Papst Leo III

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Raffaello Sanzio: Der Schwur von Leo III., 1514 - 1517, Stanza dell'Incendio di Borgo im Vatikan - gemeinfreiheit

Fest

12. Juni

Lebensbeschreibung

Leo III., (12. Juni), der 99. Papst vom J. 795-816, war von Geburt ein Römer. Sein Vater Azuppius ließ ihn von Kindheit an gut erziehen und in den Wissenschaften unterrichten. Anfänglich war er nach W.W. (VI. 455) regulierter Chorherr von St. Johann im Lateran, dann Benediktinermönch, zuletzt Kardinalpriester an der Kirche der hl. Susanna. Er war ein Mann von wahrhaft apostolischem Geiste; namentlich hat er sich durch seinen mit Milde gepaarten Ernst, durch seine Frömmigkeit, Keuschheit, Beredsamkeit, Liebe zu den Armen und Kranken etc. so sehr ausgezeichnet, daß er nach dem am 25. Dez. 795 erfolgten Tode des Papstes Hadrian I. am 26. Dez., als am Tage des hl. Erzmartyrers Stephanus, von Klerus und Volk einstimmig zum Papste erwählt und am 27. Dez. als am Feste des hl. Apostels und Evangelisten Johannes als solcher ordiniert wurde. Nach seiner Wahl schickte er sogleich Gesandte mit Geschenken an Karl den Großen, »den König der Franken und Longobarden«, der ihm himwieder sein, »Kaplan« Engelbert (Angilbert), den Abt des Klosters des hl. Richarius, als Gesandten schickte mit einem Beglückwünschungsschreiben, welches bei den Bollandisten enthalten ist und von den frommen Vorfahrer Hadrian bestimmten Geschenken, welche unter anderm einen Teil der den Avaren jüngst abgenommenen Beute in sich begriffen, und die von unserm hl. Leo auf's Beste benützt wurden. Er verwendete sie nämlich zur Unterstützung des Klerus und der Kirchen von Rom, namentlich der des hl. Petrus, die er mit kostbaren Gegenständen schmückte. Er erneuerte auch die schöne, aber alte und baufällige Kirche der hl. Susanna, an der er Priester gewesen war, und gab ihr nebst kostbaren Geschenken den Leib der hl. Martyrin Felicitas.

So flossen denn ruhig und segensreich einige wenige Jahre hin. Da erhob sich aber im J. 799 ein arger Sturm gegen ihn, der von zwei unwürdigen Neffen seines Vorfahrers Hadrian, Namens Paschalis und Campulus, von denen jener Primicerius und dieser Sacellarius der Kirche war, veranlaßt wurde. Diese hochgestellten Männer, welche wegen der Verdienste ihres Onkels selbst auf die Tiara sich Rechnung machten, verschworen sich nämlich mit mehreren römischen Großen gegen unsern hl. Leo, der ihren Wünschen nicht immer entsprechen konnte, und suchten ihn zu vernichten. Als nun der hl. Leo am St. Marcustage (25. April) der gewöhnlichen Prozession (Litaniae majores) beiwohnte, wurde er in einer der St. Laurentiuskirchen (S. Laurentii in Lucina) von einer Schaar Bewaffneter umzingelt, zu Boden geworfen und grausam mißhandelt, nach Einigen sogar an Augen und Zunge verstümmelt. Sie schleppten ihn dann in der Meinung, er sei blind und stumm, Nachts in die Kirche des Klosters St. Sylvester, von wo sie ihn im Verlauf der Nacht wieder herausholten und in das Kloster St. Erasmus brachten. Da gab ihm Gott auf wunderbare Weise, wie auch das Mart. Rom. an diesem Tage bemerkt, wieder Gesicht und Sprache, dann durch den treuen päpstl. Kämmerling Albinus, der ihn nach St. Peter brachte, Befreiung und an dem Herzog Winigis von Spoleto einen Retter und Beschützer. Winigis, ein geborner Franke, hatte diesen Vorfall sogleich seinem Herrn berichtet, und Karl der Große lud nun den Papst, sobald es dessen Gesundheit erlauben würde, zu sich ein. So begab sich denn unser Leo zu Karl, den Freund und Verteidiger der Kirche. Auf dieser Reise verehrte Leo zu Köln den Leib des hl. Severin.

