Johannes von Nepumuk

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Der heilige Johannes von Nepumuk, Märtyrer, Jahr 1383

Fest: 16. Mai

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Das Leben des Hl. Johannes von Nepumuk

Unter der großen Schar heiliger Männer, die mit ihrem Blut Zeugnis gaben von der beseligenden Wahrheit der heiligen katholischen Lehre ist der heilige Johannes von Nepomuk durch eine ganz besondere Art von Martertum berühmt; er hat nämlich für die treue Bewahrung des Beichtgeheimnisses sein Leben geopfert. Er wurde in dem Städtchen Nepomuk im Lande Böhmen 1330 geboren. Seine Eltern, schlichte Bürgersleute, waren schon im Alter vorgerückt, hatten aber noch kein Kind. Vertrauensvoll wandte sich deshalb die Mutter im Gebet zur allerseligsten Jungfrau, und durch ihre mächtige Fürbitte empfing sie ein Kind, dem sie in der heiligen Taufe den Namen Johannes geben ließ zum Andenken an Johannes den Täufer, den ebenfalls seine Eltern im hohen Alter empfangen hatten. Aber kaum war Johannes geboren, so wurden seine guten Eltern in die größte Angst versetzt. Er war sehr schwach und kränklich und dem Tode nahe. Da wandten sich die frommen Eltern wieder zur gnadenreichen Gottesmutter im Gebete und machten eine Wallfahrt zu ihrem Bild, das in einem nahen Zisterzienserkloster aufgestellt war, und wirklich wurde der kleine Johannes gesund. Zum Dank gegen Gott machten nun die Eltern das Gelöbnis, ihr Kind ganz seinem Dienste zu weihen. Wie alle christlichen Eltern führten sie ihr Kind frühzeitig zu Jesus, d.h. sie flößten ihm die Kenntnis und Liebe Jesu ein. Zum Knaben herangewachsen, war es seine größte Freude, den Priestern in der nahen Klosterkirche bei der heiligen Messe zu dienen und mehreren heiligen Messen beizuwohnen, wo er dann durch seine Andacht alle Anwesenden erbaute. In der Schule der Stadt Saaz lernte er die lateinische Sprache und übte sich besonders in der Redekunst, um einst ein tüchtiger Prediger zu werden; denn er wollte sich durchaus dem geistliche Stande widmen. Gerade um die Zeit, als Johannes zum Jüngling herangereift war, hatte der Kaiser Karl IV. Die Hochschule zu Prag gestiftet und viele gelehrte Männer dahin berufen. – Aus allen Gegenden Deutschlands zogen lernbegierige Jünglinge herbei, um recht viel Nützliches und Schönes zu lernen. Auch Johannes begab sich dahin und studierte neben der Weltweisheit die heilige Wissenschaft der katholischen Kirche. Beinah 6000 bis 7000 Jünglinge waren damals in der Stadt Prag; es waren darunter auch viele böse, die leichtsinnig lebten. Johannes aber ging nicht in ihre Gesellschaft; die Schule und Kirche waren ihm die liebsten Orte; wenn er nicht studierte, so betete er. So kam es, dass er sich große Kenntnisse sammelte und die Würde eines Doktors der Gottesgelehrtheit erhielt. Nun war auch die Zeit gekommen, dass er zum Priester geweiht werden sollte. Er prüfte sich zuerst genau, ob er auch zu dieser hohen Würde berufen sei und bereitete sich dann vier Wochen lang in der Einsamkeit durch Gebet und Betrachtung auf die heilige Weihe vor. – Bald nach seiner Weihe übergab ihm sein Bischof die Predigerstelle in der Kirche unserer lieben Frau zu Tein. Als er zum ersten Male das Wort Gottes verkündete, da erstaunten alle