Aloysius: Unterschied zwischen den Versionen

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== Der heilige Jüngling Aloysius von Gonzaga. Jahr 1591 ==
 
== Der heilige Jüngling Aloysius von Gonzaga. Jahr 1591 ==
  
  
 
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Eines Tages befand sich die heilige Magdalena von Pazzis zu Florenz in seliger Entzückung. Ihre Augen waren zum Himmel gerichtet, auf ihrem Antlitz strahlte himmlische Freude und mit heller Stimme rief sie aus: „O welch große Glorie besitzt der heilige Aloysius, der Sohn des heiligen Ignatius! Niemals hätte ich dies geglaubt, wenn mir nicht mein Jesus solches gezeigt hätte. Aloysius ist ein großer Heiliger, und ich wollte, ich könnte die ganze Welt durchwandern und rufen, dass Aloysius, der Sohn des heiligen Ignatius, ein großer Heiliger ist; Aloysius ist ein verborgener Martyrer gewesen! O wie gewaltig hat er Gott auf Erden geliebt! Nun genießt er Ihn im Himmel durch vollkommene Liebe!“
 
Eines Tages befand sich die heilige Magdalena von Pazzis zu Florenz in seliger Entzückung. Ihre Augen waren zum Himmel gerichtet, auf ihrem Antlitz strahlte himmlische Freude und mit heller Stimme rief sie aus: „O welch große Glorie besitzt der heilige Aloysius, der Sohn des heiligen Ignatius! Niemals hätte ich dies geglaubt, wenn mir nicht mein Jesus solches gezeigt hätte. Aloysius ist ein großer Heiliger, und ich wollte, ich könnte die ganze Welt durchwandern und rufen, dass Aloysius, der Sohn des heiligen Ignatius, ein großer Heiliger ist; Aloysius ist ein verborgener Martyrer gewesen! O wie gewaltig hat er Gott auf Erden geliebt! Nun genießt er Ihn im Himmel durch vollkommene Liebe!“
 
So gibt Jesus selbst durch seine heilige Dienerin Magdalena dem heiligen Jüngling Aloysius das Zeugnis himmlischer Glorie, und in der Tat wirst du finden, lieber Leser, dass Aloysius wegen seines egenreinen Lebens auf Erden diese hohe Gnade verdient hat.  
 
So gibt Jesus selbst durch seine heilige Dienerin Magdalena dem heiligen Jüngling Aloysius das Zeugnis himmlischer Glorie, und in der Tat wirst du finden, lieber Leser, dass Aloysius wegen seines egenreinen Lebens auf Erden diese hohe Gnade verdient hat.  
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(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884)
 
(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884)
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Version vom 18. Februar 2009, 14:47 Uhr