Sobald Karl, der in Paderborn sein Hoflager hatte, von der Ankunft Leo's hörte, schickte er ihm seinen Sohn Pipin, der ihn geleiten sollte, entgegen; er selbst empfing ihn an der Spitze des Heeres, von dem Klerus und den Großen des Reichs umgeben, mit aller Ehrfurcht. Bei dieser Gelegenheit weihte Leo einen Altar in Paderborn und in Detmold (Teutomellum, Diethmoldia), so wie eine Kapelle zu Eresburg an der Dimel (Dimola). Nach einigen Wochen, während welcher Karl seinen hohen Gast auf alle Weise auszeichnete, ließ er ihn unter sicherem Geleite nach Rom zurückkehren, wo er am 29. Nov. 799 mit großer Begeisterung empfangen wurde, wie ihm denn auch auf der ganzen Reise alle Ehren zu Teil geworden waren. Als dann seine Verfolger und Ankläger, welche eine schamlose Klageschrift gegen ihn geschmiedet und an Karl gesendet hatten, von den ihn begleitenden Bischöfen und sonstigen Großen des Reichs vor Gericht geladen wurden, mußten sie verstummen, und so wurden dann die Hauptverbrecher Paschalis und Campulus nach Frankreich in die Verbannung geschickt. Anfangs August des J. 800 war Karl der Große in Mainz, wo er eine Versammlung hielt und eine Reise nach Rom ansagte. Im Monate November kam er mit großem Gefolge wirklich nach Rom, wo er mit großer Freude aufgenommen ward. Nach 7 Tagen hielt er in der St. Peterskirche eine große Versammlung von Erzbischöfen, Bischöfen, Äbten und vielen Großen der Stadt Rom und des Reichs, um die gegen den Papst, welcher neben Karl dem Großen saß, vorgebrachten Anklagen selbst zu untersuchen. Da rief die ganze Versammlung einmüthig:

»Wir unterfangen uns nicht, den apostolischen Stuhl, der das Haupt aller Kirchen Gottes ist, zu richten; denn er und seine Stellvertreter sind es, die uns Alle zu richten haben, er selbst aber wird von Niemand gerichtet«.

Hierauf erwiederte Leo:

»Ich folge den Fußstapfen meiner Vorgänger und bin bereit, mich über die falschen Beschuldigungen zu reinigen«.

Am anderen Tage bestieg Papst Leo in der nämlichen großen Versammlung einen erhöhten Platz (ambo) und schwur, das Evangelium in der Hand, mitlauter Stimme, daß er sich keines der ihm zur Last gelegten Verbrechen bewußt sei. Alle Anwesenden stimmten nun freudige Gesänge (laetania) an und lobten Gott den Herrn, die seligste Jungfrau Maria, den heil. Apostel Petrus und alle Heilige. Wenige Tage darauf (am 25. Dez. 800) war jenes bekannte Weihnachtsfest, an welchem unser hl. Papst Leo III. dem Könige Karl, der mit großem Gefolge in der St. Peterskirche anwesend war, eigenhändig eine kostbare Krone auf das Haupt setzte, wobei das versammelte Volk ausrief: »Dem frommen Karolus, dem von Gott gekrönten Augustus, dem großen, Friede bringenden Kaiser Leben und Sieg« etc. Dreimal ertönte dieser Ruf vor dem Grabe des hl. Petrus, und Karl der Große wurde hiemit als römischer Kaiser ausgerufen, der nun, nachdem das abendländische Kaisertum schon im J. 475 durch Odoacer vernichtet war und das morgenländische von Byzanz aus der Kirche mehr schadete als nützte, die Kirche Gottes auf Erden beschirmen und ihr weltliche Hilfe leisten sollte, da das von Jesus gegründete »Reich« zwar nicht von dieser Welt, aber doch für diese Welt war, um die Menschen von dieser Welt in eine bessere hinüber zu führen etc. Hierauf salbte Leo ihn und seinen Sohn Pipin mit dem hl. Oele, wonach Kaiser Karl der römischen Kirche viele und große Geschenke gab. Nach einigen Tagen ließ Karl die, so an der Mißhandlung Leo's Teil genommen, neuerdings vorführen und verurteilte sie zum Tode, schickte sie jedoch nachher auf die Fürbitte des Papstes nach Frankreich in's Exil.