Zuhörer über den jungen Mann, der mit größter Begeisterung redete und aller Herzen rührte. So oft er predigte, war die Kirche gedrückt voll Menschen aus allen Ständen. Alle wollten ihn hören; seine Worte drangen wie ein zweischneidiges Schwert in das Herz; selbst die verstockten Sünder wurden erweicht; unzählige Menschen bekehrten sich und bald war eine allgemeine Besserung der Sitten sichtbar. Mit Freude bemerkte dies der fromme Erzbischof von Prag; und um Johannes stets an seiner Seite zu haben, verlieh er ihm eine Chorherrenstelle an der Domkirche. In diesem neuen Amt predigte er mit gleichem Eifer durch Wort und Beispiel und besonders nahm er sich der armen Sünder im Beichtstuhl an. – Kaiser Wenzeslaus, der seinen Vater Karl auf dem Thron gefolgt war, hatte auch von Johannes gehört und verlangte von ihm, dass er während des Advents in der Hofkirche predigte. Wenzeslaus, mit dem Beinamen „der Faule“, war erst 16 Jahre alt; durch die elenden Schmeicheleien seiner Höflinge verdorben, führte er ein sündhaftes Leben, besonders war er dem Trunk sehr ergeben. Johannes kannte das Leben des Kaisers, aber ohne Furcht verkündete er freimütig das Wort Gottes vor demselben und schilderte das Leben des Sünders mit solcher Kraft, dass selbst der Kaiser und seine Hofleute gerührt wurden und einige Zeit sich besserten. Da gerade der Bischof von Leitmeritz gestorben war, wollte ihn der Kaiser zu dessen Nachfolger erheben; allein der demütige Johannes schlug diese Würde aus; nun wollte ihm der Kaiser eine reiche Probstei übergeben, allein Johannes, der die Armut liebte, weigerte sich dieselbe anzunehmen. Nun machte ihn der Kaiser zu seinem Almosenpfleger und dieses Amt nahm Johannes an, weil er da den Armen viel Gutes erweisen konnte. Er war ihr Vater und Fürsprecher und unterstützte sie, wo er nur konnte. Besonders hatte er die Gabe, Feindschaften beizulegen und Streithändel zu schlichten. Eine Menge Prozesse verhinderte er; noch hat man in Prag Schriften und Akten von seiner Hand, welche er aufsetzte und bei der Obrigkeit einreichte, um Prozesse zu schlichten. Kein Wunder, wenn daher Hohe und Niedere bei Johannes Rat, Hilfe und Trost suchten und ihm ihr ganzes Vertrauen schenkten. Unter denen, welche seines Rates und Trostes besonders bedurften, war die Gemahlin des Kaisers, die fromme, tugendhafte Johanna, eine Tochter des Herzogs Albert von Bayern. Wenzel liebte sie sehr, war aber ungemein eifersüchtig gegen sie, und behandelte sie deshalb roh und grausam. Johanna hatte von ihm viel zu leiden. Ihren Trost suchte sie daher im Gebet und im Empfang der heiligen Sakramente. Johannes war ihr Beichtvater. Ihm vertraute sie wie einem Vater im Beichtstuhl all ihre geheimen Leiden an, und durch jede Beichte fühlte sie sich neugestärkt und bereit, um Jesu willen alles zu dulden. Der Heilige leitete sie auch zur Übung aller Tugenden an und erteilte ihr die heilsamsten Ratschläge. Da schürte der Teufel die Eifersucht Wenzels zur hellen Flamme an. Wie der Schelm ist, so denkt er auch von anderen; Wenzel war ein Wüstling; Frömmigkeit und Tugend kannte er nicht; er glaubte, seine fromme Gemahlin sei ihm untreu und der falsche Verdacht ließ ihm keine Ruhe. Da fiel er auf den Gedanken, Johannes zu fragen, was ihm die