Johannes von Gott

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Der heilige Johannes von Gott, Stifter des Ordens der barmherzigen Brüder

Bild im Museum im Haus der Familie Pisa in Granada- gemeinfrei

Fest

8. März

Lebensbeschreibung

Der hl. Johannes von Gott, der Stifter des Ordens der »barmherzigen Brüder« etc., wird bei den Bollandisten am 8. März ausführlich behandelt und zwar vorzugsweise nach einer alten Lebensbeschreibung des Franciscus de Castro, die sie aufnahmen, und welche auch M. Chr. Wilmet besonders benützte, dem wir in der folgenden Darstellung vorzüglich folgen. Der hl. Johannes Cuidad wurde am 8. März 1495 geboren in dem portugiesischen Orte Montemor-o-Novo (Mons major novus) in der Diözese Evora (Provinz Alentejo) als der einzige Sohn eines frommen ehrlichen Handwerkers, Namens Andreas Cuidad. Erst acht Jahre alt, schlich Johannes heimlich aus dem elterlichen Hause, um einen Priester zu begleiten, der bei seinen Eltern Einkehr genommen, und aus dessen Munde er Vieles über die großen Städte Spaniens, die Pracht ihrer Kirchen, den Glanz ihrer Feste und Zeremonien etc. gehört hatte. Zwanzig Tage darauf starb die Mutter aus Gram. Der Vater entsagte der Welt und ließ sich dei den Franziskanern in der Vorstadt von Lissabon aufnehmen. Johannes kam nur bis Oropesa, eine Stadt in Neu-Castilien an der Grenze des portugiesischen Estremadura, und trat dort in die Dienste eines Mayoral oder Intendanten über mehrere Herden und Triften, der einem reichen Edelmanne Namens Johannes Feruz untergeben war, in welchen Diensten er bis zu seinem 27. Jahre (bis 1522) verblieb und sich durch Fleiß, Geschicklichkeit und hohe Sittenreinheit die ganze Liebe seines Herrn erwarb.

Damals war Spanien in Krieg mit Frankreich; der Graf von Oropesa stellte eine Kompanie Soldaten und gab ihr den Johannes Feruz zum Kapitän. Durch das Beispiel dieses Edelmannes aufgemuntert, gab Johannes Cuidad seine friedlichen Beschäftigungen auf, ließ sich als Rekruten anwerben und marschierte entschlossen an die Grenze. Aber dieses geräuschvolle Leben und das schlechte Beispiel der großen Menge brachten die traurigsten Früchte in seiner Seele hervor. Er vernachlässigte bald seine frommen Übungen und endete damit, daß er sie ganz vergaß. Ein gefährlicher Sturz vom Pferde, durch den er leicht hätte das Leben einbüßen können, führte ihn jedoch wieder zu einer bessern Gesinnung zurück. Dazu kam noch ein anderes Unglück, das noch heilsamer wirkte. Sein Hauptmann hatte ihm nämlich die Obhut über die den Franzosen genommene Beute übertragen. Den nächsten Tag bemerkte er aber, daß sie verschwunden sei. Vergeblich bewies er, daß sie ohne seine Schuld abhanden gekommen; Johannes wurde zum Strange verurteilt. Schon zum Baume geführt, an welchem er aufgeknüpft werden sollte, kam ein Oberoffizier dazu, hielt die Exekution auf und kam mit dem Hauptmann überein, den Schuldigen noch an diesem Tage aus der Kompanie und dem Lager zu verweisen. Beschämt und vergnügt zugleich ging Johannes davon, erreichte bald die Fluen von Oropesa und nahm auf den Gütern des Grafen seine unterbrochene Beschäftigung wieder auf, die er dann mehrere Jahre lang betrieb, bis neue Ereignisse ihn zum zweiten Male dieser Lebensweise entzogen.

