Maria Crescentia Hoess

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Crescentia von Kaufbeuren.jpg

Heilige Maria Crescentia Höss OSF (mit bürgerlichem Namen: Anna) Ordensfrau und Jungfrau

Geburtstag

20. Oktober 1682 Kaufbeuren, Deutschland

Sterbetag

5. April 1744 Kaufbeuren, Deutschland

Seligsprechung

7. Oktober 1900 (Leo XIII.) Rom, Italien

Heiligsprechung

25. November 2001 Rom, Italien

Gedenktag

5. April

Vorwort

«Singt dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht»

[Ps 98,l].

Die Worte des 98. Psalms sind ein Loblied für den Herrn, gepriesen als gerechter Richter und verlässlicher Helfer. Im Städtchen Kaufbeuren (Diözese Augsburg) erklang im 17. und 18. Jahrhundert das Loblied einer Frau, deren Grab der Anziehungspunkt der gesamten Umgebung ist. Die Menschen haben das Lied der Franziskanerin Maria Crescentia von Kaufbeuren nicht vergessen, die das Lied nicht nur in den Zeiten der Freude, sondern am schönsten sogar dann sang, wenn das Kreuz ihr Schweres zumutete. Oft wurde die Heilige dargestellt mit einem Kruzi­fix, auf das sie blickt, als lese sie in einem Buch. Das Kreuz und Crescentia sind nicht zu trennen. Und doch beobachteten die Menschen der damaligen Zeit ihre nie versiegende Fröhlichkeit. Vielleicht war ihr Lächeln im Leid das Geheimnis für die Anziehung dieser Frau, die als Ratgeberin von so vielen Menschen aller Stände aufgesucht wurde. «Singt dem Herrn ein neues Lied.»

Auch die bayrische Diözese Augsburg jubelte zusammen mit der ganzen Weltkirche am 25. November 2001, als Papst Johannes Paul II. die Franziskanerin zur Heiligen erhob und der ganzen Welt ermöglichte, den Gesang des Lebens dieser Frau zu hören. Das Leben von Maria Crescentia Höss ist die Übersetzung des Liedes, dessen Noten der Herr selbst komponierte. Weil die tugendreiche Franziskanerin dieses Lied so schön sang, wurde sie heilig und ihr Leben lädt uns alle zum Mitsingen ein.

Am Text des «Crescentia-Liedes» wollen wir das Leben dieser Frau betrachten:

Crescentia, treue Magd des Herrn, der Deinen Trost und Hort! Vertrauend rufen wir zu dir an deinem Gnadenort. Du bist so nah an Gottes Thron, strahlst in der Sel'gen Schar, Du warst uns treu in schwerster Zeit, bleib hilfreich immer dar!

Ihr Leben und Wirken

Geboren wurde Anna Höss am 20. Oktober 1682 in der Allgäuer Stadt Kaufbeuren, wo sie am 5. April 1744 als Schwester Maria Crescentia verstarb. Sie war das sechste von acht Kindern und erlernte vom Vater das Weberhandwerk. Die Weberstochter besuchte die Schule und es zeigte sich, dass sie ein intelligentes Mädchen mit rascher Auffassungsgabe und tief religiös war. Vor allem die Liebe zu Christus, dem König, war in ihrem Herzen tief verankert.

Als Anna 17 Jahre alt war, verspürte sie den Ruf, Franziskanerin im Maierhof-Kloster zu Kaufbeuren zu werden. Doch fehlte ihr und ihrer Familie die damals übliche Aussteuer zum Klostereintritt. Auf Drängen und Vermittlung des evangelischen Bürgermeisters wurde ihr 1703 der Eintritt gewährt und so legte sie 1704 ihre Profess ab. Trotz schwierigen Anfangs übertrug man der mystisch begnadeten Nonne, die auch die Gabe der Herzensschau hatte, im Lauf der Zeit die verantwortungsvollen Ämter der Pförtnerin und Krankenpflegerin. 1717 schließlich wurde sie zur Novizenmeisterin und 1741 zur Oberin des Konventes ernannt, den sie drei Jahre lang bis zu ihrem Tod heiligmäßig führte und dessen Bestand sie durch Klugheit auch für die Zukunft sicherte.

Herausragend in ihrem Leben sind ihre Sorge für die Armen, ihr unermessliches Briefapostolat und die Tatsache, dass durch ihre Anwesenheit das Kloster zum Magneten für viele Menschen wurde, die bei ihr Rat suchten. Ihr ganzes Leben galt ihrem Motto:

Christus, dem König, die Ehre geben!