Kaiserin gebeichtet habe. – Er dachte nicht daran, dass ein Priester niemals das Beichtgeheimnis verraten dürfe. In seinem Übermut meinte er, Johannes müsse ihm willfahren. Er ließ also den Heiligen zu sich rufen und forderte ihn auf, zu sagen, was ihm die Kaiserin gebeichtet habe. Johannes, verwundert über das unsinnige Begehren des Kaisers, stellte ihm ruhig und eindringlich vor, wie er keine so große Sünde begehen und niemals auch nur ein Wort aus der Beichte entdecken werde. Allein der Kaiser merkte nicht darauf und versuchte es durch freundliches Zureden den Heiligen zu gewinnen; ja er bot ihm sogar die Würde eines Erzbischofs und die höchsten Ehrenstellen an, wenn er seinem Wunsch willfahren würde. Da aber der heilige Johannes standhaft bei seiner Weigerung blieb, ließ ihn der Kaiser schweigend gehen; aber Johannes erkannte sogleich, dass der grausame Kaiser sein Verderben beschlossen habe. Betrübten Herzens ging er fort und suchte bei Gott im Gebet Stärke und Hilfe. Bald darauf verurteilte der unmenschliche Wenzel einen Koch zum Feuertod, weil er eine Speise nicht nach seinem Geschmack zubereitet hatte. Schon machte man Anstalt, das Urteil zu vollziehen, als Johannes davon Nachricht erhielt. Sogleich eilte er in den Palast, warf sich dem Kaiser zu Füßen, und flehte ihn an, den Koch zu begnadigen. Aber der Grausame stieß den Bittenden wütend von sich und ließ ihn sogar in das Gefängnis werfen, um seiner Zudringlichkeit los zu werden. Johannes wusste gar wohl, was den Kaiser hierzu veranlasste, und dieser gab es ihm bald zu merken, denn er ließ ihm sagen, dass er nicht eher den Kerker verlassen werde, bis er nicht die Beichte der Kaiserin geoffenbart hätte. Johannes duldete, ergeben in Gottes Willen; aber nach einigen Tagen schon kam ein Edelmann in den Kerker, kündigte ihm im Namen des Kaisers seine Befreiung an und lud ihn für den folgenden Tag zur kaiserlichen Tafel ein. Johannes erschien; der Kaiser nahm ihn ganz freundlich auf; nach der Mahlzeit jedoch ließ er alle Anwesenden abtreten und blieb mit dem Heiligen allein zurück. Zuerst sprach er mit ihm von gleichgültigen Dingen, bald aber verlangte er von dem Heiligen wieder die Offenbarung der Beichte der Kaiserin. „Du kannst“, sprach er zu ihm, „auf mein unverbrüchliches Stillschweigen rechnen, auch werde ich dich mit Ehre und Reichtum überhäufen. Bedenke es wohl, denn wenn du dich beharrlich weigerst, so setzest du dich den schrecklichsten Qualen und selbst der Todesgefahr aus. Johannes antwortete aber gelassen, dass er ohne Verrat an Gott, der heiligen Kirche und der Menschheit seinen Eid nicht brechen und das Beichtgeheimnis nie verletzen dürfe. Jetzt wieder mit seiner unsinnigen Forderung abgewiesen, wurde der Kaiser ganz wütend und befahl, den Heiligen in den Kerker abzuführen und ihn dort durch Qualen zu bezwingen. Er wurde von den Henkern auf die Folter gespannt und ihm Hände und Füße so ausgedehnt, dass die Beine in den Gelenken krachten, und sein Leib wurde mit flammenden Fackeln gebrannt. Johannes öffnete in dieser Qual nur den Mund, um die heiligsten Namen Jesus, Maria und Joseph auszurufen. Halbentseelt wurde er endlich von der Folter abgenommen und in den Kerker zurückgebracht, wo ihm nun der göttliche Heiland in wunderbarem