Walerich

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Der heilige Abt Walerich, Bekenner Jahr 622

Fest

(trid. Kalender): 1. April

Das Leben des hl. Walerich

Was ein noch unverdorbener Mensch mit Gottes Gnade vermag, der mit Ausdauer und Fleiß der Erkenntnis und Übung des Guten nachstrebt, das kannst du an dem heiligen Walerich sehen. Seine Eltern waren arme Leute in der Auvergne, einer Provinz Frankreichs, deswegen musste er als Knabe die Schafe hüten. Da er sah, wie andere Kinder seines Alters in die Schule gingen, um lesen und schreiben zu lernen, so kam ihm das Verlangen, ebenfalls Etwas zu lernen, leider hinderte ihn aber seine große Armut. Oft traten ihm die Tränen in die Augen, wenn er sah, wie andere Kinder sich Kenntnisse sammeln, er aber unwissend bleiben sollte. Er wurde jedoch nicht mutlos. Weil er nicht in die Schule gehen konnte, so bat er den Lehrer, er möchte ihm doch die Buchstaben auf ein Täfelchen schreiben und ihm die Aussprache derselben erklären. Der gute Lehrer tat es und Walerich machte sich sogleich voll Freude und Eifer darüber her, die Buchstaben zu merken, zusammenzusetzen und so nach und nach das Lesen zu lernen. Während seine Schafe weideten, betete und lernte er, dann ging er wieder zum guten Schullehrer, den seine Wissbegierde freute, und der ihm gerne die nötige Erklärung gab. Bald konnte er die Psalmen Davids lesen. So vergingen unter Gebet, Lernen und Arbeit seine Kinderjahre. Rein wie ein Engel wuchs er auf; unschuldig wie seine Schäflein lebte er; der heilige Geist wohnte in seinem Herzen.

Mit dem, was er bisher gelernt hatte, war er noch nicht zufrieden. Da er gehört hatte, dass die Geistlichen noch mehr Kenntnisse hätten, so verlangte er eines Tages von seinem Vater die Erlaubnis, einen Geistlichen, der zu seinen Eltern nahe verwandt war und in einem nahen Kloster lebte, besuchen zu dürfen. Der Vater gab ihm die Erlaubnis und Walerich machte sich sogleich auf den Weg. Als er im Kloster ankam und dort die große Andacht und Ruhe und den großen Eifer im Studieren bemerkte, so bat er herzlich seinen geistlichen Vetter, er möge ihn im Kloster behalten. Allein dieser weigerte sich und ließ seinen Vater kommen, damit er ihn wieder nach Hause nehme. Aber Walerich hörte nicht auf zu bitten und zu flehen, und da er laut zu weinen anfing, so hörte es der Abt des Klosters und dieser gab ihm nun die Erlaubnis im Kloster bleiben zu dürfen unter der Bedingung, dass er den Priestern am Altar dienen und andere Dienste leisten müsse. Walerich versprach Alles zu tun und verrichtete auch alle Geschäfte mit musterhafter Treue. Wegen seiner Bescheidenheit und Demut gewannen ihn alle Mönche lieb und sie hatten auch eine große Freude, als der Abt ihm das Klosterkleid reichte und ihm erlaubte, das Studium der Gottesgelehrtheit zu betreiben, damit er zum Priester geweiht werden könnte. Das war nun die höchste Freude für Walerich; mit unermüdetem Eifer lernte er die Wissenschaften und brachte es auch bald so weit, dass er für den Gelehrtesten, aber auch für den Frömmsten aller Brüder im Kloster gehalten wurde. Doch damit war Walerich noch nicht zufrieden; er wollte sich noch mehr vervollkommnen. Deshalb verließ er mit Erlaubnis seines Abtes sein Vaterland und begab sich nach Auxerre in das Kloster des heiligen Makarius, wo er ein gar strenges Leben führte. Als er aber nach einiger Zeit vernahm, wie gar heilig die Mönche des heiligen Kolumban lebten, so begehrte er bei demselben die Aufnahme. Der heilige Kolumban kannte, vom heiligen Geiste erleuchtet, die hohe Frömmigkeit Walerichs; denn als dieser in das Kloster trat, verbreitete er einen wunderbaren Wohlgeruch um sich. Er wurde daher mit herzlicher Liebe vom heiligen Kolumban empfangen; um aber seine Demut zu prüfen, trug ihm der heilige Abt auf, den Klostergarten zu besorgen. Walerich gehorchte ohne Widerrede, obwohl er gerne in den Büchern studiert hätte, und bebaute als fleißiger Gärtner die Erde im Schweiße seines Angesichtes. Es war aber gerade um diese Zeit eine schädliche Witterung; Schnecken und anderes Gewürm verzehrten alle Pflanzen in der Umgegend, so dass man nicht einmal die gewöhnlichsten Kräuter haben konnte. Aber Walerichs Garten blieb verschont; da ließ sich kein Ungeziefer sehen und Alles blühte und wuchs wie sonst.