Im Jahr 1529 kam nämlich der türkische Sultan Soliman II. an der Spitze von 300,000 Türken nach Ungarn, verwüstete es und belagerte Wien. König Ferdinand und Kaiser Karl V. vereinigten alle Truppen, die sie aufbringen konnten. Auch Johannes war wieder unter der vom Grafen von Oropesa ausgehobenen Mannschaft und zog mit nach Deutschland, mochte er nun durch seine Freunde, oder durch den Einfluß des Grafen bewogen worden sein, oder überhaupt diesen Krieg gegen die Ungläubigen für ein heil. Unternehmen gehalten haben. Nachdem Soliman mit Verlust sich zurückgezogen, brachte ein Vertrag den Ungarn Frieden und ließ die Spanier abziehen. Johannes wurde auf einem Schiffe bis zum Hafen von Cocuña in Galizien, nicht weit von St. Jakob von Compostella gebracht. Er besuchte diesen heil. Ort mit großer Andacht und ging von da in seine Heimat, wo nach wenigen Tagen der Entschluß zur Reise kam, das Beispiel seines Vaters nachzuahmen und weit von seinem Geburtsorte und fern von aller Verwandtschaft einen einsamen Ort zu suchen, um da bis zum Ende seiner Tage [[Gott]9 zu dienen und durch Buße sein bisheriges Leben zu sühnen. Er verließ daher alsbald die Heimat und lenkte seine Schritte den fruchtbaren Feldern von Algarvien und Andalusien zu. In Ayamonte, am Ausfluß der Guadiana, angekommen, blieb er einige Tage im Hospital der Pilger, wo er erstaunt war über den Anblick der Kranken, welche man dort verpflegte. Dieses Werk der Barmherzigkeit legte in seine Seele eine geheimnisvolle Anziehungskraft nieder, die er damals noch nicht begriff, die ihm aber nach seiner Abreise im Geiste immer wiederkehrte.

Indessen ging er weiter in das Innere von Andalusien bis in das Gebiet von Sevilla, wo er bei einer reichen Dame, Namens Eleonore de Zuniga, eine Schäferstelle erhielt. Da war ihm Gelegenheit gegeben, tiefer in sein Inneres zu blicken. Die Unordnungen, in welche er gefallen, verursachten ihm so heftige Gewissensbisse, daß er bereit war, Alles zu unternehmen, um der göttlichen Gerechtigkeit genugzutun. Da schien es ihm, daß Gott nichts angenehmer wäre, als nach Afrika zu gehen und dort durch alle Anstrengungen der Liebe, und selbst mit Gefahr seines Lebens und seiner Freiheit, den unglücklichen Christensklaven zu dienen. Zu Gibraltar angelangt, begegnete er einem portugiesischen Edelmanne, welchen König Johann III. seiner Güter beraubt, mit Frau und Kindern in die Verbannung schickte und nach der afrikanischen, damals dem Könige von Portugal unterworfenen Stadt Ceuta bringen ließ. Diesem Edelmanne bot nun Johannes seine Dienste an, die derselbe auch gerne annahm. In Ceuta angelangt, brachten bald Kummer und das heiße Klima seinem Herrn eine gefährliche Krankheit zu, die ihn auch zum Verkaufe alles dessen nötigte, was er besaß. Aber die Liebe seines Dieners Johannes ging so weit, daß er an den öffentlichen Werken um Taglohn arbeitete und diesen jeden Abend ihm brachte. Die süße reine Freude, welche Johannes bei diesem Liebesdienste empfand, wurde bald durch die Apostasie eines Gefährten und Landsmannes gestört. Dieses, verbunden mit der Vorstellung seines Beichtvaters, bewog ihn endlich wieder nach Spanien zurückzukehren. Er schied von dem armen Edelmanne, dessen Dienst, wie er nachher mehrmals versicherte, für ihn die Quelle aller Gnaden geworden, und schiffte sich nach Gibraltar ein. Dort gewann er bald durch Arbeit so viel Geld, daß er sich Bilder, einige Gebetbücher und Katechismen kaufen konnte, welche er dann in den Straßen oder an den Kirchtüren wieder verkaufte.

Dabei lebte Johannes mäßig und abgetötet, was den Erfolg seines kleinen Handels nur vergrößerte. Bald hatte er ein kleines Magazin, das er durch fabelhafte Geschichten anziehend zu machen wußte; denn solche liebte man damals allgemein in Spanien. Er unterließ aber nicht beim Verkaufe derselben das Nutzlose derselben hervorzuheben, und dagegen die Lesung frommer Bücher zu empfehlen, die er nicht selten mit Verlust verkaufte, wenn der Preis dem Käufer zu hoch war. Dieses Vorbild, so geeignet, ein Gewerbe zu heiligen, das viele Gefahren mit sich führt, war Veranlassung, daß der Heilige bald nach seiner Seligsprechung zum Patron der Buchhändler und Buchdrucker erwählt wurde. – Im Jahr 1538 nahm Johannes festen Aufenthalt in Granada und wählte zum Betriebe seiner frommen Industrie ein sehr gut gelegenes Lokal an dem Tore von Elvira. Am Feste des hl. Sebastian, das in Granada mit vieler Feierlichkeit begangen wird, begab er sich auch nach der Einsiedelei des heil. Märtyrers, die ziemlich entfernt vom Zentrum der Stadt auf einer Anhöhe lag, um dort Spaniens berühmtesten Prediger, den ehrw. Johannes von Avila (8. März) das Wort Gottes verkünden zu hören. Johannes Ciudad wurde während der Predigt so gerührt, daß er in Ströme von Tränen zerfloß und die Kirche mit Jammergeschrei und Schluchzen erfüllte.