Der heilige Jüngling Aloysius von Gonzaga. Jahr 1591

Fest: 21. Juni

Eines Tages befand sich die heilige Magdalena von Pazzis zu Florenz in seliger Entzückung. Ihre Augen waren zum Himmel gerichtet, auf ihrem Antlitz strahlte himmlische Freude und mit heller Stimme rief sie aus: „O welch große Glorie besitzt der heilige Aloysius, der Sohn des heiligen Ignatius! Niemals hätte ich dies geglaubt, wenn mir nicht mein Jesus solches gezeigt hätte. Aloysius ist ein großer Heiliger, und ich wollte, ich könnte die ganze Welt durchwandern und rufen, dass Aloysius, der Sohn des heiligen Ignatius, ein großer Heiliger ist; Aloysius ist ein verborgener Martyrer gewesen! O wie gewaltig hat er Gott auf Erden geliebt! Nun genießt er Ihn im Himmel durch vollkommene Liebe!“ So gibt Jesus selbst durch seine heilige Dienerin Magdalena dem heiligen Jüngling Aloysius das Zeugnis himmlischer Glorie, und in der Tat wirst du finden, lieber Leser, dass Aloysius wegen seines egenreinen Lebens auf Erden diese hohe Gnade verdient hat. Im nämlichen Jahr (1568), wo der heilige Jüngling Stanislaus dies zeitliche Leben verließ, wurde Aloysius im Schloss Kastiglione am 9. März geboren. Sein Vater war Ferdinand Gonzaga, Fürst des römischen Reiches und Markgraf; seine Mutter Martha stammte aus einem alten Königsgeschlecht. Seine Geburt hätte bald ihm und seiner Mutter das Leben gekostet; schon verzweifelten die Ärzte an der Rettung, als die mächtige Himmelskönigin Maria ins Mittel trat. Die Mutter hatte nämlich im Augenblick der Gefahr das Gelübde getan, mit ihrem Kind nach Loreto eine Wallfahrt zu machen, wenn ihr Hilfe werde, und sogleich ward sie glücklich von einem Knaben entbunden, dem, noch ehe er das Licht der Welt erblickte, schon die Gnade der heiligen Taufe und der schöne Name Aloysius, zu deutsch „Sieger“ zuteil wurde, denn er hat wirklich drei Feinde: Welt, Teufel und Fleisch besiegt und die Siegeskrone erlangt! Seine äußerst fromme Mutter betrachtete ihn als ein Geschenk des Himmels, denn ehe er geboren war, gehörte er schon durch die Taufe dem Himmel an. Durch das Zeichen des heiligen Kreuzes weihte sie ihn Gott dem Herrn, empfahl ihn der jungfräulichen Gottesmutter Maria und betete um die Gnade, dass ihr Sohn niemals durch ein Laster seine Unschuld beflecke. Kaum konnte der kleine Aloysius die ersten Worte lallen, so lehrte sie ihn schon das Kreuzzeichen machen, die heiligsten Namen Jesus und Maria aussprechen und das Vaterunser und den englischen Gruß hersagen. – Aloysius aber sog die Frömmigkeit mit der Muttermilch ein; er konnte noch nicht recht gehen, so suchte er schon im Haus irgendeinen verborgenen Ort, um dort zu beten. Oft fand man ihn betend in einem Winkel oder hinter einem Haufen Holz knien. Seine fromme Mutter hatte hierüber die größte Freude, weil sie schon längst das Verlangen hegte, dass Aloysius in irgendein Kloster treten möchte. Allein der Vater, ein leidenschaftlicher Kriegsmann, wollte aus seinem Sohn einen tapferen Soldaten bilden, und um ihm hierzu Liebe und Eifer einzuflößen, gab er ihm zum Spielzeug kleine Gewehre, Schwerter und andere Waffen in die Hand. Auch nahm er ihn mit in das Lager von Kremona, um die Soldaten und ihre Kriegsübungen zu sehen. Aloysius fand Wohlgefallen an dem Soldatenleben, aber Gott äußerte bald wieder seinen Sinn. Einmal wollte er ein Schießgewehr abfeuern und verwundete dabei sein Angesicht; ein anderes Mal entwendete er den Soldaten heimlich aus den Patrontaschen Pulver, lud damit eine Kanone und feuerte sie ab. Dabei kam er nun in große Gefahr; denn die Räder der Kanone hätten ihn beinahe zermalmt, wenn nicht sein heiliger Schutzengel ihn gerettet hätte. Diese Unfälle kühlten seinen Eifer ab; als er aber die Flüche und unkeuschen Reden der Soldaten hörte und unverständigerweise nachahmte, da trat Gott in das Mittel. Des Aloysius Hofmeister hörte nämlich davon, machte ihn auf diese schändlichen Worte aufmerksam und flößte ihm den größten Abscheu und die bitterste Reue hierüber ein. Aloysius beweinte im größten Schmerz seinen kindlichen Leichtsinn und sein ganzes Leben lang hörte er nicht auf, über diesen Fehltritt zu trauern und zu weinen. Jetzt aber wandte er sich mit ganzem Herzen wieder zu Gott, um sich nie mehr von ihm zu trennen. Vom Soldatenleben wollte er nichts wissen; Gebet, Studium und heilige Übungen waren ihm das liebste Geschäft. Besonders lieb hatte er die Armen, denen er mitteilte, soviel er nur konnte. Seine Bescheidenheit, sein sanftes, stilles Betragen, absonderlich aber seine engelreine Unschuld, zogen aller Augen auf sich. Selbst hochgelehrte Männer wurden von seinem Anblick erbaut und die in seinem Innern verborgenen Gnadengaben wusste der Teufel selbst den Menschen zu entdecken. Denn als einst zu Kastiglione ein Franziskaner von einem Besessenen den Satan austreiben wollte, da heulte dieser gräulich, erhob seine Hand, deutete auf Aloysius, der mit seinem Bruder zusah, und rief mit lauter Stimem: „Seht ihr jenen? Er ist es, auf welchen der Himmel und in demselben ein großer Ruhm wartet!“ – Aller Augen richteten sich auf Aloysius, der tiefbeschämt sich verbergen wollte und mit niedergeschlagenen Augen sich entfernte. Aloysius war jetzt sieben Jahre alt; in diesem Jahr hatte er sich auch ganz dem Dienst Gottes geweiht und den Anfang zu seinem heiligen Leben gemacht. Sein Vater war in den Krieg gezogen; seine fromme Mutter und der fromme Hofmeister Turzius leiteten sorgfältig seine Erziehung. All seine Freude fand er im Gebet. Wenn er früh morgens vom Bett sich erhob, bezeichnete er sich mit dem Kreuz; unter Gebet zog er seine Kleider an und dabei war er so schamhaft, dass er weder selbst irgendein Teil seines Leibes entblößt ansah, noch von dem Bedienten ansehen ließ; ja der Bediente durfte ihm nicht einmal den bloßen Fuß berühren. War er angekleidet, dann kniete er sich vor ein heiliges Bildnis nieder und verrichtete sein Morgengebet. Hierauf betete er die sieben Bußpsalmen und das Offizieum der heiligen Jungfrau mit solcher Andacht und so eifrig, dass er es nicht einmal auf dem Krankenbett unterließ. Als er etwas älter wurde, fügte er zu den mündlichen Gebete noch eine Stunde Betrachtung hinzu. – Wenn er sich aus Vergessenheit eher in das Bett gelegt, als er sein Gebet verrichtet hatte, was aber nur selten geschah, und er entsann sich dessen, dann sprang er sogleich aus dem Bett und verrichtete seine Gebete. Täglich erforschte er abends sein Gewissen mit aller Genauigkeit und an Vorabenden vor den Festtagen betete er vor dem Schlafe mehrere Stunden; ja mitten in der Nacht stand er heimlich vom Bett auf und weihte mehrere Stunden, im bloßen Hemd auf dem Boden kniend, in finsterer Nacht dem Gebet. Da er dies auch im kalten Winter tat, so geschah es, dass er vor Kälte am ganzen Körper erstarrte und vor Schwäche auf den Boden hinsank. Einstmals, wo er bis in die späte Nacht beim Licht betete und vor Mattigkeit einschlief, ergriff das Licht die Vorhänge des Bette und er wäre beinahe verbrannt, wenn ihn sein heiliger Schutzengel nicht geweckt hätte. Außer den längeren Gebeten, welche er verrichtete, gebrauchte er häufig noch kürzere, nämlich sogenannte Schlussgebetlein. Er ließ so oft und vielfältig solche kurze Seufzer der Liebe, der Anbetung, des Dankes, der Reue usw. Zu Gott emporsteigen, dass die Hausgenossen zu sagen pflegten, es scheine, Aloysius wolle mit allen Wänden reden. Stieg er die Stiege hinan, so betete er auf jeder Stufe den englischen Gruß. Täglich wohnte er dem heiligen Messopfer bei und diente dem Priester als Ministrant mit solcher Andacht am Altar, dass man einen Engel zu sehen glaubte. An Sonn- und Festtagen hörte er die Predigt mit solcher Aufmerksamkeit, dass ein berühmter Prediger sagte: „Wenn ich recht eifrig predigen wollte, so dürfte ich nur Aloysius ansehen.