Gertrud von Helfta

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Die heilige Gertrud von Helfta, Jungfrau und Äbtissin

Fest

17. November


Das Leben und Wirken der hl. Gertrud von Helfta

Die heilige Gertrud wurde zu Eisleben (Provinz Sachsen) um das Jahr 1264 aus dem gräfischen Geschlecht der Hackeborn geboren. Schon mit fünf Jahren wurde sie von ihren Eltern in das Kloster Rodersdorf gesandt, wo sie nachher in den Orden des heiligen Benedikt eintrat und zur Äbtissin erwählt wurde. Später kam sie in das Benediktinerinnenkloster Helseda bei Eisleben. Hier bekleidete sie von 1294 bis an ihr Lebensende die Würde einer Äbtissin.
So ward Gertrud 26 Jahre alt. Sie war keine große Sünderin, sagte aber dennoch von sich aus großer Demut: <b/> „Der Glaube war in meinem Herzen tot, so dass ich in meiner verblendeten Torheit alle Sünden ohne Gewissensregungen begangen haben würde, wenn nicht Gottes Barmherzigkeit und Gnade mich davor bewahrt hätte. Ich lebte, wenn auch ohne schwere Sünde, wie eine Heidin, als wenn ich nie gehört hätte, dass du, mein Gott das Gute belohnest und das Böse bestrafest.“
Als Ursache ihrer vermeintlichen Lauigkeit gab sie eine gewisse Selbstgefälligkeit wegen ihrer vielen Kenntnisse an. Sie hatte große Geistesgaben und war mit der lateinischen Sprache vertraut.
Von ihrer sogenannten Bekehrung schreibt sie also:
„Um den Turm meiner Wissbegierde und Selbstgefälligkeit niederzureißen, den mein Hochmut in mir aufgebaut hatte, so dass ich nur dem Namen und der Kleidung nach zum Ordensstande gehörte, erweckte Gott auch einige Monate vor meiner gründlichen Bekehrung eine große Unruhe in mir, so dass nichts das Verlangen meines Herzens befriedigen konnte. Als ich einmal am Abend im Klostergang vor einer Schwester vorbeiging und vor ihr das Haupt neigte, da erschien mir Christus im Geiste. Er sprach zu mir: „Warum betrübest du dich? Fürchte dich nicht! Du hast bisher mit meinen Feinden Staub geleckt und Honig gesogen unter Dornen. Komme jetzt wieder zu mir, ich will dich aufnehmen und dich mit meinem inneren Frieden beseligen.“
Mit diesen Worten erleuchtete sie der Herr innerlich, so dass sie eine Menge von Sünden reuevoll erkannte, die sie nie begangen zu haben glaubte, oder sich wegen derselben wenig bekümmert hatte, weil ihr die Erleuchtung der Gnade mangelte. Zugleich sah sie auch in den Leiden Jesu die Genugtuung für ihre Sünden, und machte sich derselben durch den Empfang des heiligen Bußsakramentes teilhaftig. Von dieser Zeit an war sie eine treue Nachfolgerin Jesu in der Selbstverleugnung und Abtötung und ward mit dem so beseligenden Frieden erfüllt, den die Welt nicht geben kann. As sie einmal am Fischteich saß und das Angenehme dieses Platzes betrachtete, das vorbeifließende Wasser, die grünen Bäume, von deren schattigen Blättern ein kühles Lüftchen ihr Angesicht fächelte, und die herumflatternden Vögel, regte sich in ihr das Verlangen nach einer vertrauten Freundin. Da gab ihr Gott diesen Gedanken ins Herz: Wenn sie die Wirkungen seiner Gnade nur ihm zuschriebe, ihm alle Ehre gebe, wie das Wasser, das jedes Tröpflein in den Teich abgibt; wenn sie wie die vom Wasser befeuchteten Bäume in Tugenden zunehme und in guten Werken blühe, wenn sie mit freiem Fluge wie die Vögel ihr Verlangen nur nach dem Himmlischen erhebe und dadurch die leiblichen Sinne der Anhänglichkeit an äußere Dinge entziehe und mit ungeteiltem Herzen sich Gott ergebe: so würde er in sie als in eine ihm angenehme Wohnung kommen. Sie befolgte diese Ermahnungen Jesu mit kindlichem Herzen und ward durch ihr ganzes Leben seiner beseligenden Gegenwart gewürdigt, so dass ihr Herz auch bei den äußeren Geschäften der Nächstenliebe mit ihm vereint war. Nur wenn sie einen Fehler beging, entzog ihr der Herr öfters den inneren Frieden seiner Nähe, so einmal elf Tage, weil sie sich durch eitles Gerede zu sehr zerstreut hatte.
Ihr ganzes Leben war seit ihrer vollständigen Bekehrung ein getreuer Wandel in der Gegenwart Gottes. Fast immer war sie in ihren Gedanken, wenn sie Geschäfte nicht erforderlich machten, mit der Betrachtung des Lebens und der Leiden Jesu beschäftigt. Bald vereinigte sie sich mit allen Heiligen, um ihm für seine Erbarmungen zu danken und ihn zu preisen; bald nahm sie alles, was sie Schönes fand, zu Hilfe, um durch Kränze und andere Zierden das Bild Jesu und den Altar zu schmücken, wo Jesus im heiligsten Altarssakramente gegenwärtig war, in dem sie ihren Erlöser so oft als möglich anbetete und den sie stets mit der innigsten Liebe empfing. Die jungfräuliche Gottesmutter verehrte sie mit der kindlichsten Andacht, und es ward ihr dieselbe von Christus in einer Erscheinung aufgetragen. Groß war auch ihre Nächstenliebe, besonders seit der Zeit, als ihr Jesus innerlich gesagt hatte: Es sei ihm sehr wohlgefällig, wenn sie die Übung der Andacht verlasse und sich nach seinem Willen mit den Werken der Nächstenliebe beschäftige. Daher ihre große Wohltätigkeit gegen die Armen, Kranken und leidenden Seelen im Fegefeuer. Bei aller Gottseligkeit und Nächstenliebe war sie aber so demütig, dass sie sich für die größte Sünderin hielt. Gertrud hatte viele Offenbarungen und Visionen.
Ihr seliges Ende erfolgte durch einen Schlagfluß. Schon gelähmt, musste man sie noch zu einer kranken Schwester führen, die sie noch tröstete. Sie starb am 17. November im Jahre 1334.
Ihr Verehrungstag ist der 17. November.


