Kreuzwegandacht

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Unter den kirchlichen Andachten nimmt der Kreuzweg eine der wichtigsten Stellen ein. Denn keine andere Andacht ist älter als diese und keine ist geeigneter, um den Heiland, den Weg, die Wahrheit und das Leben kennen und lieben zu lernen. Darum haben die Gläubigen von der Wiege des Christentums an diese Andacht geliebt und daraus großen Nutzen gezogen für die Rettung und Heiligung jeder Seele. Deshalb wollen wir uns fragen, warum und wie wir die Kreuzwegandacht anstellen sollen.

Warum sollen wir den Kreuzweg beten?

Aus Liebe und Dankbarkeit

Der erste Beweggrund, warum wir oft und gern den Kreuzweg machen, ist unsere Liebe und Dankbarkeit dem göttlichen Heiland gegenüber. Die Kreuzwegandacht führt uns die Leiden und Qualen vor Augen, die der göttliche Erlöser auf dem Weg zum Kalvarienberg und am Kreuze für uns erduldet hat. Sie bringt uns die traurige Lage in Erinnerung, in welcher wir uns vor dem Erlösertod befunden haben, und ladet uns dazu ein, in Liebe und Dankbarkeit die unermessliche Güte des göttlichen Heilandes zu beherzigen, der uns um den teuren Preis seines kostbaren Blutes losgekauft hat.

Einige kurze Vergleiche werden uns unsere Dankespflicht dem göttlichen Erlöser gegenüber mit Händen greifen lassen:

  • Jemand befindet sich in einem brennenden Haus und geht dem sicheren Feuertod entgegen. Da kommt ein mutiger Mann und entreißt ihn den fressenden Flammen. Mit welchem Schrecken wird er da sein Leben lang an die traurige Lage denken, in welcher er sich befunden hat, und mit welcher Liebe und Dankbarkeit wird er an seinen Lebensretter denken! Würde er seine Rettung und seinen Retter vergessen, so müsste er sich wegen seiner Härte und Herzlosigkeit vor sich selbst und vor den Mitmenschen schämen. Alle Menschen, welche eine Todsünde auf ihr Gewissen geladen haben, wären ohne den Erlösungstod des göttlichen Heilandes rettungslos dem ewigen Tod in der Hölle verfallen! Wie müssen dieselben dem göttlichen Heiland ihr Leben lang dankbar sein, weil er sie durch sein bitteres Leiden vor dem ewigen Feuer der Hölle bewahrt hat!
  • Ein Verbrecher steht vor seinem Richter und muss mit Sicherheit erwarten, er werde zu einer langen Kerkerhaft oder sogar zum Tode verurteilt werden. Da wird er von seinem König nicht nur begnadigt, sondern in Freiheit gesetzt und sogar zum Kind und Erben angenommen. Mit welcher Rührung und Dankbarkeit wird derselbe an seine Rettung und an seinen Retter denken und nicht aufhören, dessen unermessliche Güte und Barmherzigkeit zu loben und zu preisen! Würde er es unterlassen, seinem Retter und Wohltäter seinen tiefgefühlten Dank auszusprechen, würde das Sprichwort auf ihn Anwendung finden: „Undank ist der Welt Lohn.“ Wir alle hatten durch unsere Sünden, wenn auch nicht Hölle, so doch die Kerkerhaft des Fegefeuers verdient: der göttliche Heiland aber hat uns durch seinen Erlösungstod die Pforte des Himmels eröffnet; er hat uns nicht bloß begnadigt, sondern auch zu Kindern Gottes und zu Erben des Himmels gemacht. Würden wir uns nicht eines unverzeihlichen Undankes schuldig machen, wenn wir nicht oft und gerne an unser früheres Elend und an unseren Retter aus größter Not liebevoll denken würden?
  • Ein Bettler ist von allem entblößt und ganz auf die Mildherzigkeit guter Personen angewiesen; da kommt ein reicher Mann und schenkt ihm ein großes Vermögen, do dass er für die Dauer seines Lebens keine Armut und keine Not mehr zu fürchten braucht. Wie wird derselbe seinem Wohltäter lebenslänglich dankbar sein und stets voll Liebe seiner gedenken! Würde er die erhaltene Wohltat vergessen und sich seinem Wohltäter gegenüber benehmen, als wäre er stets reich gewesen und hätte seinen Wohlstand nicht ihm zu verdanken, so würde er durch diese niedrige Gesinnung nur zeigen, dass er der erhaltenen Wohltat nicht würdig war. Uns hat der göttliche Heiland durch seinen Tod am Kreuz als Miterben des himmlischen Reiches eingesetzt. Wäre es da nicht schwarzer Undank, wenn wir unsere frühere Armut und unseren größten Wohltäter, durch den wir reich geworden sind, vergessen wollten?
  • Ein Kranker ist von einer tödlichen Krankheit befallen und geht dem sicheren Tod entgegen. Da kommt ein Arzt, der ihn dem Tod entreißt und ihm seine frühere Gesundheit zurückerstattet. Wie groß wird da seine Dankbarkeit für seinen Arzt und Lebensretter sein! Er wird bis zum Tode nie müde werden, dieses Arztes in Liebe und Dankbarkeit zu gedenken. Würde er dem Lebensretter keinen Dank wissen, wäre dies ein unwürdiges Benehmen, so dass er von seinen Mitmenschen seiner Herzlosigkeit wegen mit Recht verachtet würde.