“ Die größte Freude machten ihm Bilder und Rosenkränze, welche ihm die Klostergeistlichen schenkten, und mit einer Art Heißhunger las er in geistlichen Büchern. Nie traf man ihn in seinem Zimmer, ohne dass er betete oder eine geistliche Lesung hielt. Da er schon in der Stunde seiner Geburt vorzüglich durch die Hilfe der Mutter Gottes aus der Todesgefahr gerettet wurde, so hatte er denn auch eine glühende Andacht zu Maria, der reinsten Jungfrau. Wenn er nur von dieser heiligen, geliebten Mutter reden hörte, brannte sein Herz vor Liebe, und so oft er ihren Namen aussprach, fühlte er die lieblichste Süßigkeit in seinem Inneren. Um seiner heiligen Mutter Maria ein Zeichen seiner innigen Liebe zu geben, fasste er den Entschluss, zur Nachahmung ihrer Jungfräulichkeit und zur Ehre ihrer unbefleckten Empfängnis, das Gelübde beständiger Keuschheit abzulegen. Als er 9 Jahre alt war, legte er wirklich zu Florenz, wo er sich mit seinem Bruder befand, vor dem Bild der hohen Himmelskönigin das Gelübde ewiger Jungfräulichkeit ab. Nachdem er dies getan hatte, wandte er auch alle Mittel an, um sein Herz immer unbefleckt zu bewahren. Vor allem vermied er sorgfältig jeden Umgang und alles Zusammentreffen mit Frauenspersonen. Selbst jede Unterredung und sogar der Anblick derselben war ihm lästig. Zwei Prinzessinnen, die noch Kinder waren, luden ihn einst ein, mit ihnen im Garten zu spielen, allein Aloysius wollte nichts davon wissen. Einst befand er sich allein in seinem Zimmer, da schickte seine Mutter eine vornehme Dame zu ihm, um ihm etwas zu sagen. Aber Aloysius öffnete nur ein wenig die Türe, hörte sie mit niedergeschlagenen Augen an und schickte sie mit einer kurzen Antwort wieder fort. Ja nicht einmal mit seiner Mutter wollte er allein reden, und Frauenzimmer, die er Anstands halber besuchen musste, sah er niemals an. Einstmals sollte er bei einem Pfänderspiel den Schatten eines Mädchenkopfes an der Wand küssen. Er wurde vor Scham blutrot im Gesicht und entfernte sich augenblicklich. Unter den Gnaden, um welche er seinen Vater bat, war die erste diese, dass er ihm gestatte, nie mit Frauenzimmern reden und in ihre Gesellschaften gehen zu müssen. Sein Oheim hatte einst ihm und seinem Bruder zu Liebe ein Gastmahl bereitet. Aloysius aber wollte dabei nicht erscheinen, denn er wusste gar wohl, dass bei Gastmählern und Trinkgelagen die Unschuld große Gefahr leide. Als er aber endlich auf vieles Zureden oder vielmehr auf Befehl erschien, gab er das schönste Beispiel der Sittsamkeit. Denn als man nach aufgehobener Tafel einen Tanz aufführte und ein vornehmes Fräulein ihn zum Tanz einlud, da verließ´er, ohne ein Wort zu sagen, die Gesellschaft und begab sich in sein Wohnzimmer, wo er sich in einem Winkel niederkniete und betete. Hier muss ich gleich beifügen, was ihm später begegnete. Als er 13 Jahre alt war, musste er mit seinem Vater die Kaiserin Maria von Österreich nach Madrid in Spanien begleiten und dort am Hof ihr öfters die Aufwartung machen und sie bedienen. Drei Jahre befand er sich im königlichen Palast, wo es fast täglich die prächtigsten Feste gab; allein er blieb seinen Gebetsübungen und Studien getreu und lebte so züchtig und schamhaft, dass er nie der Kaiserin in das Angesicht schaute und man gewöhnlich sagte, der junge Aloysius scheine keinen Körper zu haben. So wie er, um seine Unschuld zu bewahren, jeden Umgang mit Personen des anderen Geschlechtes floh, und beständig seine Augen bezähmte, so machte er es auch mit seiner Zunge und seinen Ohren. Sobald er ein ungeziemendes Wort hörte, wurde er rot im Gesicht, schlug die Augen nieder, tat, als habe er die Rede nicht gehört und zeigte sein Missfallen hierüber, oder er ging sogleich fort. Aus seinem Mund kam niemals ein böses oder unanständiges Wort; seine Worte waren wenig und ernst und in seiner Gegenwart getraute sich niemand irgend etwas Unartiges zu reden. – Einst befand er sich in der Wohnung eines vornehmen Greises; mehrere Jünglinge waren dort versammelt und begannen mit dem Greis allerlei unanständige Scherzreden zu führen. Da ergriff den heiligen Aloysius ein heiliger Zorn und er sprach zu dem Alten: „Sol sich ein ernsthafter Mann, der mit solchen Gaben der Natur und des Glücks ausgerüstet ist wie ihr, nicht schämen, in Gegenwart dieser Jünglinge von solchen Dingen zu reden?“ Da der heilige Aloysius wusste, dass Müßiggang aller Laster Anfang ist, so suchte er jeden Augenblick der kostbaren Zeit zu benützen und alle unnützen Spiele und Unterhaltungen zu fliehen. Er hatte jeden Tag genau eingeteilt. Einige bestimmte Stunden widmete er dem Gebet, andere schriftlichen Übungen, wieder anderer der geistlichen Lesung, dem Besuch des allerheiligsten Sakramentes und dem Studium. Immer war er beschäftigt. Mit größtem Fleiß lernte er die Wissenschaften; seine Lehrer durften ihn dazu nicht ermahnen. Befvor er zu lernen anfing, machte er vor einem heiligen Bild eine gute Meinung und verrichtete ein kurzes Gebet. In die Schule ging er immer zu Fuß, langsam und mit niedergeschlagenen Augen. Bevor er in die Schule trat, besuchte er zuerst das allerheiligste Altarssakrament. Nur zu frommen Mitschülern setzte er sich in der Schule und mit gespannter Aufmerksamkeit hörte er dem Lehrer zu. – Lärmende Spiele und Vergnügen liebte er nicht; die Einsamkeit war ihm das Liebste. Die Väter Jesuiten hatte er sehr gerne; es freute ihn schon, wenn er sie nur sehen konnte. Er wusste, dass diese ehrwürdigen Priester an gewissen Tagen zur Erholung auf ein Landgut gingen; deshalb stand er schon am frühesten Morgen auf und ging auf das Landgut zu. Während des Spaziergangs, bis die Väter kamen, las er in einem Buch oder betrachtete und pflückte Blumen. Kamen dann die ehrwürdigen Väter, dann grüßte er sie freundlich und folgte ihnen nach, bis sie in das Landhaus eintraten; hierauf kehrte er langsam nach Hause zurück. Konnte er wegen schlechten Wetters seinen gewöhnlichen Gang nicht machen, so begab er sich in das Kollegium der Jesuiten, um sich an den frommen Unterredungen der Väter zu erbauen. Auch mit den Brüdern im Kloster ging er gerne um, besonders mit dem Bruder Pförtner. Es freute ihn sehr, wenn ihm dieser manchmal die Schlüssel anvertraute, während er hinging, um einen Pater zu rufen. – In den Fastnachtstagen, wo die Weltkinder der Ausgelassenheit sich hingaben, ging er zu seinen lieben Vätern in das Kloster, um sich mit ihnen zu unterhalten. Als er sich einst zu Mailand aufhielt, hielten die vornehmen Jünglinge dortselbst während der Fastnacht ein Pferderennen. Alle Jünglinge erschienen mit prächtigen Kleidern und Pferden. – Um nun sein Missfallen an diesem Gepränge zu zeigen, erschien auch Aloysius, aber nicht auf einem Pferde, sondern auf einem schlechten Maulesel, um der stolzen Welt zu spotten und von ihr verspottet zu werden. Unnützes Spiel, eitle Scherze und Possen waren ihm verhasst; er floh sie, wo er konnte, und suchte seine Zeit besser zu benützen. Dadurch aber bewahrte er auch seine Unschuld vor Befleckung, die bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich verloren geht. Alle Mittel, welche, wie du gelesen hast, der heilige Aloysius anwendete, um seine Unschuld zu bewahren, wahren ihm noch nicht hinreichend. Er hatte ein rasches, feuriges Temperament; sein Körper war blutreich und sehr schön sein Antlitz. Um nun sein feuriges Gemüt zu bändigen und der Sinnlichkeit keine Nahrung zu lassen, übte er sich in der strengsten Abtötung, obwohl er keine feste Gesundheit hatte. Dreimal in der Woche hielt er ein strenges Fasten; am Mittwoch und Freitag zu Ehren des Leidens Christi; am Samstag zu Ehren der Mutter Gottes. An diesen Tagen aß er nur drei in Wasser getauchte Stücklein Brot. Ebenso fastete er an de Vorabenden der Festtage. Die übrigen Tage aß er sehr wenig. In seinem elften Jahr fiel er in eine Krankheit und gaben ihm die Ärzte den Rat, im Essen sich einzuschränken. Von dieser Zeit an aß er nur so wenig, dass man sich wundern muss, dass er nicht verhungerte. All seine tägliche Speise war keine zwei Loth schwer. Wenn er bisweilen ein ganzes Ei aß, so glaubte man, er habe eine sehr reichliche Mahlreit gehalten. War er gezwungen, einer Mahlzeit beizuwohnen, so nahm er gewöhnlich das schlechteste Stück, kostete ein wenig davon und legte das Übrige zurück. Diese strenge Enthaltsamkeit beobachtete er auch nach seiner Krankheit bis zum Tode. Und da man sich fürchtete, es möchten seine Leibeskräfte ganz hinwelken, gab er zu verstehen, dass man mehr für die Seele als für den Leib besorgt sein müsse. Der heilige Aloysius hatte von Gott die überaus große Gnade erhalten, niemals von unreinen Versuchungen geplagt zu sein; aber dennoch fürchtete er die Schlingen, welche das böse Fleisch dem