Beherzigung

Die heilige Gertrud sagte: „O könnte ich mein herz zerteilen, auf glühende Kohlen legen und dadurch alles Unreine verbrennen, um dassselbe zu einer dir nicht unwürdigen Wohnung, o Herr zu bereiten.
O Herr, welch große Geduld hast du mit mir! Wie oft war mein Gemüt aus sich hinausgeworfen, wie oft hat es sich in vergänglichen Dingen zerstreut und belustigt! Sobald ich aber in mein Herz wieder zurückkehrte, fand ich dich doch wieder in eben demselben. – Ich glaube, dass es keinen Menschen gibt, der die Gaben Gottes so missbraucht, und dem Nächsten so viel Ärgernis gibt als ich. Wenn ich mit inniger Überzeugung mich selbst für viel unvollkommener als andere halte, dann o Herr wird der Strom deiner Huld und Güte unaufhörlich auf mich herabfließen. Herr, das größte deiner Wunderwerke scheint mir dieses zu sein, dass die Erde mich Sünderin trägt. Ziehe mich so innig an dich, dass ich unter den äußeren Geschäften, wodurch ich das Heil meines Nächsten befördern muss, ungeteilt und ungestört mit dir vereinigt bleibe; und wenn ich sie zu deiner Ehre vollendet habe, schnell in mein Inneres, auch mit den Gedanken, wieder zurückkehre. Ich kann nicht das geringste auf Erden finden, das mich erfreut, als dich allein, mein liebster Gott und Herr. Könnte ich dir doch alle Menschen zuführen, ich würde gern bis an den jüngsten Tag die ganze Welt durchrufen! – Herr, ich bin der Geschöpfe müde, ich wünsche allen deinen Umgang und deine Ansprache zu genießen.“


(Quelle: Goldene Legende: Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, Wilhelm Auer, Matthäus Vogel,1904 nach von FJM überarbeiteter Fassung)