Glanz erschien, ihn tröstete, ermunterte und zu neuem Kampf stärkte. Indessen erfuhr die fromme Kaiserin den ganzen Hergang der Sache. Von Schmerz ganz niedergebeugt, eilt sie zum Kaiser, wirft sich ihm zu Füßen und lässt mit Bitten und Flehen nicht nach, bis sie ihren Gemahl besänftigt und die Freilassung des Heiligen erhalten hatte. – Johannes, von seinen Wunden ganz geheilt, erschien einige Zeit danach heiteren Gesichtes wieder im Palast des Kaisers und verwaltete sein Amt, als wenn nichts vorgefallen wäre. Er hatte alles verziehen und vergessen und war voll Dankes gegen Gott, der ihn gewürdigt hatte, für ihn zu leiden. – Der gottlose Kaiser Wenzel aber sann noch immer darauf, wie er zu seinem Ziel gelangen könnte. Johannes wusste dieses und bereitete sich daher zum Kampf und zum Tode. Mit größerem Eifer als zuvor predigte er das Wort Gottes. Eines Tages wählte er die Worte des Heilands: „Noch eine kurze Zeit und ihr werdet mich nicht mehr sehen“, zum Vorspruch seiner Predigt. Mit einer rührenden Stimme wiederholte er öfters im Laufe der Rede die Worte: „Ich habe nicht mehr Zeit mit euch zu reden“. Die Zuhörer wurden zu Tränen gerührt und erkannten leicht, dass der Heilige auf seinen baldigen Tod hindeutete. Am Ende der Predigt aber sprach er wie ein Prophet und laut weinend, dass über sein Vaterland Böhmen schreckliche Übel hereinbrechen werden, was später auch wirklich eintraf. Alsdann sagte er seinen Zuhörern das letzte Lebewohl und bat Geistlichkeit und Volk um Verzeihung, im Fall er Jemand beleidigt hätte. Von diesem Tag an verwendete Johannes jede Stunde auf die Vorbereitung zu einer glückseligen Sterbestunde. Von Kindheit an trug er eine zärtliche Andacht zur heiligen Gottesmutter Maria. Deshalb machte er denn auch noch eine Wallfahrt zu ihrem Gnadenbild nach Bunzlau, welches die heiligen Apostel von Böhmen, Cyrillus und Methodius, dort aufgestellt hatten und in ganz Böhmen verehrt wurde. Hier flehte er in glühendem Gebet um den Schutz der Gebenedeiten und ging dann abends getröstet und gestärkt nach Hause. Sein Weg führte ihn vor dem Palast des Kaisers vorüber; dieser stand gerade am Fenster, sah den Heiligen und von neuem Hass ergriffen, ließ er ihn vor sich rufen. Als Johannes in das Zimmer des Kaisers getreten war, rief ihm dieser sogleich wütend entgegen, er müsse die Beichte der Kaiserin offenbaren oder sterben. Der Heilige antwortete nichts; da befahl der Wüterich seine Trabanten, Johannes zu ergreifen und bei finsterer Nacht in die Fluten der Moldau zu werfen. Nur wenige Stunden noch hatte der Heilige zur Vorbereitung auf seinen Tod, den er mit Freuden erwartete. Er legte Leib und Seele ganz ergeben in die Hände Gottes und ließ sich hierauf geduldig wie ein Lamm, um Mitternacht auf die Moldaubrücke führen, wo ihn dann die Schergen in den Fluss hinabstürzten am 16. Mai 1383. Kaum aber war der heilige Martyrer in die Wogen versenkt, als sein heiliger Leichnam sich langsam erhob und von hellleuchtenden, strahlenden Sternen umgeben, ruhig dahinschwamm. Von dem Glanz der Sterne angezogen strömte eine Menge Volkes herbei und sah verwundert den schwimmenden Leib des Heiligen. Auch die Kaiserin hatte den Glanz bemerkt und fragte eilends den Kaiser, was dieses Licht bedeute, das