Öffentlich verabscheute er sein früheres Leben, schlug sich heftig an die Brust und rief laut zum Himmel um Barmherzigkeit für die Sünden, die er begangen. Noch heftiger tat er unterwegs und in den Straßen der Stadt; er zerkratzte sich das Gesicht, rieß sich den Bart und die Haare aus, schlug sich mit dem Kopfe gegen die Mauern, wälzte sich im Schmutze und tat nichts Anderes, als aus allen Kräften zu Gottrufen: »Barmherzigkeit«! Man glaubte, er habe den Verstand verloren; das Volk sammelte sich um ihn, die Kinder verfolgten ihn mit Steinwürfen und Hohngelächter; endlich kam er zu Hause an, mit Blut und Schmutz bedeckt. Nun ergriff er zuerst alle profanen Bücher und zerriß sie Angesichts der Menschen, die ihm gefolgt waren. Dann nahm er die Erbauungsbücher und verteilte sie schnell unter das Volk. Das Gleiche tat er mit den Bildern, dem Mobiliar, seinem Gelde und seinen Kleidern, so daß er in wenigen Stunden Alles, was er besaß, verteilt und sich so mit eigenen Händen in die äußerste Armut versetzt hatte. Darauf durchlief er wieder die Stadt, wie ein Wahnsinniger, mit bloßen Füßen, bloßem Haupte, nur mit Unterkleidern angetan. In diesem Zustande erregte er doch das Mitleid Vieler, und es führten ihn nun Einige zu Johannes von Avila, welcher seine Beichte hörte, ihn beruhigte und tröstete. Johannes zog sich nun zurück, immer noch mehr beseelt von dem Verlangen, das Fleisch durch äußere Abtötungen zu bekämpfen und den Hochmut durch fortwährende Verdemütigungen niederzubeugen. Er wünschte, daß alle Menschen ihn für einen Narren hielten, daß man ihn öffentlich beschimpfe und wie einen Verbrecher mit Schmach überhäufe.

So ging er denn darauf aus, Verachtung und Schande freiwillig zu suchen, und fand sie auch auf dem beliebtesten Platze Granadas, wo er bald der Spielball des Pöbels war, bis einige gute Bürger ihn in das Hospital für Geisteskranke brachten. Man wandte alsbald die gewöhnliche Kur der Wahnsinnigen an, streckte ihn auf einem Brette aus, band ihm Hände und Füße und hieb ihn auf die bloße Haut mit einer aus Stricken zusammengeflochtenen Peitsche. Dann hob man ihn auf und schloß ihn ganz blutend wieder in eine einsame Zelle ein. Seine Wärter ließ er immer auf dem Gedanken, daß er geistesverwirrt sei. Nach einigen Monaten der Buße aber faßte er den Entschluß, das Hospital zu verlassen, und gab nun Zeichen des Verstandes. Die Wärter fingen an, ihn lieb zu gewinnen; er selbst bediente und tröstete die Kranken, reinigte die Geschirre, die Becken und Stuben, verband die Wunden, machte die Betten und kehrte die Zimmer. Eines Tages sah er von der großen Pforte aus den großartigen Leichenzug der Kaiserin Isabella, der Gemahlin des Kaisers Karl V., welche unter Anführung des Herzogs von Gandia, des nachmaligen hl. Franziskus von Borgia, nach Granada gebracht wurde, um in der Gruft der königlichen Kapelle in der Kathedrale beigesetzt zu werden. Dieß machte auf ihn einen solchen Eindruck, daß er, von Sehnsucht ergriffen, den Armen zu dienen, dem Direktor des Hospitals seinen Austritt erklärte. Er schied von dem Hause am 21. Okt. 1539 nach einem achtmonatlichen Aufenthalte daselbst im 45. Lebensjahre.