Voll Verwunderung hierüber riefen die Ordensbrüder aus: „Das ist Gottes sichtbarer Segen;“ Kolumban aber sprach: „Das verdanken wir dem Gebete des frommen Bruders Walerich.“ Dieser aber wehrte sich dagegen und sagte: „O nein, nicht meinem Gebet schreibt dieses zu; unserem heiligen Abt zu Lieb hat der Herr Regen und Sonnenschein geschickt und den Würmern den Zugang versperrt.“ Von nun an aber wollte es dem demütigen Walerich in diesem Kloster nicht mehr gefallen, man ehrte ihn zuviel und das konnte er nicht ertragen. Er gestand dies auch offen dem heiligen Kolumban und dieser gab ihm den Rat, für sich und einige Gefährten einen einsamen Ort aufzusuchen. Er begab sich daher zum König Klotar und bat ihn um ein Stück Land, wo er ein Klösterlein bauen und von da aus an der Bekehrung der Heiden, deren es damals noch viele im Frankenland gab, arbeiten könne. Gerne schenkte ihm auch der König ein Stück Land und ließ ihm durch den Bischof von Amiens ein Klösterlein samt einer Kapelle bauen. – Zu seinen Gefährten gesellten sich bald mehrere fromme Jünglinge und er war nun gezwungen, als Abt ihre Leitung zu übernehmen. Er ging ihnen mit dem schönsten Beispiel voran und behandelte sie alle wie ein wahrer Vater. Seine meiste Mühe aber verwandte er auf die Bekehrung der Heiden und durch seine feurigen Predigten, sowie auch durch Wunder gewann er eine große Zahl derselben für Christus. Als er einst über Land ging, sah er gerade einen Verbrecher an dem Galgen hängen. Vom Geist Gottes angetrieben, nahte er sich dem Galgen, schnitt den Leichnam des Gehenkten vom Stricke ab, legte sich dann betend über ihn hin und erweckte ihn wieder zum Leben. Der Richter wollte den Heiligen hindern, aber dieser sprach: „Dieser arme Verbrecher hat sein Verbrechen bereits gebüßt; du hast ihn hängen lassen. Das Leben hat ihm Gott gegeben, und er gehört nun mein. Wenn du ihn nochmal hängen willst, so musst du auch mich hängen.“ Der Richter, von diesen Worten betroffen, gab nach und der Heilige nahm den armen Sünder mit sich, der sich bekehrte und nachher ein frommes Leben führte.

Eine überaus große Liebe hatte Walerich auch gegen die Armen. Öfters zog er seine Kleider aus und schenkte sie ihnen; ja auch die Speisen der Brüder teilte er unter sie aus; und wenn diese sich beklagten, so sagte er: „Seid versichert, liebe Brüder, dass Gott gewiss für diejenigen sorgt, die gutwillig den Dürftigen helfen.“

So sehr Walerich die Barmherzigkeit liebte, so lieb hatte er auch die schöne Tugend der Reinigkeit. Absonderlich hasste und verabscheute er alle unehrbaren Reden und Gespräche. Einst kehrte er auf einer Reise im strengsten Winter bei einem Priester ein, um sich zu wärmen. Bei dem Priester war gerade ein Beamter zugegen, und beide führten unflätige Reden, ohne auf den Gast zu merken. Als aber Walerich die unsauberen Worte hörte, da trat er unwillig vor die Redenden hin und sprach: „Meine Herren, habt ihr nicht gelesen, dass wir am letzten Gericht über jedes unnütze Wort Rechenschaft geben müssen?“ Allein diese merkten nicht auf die Warnung, sondern setzten ihr unreines Gespräch fort. Jetzt konnte es Walerich nicht mehr ertragen, er verließ das Haus. Bei der Türe aber wandte er sich nochmal um, und im ernsten Tone sagte er: „Ich wollte mich hier wärmen, allein ich will lieber die bitterste Kälte dulden als euer Gespräch anhören. Ich habe euch gewarnt; seht zu, was euch begegnen wird!“ Er ging fort; aber die Strafe folgte sogleich, der Priester wurde blind, der Beamte aber mit einer unheilbaren Wunde geschlagen bis zum Tode.

Walerich kehrte wieder in sein Kloster zurück, wo er bis zu seinem Tode unendlich viel Gutes stiftete, bis er endlich, reich an Verdiensten, eines sanften Todes entschlief im Jahre 622. Über seinen heiligen Gebeinen erbaute König Klotar eine Kirche, allwo zahlreiche Wunder geschahen. – Dreihundert Jahre danach wurde im Krieg die Kirche verbrannt und die Reliquien des Heiligen wurden nach Flandern gebracht. Aber nicht lange danach forderte sie der Graf Hugo Kapet wieder zurück, und als er sie erhielt, trug er sie selbst auf seinen Schultern in das Kloster des heiligen Valerius nach Frankreich zurück. Durch diese heiligen Reliquien kam Gottes reicher Segen über das Kloster und die ganze Umgegend bis zur Zeit der Revolution, wo auch dieses Kloster zerstört wurde.

