Isabella von Frankreich

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Fest

22. Februar

Das Leben und Wirken der heiligen Isabella, Jungfrau, Jahr 1270

Mitten unter Dornen und Gestrüpp, verborgen unter dichtem Grase, oft unbemerkt dem Auge des Menschen, blüht das kleine, bescheidene Veilchen und verbreitet ringsumher seinen lieblichen Wohlgeruch. So blühte am königlichen Hofe von Frankreich vor mehr als 600 Jahren eine gar holde, fromme Jungfrau, Isabella, zu deutsch: „die Gottgeweihte“. Ihr Vater, den sie schon mit zwei Jahren durch den Tod verlor, war König Ludwig VIII. von Frankreich, Ihre Mutter war die gottselige Blanka, und Ihr einziger Bruder war Ludwig der Heilige. Wie Ihrem Sohne Ludwig, flößte die fromme Mutter Blanka auch Ihrer Tochter einen lebendigen Abscheu und Haß vor der Todsünde ein und entflammte Ihr Herz zur Liebe Jesus. Vor den Augen der Mutter übte Isabella schon als Kind die schönsten Tugenden und heilige Werke der Gottes und Nächsten Liebe aus. Vom dreizehnten Jahre an war Ihre ganzes Leben ein ununterbrochenes Beten und Arbeiten. Die Pracht des königlichen Hofes und der Kleiderputz waren Ihr zum Ekel; lieber war Ihr die Einsamkeit und der Umgang mit Gott, dem Sie auch Ihre Jungfrauschaft geweiht hatte.

Als daher des deutschen Kaisers junger Sohn Konrad um Ihre Hand anhielt und der Papst, Ihre Mutter und Ihre heiliger Bruder in sie drangen, seine Hand anzunehmen, weigerte Sie sich standhaft, schützte Ihr Gott gemachtes Gelübde vor und schrieb an den Papst mit aller Ehrfurcht:

„Es ist etwas Größeres, die letzte Stelle unter Gott geweihten Jungfrauen einzunehmen, als Kaiserin und erste Frau der Welt zu sein.“

Voll Bewunderung über diese Gesinnung und den heiligen Entschluss seiner Schwester, drang der heilige Bruder nicht weiter in sie, sondern lobte Ihr Vorhaben und auch der Papst erteilte Ihr deswegen die größten Lobsprüche. Sie führte auch Ihren Entschluss wirklich aus, und lebte am Hofe Ihres Bruders wie in einsamer Klosterzelle. Drei Tage in der Woche fastete sie, die gemeinsten Speisen, und die nur ganz wenig, waren Ihre tägliche Kost; die wohlschmeckenden Gerichte schickte sie den Armen und Kranken. Wenn sie nicht betete oder las, arbeitete sie für die Armen und verfertigte Wäsche und Kleidung für dieselben. Einst kam Ihr Bruder in Ihr Gemach und sah sie gerade an einer Haube arbeiten. Freundlich bat er sie, Ihm die Haube zu schenken, er wolle Sie aus Liebe zu Ihr tragen. Sie aber entgegnete: „Dies ist die erste Arbeit dieser Art, die ich verfertige, und es ist billig, dass ich sie als Erstlingsopfer Jesus Christus weihe.“ Sie meinte damit einen Armen, unter dem sie sich den Heiland vorstellte. Der heilige König, erbaut durch diese Antwort, bat sie, ihm eine andere zu machen, was sie ihm auch versprach; die verfertigte Haube aber empfing ein Armer.

Die in den Augen Gottes so wohlgefällige Demut war die Lieblingstugend Isabellens. Sie hielt sich für die geringste Magd des Herrn, und obwohl königliches Blut in Ihren Adern floß, wollte sie dennoch für die Niedrigste im Hause des Herrn gelten. Dem Kloster Long-Camp „Langfeld“, das sie aus Ihrem Vermögen für Jungfrauen nahe bei Paris bauen ließ, gab sie den Namen Demut unserer lieben Frau, weil diese Tugend vor allem die allerseligste Jungfrau übte und dieselbe die Grundlage aller Heiligkeit ist.