Menschen legt. Daher fastete er nicht bloß sehr streng, sondern kreuzigte seinen Leib, wie er nur konnte. Schon als zarter Knabe geißelte er sich wenigsten dreimal in der Woche so heftig, dass er seine Kleider häufig mit Blut befleckte. Während der letzten Jahre seines Leibens in der Welt zerfleischte er täglich seinen Leib durch die Geißelung. So lang er keine entsprechende Geißel hatte, nahm er Riemen, womit man zu Hause die Hunde anzuhängen pflegte, Stricke oder Ketten, und züchtigte damit seinen unschuldigen Leib. Die Bedienten sahen ihn oft durch die Ritzen der Tür vor dem Kruzifix knien und sich unbarmherzig schlagen, als wäre er der größte Missetäter. Wenn sie sein Bett machten, fanden sie unter seinem Kopfkissen einen großen Vorrat von Stricken und sein blutiges Nachtgewand, welches sie der Mutter zeigten. Da er kein Bußgewand hatte, nahm er Sporen und band sie mit Stricken an seine nackten Seiten und stieß die eisernen Spitzen tief in sein zartes Fleisch. Zu Nachts legte er sich im Bett auf ein Stück Holz oder eine Latte, und dies tat er, da er noch nicht elf Jahre alt war. Im Winter ließ er in seinem Zimmer nicht einheizen, so dass oft vor Kälte seine Hände aufschwollen und die aufgebrochene Haut blutete. Dennoch nahte er sich nicht dem Feuer, um sich zu wärmen; auch gebrauchte er kein Mittel, um die Geschwulst an seinen Händen zu vertreiben. Als sein Vater von dieser Strenge seines Sohnes hörte, zog er sehr gegen ihn los, richtete aber nichts aus. Vielmehr nahm diese Strenge mit den Jahren zu, so dass die Mutter in den Vater drang, Aloysius in ein Kloster gehen zu lassen, weil er sich zu Hause noch ganz aufreiben würde. Ein ganz besonderes Mittel, um immer reiner und heiliger zu werden, fand der heilige Aloysius in der öfteren Beichte. Er wollte alle bösen Neigungen in seinem Inneren mit der Wurzel ausrotten und erforschte daher jede seiner Handlungen aufs Genaueste, ob er etwas Fehlerhaftes daran entdecke. Um dieses besser tun zu können, wählte er sich einen frommen Priester aus der Gesellschaft Jesu zu seinem Beichtvater, dem er mit kindlicher Offenheit sowohl in als außer der Beichte alle seine vermeintlichen Fehler entdeckte; ja er sagte ihm all sein Tun und Lassen, und bat ihn bei jedem Zweifel um Rat. Wenn er beichten wollte, so erforschte er lange zuvor schon und mit größter Genauigkeit sein Gewissen. Hierauf trat er mit einer solchen Reue in den Beichtstuhl, als wenn er der größte Sünder wäre. Als er einmal zu Florenz eine Lebensbeichte ablegen wollte, wurde er beim Hersagen seiner Sünden, die er begangen zu haben meinte, so sehr von Reue ergriffen, dass er in Ohnmacht sank und von seinem Hofmeister nach Hause geführt werden musste. Alle Wochen beichtete er unter einem Strom von Tränen, obwohl sein ganzes Leben engelrein war und seine kleinen Fehler höchstens in Unterlassung irgend einer Pflicht oder eines guten Werkes bestanden. Bis jetzt hatte er das Hauptmittel, um die Unschuld und Reinheit des Herzens zu bewahren, entbehren müssen, nämlich die heilige Kommunion. In seinem zwölften Jahre sollte ihm auch dieses Glück zuteil werden. Der heilige Karl Borromäus, Erzbischof zu Mailand, kam zur Visitation in das Kloster Kastiglione. Hier sah ihn der heilige Aloysius und glaubte nicht einen Menschen, sondern einen himmlischen Geist an ihm zu erblicken. Mit größter Freundlichkeit unterredete sich der heilige Erzbischof mit Aloysius lange Zeit und fragte ihn zuletzt, ob er auch schon zum Tische des Herrn gehe? Als Aloysius ihm erwiderte, dass man ihm die heilige Kommunion bisher nicht gestattet habe, gab ihm der heilige Erzbischof den Rat, recht bald dem himmlischen Mahle sich zu nahen und erteilte ihm zugleich den nötigen Unterricht. Wer hatte jetzt wohl eine größere Freude als Aloysius; die ganze Welt wenn man ihm geschenkt hätte, würde er sie gerne um die hohe Gnade, kommunizieren zu dürfen, hingegeben haben. Der heilige Erzbischof hatte ihm gesagt, dass er ihm des andern Tages selbst den hochheiligen Leib des Herrn reichen würde. Aloysius bereitete sich nun mit der größten Sorgfalt vor. Fast die ganze Nacht brachte er im Gebet zu; am frühesten Morgen betrachtete er eine sTunde lang die Liebe Jesu im heiligsten Sakrament, reinigte sein Gewissen von den geringsten Flecken und empfing dann mit der glühenden Liebe eines Cherubims, schwimmend in Tränen vor Freude, das hochheilige Sakrament! Von diesem Tag an empfing er alle Tage die heilige Kommunion und machte dabei auf eine ganz besondere Weise seine Vorbereitung und Danksagung. Er weihte nämlich den Donnerstag dem himmlischen Vater, den Freitag dem göttlichen Sohn und den Samstag dem göttlichen heiligen Geist, um von der heiligsten Dreifaltigkeit die Gnade einer würdigen Kommunion zu erflehen. Nach der heiligen Kommunion weihte er wieder den Montag, Dienstag und Mittwoch der heiligen Dreifaltigkeit, um für die heilige Kommunion den gehörigen Dank zu sagen. Es war ihm aber nicht genug, in der heiligen Kommunion sich mit Jesus auf das Innigste zu vereinigen. So oft er nur konnte, besuchte er in den Kirchen das heiligste Sakrament. Da warf er sich vor dem Tabernakel auf seine Knie und verweilte dort in heiliger Entzückung ganze Stunden; ja er wäre immer kniend geblieben, wenn ihn nicht der Gehorsam abgerufen hätte, und er musstse sich dann mit Gewalt losreißen, so sehr hielt ihn die Liebe zu Jesus gefesselt. Als er einmal in der Kirche in Andacht versunken kniete, meldete man ihm, dass sein Bruder mit einem zahlreichen Gefolge auf ihn warte. Aloysius aber gab keine Antwort, sondern blieb zwei Stunden lang unbeweglich auf seinen Knien liegend. Da er täglich der heiligen Messe beiwohnte, so hätte er gerne auch mit dem Priester kommuniziert; da er aber dieses nicht konnte, so verrichtete er jedesmal mit glühendem Verlangen die geistliche Kommunion, um doch wenigstens geistigerweise mit Jesus vereinigt zu werden. Auf solche Weise nun, lieber Leser, durchlebte der heilige Aloysius seine Knabenjahre; und es wird dich nicht wundern, dass er so ganz rein und unschuldig, wie ein Engel, leben konnte, wenn du bedenkst, wie sorgfältig er alle Mittel anwendete, um den kostbarsten Schatz der Unschuld zu bewahren. Es könnte dir vielleicht scheinen, als sei Aloysius gar zu ängstlich gewesen und er hätte die Strenge übertrieben; allein du sollst bedenken, dass Aloysius auf der einen Seite ganz klar den unschätzbaren Wert der Unschuld erkannte und auf der anderen Seite auch wusste, wie bald dieser kostbarste Schatz befleckt, verdorben und verloren gehen könne! Die Kinder der Welt freilich sehen dies nicht ein, weil sie es nicht einsehen wollen; besonders heut zu Tage scheint die englische Keuschheit keinen großen Wert mehr zu haben, weil die Jugend so leichtsinnig ihre Unschuld hingibt; allein in den Augen Gottes, der heiligen Engel und aller frommen Menschen ist die Unschuld das höchste, was ein Mensch besitzen kann; unsterblich ist ihr Andenken und die Anschauung Gottes ist ihr Lohn! Bedenke nun dieses Einzige, lieber Leser: Es sind jetzt beinahe 300 Jahre verflossen, seit der heilige Aloysius gelebt hat, und in allen Teilen der Welt ist sein Name bekannt, wird seine englische Unschuld gelobt und gepriesen, wird sein heiliges Leben der Jugend als Muster vor Augen gestellt, pragt sein Bild auf den Altären und wird er um seine mächtige Fürbitte bei Gott angerufen. Während Tausende von mächtigen Fürsten und Herren im Grab vermodert und vergessen sind, strahlt das Grab des heiligen Aloysius in Rom im Glanz der Unschuld und durftet von dem Wohlgeruch himmlischer Reinigkeit zum Preise Gottes und zur Freude der Engel und Menschen! O welch unvergleichlicher Schatz muss doch die Unschuld sein!