Zuerst machte nun Johannes eine Wallfahrt nach Unserer Lieben Frau von Guadalupe, einer kleinen Stadt in Estremadura, an der Grenze von Castilien. Dieser Wallfahrtsort war berühmt und ist es noch, wegen der wunderbaren Statue der hl. Jungfrau, welche der hl. Papst Gregorius im sechsten Jahrhundert seinem Freunde, dem hl. Bischof Leander von Sevilla, dahin geschickt hatte. Schwach, ohne Geld, schlecht gekleidet, Kopf, Beine und Füße bloß, kam unser Pilger in Guadalupe an und erhielt vom Prior des dortigen Klosters Erlaubnis, einige Tage im Hause verweilen zu dürfen, die er dann mit Gebet, Betrachten und dem Empfang der heil. Sakramente zubrachte. Gestärkt und erfreut verließ er den Ort, weil er am Tage vor seiner Abreise im Gebete vor dem Gnadenbilde die Versicherung eines besondern Schutzes erhalten hatte. Er besuchte sodann den Johannes von Avila in Baeza, einer Stadt der Diözese Jaen, und eilte, angeeifert durch diesen ehrwürdigen Diener Gottes, nach Granada, wo er sich anfänglich mit dem Verkauf von im nahen Walde gesammelten Reisigbündeln nährte. Nach und nach wurde man auf ihn aufmerksam und erstaunte sehr, als man in diesem scheinbar lächerlichen und einfältigen Menschen zugleich den Vater der Armen erkannte, als man vernahm, daß die Frucht seiner Mühen zur Ernährung ganzer Familien diente. Leider war zu dieser Zeit das Elend ein unendliches, seitdem König Ferdinand 170,000 Familien, Juden und Mauren, vertrieben, welche unermeßliche Reichtümer nach Afrika hinüber genommen hatten. Dadurch war eine ungeheure Anzahl von Orten verödet, Verkehr und Arbeit zerstört, und die Zahl der Armen hatte über alles Maß zugenommen. Eines Tages ging nun Johannes über den Fischmarkt und bemerkte in der Nähe der Kathedrale über einer Pforte die Aufschrift: »Dieses Haus ist für Arme zu vermiethen.« Er ging hinein, betrachtete es und mietete es auf der Stelle. Dann brachte er dahin so viele Kranke und Verkrüppelte als er nur konnte; die Schwächsten trug er auf seinen Schultern dahin. Ein Priester der königlichen Kapelle gab ihm ein Almosen von 300 Realen. Damit kaufte er zuerst 46 Betten, ein jedes bestehend aus einer Matte, einem Betttuche und einer Oberdecke und aus einem Querholz mit einem hölzernen Kreuze; den Rest der Summe verwendete er zur Anschaffung des für ein Hospital notwendigsten Mobiliars. Das ist der Ursprung des Ordens des hl. Johannes von Gott, gegründet zu Granada im Jahr 1540. Als er das Haus eingerichtet und die Armen in guter Ordnung untergebracht hatte, sah der Heilige bald mit jedem Tage die Bedürfnisse wachsen, so daß das Almosen oft nicht ausreichend war. Da gab ihm [Gott]] den Gedanken ins Herz, am Abende mit einem großen Tragkorbe auf dem Rücken und mit zwei großen Töpfen, welche von beiden Schultern an einem Stricke herabhingen, durch die Straßen der Stadt zu gehen und mit lauter Stimme zu rufen: »O meine Brüder! um der Liebe Gottes willen tuet euch selbst Gutes an.«

Diese außerordentliche Weise um Almosen zu bitten, hatte bald einen schönen Erfolg; die Reichsten gaben ihm Geld, die Andern Brot, Fleisch, Gemüse etc. Eine besondere Gunstbezeugung wurde ihm von Don Sebastian Ramirez, Bischof von Tuy und Kanzler von Granada, einem Prälaten von ausgezeichneter Frömmigkeit, der später als Bischof von Cuenca wie ein Heiliger starb. Dieser lud nämlich unsern Johannes zu Tische und fragte ihn während der Unterredung nach dem Namen. Derselbe antwortete: »Ich heiße Johannes.« Der Bischof entgegnete:

»Künftig hin wirst du Johannes von Gott heißen.«

»O ja, wenn es Gott gefällt!« entgegnete sanft der Heilige, und seit dieser Zeit blieb ihm der Name auch beim Volke. Als derselbe Prälat ihn ein anderes Mal in einem groben und durchlöcherten Gewande kommen sah, das er von einem Bettler eingetauscht, bedachte er die Wichtigkeit des Werkes, welches dieser außerordentliche Mensch ausführte. Er sah ein, daß ein solches Äußeres ihm mehr schädlich als vorteilhaft, und daß es selbst dem Interesse des Institutes förderlicher sein würde, wenn der Vorstand desselben und seine Gehilfen einen gleichmäßigen Anzug hätten. Er sprach daher zu Johannes: »Bruder Johannes von Gott! ich habe dir bereits einen Namen gegeben; ich nehme mir nun heraus, dir heute auch einen Anzug zu geben! Nie kannst du verlangen, daß ein Mann von Ehre dich mit deinem so schmutzigen und eckelhaften Anzuge in sein Haus und an seinen Tisch nehmen werde. Trag darum fortan einen Habit, und ein Beinkleid von aschgrauem Tuche und einen gleichen Mantel.« Nachdem die Kleidungsstücke gefertigt waren, segnete sie der Bischof und bekleidete damit den ersten, »barmherzigen Bruder.«

Indessen hatte weder der Bischof noch der Heilige selbst die Absicht, einen kirchlichen Orden zu gründen, und sie gaben darum auch keine feste Regel für Diejenigen, welche sich dem Dienste des Hospitals widmeten. Sobald aber Johannes in der Stadt mit seinem Habit erschien, und als man sah, daß sein Hospital eine weltliche Kongregation bilden könnte zum Dienste der armen Kranken, kamen mehrere Personen und boten sich zu seinen Schülern an. Die Ersten waren der junge Castilianer Antonius Martin und Petrus Velasco. – Sechs Jahre war Johannes in seinem Hause tätig, als den erzbischöflichen Stuhl von Granada Dom Pedro Guerreno bestieg, der durch seine Gelehrsamkeit unter den berühmtesten Vätern des Konzils von Trient glänzte (gestorben am 2. April 1576 im Geruche der Heiligkeit) und zu den größten Bischöfen Spaniens zählt. Dieser erkannte im Werke unsers Heiligen ein Werk Gottes, versicherte ihn seines Schutzes und gab ihm zur Erhaltung und Erweiterung desselben bedeutende Summen. So unterstützt, konnte nun der hl. Johannes bald um ein geräumigeres Lokal sich umsehen, in das er dann mit all' seinen Pfleglingen übersiedelte, und wohin nur noch ein größeres Wohlwollen des Adels und des Volkes ihm folgte. Man schickte ihm von allen Seiten Kleidungsstücke, Betten, Lebensmittel und Waren aller Art. Er begnügte sich nun nicht mehr damit, Kranke zu pflegen und Pilger aufzunehmen; er wollte auch für alle Arten von Elend sorgen. Er suchte heimlich anständige, aber herabgekommene Familien auf; wo eine arme Witwe, mehrere Waisen oder brave Handwerker ohne Arbeit des Beistandes bedurften, da suchte er ihnen diesen zu verschaffen. Ebenso verhalf er jungen, unbemittelten Personen, welche in einen Orden treten wollten, zu der unerläßlichen Mitgabe für arme Klöster. Auch wurde er der Fürsorger nicht blos Einzelner, sondern ganzer Konvente; er versorgte sie mit Brot, Fischen, Fleisch, Brennmaterial und mit allen für das tägliche Leben nothwendigsten Bedürfnissen, suchte aber dabei den Müßiggang fern zu halten. Johannes von Gott wirkte so wohltätig auf die Klostergemeinden ein, daß schreiben kann.