Dies Kloster , wo der süße Duft der Unschluld und heiligen Liebe, das heiligste Herz Jesus erfreute, besuchte Isabella oft, nahm innigen Teil an den Gebeten und Übungen der Schwestern und sehnte sich herzlich, hier die Tage Ihres Lebens zu zubringen. Als Ihre gottselige Mutter Blanka starb, ließ sie sich nicht mehr aufhalten, sondern eilte mit Freuden dahin, um in einsamer Zelle, fern vom geräuschvollen Hofe, dem göttlichen Heiland Ihr Leben zu weihen. Im Kloster wollte sie vor den Schwestern keinen andern Vorzug haben als den, sie alle in der Verachtung Ihrer selbst zu übertreffen. Die niedrigsten Dienste wollte sie verrichten, allen wollte sie dienen. Unaufhörlich betend hatte sie keine größere Freude, als vor dem allerheiligsten Sakramente zu knieen und Jesus dort zu huldigen.

Sechs Jahre vor Ihrem Tode wurde sie aufs Krankenlager geworfen. Schweigend duldete sie die heftigsten Schmerzen. Wider die Gewohnheit der weiblichen Personen redete sie äußerst wenig und wenn man sie um die Ursache fragte, antwortete sie, sie schweige um der Sünde willen, die sie durch Ihre Zunge begangen habe. Ihr heiliger Bruder besuchte sie, wenn er in Paris anwesend war, öfters, erbaute sich an Ihrem schönen Tugenden und führte mit Ihr fromme Gespräche. Auf Ihrem Krankenlager sah man sie immer heiter und Gott ergeben. So gerne sie schwieg, machte es Ihr doch die größte Freude, mit gottseligen Personen vom Glück des Himmels und der Seligkeit der Heiligen zu reden. Ihr einziges Verlangen war, Gottes Angesicht zu schauen und mit ihm ewig vereinigt zu werden.

Das Ende Ihres irdischen Lebens

Diese Gnade wurde Ihr auch zu teil; am 22. Februar des Jahres 1270 schlummerte sie sanft hinüber in die Wohnung der Seligen. Sie war
42 Jahre alt, als sie das Zeitliche segnete. Die Heiligkeit Ihres Lebens und Wundergabe, womit sie Gott im Leben und nach Ihrem Tode verherrlichte, veranlaßten Papst Leo X., Sie selig zu sprechen und Papst Urban VIII. verlegte Ihr Fest auf den 31. August.

Darstellung der Hl. Isabella

Sie wird abgebildet im Kleide der Klarissernonne, mit einer Krone auf dem Haupt.

Wie notwendig die Tugend der Demut ist, um heilig und selig zu werden.

Unter den vortrefflichen Tugenden, welche im Herzen der heiligen Isabella Wurzel gefaßt haben, leuchtete vor allem die Demut hervor. Weil Maria, die seligsten Jungfrau, diese Tugend ganz besonders geliebt und geübt hatte und Isabella Ihr hierin nachfolgen wollte, nannte sie das Kloster, welches sie stiftete, „zur Demut unserer lieben Frau;“ sie wußte, dass die Demut die Grundlage und Hüterin aller Tugenden und das Fundament der Heiligkeit ist, und auf dieser Tugend wollte sie mit den Klosterfrauen das Gebäude der Vollkommenheit bauen. Sie führte auch Ihren Entschluss aus und übte diese Tugend bis zu Ihrem Tode im höchsten Grade. Auch du, mein Christ, wer du immer bist, musst die Tugend der Demut üben, willst Du anders heilig und selig werden. Der Demütige hält sich für den Letzten unter seinen Mitbrüdern, will der Letzte sein und für den Letzten auch gehalten und als solcher behandelt werden. - Diese Gesinnung muss dich durchdringen, wenn Du heilig werden willst, sie ist die Wurzel aller heiligen Tugenden. Denn wie die Blume, sagt der heilige Gregorius, vom Saft der Wurzel lebt und wächst, aber von der Wurzel abgeschnitten, sogleich verwelkt und verdorrt, ebenso verdorrt jede Tugend, wenn sie nicht an der Wurzel der Demut bleibt und verdorrt auf der Stelle. Um dies besser zu verstehen will ich es Dir an einigen Tugenden zeigen.