# Bisher hatte der heilige Aloysius, teils unter den Augen seiner frommen Mutter, teils auch unter Leitung seines frommen Hofmeisters, an verschiedenen Orten seine Tage in Erlernung der Wissenschaften und in frommen Übungen zugebracht. Schon lange fühlte er in sich die Sehnsucht, der Welt gänzlich zu entsagen und in klösterlicher Einsamkeit sein Leben zu beschließen. Es war dies auch der Wunsch seiner Mutter, die ihn zärtlich liebte. In seinem Verlangen nach dem Kloster bestärkte ihn auch das Lesen geistlicher Bücher, besonders die Schriften des frommen Ludwig von Granada und die Missionsbriefe aus Indien. Besonders entflammten diese Briefe seinen Eifer für das Heil der Seelen anderer, wenn er darin las, welch große Mühe und Anstrengung die Missionare auf die Bekehrung der Heiden verwendeten. – Ich muss deshalb, bevor ich von seinem Eintritt in das Kloster erzähle, noch Einiges von dem Seeleneifer des heiligen Aloysius schon in seinem Knabenalter einschalten. – Der Eifer, auch andere auf den Weg der Frömmigkeit zu leiten, trieb ihn an, dass er an de Feiertagen in die Schulen ging, dort den Kindern die Anfangsgründe unseres Glaubens lehrte, ihnen Abscheu vor der Sünde einflößte und sie zur Sittsamkeit ermunterte. Die kleinen Kinder merkten gerne auf ihn auf, weil er selbst noch klein war und gar so freundlich mit ihnen umging. Mit eben der Freundlichkeit und Liebe nahm er sich auch seiner beiden Brüder Rudolph und Franz und der übrigen Hausgenossen an. Seine Brüder lehrte er die Hände falten, das Kreuz machen und Beten, und damit sie ihm gerne folgten, gab er ihnen nach dem Gebete Obst und andere Süßigkeiten zum Geschenk. Wenn er bemerkte, dass sein Bruder Rudolph die Zurechtweisung seines Hofmeistern zornig aufnahm, tadelte er ihn und mahnte ihn zum Gehorsam. Sein Vater war dem Spiel leidenschaftlich ergeben; oft verspielte er große Summen Geldes. Das tat Aloysius sehr weh; und da er sich nicht getraute, seinem Vater eine Ermahnung zu geben, zog er sich in sein Zimmer zurück, weinte und betete und brachte es wirklich durch sein beharrliches Gebet dahin, dass der Vater seinen Fehler einsah und das Spielen gänzlich unterließ. Den Bedienten und Aufwärtern gab Aloysius das schönste Beispiel. Diese schauten nämlich öfters durch die Ritzen der Türe in das Zimmer des Aloysius, um zu sehen, was er tue und da sie ihn fast beständig beten sahen, wurden auch sie zum Eifer im Gebet angespornt. Als einstens Prinz Jakob, der Sohn des Königs Philipp II. von Spanien, dem Aloysius zu Madrid Gesellschaft leisten musste, zum Fenster hinausschaute und vom Wind belästigt, zornig ausrief: „Höre du, Wind! Ich befehle dir, dass du mir nicht mehr länger lästig fallest“, da sprach Aloysius freimütig zu ihm: „Du kannst mein Herr, wohl machen, dass die Menschen deinen Befehlen gehorchen, aber über die Elemente übt Gott allein alle Herrschaft aus und ihm musst auch du gehorchen.“ – Wenn Aloysius lästerliche Reden hörte oder etwas Ungeziemendes bemerkte, dann erhob er sogleich seine Stimme dagegen und wenn er erfuhr, dass Personen in der Stadt einen schlechten Lebenswandel führten, dann gab er sich alle Mühe, sie zu bessern. Er redete ihnen freundlich zu und drohte ihnen mit den Strafgerichten Gottes. Es ergriff ihn jedesmal das größte Herzeleid, wenn er hörte, dass Gott von jemand beleidigt werde. So eiferte der heilige Aloysius für die Verherrlichung Gottes und das Heil der Seelen. Weil er Gott, das höchste Gut, den besten Vater von ganzem Herzen liebte, so hatte er auch das innigste Verlangen, dass alle Menschen ihn lieben möchten. Diese Liebe Gottes, welche in seinem innern brannte, war es denn auch, welche ihn bewog, alles hinzugeben und sich in klösterlicher Einsamkeit ganz dem Dienste Gottes zu weihen. Er prüfte sich aber lange Zeit, ob er denn auch von Gott zum Klosterstand berufen sei. Er betete täglich deshalb um Erleuchtung, empfing auch die heilige Kommunion, las in geistlichen Büchern und fragte seinen Beichtvater um Rat, um ja den Willen Gottes in dieser Sache zu erforschen. Endlich flehte er fortwährend im andächtigen Gebet die seligste Jungfrau, seine geliebteste Mutter, um Erleuchtung an, und diese gütige Mutter erhörte auch sein Gebet. Als er im Jahr 1583 am Tag der Himmelfahrt Mariä zuvor viel gebetet und das heiligste Altarssakrament empfangen hatte, kniete er auch vor ein Marienbild hin und bat die göttliche Mutter, sie möge ihm die Gnade der Erkenntnis seines Berufes erflehen. Da vernahm er klar und deutlich vom Bilde herab die Worte: „Tritt in den Orden der Gesellschaft Jesu und entdecke dieses Vorhaben deinem Beichtvater.“ Jetzt war sein Herz voll des süßesten Trostes und noch an demselben Tage eilte er zu seinem Beichtvater und erzählte ihm den ganzen Hergang der Sache unter Vergießung von Freudentränen. Dieser aber willigste wohl in den Entschluss des heiligen Jünglings ein, sagte ihm aber, dass er ohne Einwilligung seiner Eltern nicht in die Gesellschaft Jesu treten dürfe. Aloysius erzählte nun alles seiner Mutter, die mit Freuden einwilligte und versprach auch, den Vater zu bereden, dass er beistimme. Bald darauf begab sich Aloysius in aller Ehrfurcht zu seinem Vater und entdeckte ihm seinen Entschluss, in den Jesuitenorden zu treten. Aber der Vater geriet hierüber in heftigen Zorn, befahl ihm, aus seinen Augen zu gehen und drohte ihm mit Schlägen, wenn er von seinem Vorhaben nicht abstehe. Unerschrocken erwiderte Aloysius: „Möchte mich doch Gott der Gnade würdigen, dass ich aus Liebe zu ihm und dem heiligen Beruf diese Züchtigung erfahre!“ Nun versuchte es die Mutter, den Vater umzustimmen, aber vergeblich; er verweigerte seine Einwilligung und suchte nun auf verschiedene Weise Aloysius von seinem Vorhaben abzubringen. Zuerst stellte er ihm vor, welch hohes Glück er in der Welt finden, wie er als Fürst so viel Gutes stiften, von der Gunst des Kaisers so viele Gnaden erwarten könne. Allein Aloysius blieb taub bei all diesen Worten und antwortete standhaft, aber ehrfurchtsvoll dem Vater: „Ich bin in deiner Gewalt, aber das muss ich dir sagen, dass ich von Gott in die Gesellschaft Jesu berufen bin. Widersetztest du dich also hierin, so widersetzest du dich dem Willen Gottes.“ Zugleich stellte er mit eindringlichen Worten dem Vater vor, wie treu die Jesuiten dem Heiland nachfolgten; wie sehr sie sich bemühten, die Jugend christlich zu erziehen, wie sie in allen Teilen der Welt die wilden Völker aufsuchten; wie sehr sie sich bemühten, die Jugend christlich zu erziehen, wie sie in allen Teilen der Welt die wilden Völker aufsuchten und selbst mit Gefahr ihres Lebens ihnen das heilige Evangelium verkündeten und wie sie bei all ihren Arbeiten und Unternehmungen keine Ehre, keinen Lohn, sondern allein die Ehre Gottes und das Heil der Seelen suchten! Als nun der Vater merkte, dass weder Drohungen, noch glänzende Verheißungen bei Aloysius etwas vermöchten, so schickte er ihn mit seinem Bruder Rudolph auf Reisen, damit er dadurch zerstreut und abwendig gemacht werde. Aloysius gehorchte und reiste an verschiedene fürstliche Höfe; aber gerade dadurch lernte er die Eitelkeit der Welt noch mehr kennen und verachten. Nun zwang man ihn, glänzende Kleider anzuziehen und großen Aufwand zu machen, um sein Herz zu blenden. Aber nur einmal legte er ein kostbares GEWand an; mit Eckel legte er es ab, und trug von nun an nur ein einfaches, schwarzes Kleid. Jetzt versuchte es sein Oheim durch glänzende Gastmahle und Feste den heiligen Jüngling in die Welt zu verstricken; allein er konnte nichts ausrichten; denn Aloysius benahm sich dabei so eingezogen, dass alle an seinem Beispiel sich erbauten. Nun schickte er schön geputzte Fräulein zu Aloysius, die ihn zum Tanz einladen sollten. Allein der Jüngling entfloh entsetzt in das Zimmer der Bedienten und weinte dort bitterlich über den Leichtsinn dieser Mädchen. Da alles nichts fruchtete, schickte der Vater angesehene gelehrte Männer zu Aloysius, um ihn wenigstens vom Eintritt in den Orden der Jesuiten abzureden, weil man in diesem Orden keine höhere geistliche Würde erlangen könne. Aber gerade das suchte Aloysius; denn er wollte keine Ehre, sondern nur Armut und Verachtung, wie Jesus. – Nun hatte der Vater alle Mittel erschöpft, um Aloysius vom Ordensstand abzuhalten. Er wollte durchaus, dass sein Sohn die fürstliche Krone trage oder doch wenigstens eine hohe Stelle unter den Weltpriestern einnehme. Gott hatte diese Prüfung für Aloysius zugelassen, um ihn desto inniger an sich zu ziehen und sein Herz ganz von der Erde loszuschälen. Mit größter Betrübnis brachte nun Aloysius seine Tage zu; sein einziger Trost war das Gebet und besonders die Andacht zu Maria, seiner lieben Mutter. Zu ihr, der Hochgebenedeiten, wendete er sich fortwährend und flehte um ihre Hilfe. Endlich wurde sein Flehen erhört. Eines Tages wandte er