Unser hl. Papst Leo kam übrigens während seines Pontificates noch öfter in verschiedenen kirchlichen und politischen Angelegenheiten mit Kaiser Karl zusammen. Nach dem Sturze der Kaiserin Irene im J. 802 durch den Usurpator Nicephorus sanktionierte Leo den zwischen diesem und Karl dem Großen geschlossenen Frieden, der jedoch nur von kurzer Dauer war; denn der Ursurpator verbot dem Patriarchen von Konstantinopel, mit Leo Gemeinschaft zu haben, bis endlich nach dem Tode des Nicephorus im J. 811 der Friede zu Stande kam. Im J. 804 feierte Leo Weihnachten mit Karl auf dem Schlosse Quierzy (Carisiacum) an der Oise in Frankreich und begleitete ihn dann nach Aachen. Im J. 806 schickte Karl seinen Vertrag (testamentum) wegen Verteilung des Reiches unter seine 3 Söhne, um ihm mehr Kraft zu geben, nach Rom zur Unterschrift des Papstes, der auch damit ganz einverstanden war. Da wegen des Ausganges des hl. Geistes vom Vater und vom Sohne (filioque) zwischen fränkischen und griechischen Mönchen ein Streit entstanden wak, veranstaltete Karl auf Veranlassung des hl. Leo im J. 809 zu Aachen eine Versammlung, um über diesen Gegenstand zu beraten. Im J. 810 ließ er in Rom die Acten dieser Versammlung vor einer Synode vorlesen, und gab der Lehre vom Ausgange des hl. Geistes auch vom Sohne seine Zustimmung, billigte aber nicht die Einschaltung des filioque, da es die römische Kirche ihrem Symbolum noch nicht beigefügt habe etc.

Kaum war Kaiser Karl im J. 814 gestorben, so erneuerten die auf Leo's Bitten begnadigten Neffen des Papstes Hadrian ihre Verschwörung, zerstörten seine Landgüter und wollten den Papst nicht blos absetzen, sondern auch ermorden, worauf die Uebelthäter hingerichtet wurden. Da Kaiser Ludwig im J. 815 zu Aachen dieses erfuhr, schickte er seinen Neffen, den König Bernhard von Italien, nach Rom, welcher die Verschwörung beschwichtigte und dem Kaiser dann Vortrag erstattete, womit dieser ganz zufrieden war. Bei dieser schlimmen Zeit, meint der Bollandist Papebroch, mag der hl. Papst die Bittgänge in den 3 Tagen vor Christi Himmelfahrt in Rom angeordnet haben.

Noch sprechen die Bollandisten (S. 580-584) viel von dem Speisesaale im Lateran (Triclinium Lateranense), welchen der hl. Leo, um die apostolische Gastfreundschaft zu üben, erbaut hatte, wo er auch dem Kaiser Karl dem Großen nach der Krönung ein feierliches Gastmahl gab, und den er nachher zum Andenken an dieses hochwichtige Ereignis mit Mosaik-Bildern (musivum) schmückte, von denen das mittlere Christum darstellt, wie Er die Apostel in die Welt aussendet; ein kleineres rechts, wie Er dem Papste Silvester die Schlüssel, dem Kaiser Constantin das Labarum, und ein solches links, wie der hl. Petrus unserm hl. Leo das Pallium und Karl dem Großen die Fahne »Beate Petre, dona vitam Leoni PP. et victoriam Carulo regi dona«. Ueberhaupt besaß Leo eine große Liebe zu den schönen Künsten, daher die Erneuerung und Ausschmückung der römischen Kirchen eine Hauptangelegenheit seines Lebens war. Auch außer Rom, wie in Tuscien, in Ostia etc. restaurierte er Tempel und versah sie mit kostbaren heiligen Gefäßen. Nicht weniger zeigte er sich durch den Bau eines Hospitals als Vater der Armen. Was aber die von Einigen ihm zugeschriebene Gründung der sog. Leostadt (Urbs Leonina), d.h. des auf der westlichen Seite der Tiber gelegenen Teils von Rom (Borgo di S. Pietro), betrifft, so glaubt Papebroch, daß sie nicht von unserm hl. Leo III., sondern vom hl. Leo IV. herstamme.

Es sei genug zu seinem Ruhme, daß er fast 100 Kirchen restauriert und die meisten Kirchen Rom's ausgeschmückt habe etc.

Nach einem sehr tatenreichen apostolischen Leben starb er endlich am 11. Juni 816, nachdem er 20 Jahre, 5 Monate, 16 Tage regiert und in 3 Ordinationen im Monate März 30 Priester, 11 Diakonen und 126 Bischöfe an verschiedenen Orten kreiert hatte. Er wurde in der Basilica des hl. Apostels Petrus begraben und hatte nach 10 Tagen zum Nachfolger den Papst Stephanus V. Im J. 1680 wurde sein Grab geöffnet und sein Leib besichtigt. Im J. 1608 wurde er von der alten in die neue St. Peterskirche übertragen und im Altare der Gottes-Mutter Maria (in columna) beigesetzt. Nachdem er schon lange vorher als »heilig« bezeichnet worden war, wurde er von der S. R. C. endlich im J. 1673 in das Mart. Rom. aufgenommen und sein Fest auf den 12. Juni gesetzt.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)