Wenn wir darum mit gläubigem Herzen bedenken, dass wir durch den Großmut des göttlichen Heilandes dem ewigen Feuertod entgangen sind, als Verbrecher von ihm begnadigt wurden, als Bettler unermessliche Reichtümer von ihm erhalten haben und als Kranke ihm die Heilung verdanken, so muss unser Herz überströmen von Liebe und Dankbarkeit zum göttlichen Erlöser. Ein gutes Mittel, um ihm unsere Dankesschuld abzuzahlen, ist die öftere und fromme Verrichtung der Kreuzwegandacht

Weil wir Nachfolger Christi sind

Der göttliche Heiland ist vom Himmel herabgekommen, um uns durch sein Beispiel und seine Lehre den Weg zum Himmel zu zeigen. Das ganze Leben des Gottessohnes ist unserer Nachahmung würdig, ganz besonders aber sein Kreuzweg. Wenn wir unsere Seele retten wollen, müssen wir dem Heiland kreuztragend auf den Kalvarienberg folgen. Dann werden wir auch mit ihm auferstehen und in den Himmel eingehen können. Mit Recht sagt man darum, dass der Weg zum Himmel ein Kreuzweg ist. Deshalb richtet der Apostel Petrus an alle wahren Christen die liebevolle Einladung: „Christus hat für euch gelitten und hat euch so ein Beispiel hinterlassen damit ihr in seine Fußstapfen tretet“ [1 Petr.2,21]. Wenn jemand wissen will, ob er auf dem Weg zum Himmel wandelt oder nicht, braucht er sich nur zu fragen, ob er dem Heiland das Kreuz nachträgt oder nicht. Wer seine Schwächen und Gebrechen geduldig erträgt, mit den Fehlern und Unvollkommenheiten der Mitmenschen Nachsicht übt und die Leiden und Prüfungen, die Gott ihm zu seiner Heiligung sendet, mit Ergebung in seinen heiligen Willen auf sich nimmt, der wird an einem einzigen Tag viele verdienstliche Werke verrichten. Wer dagegen nichts leiden und ertragen will, über seine eigenen Fehler und Unvollkommenheiten murrt und klagt, von Mitmenschen kein unfreundliches Wort und keinen Charakterfehler ertragen kann und auch bei den geringsten Leiden und Prüfungen über Gott murrt und klagt, der verliert nicht nur alle Verdienste des geduldigen Leidens, er beleidigt auch Gott, weil er sich weigert, ihm das Kreuz nachzutragen. Es ist aber nicht genug, dem Heiland das Kreuz nachzutragen. Man muss die Leiden und Prüfungen mit Ergebung in Gottes heiligen Willen auf sich nehmen. Von der Art und Weise, wie die Menschen ihr Kreuz tragen, hängt ihr zeitliches Glück ab. Wer bei allen Leiden und Prüfungen die Geduld übt, der ist schon auf dieser Welt viel glücklicher und zufriedener als die unzufriedenen Menschen. Wer unter Armut und harter Arbeit viel zu leiden hat und an die Leiden denkt, die der Heiland durch Hunger und Durst, durch Müdigkeit und Entkräftung gelitten hat, der wird seine eigenen Leiden aus Liebe zum Heiland willig auf sich nehmen. Wer durch die Charakterfehler, die Falschheit und Verfolgung böser Menschen viel zu leiden hat und dabei denkt an allen Verdruss, den der göttliche Erlöser durch die Bosheit der Menschen während seines Leidens gelitten hat, der wird seine Mitmenschen viel leichter ertragen. Wer große Schmerzen zu erdulden hat und einen Vergleich anstellt zwischen seinen eigenen Leiden und jenen, die der Heiland aus Liebe zu ihm erduldet hat, der wird es nicht mehr wagen, über seine geringen Leiden zu klagen. Darum sind jene Menschen, die dem Heiland das Kreuz geduldig nachtragen, schon auf dieser Welt viel ruhiger und zufriedener. Das beste Mittel, um die Geduld im Leiden zu erwerben, ist die Kreuzwegandacht.