sich wieder zum Vater und bat ihn flehentlich, ihm doch seinen Wunsch zu gewähren. Zornig wies ihm der Vater die Türe. Da ging er traurig und niedergeschlagen auf sein Zimmer, verschloss die Tür, kniete sich vor einem Kruzifix nieder, entblößte seinen Rücken und geißelte sich bis aufs Blut, um sich dadurch zur Beharrlichkeit zu stärken. Während dessen hatte sein Vater, der krank war, den Stadtpräfekten abgeschickt, um zu sehen, was sein Sohn Aloysius treibe. Dieser fand die Zimmertür verriegelt und machte sich nun mit einem Dolch eine Öffnung in die Tür, um in das Zimmer sehen zu können. Er sah nun den heiligen Jüngling auf den Knien liegen, wie er unter einem Strom von Tränen seinen Leib mit der Geißel zerfleischte. Sogleich eilte er zum kranken Markgrafen und entdeckte ihm, was er gesehen. Dieser aber wollte es nicht glauben und sich daher selbst überzeugen. Er erhob sich vom Bett, ließ sich zur Tür hintragen und sah nun mit eigenen Augen das wundervolle Schauspiel. Jetzt aber war sein Herz erweicht; er ließ Aloysius zu sich rufen und sprach weinend zu ihm: „Mein Sohn! Du hast meinem Herzen eine tiefe Wunde geschlagen; ich liebe dich und deiner Frömmigkeit wegen liebte ich dich immer. Auch dich setzte ich alle meine Hoffnung. Da du aber sagst, Gott rufe dich anderswohin, so will ich dir nicht länger mehr widerstehen. Geh hin, mein Sohn, wo es dir beliebt; ich werde beten, dass du glücklich seiest.“ Wer war nun glücklicher als Aloysius! Innigst dankte er seinem Vater und in sein Zimmer zurückgekehrt, warf er sich nieder, dankte dort mit ausgestreckten Armen Gott für die erlangte Erlaubnis und weihte sich ihm zum beständigen Opfer! Er wäre nun sogleich nach Rom geeilt, um in das Kollegium der Jesuiten, die von seinem Vorhaben schon wussten, einzutreten; allein zuvor musste er als Erstgeborener vom Kaiser die Erlaubnis erhalten, die Herrschaft an seinen Bruder Rudolph abtreten zu dürfen. Nachdem die Erlaubnis des Kaisers eingetroffen war, verzichtete Aloysius im Jahr 1585 zu Mantua feierlich vor einer zahlreichen Versammlung von Fürsten auf das Fürstentum, alle Titel, Ehren, Würden, Schätze und Einkünfte zugunsten seines Bruders Rudolph. Während die Urkung vorgelesen wurde, weinte der Vater, Aloysius aber war so heitern Antlitzes, als hätte man ihm das kostbarste Geschenk gemacht. Alle Bedienten, Hausgenossen und Untertanen weinten, als sie vernahmen, dass Aloysius sie verlassen werde, er aber tröstete sie lächelnd und sprach: „Ich gestehe euch offen, dass ich nur nach der Himmelskrone strebe. Ich will meine Seele retten; tut auch ihr dasselbe.“ Nachdem er abgedankt hatte, zog er sich in sein Zimmer zurück, wo er das Ordenskleid mit himmlischer Freude anzog und Gott herzlich dankte, dass er ihm die Gnade gewährt, die heilige Armut von nun an auszuüben. Des andern Tages nahm Aloysius herzlich Abschied von den geliebten Eltern. Er bat und erhielt ihren Segen und reiste dann nach Rom. Auf dem Wege dahin besuchte er den Wallfahrtsort unserer lieben Frau zu Loreto, wo er die hohe Himmelskönigin mit glühender Andacht begrüßte und am 25. November 1585 hatte er endlich nach dreijährigem harten Kampf das Glück, in das Novizenhaus der Jesuiten von dem damaligen General Aquaviva aufgenommen zu werden. Nachdem er von seinen Begleitern rührenden Abschied genommen, führte ihn der Novizenmeister in seine Zelle. Da kniete er nieder und rief mit Dank gegen Gott, der ihn hierher geführt, jubelnd aus: „Hier ist der Ort meiner Ruhe, da will ich wohnen, weil ich ihn auserwählt habe.“ Er war jetzt noch nicht 18 Jahre alt, aber in der Vollkommenheit schon so weit vorgerückt, dass man ihn wie einen Heiligen ehrte. Er aber hielt sich für einen unwürdigen Sünder und den Niedrigsten im ganzen Haus. Die geringsten Dienste waren ihm die liebsten. Die Zellen und Gänge auskehren, in der Küche die Geschirre reinigen, die Betten machen, war seine Freude. Jedem, auch dem geringsten Bruder, wollte er dienen, und man konnte ihm keinen größeren Schmerz verursachen, als wenn man ihn loben oder ehren wollte. Es war ihm nicht genug, den Kranken in den Spitälern zu dienen, er nahm auch mit Freuden den Zwerchsack auf den Rücken und bettelte in den Straßen Roms von Tür zu Tür für die Armen. An den Festtagen sammelte er die Kinder um sich und erklärte ihnen den Katechismus. Die Armut liebte er so sehr, dass er sich immer weigerte, ein neues Kleid anzuziehen. Sein alter Talar und Mantel, seine geflickten Schuhe und Strümpfe waren ihm die liebsten Kleider. Die Abtötungen, welche er früher schon geübt, setzte er auch im Kloster fort. Seine Augen schlug er beständig zu Boden. Er kannte das Innere des Speisesaales nicht einmal, wo er doch alle Tage erschien, auch wusste er nicht, wie die Kapelle und die Altäre verziert waren, wo er betete. Beim Essen verkostete er zuvor keine Speise; er nahm mit der schlechtesten vorlieb und aß sehr wenig. Beständig fastete er. Niemals hörte man ihn ein Wort über weltliche Dinge reden, er redete wenig und von seiner Person gar nichts. Das Gebet war seine Freude, sein Trost und Leben. Wie eine Bildsäule kniete er unbeweglich auf dem Boden und betrachtete Stunden lang das Leben oder Leiden Jesu, wobei er öfters himmlische Entzückungen hatte. Vor dem heiligsten Altarssakrament, das er täglich viermal besuchte, und oft empfing, vergoss er im Gebet immer Tränen. Mit zärtlicher Liebe hing er an seiner Mutter Maria, mit inniger Andacht verehrte er seinen heiligen Schutzengel, der ihn so oft wunderbar gerettet hatte. Niemand beobachtete die Klosterregel genauer als er, und gehorsam, wie ein Kind, folgte er blind der Leitung seiner Obern. Da der Pater Novizenmeister besorgte, sein beständiges Beten möchte seiner Gesundheit schaden, befahl er ihm, nach dem Essen noch eine halbe Stunde länger mit den Brüdernsich zu unterhalten. Der Vater Minister, der davon nichts wusste, gab ihm deshalb einen derben Verweis, dass er die Regel übertrete, und legte ihm als Buße auf, seinen Fehler öffentlich zu bekennen. Aloysius entschuldigte sich nicht und tat, wie ihm geheißen wurde. Als der Vorsteher nachher den wahren Bestand der Sache erfuhr, bewunderte er die Demut des heiligen Novizen und sein Stillschweigen, legte ihm aber, um ihm neue Gelegenheit zu geben, seine Verdienste zu vermehren, nochmals eine Buße auf, weil er geschwiegen hatte. Aloysius übernahm die Buße ohne Widerrede und freute sich, gedemütigt zu werden. Sechs Wochen nach seiner Einkleidung erhielt er die Nachricht von dem Tod seines Vaters, den er nach Gott herzlich liebte und für dessen Heil er unablässig betete. Er ertrug den harten Schlag mit größter Standhaftigkeit und sein größter Trost war, zu hören, dass sein Vater in der letzten Zeit ein sehr erbauliches Leben geführt habe und gottselig gestorben sei. Er dankte Gott für diese Gnade und setzte mit gewohntem Eifer seine Übungen fort. Da er Priester werden sollte, musste er auch, wie es die Ordensregel vorschrieb, die nötigen Wissenschaften erlernen. Er tat dies auch mit dem größten Fleiß und unter beständiger Anrufung des heiligen Geistes. Hierauf erhielt er die vier niedern Weihen und gehörte nun dem geistlichen Stande an, dessen er sich auch durch ein heiliges Leeben würdig machen wollte. Bereits hatte er seine arme Zelle überaus liebgewonnen, als er sie aus Gehorsam verlassen musste, um Frieden zu stiften. Sein Bruder Rudolph und der Herzog von Mantua hatten sich wegen einer Erbschaft entzweit. Ihre Feindschaft war groß. Niemand konnte sie versöhnen. Da schickte man Aloysius zu ihnen. Begleitet von einem tugendhaften Bruder, der auf seine Gesundheit Acht geben musste, kam Aloysius in das väterliche Schloss. Kaum hatten ihn die beiden streitenden Fürsten erblickt, als sie auch schon besänftigt waren und sich vollkommen versöhnten. Die größte Freude hatte die fromme Mutter, als sie ihren geliebten Sohn wiedersah; sie warf sich ihm zu Füßen und bat um seinen Segen. Aloysius hielt mit ihr heilige Unterredungen und entflammte ihr Herz zu noch größerer Liebe Gottes. Nachdem er noch mehrere Zwistigkeiten beigelegt und auch seinen Bruder Rudolph auf einen bessern Weg gebracht hatte, wollte er wieder heimkehren, musste sich aber auf Befehl seiner Obern nach Mailand begeben, wo die Luft für seine Gesundheit