulen lernen. Als der berühmte Rhabanus Maurus, einer der größten Gelehrten seiner Zeit, Abt des Klosters geworden war, wurde auch eine eigene Kunstschule angelegt und zur Unterstützung von Künstlern wurden viele Einkünfte bestimmt. – Da konnte man die Bau-, Maler- und Bildhauerkunst lernen und die schönsten Kunstwerke sehen. Die Mönche im Kloster waren Tag und Nacht beschäftigt. Die einen bebauten die Felder und trieben die nötigen Handwerke; sie waren Schlosser, Schmiede, Schreiner, Weber, Maurer usw., andere dagegen schrieben Bücher ab und verzierten sie mit Gold und kostbaren Bildwerken; andere banden die Bücher prachtvoll ein oder sie malten Bilder und schnitzten Figuren; andere studierten und verfassten neue gelehrte Werke und lehrten in den Schulen; kurz alle waren beschäftigt; dabei ertönte fortwährend Psalmengesang, es wurde gepredigt, Beicht gesessen; die Armen und Kranken wurden gepflegt, Fremdlinge beherbergt, kurz mitten in der dichten Wildnis stand das Kloster wie ein Paradies und Ströme von Segen ergossen sich von da über die Gauen des Vaterlandes. Da nicht alle, die kamen und sich im Kloster niederlassen wollten, Wohnung fanden, so wies man ihnen außerhalb derselben Plätze an, die sie urbar machen mussten. Sie bauten sich kleine Zellen und pflanzten ein Gärtchen daneben; nach und nach siedelten sich mehrere an und so entstanden rings um das Kloster viele Dörfer, welche heute noch stehen. Dem Kloster selbst schenkten Fürsten und Vornehme des Landes viele Ländereien und Güter, so dass es sehr reich wurde; aber dieser Reichtum kam den Armen, den Reisenden, den Studierenden wieder zu Nutzen. Schon unter dem ersten Abt des Klosters, dem heiligen Sturm, zählte man 400 Mönche daselbst, von denen viele als Missionare das Christentum verbreiteten oder als fromme Priester in andere Klöster gesendet wurden. Im Laufe der Zeit gingen aus der Abtei zu Fulda 11 Erzbischöfe, eben so viele Bischöfe und 14 Äbte hervor, sowie viele Richter und Kanzler der Fürsten, welche alle dort Unterricht und Bildung empfangen hatten. Du hast nun, lieber Leser, ein kleines Bild von dieser berühmten Abtei Fulda; auch sie war eine Frucht der heiligen katholischen Kirche; jetzt besteht sie freilich nicht mehr, aber das Andenken an den großen Segen, welchen sie gestiftet, wird nicht vergehen!

(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1884)