sie von ihrem Zimmer aus sehe. Wenzel aber, von Entsetzen ergriffen, gab ihr keine Antwort, sondern eilte, von Gewissensbissen gemartet, heimlich aus der Stadt, um sich auf dem Lande zu verbergen. – Als es Tag geworden, sahen alle die Leiche des Heiligen und erfuhren aus dem Mund des Henkers die Gewalttat des Kaisers. Die ganze Stadt strömte zusammen, um den Leib des heiligen Priesters zu sehen. Die Domherren kamen in feierlichem Zug ans Ufer, wohin man bereits den Leichnam gebracht hatte, und trugen ihn unter Wehklagen des Volkes auf ihren Schultern in die heilige Kreuzkirche, die nicht weit vom Fluß entfernt war, bis in der Domkirche ein des Heiligen würdiges Grab bereitet war. Der Zulauf des Volkes war ungeheuer. Jeder wollte den Mund nochmal sehen, der so rührend gepredigt, die Hand nochmal küssen, die ihn so oft gesegnet; besonders wollten sich die Armen von ihrem guten Vater nicht trennen. Man schätzte sich glücklich, etwas von den Kleidungsstücken des Heiligen zu erhalten. Als der Kaiser davon hörte, befahl er, den Leichnam des Heiligen an einen abgesonderten Ort zu begraben, denn er fürchtete einen Aufruhr des Volkes. Doch bald hatte das Volk das Grab entdeckt und da mittlerweile in der Domkirche die Stätte, wo der Heilige ruhen sollte, hergerichtet war, wurde sein Leib erhoben und in feierlicher Prozession dahingetragen. Während des Zuges erhielten mehrere unheilbare Kranke plötzlich ihre Gesundheit und auch ind er Folge verherrlichte Gott seinen Diener durch zahlreiche Wunder. Das größte Wunder geschah aber am Leib des Heiligen selbst. Denn als man im Jahre 1719 im Beisein des Erzbischofs und seiner Geistlichkeit das Grab des Heiligen geöffnet hatte, fand man seinen leib vom Fleisch entblößt, die Gebeine unversehrt und zusammenhängend, die Zunge aber nach 300 Jahren so frisch und wohl erhalten, als wenn der Heilige erst gestorben wäre. Auch jetzt noch, wo die Zunge in einem mit Gold gefassten Glasgefäß auf dem Altar, wo die Gebeine des Heiligen ruhen, ausgesetzt steht, ist sie noch unversehrt zum Staunen aller, die zu Tausenden nach Prag in die Domkirche wallen, um die Fürbitte des Heiligen anzurufen. Nach dem Tod des heiligen starb bald, von Leid und Gram verzehrt, die fromme Kaiserin Johanna. Wenzel, dem die Gewissensbisse keine Ruhe ließen, brachte einige Monate auf dem Schlosse Hradschin in schrecklicher Angst vor dem Volk zu. Als er aber sah, dass seine Untertanen ruhig blieben, kehrte er wieder nach Prag zurück, wo er unbekümmert um sein Reich sein wüstes Leben fortsetzte und die Gewissenspein durch Trunk und Spiel zu betäubten suchte. Endlich setzten ihn die Reichsstände ab und ein plötzlicher Tod machte seinem gottlosen Leben ein Ende. Das Grab seines heiligen Dieners verherrlichte Gott fort und dort durch die auffallendsten Wunder und über alle Gegenden des deutschen Vaterlandes verbreitete sich seine Verehrung. Auf Brücken und am Ufer der Flüsse kannst du oft sein Bild sehen in der Kleidung eines Chorherren mit dem Finger auf dem Mund, das Kreuz in der Hand, und wenn du verleumdet wirst, dann rufe zu ihm, dass er dir zu deinem ehrlichen Namen verhelfe oder dir Geduld erbitte, das Leid zu ertragen; denn als Patron gegen Verleumdung und Ehrabschneidung wird er angerufen.