Wie natürlich, blieb er nicht ohne scharfe und unfreundliche Beurteilung. Man schrie über Unbesonnenheit und Torheit, machte sich lustig über Personen und Konvente, welche man ihn besuchen sah; man tadelte sie, daß sie sich von einem Narren belehren ließen; Einige gingen so weit, daß sie sich versteckten, um zu sehen und zu hören, was bei den Besuchen und Unterhaltungen des Heiligen in den Konventen vorging. Aber das Beispiel einer so reinen Heiligkeit, die Kraft und Zurückhaltung seiner Reden, der Glanz seiner Tugend und seiner ganzen Handlungsweise beschämten diese böswilligen Seelen, sie zogen sich zurück, und mehrere von ihnen konnten nicht umhin, den Heiligen zu erheben und ihm sogar Almosen zu reichen. – Mit einem so tätigen Leben verband Johannes beständiges Gebet und Abtötungen. Er aß nur wenig, fastete jeden Freitag bei Wasser und Brot, geißelte sich mit knotigen Stricken bis aufs Blut, schlief nur auf einem Strohsacke, der auf der nackten Erde lag; ein Stein diente ihm als Kopfkissen, ein abgenützter Habit als Decke etc. Auch hatte er die Gabe der Tränen und besaß den Geist der Betrachtung in einem hohen Grade. Sein ganzer Wandel trug das Gepräge der Demut; alle Ehrenbezeigungen von Seite des königlichen Hofes und des Adels nahm er mit jener heiligen Unempfindlichkeit auf, woran man einen wahrhaft sich selbst abgestorbenen Menschen erkennt. – Des Heiligen unermüdliche Arbeiten etc. hatten endlich seine Kräfte sehr erschöpft, was er aber immer zu verbergen suchte, bis ein ganz gewöhnliches Ereignis ihn in die äußerste Gefahr brachte. Der Fluß Genil oder Xenil (Singulis, Xenilus), der auf der südlichen Seite Granada's fliesst war durch den Schnee der Sierra Nevada (das höchste Schneegebirge Spaniens) angeschwollen und führte Baumstämme und Holz mit, die Johannes für sein Hospital als nützlich erachtete. Er hielt es darum für seine Pficht, mit Hilfe junger Leute diese Stämme aufzufangen und ans Land zu ziehen. Dabei wagte er sich aber zu weit in das ausgetretene Wasser und ward nun von Fieberschauer der Art ergriffen, daß er sein Ende nahe glaubte. Nachdem er sich etwas erholt, benützte er die fieberfreien Augenblicke, um seine Rechnung in Ordnung zu bringen.

Eine fromme, tugendhafte Dame, Namens Anna Osoria, welche an den Rathsherrn Dom Garcias de los Pisas verheiratet war, traf ihn bei einem Besuche auf einem einfachen Brette liegend, den Mantel zusammengerollt unter dem Kopfe. Sie erinnerte ihn daran, daß er immer Andern Gehorsam gepredigt; nun sei es an ihm, auch ein Beispiel zu geben; er möge daher ihren Bitten nachgeben, und sich in ihr Haus zur Pflege bringen lassen. Es geschah. »Gott weiß, meine Brüder!« sprach er zu seinen weinenden Armen beim Abschiede, »daß ich nichts mehr in der Welt wünsche, als mein Leben unter euch zu beschließen und in euren Armen zu verscheiden; da es aber Gott anders fügt, so geschehe sein Wille.« Darauf segnete er sie und sagte: »Meine teuren Kinder! lebet immer im Frieden; und sollten wir uns nicht mehr sehen, so bittet Gott für mich.« Die Krankheit unsers Heiligen erregte die Teilnahme der ganzen Stadt, wurde aber bald auch so heftig, daß man alle Hoffnung seiner Wiedergenessung aufgab. Als seine letzten Augenblicke nahten, wendete er sich an Bruder Martin, empfahl ihm die Armen und Waisen, verließ dann, mit seinem Habit angetan, das Bett, kniete nieder und küßte sein Kreuz. Nach einem Augenblicke der Andacht und Betrachtung rief er mit heller Stimme: »Jesus, Jesus, in deine Hände empfehle ich mich!«

Und damit übergab er seine Seele seinem Schöpfer im 55. Jahre seines Lebens, nachdem er 12 Jahre in seinem Hospitale im Dienste der Armen gearbeitet hatte, und zwar früh an einem Samstage, den 8. März 1550. Der entseelte Leib des Heiligen blieb aufrecht in der Stellung eines Menschen, welcher kniend betet, und blieb so während sechs Stunden, bis Diejenigen kamen, die ihn für das Begräbniß vorbereiten sollten. Darauf wurde er mit vieler Feierlichkeit vom Erzbischofe beerdigt. Die Welt- und Klostergeistlichkeit Granada's, der Hof und der Adel wohnten seinem Leichenbegängnisse bei. Man setzte die Leiche in die Gruft einer Kapelle bei.