Darstellung des hl. Walerich

Der heilige Walerich wird abgebildet in der schwarzen Kleidung eines Abtes mit dem Hirtenstab.

Welch großen Schaden unehrbare Reden anrichten

Mit Recht hat der heilige Walerich mit Abscheu sich von den garstigen Reden dieser unflätigen Männer abgewendet, denn derjenige, welcher unehrbare, zucht- und schamlose Reden führt, ist ein Gehilfe des Satans, sagt der heilige Augustinus, und gereicht sich und seinem Nebenmenschen zum Verderben. Drei Zungen gibt es, sagt ein Heiliger; die erste redet himmlische Dinge, die zweite irdische, die dritte aber ist eine höllische, welche nur von fleischlichen Freuden redet und viele in die Hölle stürzt. Der Mund eines Menschen, sagt der heilige Chrysostomus, welche unzüchtige Reden ausstößt, gleicht einem offenen Grab, das verfaulte Leichname in sich birgt; der Gestank derselben verursacht Krankheit und Verderben. Es schadet aber ein Mensch, der Unehrbares oder auch Zweideutiges redet, sich selbst; denn indem er solche Dinge spricht, hat er sie auch vor Augen, er denkt daran, er hat eine Freude daran, er verlangt danach und begehrt schon dadurch eine Todsünde. Welch’ ein entsetzliches Übel ist aber eine Todsünde!! Ein Mensch, der ein keusches Herz hat, kann gar keine unzüchtigen Reden führen; nur ein unreines Herz gibt Unreines von sich, wie das Sprichwort sagt: „Wovon das Herz voll ist, geht der Mund über“, wie kann aber ein Unreiner je selig werden? Es geschieht auch, dass ein Mensch, der so gerne unreine Reden führt, auch im hohen Alter sich nicht mehr davon enthält; wie wird ein solcher wohl sterben? Dazu kommt aber, dass ein solche unflätiger Mensch nicht bloß sich, sondern auch seinen Nebenmenschen ins Verderben stürzt und ein schreckliches Ärgernis gibt. Es geschieht gar oft, dass solche Reden unverdorbene, arglose Jünglinge, Mädchen oder noch unschuldige Kinder hören. Die garstigen Worte, die wie im Scherz gesprochen werden, dringen durch ihre Ohren in das Herz; sie denken daran, bekommen böse Begierden, forschen dann weiter nach, suchen böse Gelegenheit auf und stürzen in die gräulichsten Sünden! Ach, hätten sie diese Worte nicht gehört, sie wären rein und unschuldig geblieben, nun aber gehen sie zu Grunde!! Wer aber ist daran Schuld? Wer hat ihr Verderben auf seiner Seele? Trifft solche nicht das Wort Jesu: „Wehe dem, der Ärgernis gibt!“ Wie kann ein solch unflätiger Mensch das Ärgernis mehr gut machen? Sage selbst, lieber Leser, kann ein solcher Mensch ohne die schwerste Buße mehr selig werden? Aber ach! Man macht sich aus solchen Reden so wenig; man meint, es sei nur ein Scherz; man lacht darüber; ja man spottet sogar über solche, die sich solcher Reden schämen! Wie! Kann das ein Scherz sein, woran der Untergang einer Seele hängt? Ein einziges Wort, sagt der heilige Bernard, kann die Seelen derer, welche es hörten, um das ewige Leben bringen! Ein solcher Scherz, sagt der heilige Alphonsus, macht der Hölle die größte Freude und wird einst ewige Tränen kosten!

O christliche Seele, hüte dich vor dergleichen Reden; sprich sie nicht und höre sie nicht an, denn wer gottlose Reden aufnimmt, der lässt den Tod durch die Fenster einsteigen. Bedenke, dass deine Zunge die Zunge eines Christen ist; dass du mit dieser Zunge oft betest, Gott lobest und preisest; dass auf diese Zunge oft der heilige Leib Jesu in der Kommunion gelegt wird; wehe, wenn diese Zunge unrein ist, welche Schmach tust du dadurch Gott und deinem Heiland an! Rede immer nur, was recht, was ehrbar ist und Nutzen schafft, damit du am Tage des Gerichtes nicht zu beklagen hast, deine Zunge zum Bösen missbraucht zu haben! Mache daher von ganzem Herzen folgenden Vorsatz:

O mein Jesus, der du einst von jedem unnützen Wort Rechenschaft forderst, ich mache vor deinem Angesichte das Versprechen, meine Zunge nie durch ein unehrbares Wort zu beflecken, damit ich mich und andere nicht in das Verderben stürze. Maria, meine liebe Mutter, hilf mir, dass ich meinen Vorsatz halte.


(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)