Kategorie:Stellungnahmen:Versuchung

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Was ist eine Versuchung?

Eine Versuchung ist jeder Gedanke, jede Empfindung, jede Rede oder Handlung, durch welche der Mensch gereizt wird, wider Gott und sein Gewissen zu handeln.

Woher kommen die Versuchungen?

  1. Aus der von der Erbsünde uns noch anhangenden bösen Begierlichkeit oder Neigung zum Bösen.
  2. Vom Teufel, der ein Mörder von Anbeginn und ein Lügner ist. Er benützt vorzüglich die herrschende Neigung eines Menschen und sucht ihn zu verblenden, damit er weder Gott, noch auf die Folgen der Sünde achtet. So brachte er die Eva schon durch den Vorwitz zur Esslust, dann zur Hoffart und zum Ungehorsam, und somit sie und den Adam zur Sünde.
  3. Von bösen Menschen, welche durch falsche Grundsätze und böse Beispiele, durch Schmeichelei oder Gewalt uns zum Bösen verführen wollen.
  4. Von unserer eigenen Trägheit und Sorglosigkeit, da wir entweder das Gebet und andere Mittel wider die Sünde anzuwenden unterlassen, oder durch Freiheit der Sinne und Anhänglichkeit an die Gefahren und Gelegenheiten der Sünde ihr den Eingang in unser Herz verschaffen.


Kann uns der Teufel auch zum Bösen zwingen?

Im geringsten nicht; denn er ist, wie der heilige Augustin sagt, einem an Ketten geschlossenen Hunde gleich, der Niemand beißen kann, als jene, welche sich mutwilliger Weise ihm nahen. Befleißen wir uns nur, unsere Sinnen besonders die Augen, im Zaume zu halten, damit wir ihm nicht hierdurch selbst Gelegenheit geben uns zu versuchen: so werden wir entweder von seinen Versuchungen frei sein, oder doch dieselben leicht überwinden.


Wie prüft Gott die Menschen?

Indem Er die Versuchungen zulässt, nicht um die Menschen zur Sünde zu verleiten, sondern um sie im Guten zu üben und ihnen Gelegenheit zu geben, ihre Geduld, ihre Liebe, ihre Keuschheit ec. zu zeigen. So sagte Er selbst durch den Moses zu den Juden: „Der Herr, euer Gott, prüft euch, damit offenbar werde, ob ihr Ihn aus ganzem Herzen liebet, oder nicht“ (5, Mos. 13,3) Er lässt uns aber niemals über unsere Kräfte versuchen, sonder Er gibt uns immer wieder soviel Gnade, dass wir die Versuchung überwinden können. (1 Korinther 10,13). Je mehr wir Gott lieben, je eifriger wir für Seine Ehre arbeiten, desto mehr müssen wir uns auf Versuchungen gefasst machen; denn die heiligsten Menschen haben gar oft die heftigsten Anfechtungen zu leiden.


Sind die Versuchungen auch schädlich und böse?

Nein, so lange man nicht in sie einwilligt, sind sie nicht schädlich, sondern sogar nützlich; denn sie erwerben und eine herrliche Krone im Himmel, wenn wir ihnen widerstehen und sie überwinden (Offenb. 3, 12)


Wann willigt man in die Versuchung?

Wenn man freiwillig in das Böse, wozu man gereizt wird, einwilligt. So lange man aber Widerstand leistet und kein freiwilliges Wohlgefallen daran hat, so lange willigt man nicht ein.

Mittel, die Versuchungen zu überwinden:

  1. Die Demut, verbunden mit anhaltendem Gebete, vermöge welcher man sich vor Gott erniedrigt, seine Schwachheit und sein Unvermögen vor Ihm bekennt, und Ihn mit großem Vertrauen um Seinen Beistand anruft. Hierdurch nötigt man Gott gleichsam Gott gleichsam zur Hilfe; denn den Demütigen gibt er Seine Gnade, gleichwie Er sie von hoffärtigen entzieht.
  2. Die stete Erinnerung an Gottes Gegenwart; denn wird man sich wohl in Gegenwart Gottes, jenes strengen Richters, unterstehen, etwas zu denken oder zu tun, weswegen man sich in Gegenwart eines ehrbaren Menschen zu schämen hätte?
  3. Die Betrachtung des Todes, welcher gleich auf die Einwilligung folgen kann; der ewigen Höllenpeinen, womit eine augenblickliche Wollust bestraft und der ewigen Freuden, womit der Überwinder der Versuchungen belohnt wird.
  4. Die Erinnerung an die Grundsätze unserer heiligen Religion, mit welcher auch Christus den Satan widerlegte.
  5. Die Erwägung der Gewissensbisse, Unruhe, ec. welche auf die Sünde folgen, und des Vergnügens, welches aus der standhaften Überwindung der Versuchungen entsteht.
  6. Die Verachtung der Versuchung, indem man seine Gedanken auf ehrbare Gegenstände richtet. Die Aussprechung des heiligsten Namens Jesus, die Bezeichnung mit dem heiligen Kreuze, Besprengung mit Weihwasser ec.
  7. Die Anrufung der seligsten Jungfrau Maria, des heiligen Schutzengels, der heiligen Patronen.
  8. Die Flucht der bösen Gelegenheit.
  9. Stete Beschäftigung.
  10. Anmutung. O Herr Jesu, der Du vierzig Tage ohne Speise und Trank in der Wüste zugebracht und vom bösen Geiste hast wollen versucht werden: gib mir die Gnade, dass ich mich vor allen Versuchungen verwahre, in denselben zu Dir meine Zuflucht nehme, und durch Dich gestärkt mutig ausharre und siege, damit ich die den standhaften Siegern versprochene Krone der Herrlichkeit erhalten möge!


Betrachtung: Jesus ermahnt die Jünger, welche Er schlafend antraf, sich durch Gebet und Wachsamkeit gegen die Versuchung zu schützen.
Wache und bete auch du, damit du nicht in Versuchung fallest und der Versuchung unterliegest!

Q: Unterrichtsbuch/kurze Auslegung der sonn- und festtaglichen Episteln und Evangelien. v. Goffine, Ord. Praem 1842

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