Mariae Namen

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12. September

Maria als Kind

Am neunten Tage nach der Geburt gab man nach dem Gebrauche in Israel dem Kinde einen Namen. Joachim, im Geiste Gottes erschauend die künftige hohe Würde seines Töchterleins, gab ihm den Namen Mirjam – Maria, was in syrischer Sprache Frau, Herrin, Fürstin, und im hebräischen Meer und Meerstern bedeutet.

„Der erhabene Name „Maria“, welcher der göttlichen Mutter erteilt wurde,“ schrieb der heilige Hieronymus, „ward weder auf Erden erfunden, noch von Menschen gegeben und gewählt. Er kam vom Himmel herab und ward ihr auf Befehl des Herrn erteilt.“

„Meer“ heißt Maria wegen der Menge und Tiefe der bitteren Schmerzen, welche sie erdulden musste; „Frau“ und „Herrin“ heißt Maria, denn nachdem sie den Herrn des Himmels und der Erde geboren, wer kann Anstand nehmen, sie eine Frau und Herrin des Himmels und der Erde zu heißen? Ruft ja doch täglich die heilige Kirche zu Ihr: „Unsere Frau, bitte für uns!“ Ein Meerstern ist sie, denn hell, wie der Stern über die Wellen und Wogen des Meeres, leuchten ihre Tugenden und ihr herrliches Beispiel über die ganze Welt und zeigen durch die Stürme, Wogen und Klippen dieser Erde den Weg zum Himmel.

Dieser heilige Name ist von wunderbarer Kraft und Süße. „Die Teufel haben eine so große Furcht vor der Himmelskönigin Maria, dass, so wie sie nur ihren Namen nennen hören, sie vor dem, der ihn ausspricht, gleich wie vor einem verzehrenden Feuer fliehen,“ sagt Thomas von Kempis, und der heilige Ambrosius spricht: „Es ist ein Zeichen, dass man die Gnade Gottes schon besitzt oder doch bald derselben teilhaftig wird, wenn man diesen Namen mit Liebe ausspricht.“ „Man kann dich, o große, o barmherzige, o liebenswürdigste Maria!“ ruft der heilige Bernard aus, „nicht nennen, ohne einen neuen Eifer zu fühlen, man kann an Dich nicht denken, ohne von einer heiligen Freude und innerlichen Fröhlichkeit ergriffen zu werden. Jene, die Dich lieben, können sich Deines heiligen Namens nicht erinnern, ohne in Ihrem Herzen die himmlische Süßigkeit, womit Du von Gott begabt bist zu kosten.“

Das Kind hatte den wunderbaren süßen Namen erhalten; Anna pflegte es mit der zärtlichsten Sorgfalt, war es ja die einzige Freude ihres Herzens, ein gnadenvolles Geschenk des Himmels!

Aber eben deswegen, weil Joachim und Anna ihr Kind für ein Geschenk Gottes hielten, wollten sie dieses Geschenk ihm, dem gütigsten Vater, mit vollkommenster Liebe zum Opfer bringen. Als daher die achtzig Tage der gesetzlichen Reinigung vorüber waren, reiste Anna mit ihrem Gatten und dem Kind in den Tempel nach Jerusalem, legte dort das geliebte Kind dem Allerhöchsten zu Füßen und machte das feierliche Gelübde, dasselbe, sobald es zum Gebrauche der Vernunft gekommen und wisse, was gut und böse sei, wieder in den Tempel zu bringen und gänzlich seinem Dienste zu weihen. Hierauf traten beide Ehegatten sogleich die Heimreise an und kehrten in ihr armes Haus zurück, wo Maria still und verborgen empor blühte wie eine Lilie, Himmel und Erde zur Freude und Wohlgefallen.


Siehe auch: Marienfeste


(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1884)