zuträglicher war, und dort seine Studien fortsetzen. Hier wurde ihm im Gebet geoffenbart, dass sein Lebensende nicht mehr ferne sei. Er vernahm es mit innigster Freude, und hatte nun kein anderes Verlangen mehr, als recht bald mit dem lieben Gott vereinigt zu werden. Nach acht Monaten durfte er nach Rom zurückkehren, um da seine Studien zu vollenden. Er verlangte nun eine enge, dunkle Zelle zum Wohnort; ein Bett, ein hölzerner Stuhl und ein kleines Büchergestell war alles, was darinnen war. Hier lebte er immer im Gebet mit Gott vereinigt und beinahe beständig in heiligen Entzückungen vertieft. Öfters redete er von dem Glück, jung zu sterben, um eher mit Gott vereinigt zu werden. Dieses Glück sollte ihm auch bald zuteil werden. Im Jahr 1591 brach in Rom die Pest aus. Die Jesuiten, in Werken der Liebe immer die Ersten, erbauten auf eigene Kosten ein Spital, um die armen Kranken aufnehmen und pflegen zu können. Da flehte der heilige Aloysius um die Gnade, bei der Pflege der Kranken auch mit dabei sein zu dürfen. Es wurde ihm erlaubt, und nun hättest du sehen sollen, mit welchem liebevollem Eifer sich der heilige, selbst kränkliche Jüngling der armen Kranken annahm. Er sammelte Brot und andere Speisen für sie, richtete ihnen die Arznei, wusch ihre Füße, machten ihre Betten, reinigte sie vom Unflat und ermahne sie beständig zur Geduld, zum Vertrauen und entflammte sie zur Reue und Liebe. Da manche Arme von der Pest ergriffen auf der Straße verlassen lagen, nahm sie Aloysius auf seinen Rücken und trug sie in das Spital, wo er Tag und Nacht an ihrem Bette blieb. Die Pest hatte schon mehrere Jesuiten ergriffen, welche das Opfer der Nächstenliebe starben; auch Aloysius wurde von diesem furchtbaren Übel befallen und aufs Krankenbett geworfen. – Seine Freude, nun bald zu Gott zu gelangen, war so groß, dass er befürchtete, Gott zu betrüben, wenn er den Tod so sehnlich herbeiwünsche. Doch Pater Bellarmin beruhigte ihn mit der Versicherung, dass man den Tod verlangen dürfe, um mit Gott vereinigt zu werden. Nun begehrte der heilige Jüngling die heilige Wegzehrung und letzte Ölung, welche er mit rührender Andacht empfing. Doch Gott wollte nicht, dass er an der Pest sterbe; das Übel verließ ihn, aber ein schleichendes Fieber blieb zurück, welches ihn in die äußerste Schwäche versetzte. Dessenungeachtet suchte er seine gewöhnlichen Abtötungen fortzusetzen. Um Mitternacht stand er ganz ermattet vom Bette auf und betrachtete vor einem Kruzifix das Leiden seines Heilands. Als der Krankenwärter dies bemerkte, wurde es ihm verboten, dafür nun betete er im Bett. Die Pillen und bittern getränke, welche ihm die Ärzte verschrieben, nahm er ohne Widerwillen und ganz langsam, um seinen Geschmack abzutöten. Trotz aller angewandten Mittel wurde er von Tag zu Tag schwächer und nach dem Urteil der Ärzte konnte er nur mehr acht Tage leben. Da man wusste, dass ihn die Nachricht von seinem nahen Tod jedesmal sehr freue, so zeigte man ihm auch das Urteil der Ärzte an. Da wurde sein Antlitz vor Freude glühend und der Pater, welcher ihm die Nachricht gebracht hatte, musste mit ihm den Lobgesang „Te Deum laudamus“ anstimmen. Nachdem sie miteinander den himmlischen Gesang beendet hatten, trat ein anderer Pater in das Krankenzimmer. Von Freude wie trunken, rief Aloysius ihm entgegen: „Mein Pater! Wir gehen mit Freuden von hinnen!“ „Wohin?“, fragte der Pater. „In den Himmel! Zu Gott in den Himmel!“, rief Aloysius aus. Von jetzt an war er fast immer in der Anschauung himmlischer Freuden versunken, die ganze Nacht lag er in heiliger Entzückung da und wahrscheinlich wurde ihm da auch seine Todesstunde offenbart; denn er sagte nachher, dass er während der Fronleichnamsoktave sterben werde. Je näher aber der Todestag heranrückte, desto inniger wurde auch sein Verlangen, nur immer mit Gott vereinigt zu sein. Einen Pater, den er besonders lieb und dem er auch seine Todesstunde entdeckt hatte, bat er, dass er alle Tage abends mit ihm die sieben Bußpsalmen beten möchte. Der Pater versprach es und wenn er dann abends kam, legte er dem kranken Jüngling im Bett das Kreuz vor die Augen, kniete sich dann vor der Bettlade nieder und betete nun tiefgerührt mit dem heiligen, der unverwandt auf das Christusbild schaute und mit Tränen in den Augen die Lippen zum Gebet bewegte. Die letzten drei Tage musste ein kleines Kruzifix immer auf seinem Herzen ruhen und der Rosenkranz um seinen Arm geschlungen sein. Immer betete er leise, und innige Seufzer entstiegen seiner Brust. Indessen war der Tag gekommen, an dem er sagte, dass er sterben werde. Es war mit ihm besser geworden und schon wollte man ihn auf ein nahes Landgut bringen, damit dort seine Gesundheit gänzlich hergestellt würde; er aber wiederholte mehrmals, dass er am folgenden Tage nicht mehr leben werde, und als ein Pater zu ihm sprach: „Mir tut es wehe, so bald von dir, mein lieber Aloysius, getrennt zu werden und ich wünsche herzlich, dass dich Gott bald von deinem Leiden befreie, erwiderte Aloysius rasch: „Diese Nacht werde ich sterben“, und diese Worte sprach er mehrmals. Den ganzen Tag brachte er in himmlischen Betrachtungen zu und nahm dann von allen Mitbrüdern den rührendsten Abschied. Als der Papst Gregor XIV. Von dem nahen Tod des heiligen Aloysius gehört hatte, schickte er ihm seinen heiligen Segen und den päpstlichen Ablass. Aloysius hielt sich dieser Gnade nicht wert, obwohl sie ihm große Freude machte. Bald darauf verlangte er nochmals die heiligen Sterbesakramente. Begleitet von 150 Brüdern, welche alle den Heiligen sterben sehen wollten, brachte der Pater Rektor das heiligste Sakrament. Mit himmlischer Andacht empfing er den Leib des Herrn und fühlte sich dadurch so gestärkt, dass er alle Umstehende umarmen konnte; vor Rührung weinten alle und baten ihn um seine Fürbitte bei Gott. Als nach einer Stunde der Pater Provinzial ihn besuchte, bat er diesen um Erlaubnis, sich noch einmal geißeln zu dürfen oder von einem anderen gegeißelt zu werden und als ihm beides abgeschlagen wurde, verlangte er, man möchte ihn auf den bloßen mit Asche bestreuten Boden legen, damit er da sterbe. Auch dieses wurde ihm nicht gestattet. Nun brach die Nacht an; der Pater Rektor ließ alle sich entfernen; nur drei Brüder durften im Zimmer bleiben; denn man glaubte nicht, dass der Tod so nahe sei. Sie stellten das Licht in eine Ecke des Zimmers und verhielten sich ruhig; nur von Zeit zu Zeit traten sie zum Bett hin, um nach dem Kranken zu sehen. Bisweilen hörten sie ihn seufzen: „Herr, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ Auf die Frage, ob er etwas verlange, antwortete er: „Wachet mit mir und stehet mir bei, denn ich werde sterben.“ Nach einer Weile fragten sie ihn wieder, ob er nichts wolle; mit schwacher Stimme sprach er: „Legt mich von der rechten auf die linke Seite.“ Da aber sein Antlitz schon leichenblass und mit Schweiß bedeckt war, getrauten sie sich nicht, seinen Willen zu tun, sondern einer der Patres beugte sich über ihn, zeigte ihm das Kreuz und sprach: „Du wünschest, wir sollen dich auf die andere Seite legen; aber wir fürchten, deinen Tod zu beschleunigen. Sei getrost, es ist der letzte Tropfen aus dem Leidenskelch, den der Herr dir zu trinken gibt. Siehe, auf welch harter Lagerstätte dein Erlöser für dich gestorben ist!“ Da blickte der sterbende Heilige das Kreuz starr an und ergab sich ruhig in den Willen des Herrn. Die drei Patres fingen nun an, für ihn zu beten, während Aloysius in der rechten Hand die geweihte Sterbekerze hielt, seine linke Hand auf dem Kreuz lag, das er am Hals trug, und seine Augen auf ein Kruzifix gerichtet waren. Aufmerksam hörte er dem Gebet zu, still und ruhig atmete er. Etwa eine Minute vor seinem Tod rief er mit vernehmbarer Stimme noch einige Male: „Jesus, Jesus!“ und – verschied. Es war nachts zwischen zehn und elf Uhr am 20. Juni 1591, als die reine Seele dieses heiligen Jünglings in den Himmel emporschwebte, um dort Gottes Angesicht zu schauen, wie Gott den Reinen verheißen hat. Er hatte nur ein Alter von 23 Jahren, drei Monaten und ddrei Tagen erreicht, aber in dieser kurzen Zeit auf der Bahn der Tugend wie ein Adler im schnellsten Fluge sich zu Gott erschwungen und die Siegeskrone erlangt, die ewig auf seinem Haupte prangen wird!