Die Notwendigkeit, das Alter und Tröstliche der Beichtanstalt in der katholischen Kirche„Empfanget den heiligen Geist; denen, welchen ihr die Sünden erlasset, sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“; dies sind die ausdrücklichsten Worte Jesu, des Sohnes Gottes; sie stehen im heiligen Evangelium und ein Christ kann sie nicht wegleugnen. Christus hat also den Aposteln und ihre Nachfolgern, den Priestern, die Macht anvertraut, die Sünden zu vergeben und die Macht, die Sünden nicht zu vergeben. Sollen diese aber ihre Macht ausüben, so müssen sie die Zahl und Schwere der Fehler und die Gemütsverfassung derjenigen kennen, welche Vergebung verlangen, auf dass sie wissen können, ob sie vergeben oder behalten, binden oder lösen sollen. Nun ist aber kein Mensch im Stande, in das Innere eines Anderen zu schauen und die darin verborgenen Fehler zu erkennen; es müssen also diejenigen, welche Vergebung erhalten wollen, sich über ihre Fehler annklagen, oder was dasselbe ist, sie müssen beichten. Nur so ist es dem Priester möglich, sein Amt auszuüben nach dem Willen des Heilands; denn nimmermehr könnte er Sünden behalten, das heißt, die Vergebung auch verweigern, wenn er die Fehler nicht genau kennt und den Zustand des Sünders nicht durchschaut. – Du siehst also, lieber Leser, Christus selbst verlangt die Beichte. Die Beichte, das heißt, das aufrichtige, reumütige Bekenntnis der Sünden vor dem Priester, ist das einzige Mittel, Vergebung von Gott zu erlangen. Es ist zwar wahr, dass derjenige, welcher seine Sünden vollkommen herzlich bereut, auch ohne Beichte Vergebung erlangt, aber nur in dem Fall, wo er nicht beichten kann und doch den Wunsch hat, zu beichten. Wenn es hinreichend wäre, seine Sünden still vor Gott zu bekennen und zu bereuen, um Vergebung zu erlangen, warum hat dann Jesus gesagt: „denen ihr sie nachlasst, denen sind sie nachgelassen und denen ihr sie vorbehaltet, denen sind sie vorbehalten“, und auf solche Weise die Beichte angeordnet? Und wenn es genug wäre, vor dem Priester ein allgemeines Sündenbekenntnis abzulegen, z.B. zu sagen: „Ich bekenne mich als Sünder ...“ wie dies die Protestanten tun, wie wäre es möglich, die Sünden auch zu behalten! Ich kann ja nicht behalten, was ich nicht kenne! Christus will aber nicht bloß, dass den reumütigen Sündern vergeben, sondern dass auch ihre Wunden geheilt, dass sie auf den Weg der Tugend geleitet werden; wie kann aber ein Arzt heilen, wenn er die Wunden nicht kennt, wie kann ich jemanden von Irrwegen weg und auf den rechten Weg leiten, wenn ich die Irrwege nicht kenne, die er bisher gewandelt ist? Der Sünder muss also dem Priester seine Wunden zeigen, d.h. er muss beichten. Zudem liegt das Beichten sogar in der Natur des Menschen. Die Sünder bekommen keine Gewissensruhe, wenn sie nicht beichten; ihr Herz verlangt selbst danach, und es gewährt ihnen den süßesten Trost, einem Priester sagen zu dürfen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Du siehst also, lieber Leser, dass die Beichte oder das geheime Bekenntnis der Sünden vor einem Priester notwendig ist. Aber, wie sieht es denn mit der Behauptung derjenigen aus, welche sagen, die Beichte sei erfunden worden, und zwar Papst Innozenz III. Sei der Erste gewesen, der auf einem Konzil zu Lateran im Jahr 1215 die Beichte eingeführt hat. Hierauf diene zur Antwort: „Papst Innozenz hat wegen der Lauigkeit der Christen, welche selten mehr beichteten, angeordnet, dass jährlich wenigstens einmal jeder katholische Christ seinem verordneten Priester beichten müsse; er hat also nur eingeschärft, was schon lange