Ihr Tod am Ostersonntag des Jahres 1744 löste große Betroffenheit in der Bevölkerung aus, die sofort Maria Crescentia wie eine Heilige verehrte.

Nach einem langen Seligsprechungsprozess, begonnen im 18. Jahrhundert und immer wieder unterbrochen durch die Wirren der Aufklärung, der Säkularisation und des Kulturkampfes, wurde sie am 7. Oktober 1900 von Papst Leo XIII. in das Verzeichnis der Seligen aufge­nommen und hundert Jahre später von Papst Johannes Paul II. in Rom kanonisiert.

Crescentia, glaubensstarke Frau, sieh an der Seelen Not! Der Glaube, der dein Leben war, in vielen ist er tot. Erweck mit deiner Fürbitt Macht den Gottesfunken hell! Zeig allen die im Irrtum steh 'n, der Wahrheit lautern Quell.

Kaufbeuren entwickelte sich während des Lebens ihrer immer mehr bekannten Crescentia zu einem Anlaufpunkt für so viele Menschen, die sich Rat und Trost holten oder der Hilfe bedurften. Unzählige Menschen reisten nach Kaufbeuren, ihr Ziel waren Crescentia und das Franziskanerinnenkloster. Der Postkurier brachte täglich unzählige Briefe in das Kloster, adressiert an Schwester Maria Crescentia. Die Absender waren neben einfachen Menschen unter anderem König August von Sachsen mit seiner Frau, Kaiserin Wilhelmine Amalie und Kaiserin Maria Theresia von Österreich.

Ihre Oberin sagte: «Es verlangt jedermann mit ihr zu sprechen.» Und an anderer Stelle notierte sie 1737: «Die Briefe mehren sich sehr. Nur in diesem Jahr sind es schon 800, die beantwortet sein wollen [...] alle befehlen ihr Kreuz und Anliegen in ihr Gebet.» Die heute noch vorhan­denen Briefe sind ein Zeugnis für die Persönlichkeit der Ordensschwester. «Die Briefe spiegeln eine gescheite, lebenskluge Frau mit gesundem Menschenverstand, welche die Fähigkeit besaß, Probleme rasch zu erkennen und sie zweckmäßig und vernünftig zu lösen», schrieb Vizepostulator Dr. Pörnbacher. Unter den zahlreichen Besuchern, welche den Rat der demütigen und mystisch begnadeten Ordensfrau suchten, waren mehrmals Kurfürst und Erzbischof Clemens August von Köln sowie Kurfürstin Amalia von Bayern, Bischöfe, Äbte, Priester, Ordensleute, Politiker, Junge und Alte, Fromme und Zweifelnde, Männer und Frauen aller Alters- und Bildungsschichten, Menschen aus Bayern, Deutschland und Ungarn, Katholiken und Protestanten. Sie alle bestätigten, dass die Ordensschwester keinem nach dem Mund redete und mit einem starken Selbstbewusstsein ihre Meinung vertrat.

Crescentia, leidensmut'ge Braut, dein Kreuz war groß und schwer. Du aber kanntest nur den Wunsch: zu leiden immer mehr. Dein Volk trägt auch des Kreuzes Last, sein Weg ward rauh und steil. Erfleh'uns heilige Geduld, dann führt das Kreuz zum Heil.

«Im Gehorsam finde ich Gott, was will ich denn sonst noch mehr!» Gemäß diesem Motto erduldete die hl. Crescentia so einiges Leid, den «Partikel seines Kreuzes». Der Ordenseintritt war ihr größter Wunsch. Doch der Beginn war eine harte Prüfung für die junge Schwester, der die damalige Oberin Theresia Schmid alles andere als wohlgesonnen war und diese Anfeindung übertrug sich auch auf viele ihrer Mitschwestern. Man wollte Crescentia bald wieder los werden. Die härtesten und unbe­liebtesten Aufgaben musste sie erfüllen. Doch im «freudigen Gehorsam» und im Gebet, im Vertrauen auf die eucharistische Gegenwart Jesu, ertrug sie gerne diese Schmach. An ihr erfüllten sich die Worte des Apostels: «Euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott» [Kol 3,3]. Für ihren Glauben wurde sie von einigen Mitschwestern bewundert, von anderen deswegen «gemobbt».

