Maria Schnee

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Maria Schnee bei Peterwardein

Zu den vorzüglichsten Merkwürdigkeiten von Peterwardein, einer der stärksten Festungen des österreichischen Kaiserstaates, gehört das Kirchlein Maria Schnee, welches jährlich zweimal, vorzüglich aber am 5. August von vielen Gläubigen besucht wird, um bei dem wundertätigen Bilde Rettung und Segen zu erflehen.

Schon im Jahre 1618, als die Türken zum erstenmal von Peterwardein vertrieben wurden, stand eine kleine Kapelle da. Hierher kamen die Türken aus der Festung, um sich bei zwei Quellen zu belustigen, von denen die eine zunächst der Kapelle schon seit hundert Jahren versiegt ist, die andere aber dreißig Schritte tiefer, am Fuße des Berges, noch jetzt besteht. Sie gibt ein sehr schmackhaftes Wasser und verschafft den Wallfahrern einen erwünschten Labetrank.

Zwei türkische Derwische (Einsiedler), trugen zu jenen Zeiten darüber Obsorg und bedienten die aus der Festung kommenden Türken mit einem frischen Trunk Wassers, wofür sie jederzeit ein Almosen erhielten. Der Geiz trieb sie hierauf an, dass sie aus der kleinen Kapelle eine türkische Moschee erbauten, um dadurch ihre Glaubensgenossen häufiger hierher zu locken und das Almosen sich zu verdoppeln.

Nach dem Abzug der Türken blieb diese Moschee unbenutzt, bis im Jahre l693 auf Befehl Kaiser Leopold I. zwei Jesuiten hierher kamen, und aus Mangel eines öffentlichen Gotteshauses in Peterwardein dieselbe in eine katholische Kirche umwandelten. Als aber im Jahre l716 Prinz Eugen unweit dieser Kapelle die Türken aufs Haupt geschlagen hatte, wurde zum ewigen Andenken die Erbauung einer neuen und großem Kirche beschlossen, welche den Namen Maria Schnee von einem Bildnisse erhielt, das ein kaiserlicher Offizier im Schnee gefunden zu haben vorgab und nach der Schlacht opferte. Allgemeiner jedoch ist die Sage unter dem Volke, dass dieses Marienbild während der großen Schlacht sich zum Schutze der Österreicher an demselben Orte sehen ließ, und dann, unter lautem Jubel in die Kapelle getragen wurde.
Dr. Kaltenböck


(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) / nach Marianum: Legende von den lieben heiligen und gottseligen Dienern unserer lieben Frau und den berühmten Gnadenorten der hohen Himmelskönigin / Georg Ott, Pustet, 1859, von FJM überarbeitete Fassung)