Ohne wahren, lebendigen Glauben kann Niemand selig werden, aber um glauben zu können, mußt Du demütig sein, das heißt, Du musst deinen Verstand gefangen geben und für wahr halten, was Gott geoffenbart hat die Kirche lehrt, auch wenn es Dein Verstand nicht begreift. Der Hochmütige will aber dies nicht tun, er will begreifen, wo Christus sagt, du musst glauben.- Daher ist auch der Hochmut der Anfang aller Ketzerei. Eben so stützt sich die Hoffnung auf die Demut, denn der Demütige fühlt seine Not, seine Schwachheit, sein Elend und nimmt deshalb seine Zuflucht zu Gott und seine Hoffnung auf Ihn. Der Demütige verzweifelt nie, wohl aber der Hoffärtige.

Auch die Liebe Gottes wird von der Demut entzündet; denn der Demütige weiß, dass Alles, was er hat, ein Geschenk Gottes ist, das er nicht verdient und deshalb wieder auch zur Liebe Gottes entflammt, wenn er sieht, wie gut Gott gegen ihn ist. „nur der Demütige liebt seinen Nächsten aufrichtig, „der Hochmütige beneidet Ihn und betrübt Ihn, denn der Demütige hält sich ja nur für den Geringsten, ist mit Allem zufrieden, und schaut nur auf seine eigenen Gebrechen.

Ohne Demut gibt es keine Geduld. Der Hochmütige hält sich nie für schuldig und strafbar, aber der Demütige glaubt aller Strafe würdig zu sein und nimmt daher alle Leiden, jede Beleidigung mit Freuden hin, um seine Schuld zu bezahlen.

Ohne Demut gibt es keine Keuschheit. Das Sprichwort sagt schon: „Hoffart kommt vor dem Falle.“ Der Demütige traut sich nicht zur: Er fürchtet zu fallen, er wacht, er weicht aus, er flieht jede Gelegenheit, jede Gefahr, und bleibt rein.

Ohne Demut gibt es keinen Gehorsam der verdienstlich wäre vor Gott. Der Hoffärtige gehorcht nur dem Widerwillen aber aus Heuchelei, der Demütige unterwirft sich gerne, er will Aller Knecht sein, weil er sich für nichts hält.

Ohne Demut hat das Gebet keine Kraft. Der Demütige erkennt sich als einen Bettler vor Gott, er setzt all sein Vertrauen nur auf Gott, und sein Gebet durchdringet daher den Himmel; „es dringet,“ wie die heilige Schrift sagt, „durch die Wolken; es hat keine Ruhe, bis es hinkommt und geht nicht von dannen, bis der Allerhöchste es anhört.“

So könnte ich alle Tugenden durchgehen und zeigen, wie notwendig die Demut ist, um sie zu üben. Ohne Übung heiliger Tugenden kannst du nicht heilig und selig werden; mithin, willst Du heilig werden und selig, so sei demütig; willst du hoch, willst Du in den Himmel hinauf, so steige recht tief herab, daß heißt;: erniedrige dich, willst Du ein hohes, festes Gebäude der Vollkommenheit bauen, so lege einen tiefen Grund. Kein Heiliger ist im Himmel, der nicht demütig gewesen und nach des Heilands Worten hast Du für den Himmel genug getan, wenn Du von Ihm gelernt hast, sanftmütig und demütig zu sein, indem er spricht: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, und >ihr werdet Erquickung finden für eure Seelen< [Jer 6,16] [Matth. 11,29]

Schaue daher auf Jesus und Maria, und Du wirst, wie die heilige Isabella, diese notwendige Tugend der Demut erkennen und ist es Dir ernst, in den Himmel zu kommen, auch üben.

Gebet

Seufzer. O Jesus, laß mich in Deinem Lichte erkennen, wie armselig ich bin, laß mich fühlen mein Elend, und deshalb auch mich erniedrigen, verachten und den letzten Platz unter allen meinen Mitbrüdern einnehmen. Amen.


(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)