Kaum war der Heilige verschieden, als alle, die ihn lieb hatten, in das Zimmer sich drängten, um ihn zu sehen und von ihm eine Reliquie zu erhalten. Man teilte seine Kleider, seine Bücher und die wenigen Habseligkeiten, die er besaß, und bewahrte sie als kostbaren Schatz. Sein heiliger Leib wurde in der Kirche des Jesuitenkollegiums begraben, wo später, nachdem ihn der Papst Benedikt XIII. heilig gesprochen, der Marchese Lanzelotti über sein Grab eine prachtvolle Kapelle erbauen ließ. Unzählbar sind die Wunder und Gnadengaben, welche durch die Fürbitte des heiligen Aloysius geschehen sind und erlangt wurden. Das größte Wunder ist aber dieses, dass Tausende von jungen Leuten durch das schöne Beispiel und durch die Verehrung des heiligen unschuldigen Jünglings Aloysius bewogen wurden, ihm im Wandel der Unschuld und jungfräulichen Keuschheit nachzufolgen, und noch immer werden durch die schöne und rührende Aloysiandacht Tausende zu einem gleichen Wandel bewogen.

Worin besteht die Aloysi-Andacht und wie wird sie gehalten Diese Andacht besteht darin, dass diejenigen, welche den heiligen Aloysius lieben, verehren und nachahmen wollen, sechs Sonntage des Jahres sich auswählen, an diesen Tagen jedes Mal die heiligen Sakramente der Buße und des Altares mit reumütigem Herzen empfangen und nach Meinung des heiligen Vaters ein besonderes Gebet, welches in sechs Vater unser, Ave Maria und Ehre sei dem Vater etc. Bestehen soll, verrichten. Diese Andacht ist bald nach der Heiligsprechung des engelreinen Aloysius in Rom entstanden und hat sich schnell in die ganze Welt verbreitet, so dass es fast keine katholische Pfarrkirche mehr gibt, wo sie nicht gehalten wird. Willst du sie mit Nutzen für dein Seelenheil auch halten, so musst du 1. eine rechte Absicht dabei haben, welche darin besteht, dass du verlangst und dir vornimmst, den heiligen Aloysius in seinem frommen Lebenswandel, besonders aber in treuer Beobachtung der standesmäßigen Keuschheit nachzuahmen. Deshalb kann auch jedermann, wes Standes und Alters er ist, diese Andacht mitmachen, weil alle, Ledige und Verheiratete, Hohe und Niedere zu einem keuschen und gottesfürchtigen Lebenswandel verpflichtet sind. Besonders aber ist diese schöne Andacht für die Jugend bestimmt. An dem heiligen Aloysius können Knaben und Mädchen, Jünglinge und Jungfrauen sehen, wie lieblich und herrlich die Schamhaftigkeit und Keuschheit ist und wie diese schöne Tugend bewahrt werden kann. Aber auch solche Personen, welche das Unglück hatten, ihre Unschuld zu verlieren, können und sollen diese Andacht halten, damit sie, vor dem Rückfall bewahrt werden, und wenn sie auch die Unschuld die heiligen Aloysius nicht mehr erreichen können, doch wenigstens seiner Bußfertigkeit nacheifern. 2. Ferners sollst du jeden Sonntag eine remütige Beichte ablegen und dem Beichtvater sagen, dass du diese Andacht haltest, damit er dir die gehörige Belehrung geben kann. 3. Empfange auch die heilige Kommunion mit inniger Andacht und mache dabei mit Jesus ein aufrichtiges Bündnis, dass du dich ihm ganz schenken, ihn über alles lieben, ihn mit gar keiner Sünde beleidigen willst. Dieses Bündnis erneuere die Woche hindurch öfters. 4. Wohne am Sonntag dem Gottesdienst recht andächtig bei und besuche nachmittags das heiligste Sakrament in der Kirche; verrichte auch vor dem Bild des heiligen Aloysius eine besondere Andacht. Zu Hause lies die Lebensgeschichte des heiligen Aloysius oder ein anderes geistliches Buch. 5. An jedem Sonntag nimm dir eine besondere Tugend des heiligen Aloysius zur Betrachtung und Nachahmung für die ganze Woche vor; z.B. für die erste Woche: sein Verlangen, nur Gott wohlzugefallen, oder seinen behutsamen Wandel vor Gottes Angesicht etc.; für die zweite Woche: seine Schamhaftigkeit, seine Wachsamkeit und Zurückgezogenheit; für die dritte: seine Demut und Bescheidenheit; für die vierte: seine Liebe zum Gebet und zur Betrachtung; für die fünfte: seine Liebe zur Abtötung und Buße; für die sechste: seinen Gehorsam, seine Nächstenliebe etc. Über eine jede dieser Tugenden mache dann alle Tage eine kurze Betrachtung und den Vorsatz, sie nach dem Beispiel des heiligen Aloysius sorgfältig auszuüben. Z.B. du betrachtest das Verlangen des heiligen Aloysius, nur Gott zu gefallen. Da bedenke, wie du nur für Gott da bist, wie du ihn verherrlichen, wie du nur ihm zu Liebe alles tun, tragen und dulden sollst etc. und nun nimm dir vor, dies die ganze Woche täglich zu üben. Deshalb mache öfters die gute Meinung, erhebe öfters dein Herz zu Gott und seufze: O Jesu, alles dir zu Liebe; o Jesus, dir allein will ich gefallen; o Jesus, was du willst; o Jesus, nimm mein Herz etc. So sollst du es mit jeder Tugend machen und dabei den heiligen Aloysius anflehen, dass er dir beistehe, sie ausüben zu können. Diese Nachahmung der Tugenden des heiligen Aloysius ist die Hauptsache und bringt den größten Nutzen. 6. An jedem Sonntag bete dann nach der Kommunion oder auch nachmittags recht andächtig die sechs Vater unser, Ave Maria und Ehre sei dem Vater zum Andenken an die sechs Jahre, welche der heilige Aloysius so gottselig im Kloster zugebracht hat. Papst Klemens XII. Hat allen, welche diese Andacht halten, für jeden Sonntag einen vollkommenen Ablass verliehen, um dadurch zur größeren Verehrung und Nachahmung des heiligen Aloysius aufzumuntern. Du kannst dieseschöne Andacht zu jeder Jahreszeit halten; gewöhnlich aber wählt man die Zeit vor oder nach dem Fest des heiligen Aloysius. Aber auch im Jahre hindurch sollst du dich bestreben, dem heiligen Aloysius nachzuleben, und ihn recht oft um seine Fürbitte anrufen. – Christliche Seele, du möchtest gewiss auch der Herrlichkeit und Seligkeit des englischen Jünglings Aloysius teilhaftig werden; so folge ihm nur nach; hat er es vermocht, fromm und rein zu leben und selig zu sterben, wirst es auch du vermögen. Allerdings kostet es Mühe und Kampf, aber die herrliche Krone, welche du danach erringst, ist alles wert! Willst du diese Krone nicht?

Angelobungsgebet, welches man während der Andacht und sonst öfters verrichten soll Heiliger Aloysius, englischer Jüngling! Ich erwähle dich heute und allezeit zu meinem besonderen Beschützer in der standesmäßigen Reinigkeit und nehme mir fest und unverbrüchlich vor, mein ganzes Leben dich allzeit zu ehren und zu lieben. Ich bitte dich, nimm mich auf zu deinem beständigen Pflegekind; stehe mir bei in all meinem Tun und Lassen, besonders aber in Bewahrung der Reinigkeit des Leibes und der Seele und verlass mich nicht in der Stunde meines Todes. Amen.


(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884)