der Brauch gewesen, ja was schon zur Zeit der Apostel notwendig war. Die Beichte der Sünden ist keine Menschenerfindung; denn niemand kann sagen, wer sie erfunden oder wann sie erfunden worden sei; und gesetzt auch, ein Mensch, und sei er Papst gewesen, hätte die Beichte erfunden, wie hätten sich die Gläubigen dies gefallen lassen! Kaiser und Könige, Hohe und Niedere haben in jedem Jahrhundert gebeichtet, wie hätten sich diese die Beichte gefallen lassen, die so beschwerlich scheint, wenn sie eine bloße Menschenerfindung gewesen! Jesus Christus, der Sohn Gottes selbst, hat, wie du schon gehört hast, die Beichte eingesetzt, und kein Anderer. Schon zu den Apostelzeiten ist gebeichtet worden, denn der heilige Evangelist Lukas erzählt, dass sich viele Christen den Aposteln zu Füßen warfen und ihre Sünden bekannten und erklärten. (19,18) Klemens, ein Schüler und Nachfolger des heiligen Petrus, sagt ausdrücklich, dass der heilige Petrus gelehrt habe, den Priestern sogar die bösen Gedanken zu entdecken, dass man sich nicht schämen solle, den Vorstehern, d.h. dem Priester, seine Sünden zu bekennen, und dass man seine Bekehrung nicht bis auf das Sterbebett verschieben soll, wo man nicht mehr beichten könne. Tertullian, der 160 n.Chr. starb, redet von solchen, die zu seiner Zeit aus falscher Scham die Sünden verheimlichten und sich dadurch der Verdammnis aussetzten. Origenes im dritten Jahrhundert sagt ausdrücklich, dass diejenigen Vergebung erlangen, welche nicht bloß Gott, sondern auch denen beichten, welche ein Heilmittel vorschreiben können, nämlich den Priestern. Im vierten Jahrhundert sagen Basilius, der Heilige, und der heilige Athanasius, dass man denen seine Sünden entdecken muss, welche die Ausspendung der Sakramente empfangen haben und derjenige die Vergebung durch den Priester erlangt, der seine Sünden in der Buße bekennt. Im fünften Jahrhundert spricht der heilige Augustin, dass es nicht genug sei, Gott in der Stille zu beichten, sondern dass man auch denen beichten müsse, welche die Macht haben, zu binden und zu lösen. Im sechsten Jahrhundert sagt der heiligen Johannes Klimakus, dass es unerhört ist, dass die Sünden, welche man im Beichtstuhl angibt, bekannt geworden seien. Im siebten Jahrhundert war der heiligen Ansbert, Erzbischof von Rouen, Beichtvater des Königs Dietrich I. Im 8. Jahrhundert versah der heilige Martin, Mönch von Korvei, das Amt eines Beichtvaters bei Karl Martell. Kaiser Karl der Große im 9. Jahrhundert hatte den Erzbischof Hildebrand von Köln zum Beichtvater; im 10. Jahrhundert beichtete Kaiser Otto dem heiligen Ulrich, Bischof von Augsburg; im 11. Jahrhundert war ein Priester namens Stephan Beichtvater der Konstantia, Gemahlin des Königs Robert. – Im 12. Jahrhundert redet der heilige Anselm ganz deutlich von der Beichte und sagt unter anderem: „Entdeckt getreu den Priestern durch eine demütige Beiche alle Flecken eures aussätzigen Inneren, auf dass ihr davon gereinigt werdet.“ Auch findet sich die Beichte nicht bloß bei allen Katholiken vor, sondern auch bei den heutigen Griechen, Russen und all den Sekten, welche schon in den frühesten Jahrhunderten von der katholischen Kirche abfielen, und noch im Morgenlande, in Ägypten usf. Fortbestehen. Jeder denkende Mensch wird nun durch diese Tatsache notwendig zu folgender Betrachtung veranlasst. Wenn die Ohrenbeichte nicht von Christo, sondern von einem Papst oder sonst von Menschen eingesetzt ist, so wird dies entweder vor oder nach der Trennung der Griechen und Sekten von der katholischen Kirche geschehen sein. Wäre nun die beichte aufgekommen, bevor