Maria Euthymia

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Maria Euthymia, geb. Emma Üffing, (* 8. April 1914 in Hopsten-Halverde, † 9. September 1955 in Münster (Westfalen)) deutsche Clemensschwester. Sie wurde am 7. Oktober 2001 in Rom selig gesprochen.

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Gedenktag

9. September

Vorwort

«Der Herr hat ihn geliebt und geschmückt, mit dem Gewande der Glorie hat er ihn umkleidet.»

«Ich bereue es nicht, mich der Liebe geweiht zu haben!»
(Heilige Theresia vom Kinde Jesus, Aus dem Offizium des 23. Januar)

Diese beiden Sprüche sind die Leittexte der Sterbebilder des Familienvaters und Märtyrers Nikolaus Groß sowie der Ordensschwester M. Euthymia Üffing. Beide Texte vermögen es auf den Nenner zu brin­gen, welche Menschentypen sie jeweils waren.

«Die beiden neuen Seligen aus Deutschland fuhren uns in eine dunk­le Zeit des 20. Jahrhunderts.»

Papst Johannes Paul II. erinnerte an die Umstände ihres Lebens, das so unterschiedlich an verschiedensten Orten geführt und gelebt wurde. Der Journalist und Familienvater Nikolaus Groß starb als Märtyrer im Konzentrationslager, die jungfräuliche Nonne Maria Euthymia Üffing starb als große Heldin, die im Dienen sich den Frieden als Lohn verdiente. Doch gemeinsam sangen sie mit der alttestamentlichen Judit den Hymnus des Lebens gegen die Feinde Gottes:

«Ich singe meinem Gott ein neues Lied; Herr, du bist groß und voll Herrlichkeit. Wunderbar bist du in deiner Stärke, keiner kann dich übertreffen» (Jdt 16,13).

Der Lobgesang Judits im Alten Testament wurde zu ihrem Bekenntnis im Zweiten Weltkrieg, die Erkenntnis, «KEINER kann dich übertreffen», zu ihrem Credo inmitten der braunen Herrschaft, die sich tatsächlich anmaßte, Gott übertreffen, die Menschen (hin)richten und sich als die neuen Götter aufspielen zu können.

Die Menschen in den Bistümern Essen und Münster vergaßen den Gesang ihrer Helden nicht, was die Kirche am 7. Oktober 2001 durch die Seligsprechung beider bestätigte.

Biografie, Leben und Wirken

«Sie wirkte, ohne viel zu sagen, nur durch eine Ausstrahlung, die man nicht in Worte fassen kann»,

sagte eine Clemensschwester über ihre Mitschwester Emma Üffing. Sie wurde am 8. April 1914 in Halverde (Bistum Münster) geboren und wuchs mit zehn Geschwistern auf. Emma war ein Mädchen, das sich die guten Zensuren in der Schule erkämpfen musste, ihren Geschwistern unangenehme Arbeiten abnahm und ihr zugefügtes Unrecht geduldig ertrug. Sie, die stets von schwacher Gesundheit war (eine Rachitiserkrankung verzögerte ihre Entwicklung), ertrug alles in Geduld und aus Liebe zu Christus. Schon im Alter von 14 Jahren stand für sie fest: Ich will Ordensschwester werden.

Nach dem Besuch der Volksschule erlernte sie ab 1931 den Beruf der Hauswirtschafterin am St-Anna-Hospital zu Hopsten, das von den «Barmherzigen Schwestern der allerseligsten Jungfrau und schmerzhaf­ten Mutter Maria» von Münster, genannt «Clemensschwestern», geleitet wurde. Vor allem mit Schwester Euthymia Linnenkämper, Oberin des Hauses, verband sie eine tiefe und spirituelle Freundschaft, die den Weg Emmas in diese Kongregation fügte und ebnete. Nach dem Tod ihres Vaters 1932 und erfolgreichen Abschluss der Lehrzeit beantragte die Westfälin die Aufnahme bei den Clemensschwestem, was trotz ihrer schwachen Gesundheit 1934 genehmigt wurde.

In Erinnerung an die Oberin von Hopsten nannte sie sich Maria Euthymia, trat am 23. Juli 1934 in das Postulat der Schwestern ein, legte am 11. Oktober 1936 die ersten und am 15. September 1940 die ewigen Gelübde ab.

Als Clemensschwester verwandelte sich die Schwachheit Euthymias in Stärke, so wie durch die Auferstehung Verwesliches in Unverwesliches, das Armselige in Herrlichkeit und der irdische Leib zu einem überirdi­schen Leib verwandelt wird (vgl. 1 Kor 15,42-44).

Ihr erstes Einsatzgebiet war das Vinzenz-Hospital in Dinslaken, wo sie ab 1936 zunächst in der Frauenstation ihren Dienst verrichtete, dann jedoch die Patienten der Isolierstation betreute. Die Kranken waren in einer Holzbaracke untergebracht, die den Namen St. Barbara trug. Zudem legte sie in dieser Zeit das Diplom als Krankenschwester mit «sehr gut» ab. Bald schon machte sich Schwester Euthymia in der Isolierstation einen Namen. Mit unermüdlichem und kräftezehrendem Einsatz pflegte sie die Kranken, Kriegsgefangene und Arbeiter aus England, Frankreich, Polen, der Ukraine und Russland. Nichts war ihr zuviel. Neben der Sorge um den Körper kümmerte sie sich um das seelische Heil der Männer. Den Kranken, die ihre Heimat vermissten, woll­te sie «etwas Heimat in der Fremde» schenken. Liebevoll nannten sie alle den «Engel von St. Barbara» und «Mama Euthymia».