Erst 1707 wendete sich das Blatt für Maria Crescentia, als die neue Oberin Johanna Altwöger die Leitung des Klosters übernahm. Trotzdem musste sie sich harten Gehorsamsübungen unterziehen, die schon fast inquisitorischen Charakter hatten. Man wollte ihren Glauben, der etwas Besonderes schien, bis aufs Mark testen. Manche glaubten sogar, sie sei «ein hechs» gewesen. Selbst nachdem alle im Laufe der Zeit von ihrer heiligmäßigen Art überzeugt waren, hatte sie selbst Zweifel an ihrer seit der Kindheit erlebten mystischen Gottesbeziehung.

Der Besuch der stigmatisierten Mystikerin und Karmelitennonne Anna Josepha Lindmayr (gest. 1726) im Jahre 1721 bestärkte jedoch Maria Crescentia und fortan lebte sie ihren tiefen Glauben selbstbewusster und noch intensiver. In dem von ihr verfassten Leidenslied heißt es in der zweiten Strophe:

«Ich muss zwar bekennen, Gott hoblet mich sehr, er baut mich, er schneidt mich, doch fallt mir nichts schwer. Willst wissen, warum so? Ich halte dafür, Gott schnitzelt halt gern einen Engel aus mir.»

Die hl. Crescentia bekannte einmal:

«Mein Leben ist lieben, mein Lieben ist leiden; denn die Liebe ist keine wahre Liebe, wenn sie nicht gekreuzigt ist.»

Ihr tiefer Wunsch blieb zeitlebens der Wunsch zum Opfer und zum Tragen des eigenen Kreuzes im Blick auf das Kreuz ihres Herrn. Als Oberin streng zu sich selbst, war sie jedoch um das Wohl ihrer Mitschwestern besorgt. An Festtagen lud sie Gäste ins Kloster ein, verfasste Gebete und religiöse Gedichte. Zudem spielte sie gerne auf dem Trumscheit (ein Saiteninstrument) und blieb dem Gesang, wie sie es schon als junges Mädchen im Kirchenchor gerne tat, verbunden. Nichts erinnerte an karge Opfergesinnung, das Kloster sollte ein Ort der Freude sein. «Geistlich leiten hieß für sie dienen. Sie war freigebig gegenüber den Armen, mütterlich zu ihren Mitschwestern und feinfühlig zu allen, die ein gutes Wort brauchten» (Johannes Paul II., Predigt, 25. November 2001).

Sie selbst schrieb: «Lieben ist besser als Reden. Die Werke, die von niemand gesehen werden, muss man mit besonderem Eifer, Fleiß und Liebesglut verrichten.»

Crescentia, dein Heimat Ruhm, auf Erden treu bewährt! Erbitt' uns gläubiges Vertrau 'n, das Leid und Not verklärt. Lehr' uns zu Christi Fahne steh'n in Prüfung unverzagt, bis nach des Lebens dunkler Nacht der ew'ge Morgen tagt.

1986 tauchte ein Mädchen bei einem Badeunfall nicht mehr auf und blieb ca. 45 Minuten unter Wasser! Die Folge war eine Sauerstoff-Mangelschädigung des Gehirns und der von den Ärzten festgestellte Hirntot. Mediziner sind sich klar, dass die Überlebenschancen bei einem solchen Fall gänzlich unmöglich sind. Die Eltern des Mädchens riefen die Fürbitte der seligen Crescentia von Kaufbeuren an, und das Wunder geschah: Das Mädchen konnte reanimiert werden und wurde vollkom­men gesund. Die Ärzte, die im Rahmen des Heiligsprechungsverfahrens konsultiert wurden, stellten einstimmig fest: Die Heilung des Mädchens ist aus medizinischer Sicht nicht zu erklären. Das Wunder ebnete den guten Ausgang des Verfahrens und so konnte Maria Crescentia heilig gesprochen werden.

Dieses Wunder steht für die vielen Zeichen, die sich am Grab der Franziskanerin in Kaufbeuren ereignet haben. Wie viele Menschen haben die Fürbitte Crescentias erfleht und bei Gott Erhörung gefunden. Nach ihrem Tod pilgerten zahlreiche Menschen an ihr Grab, es gab Jahre, in denen fast 70.000 Menschen gezählt wurden! Auch die Säkularisation konnte dieses Phänomen nicht verhindern. Neben dem Wunder ihres einzigartigen Lebens selbst, sind es die vielen Gebetserhörungen, die den Menschen Gewissheit gaben, dass sie bei Gott war. So wie sie zeitlebens eine gesuchte Ratgeberin gewesen war, so blieb sie den Menschen als himmlische Ratgeberin und Trösterin durch ihre Fürsprache verbunden.


Mit freundlicher Genehmigung des CHRISTIANA-VERLAGEs entnommen dem Buch "Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 6"

(Quellenangabe: Stefan Wirth, Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 6)

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