die Griechen und Sekten des Morgendlandes sich von uns trennten, so hätten sie dieselben bei ihrem Abfall als eine rein menschliche Erfindung wieder abgestellt, und dieses um so mehr, da die Irrlehre des 2., 3. und 4. Jahrhunderts es leichter wissen konnten, ob die Ohrenbeichte von Christus und den Aposteln herrühre. Wäre die Beichte aber erst nach ihrem Abfall von der katholischen Kirche durch irgendeinen Papst ins Leben getreten, so hätten die Griechen, Russen und alle Sekten das Gebot gar nicht angenommen, teils weil sie sich vom Gehorsam der katholischen Kirche und des Papstes losgesagt hatten, teils weil sie aus Abneigung nichts mehr von ihr empfangen wollten; ja sie hätten den Katholiken sogar Neuerungen und Abweichungen von der Lehre Christi vorgeworfen. Es ist also augenfällig, dass die schismatischen Griechen und Russen, sowie die Nestorianer, Eutychianer usw. Bei ihrer Abtrennung von der katholischen Kirche fest glaubten, die Beichte sei göttlichen Ursprungs und ein göttliches Gebot und sie deswegen bis auf den heutigen Tag beibehalten haben. Du siehst also, von Christus an durch alle Jahrhunderte ist gebeichtet worden, selbst die Griechen usw. Halten seit ihrem Abfall von der katholischen Kirche die Ohrenbeichte in Ehren, und Tausende und Tausende haben darin ihren Trost und ihre Ruhe, und gewiss auch ihre Seligkeit gefunden. Du hast schon gelesen, dass der heilige Johannes Beichtvater der Kaiserin Johanna gewesen. Wo hat diese fromme Dulderin in ihren Leiden, die sie von ihrem rohen, grausamen Gemahl erdulden musste, Trost, Beruhigung, Rat und Stärke gefunden, als in der Beichte; was wäre aus ihr geworden, wenn der heilige Johannes nicht ihr den rechten Weg gezeigt hätte! O die Beichte ist nicht so schwer und hart, als es scheint. Die Pein eines bösen Gewissens ist groß, in der Beichte aber wird das Herz erleichtert, die Qual weggenommen, die Seele gereinigt und mit Gott versöhnt; da hört der reumütige Sünder das tröstliche Wort: „Gehe hin, deine Sünden sind dir vergeben; der Friede sei mit dir“, und der Friede Gottes und mit ihm neuer Eifer zum Guten kehrt in deine Seele ein! – O christliche Seele, lasse dich doch von Menschen, die der Beichte spotten, dieselbe verachten und als Menschenerfindung ausgeben, nicht betrügen und verführen, du würdest dich an Jesus versündigen, der aus unendlicher Liebe gerade die Beichte zum Trost der Sünder eingesetzt hat! Sollte es dich auch hart ankommen, deine geheimen Sünden einem Priester zu entdecken, sollte dir auch der Gedanke kommen, der Priester könnte dich darum anschauen, dich verachten oder gar deine Sünden entdecken, so gib dieser Versuchung kein Gehör, sie kommt vom Satan. Denke an Johannes von Nepomuk, der sich lieber martern ließ, als etwas von der Beichte aussagen wollte, und merke dir das: „Selbst die größten Feinde der Beichte, auch nicht die Protestanten, können sagen, dass je ein katholischer Priester aus der Beichte geredet!“ Jesus, der die Beichte eingesetzt hat, lässt dieses nicht zu! Gehe also gerne und oft zur heiligen Beichte und reinige dich dadurch von deinen Sünden! Du wirst immer mehr dich selbst erkennen lernen, immer mehr zum Guten angeeifert und gestärkt, immer gerechter und heiliger werden! Willst du das?

Gebet O Jesus, lass nicht zu, dass ich dich durch eine Sünde beleidige; sollte aber dies Unglück mir begegnen, so gib mir die Gnade, dass ich sogleich in den Beichtstuhl eile, um reumütig meine Sünden vor dem Priester zu bekennen, damit ich Vergebung erlange in deinem Blut. Amen.

(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1884)