Euthymia bemerkte, wie die Kriegsgefangenen vor Hunger sogar die Reste aus den verdreckten Mülleimern fischten und aßen. Die gute Frau aber, die nur wollte, dass sich «seine Liebe doch in mir wiederspiegel­te», reinigte in der Nacht die Mülltonnen, schmierte Butterbrote und legte sie dort hinein. Der französische Priester Amilius Eche, der als Gefangener Schwester Euthymia kennenlernen durfte, bezeichnete sie als «Gesang der Hoffnung mitten im Krieg». Ohne Angst vor Repressalien tat sie das Gute inmitten des grausamen Krieges. Durch sie wurde aus der Isolierbaracke der Himmel auf Erden für so viele Gefangene.

Euthymia liebte den Dienst an den Kranken und es muss ein Schlag für sie gewesen sein, als sie nach dem Krieg als Arbeitsschwester die Leitung der Wäscherei in Dinslaken und sodann der großen Wäscherei im Münsteraner Mutterhaus sowie der Raphaelsklinik anvertraut bekam. Doch im Gehorsam Gott und den Oberen gegenüber verrichtete sie den Dienst überaus gewissenhaft, ohne zu murren, stets mit einem Lachen im Gesicht. Auch manche Seitenhiebe von Mitschwestern ertrug sie, ohne zu klagen, immer schweigend, stets lächelnd. Sie lebte das, was sie so formulierte: «Es ist ja alles für den lieben Gott.» Welche Bitte auch immer an sie herangetragen wurde, sie versuchte diese zu erfüllen, gemäß ihrem Vorsatz: «Der Herr soll mich brauchen, ein Sonnenstrahl zu sein, der alle Tage leuchtet.»

Ihre Mitschwestern bezeugten, dass sie jede freie Minute im Gebet; vor dem Tabernakel verbrachte, wo sie dem eucharistischen Herrn alle Anliegen vorbrachte, die ihr schon zu Lebzeiten als «Vermittlerin» anvertraut wurden.

Selbst ihre schwere und schmerzensreiche Krebserkrankung durchlitt sie heroisch. Der Herr erlöste seine Dienerin am 9. September 1955 von ihrem Leiden.

Der Tod der Nonne sprach sich in Windeseile herum und aus ganz Münster und Umgebung strömten die Menschen herbei, um Abschied vom «Engel der Clemensschwestern» zu nehmen. Von ihrem Begräbnis an bis zum heutigen Tag ist ihr Grab auf dem Zentralfriedhof in Münster Anlaufstelle für Menschen aller Konfessionen, aller Religionen, Junge und Alte. Usijas Lob für Judit ist auch das Lob für Schwester Maria Euthymia Üffing, der Judit des 2. Weltkrieges: «Gott möge dir ewigen Ruhm schenken. Denn in der Not unseres Volkes hast du dein Leben nicht geschont; nein, du hast entschlossen unseren Untergang von uns abgewehrt, du bist vor unserem Gott auf geradem Weg gegangen» (Jdt 13,20).

Ja, die selige Schwester Maria Euthymia bereute es nicht, sich der Liebe geweiht zu haben. Sie ließ sich vom Herrn berufen, im Dienst an den Kranken und Gefangenen, das Evangelium zu leben und selbstlose Liebe zu schenken (vgl. Tagesgebet).

Schlusswort

Gewiss, das Leben der Beiden erinnert uns an jene dunkle und schreckliche Epoche unseres Landes, in der die Mächte des Satans so stark waren, jene Mächte, die jedoch dem Licht des Lebens der beiden Seligen nichts anhaben konnten. Das mutige Auftreten des seligen Nikolaus, die helfenden Hände der seligen Maria Euthymia gaben den Menschen Orientierungund, Halt im Leid und in der Orientierungslosigkeit.

Ohne Zweifel dürfen sie eingereiht werden in das Buch der mutigen Glaubenszeugen dieser Zeit. Mit der hl. Edith Stein, mit den seligen Rupert Mayer, Karl Leisner, 109 Märtyrern von Polen, Bernhard Lichtenberg, Marcel Callo und mit den vielen bekannten und unbekann­ten Zeugen haben sie erreicht, dass ihr Auftreten Gottes Auge bezauber­te und die Feinde Gottes — wie einst die Perser und Meder zur Zeit Judits - erschraken vor ihrer Kühnheit und erstarrten vor ihrem Mut (vgl. Jdt 16,10).

Gemeinsam dürfen wir mit ihnen allen und mit der tapferen Judit singen:

Preist meinen Gott und singt sein Lob, rühmt seinen Namen, und ruft ihn an, den keiner, aber wirklich keiner bezwingen und übertreffen kann (vgl. Jdt 16,1-13).


Mit freundlicher Genehmigung des CHRISTIANA-VERLAGEs entnommen dem Buch "Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 6"

(Quellenangabe: Stefan Wirth, Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 6)

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