Zur Rettung und Heiligung unserer Seelen

Wir beten den Kreuzweg auch, weil wir daraus großen Nutzen für die Rettung und Heiligung unserer unsterblichen Seele ziehen. Es gibt kein besseres Mittel, einen verstockten Sünder zu erweichen und zu bekehren, als vor seinem Geiste die unermesslichen Leiden vorüberziehen zu lassen, die der göttliche Erlöser seiner Sünden wegen erlitten hat. Ebenso für jene Christen, die sich im Stande der Gnade befinden. In ihrem Herzen wird die Liebe zum Heiland immer mehr entzündet und zu einer immer größeren Flamme entfacht. Das ersehen wir aus dem Leben der Hl. Rosa von Viterbo. Derselben erschien einst der Heiland am Kreuz hängend, mit Wunden bedeckt, mit der Dornenkrone auf dem Haupt, mit verrenkten Gliedern und mit ans Kreuz genagelten Händen und Füßen. Dieser Anblick bereitete ihr einen solchen Schmerz, dass sie ausrief: „O Jesus, wer hat dich in diesen bedauernswerten Zustand versetzt? Wer hat dich so unmenschlich geschlagen und zugerichtet? Wer hat dich so grausam durchbohrt und an dieses schreckliche Kreuzesholz geschlagen?“ Der Heiland antwortete ihr: „Das hat meine Liebe zu den Menschen getan.“ Rosa fuhrt fort: „Wenn deine Liebe zu den Menschen die Ursache deines Leidens ist, dann hast du aus Liebe zu mir so viel gelitten? Dann bin ich armselige Sünderin es, die dir diese grausamen Qualen verursacht hat?“ Nach diesen Worten brach sie in bittere Klagen aus, vergoss einen Strom von Tränen und strafte sich an ihrem Leibe, indem sie sich die größten Schmerzen verursachte. Gleich dieser Heiligen müssen auch wir aus der Kreuzwegandacht die Reue über unsere Sünden, eine große Abscheu vor jeder Beleidigung Gottes und den ernsten Vorsatz schöpfen, Gott auch nicht durch die kleinste lässliche Sünde zu beleidigen.

Die 14 Kreuzwegstationen

  • 1. Station: Jesus wird von Pilatus verurteilt
  • 2. Station: Jesus nimmt das schwere Kreuz auf sich
  • 3. Station: Jesus fällt das erste Mal unter dem Kreuz
  • 4. Station: Jesus begegnet seiner heiligen Mutter
  • 5. Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
  • 6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
  • 7. Station: Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz
  • 8. Station: Jesus begegnet den weinenden Frauen
  • 9. Station: Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz
  • 10. Station: Jesus wird seiner Kleinder beraubt
  • 11. Station: Jesus wird an das Kreuz genagelt
  • 12. Station: Jesus stirbt am Kreuz
  • 13. Station: Jesus wird vom Kreuze abgenommen
  • 14. Station: Jesus wird in das Grab gelegt

Links

Quellen

  • Aus dem Buch „In der Hochschule Gottes“, Marie Lataste
  • Gebete aus dem Gebetsschatz der Br. Thomas Apostolatsgemeinschaft