Die Wunder, welche bald geschahen, veranlaßten den Papst Urban VIII., am 21. Sept. 1630 den demütigen Diener Gottes, Johannes von Gott »selig,« und Alexander VIII., ihn »heilig« zu sprechen am 19. Okt. 1690. Da aber dieser letzte Papst noch vor Ausfertigung des betreffenden Dekretes starb, so veröffentlichte sein Nachfolger Innozenz XII. am 15. Juli 1691 die Kanonisationsbulle. Das Fest des glorreichen Dieners Gottes wurde dabei auf den 8. März gesetzt, an welchem Tage es auch im Mart. Rom. und im röm. Brevier sub ritu dupl. steht.

Das Hospital zu Granada, dessen Leitung Fr. Martin übernahm, wurde bald zu klein, und ward deßhalb ein neues außerhalb der Stadt erbaut. Auch zu Madrid, Cordova, Lucena und Toledo errichtete man solche Hospitäler und übergab sie der Leitung einiger Gefährten des heil. Johannes von Gott. Während der Lebenszeit des Heiligen hatten die Brüder keine andere Regel, als die zarte und arbeitsame Liebe des Heiligen selbst; nach seinem Tode aber nahmen sie allmählig die Regel des hl. Augustinus an. Durch eine Bulle vom 1. Jan. 1572 verordnete Papst Pius V., die Brüder sollten für immer diese Regel beobachten und außer der Kapuze ein Skapulier von Zeug tragen, welches auf dem Habit bis zu den Knieen herabhinge, um dadurch beim Einsammeln als Ordensleute von herumschweifenden Laien und Betrügern unterschieden zu sein. Überdies gestattete derselbe Papst, daß ein jedes Hospital einen Bruder als Priester habe, der unabhängig von dem betreffenden Pfarrer unter den Brüdern und Kranken in Beziehung auf die Predigt, auf die Verwaltung der Sakramente und die Feier der heil. Mysterien die Seelsorge ausübe und zwar unter der Jurisdiction der Bischöfe.

Papst Sixtus V. erließ im Jahr 1685 und am 1. Okt. 1586 Bullen, in welchen er alle damaligen und zukünftigen Hospitäler des hl. Johannes von Gott zu einer einzigen Genossenschaft vereinigte und ihr den Namen der »Kongregation der Brüder des heil. Johannes von Gott« verlieh. Auch berief er für das folgende Jahr ein General-Capitel nach Rom, und wurde von demselben als erster Ordensgeneral der Spanier Pedro de Soriano gewählt. – Zu Granada hat sich unter den Brüdern die Tradition erhalten, daß, Johannes von Gott, die heil. Sterbesakramente empfangend, in einer Vision von der hl. Jungfrau, welche von dem hl. Evangelisten Johannes und dem Erzengel Raphael begleitet war, die Gnade empfing, daß diese ihm den Schweiß vom Angesichte abwischte und mit Zärtlichkeit die Versicherung gab: »Mein Sohn! ich verlasse meine frommen Diener nicht bei ihrem Tode. Deine Armen werde ich schützen.« Daher kommt es, daß der Orden das Fest des Patroziniums der heil. Jungfrau am dritten Sonntage des Novembers zu seinem Schutzfeste hat. Er verehrt auch ganz besonders den hl. Evangelisten Johannes und den hl. Erzengel Raphael, welcher dem Heiligen während seines Lebens oft erschienen. –

Das Kruzifix desselben wird zu Granada, sein Stock zu Toledo aufbewahrt. – Am 28. November 1664 geschah eine feierliche Übertragung des Heiligen aus der Kirche der mindern Brüder in die Hospitalkirche. – Dargestellt wird der Heilige in der Ordenstracht mit einer Dornenkrone auf dem Haupte; bisweilen auch mit einem Strick um den Hals, an welchem zwei Töpfe hängen, weil er auf solche Weise das Almosen sammelte.

Bald verbreitete sich dieser wohlthätige Orden auch in andern Ländern, wie z.B. in Italien, wo sie auch den Namen »Fate ben, fratelli« oder kürzer »Ben fratelli« haben, nämlich von der gewöhnlichen, von ihrem hl. Stifter ihnen hinterlassenen Formel, mit welcher sie das Almosen sammelten. Auch in Deutschland, in Bayern, wirkt dieser Orden »der barmherzigen Brüder« mit großem Segen, wie ihre Häuser in Neuburg, Straubing etc. bezeugen.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)