Petrus von Verona

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Domenichino: Petrus' Martyrium, um 1618 - 1620, in der Pinacoteca in Bologna

Fest

6. April

Lebensbeschreibung

Dieser hl. Petrus aus dem Orden der Predigerbrüder, steht besonders in Oberitalien in hoher Verehrung. Er starb, noch im letzten Augenblicke das apostolische Glaubensbekenntnis betend, unter den Händen eines gedungenen Mörders im J. 1252 und wurde schon im folgenden Jahre von Papst Innozenz IV. heilig gesprochen. Sein Festtag wird seit dem J. 1586 in der ganzen Kirche als festum duplex gefeiert. Er war um das J. 1206 zu Verona geboren. Seine Eltern waren Häretiker nach der Art der Albingenser, schickten aber gleichwohl den Sohn in die katholische Schule, wo er Gott, den Schöpfer aller Dinge, der sichtbaren wie der unsichtbaren, kennen und lieben lernte, während seine Angehörigen umsonst bemüht waren, dem schuldlosen Herzen des Knaben die gegenteiligen Grundsätze einzupflanzen. Auf der Hochschule zu Bologna, wohin er in seinem fünfzehnten oder sechszehnten Lebensjahre kam, erneuerten sich dieselben Kämpfe. Wohl wissend, dass dem Glauben nichts schädlicher, dem Unglauben nichts günstiger ist, als ein unordentliches, den unreinen Lüften dienstbares Leben, bereiteten ihm hier seine gewissenlosen Angehörigen wiederholte schwere Versuchungen gegen die Reinheit, aus welchen er aber jedesmal wie durch ein Wunder unverletzt hervorging.

Der heil. Schutzengel flößte jetzt dem frommen Jüngling den Gedanken ein, im Orden des heil. Dominikus, dessen Stifter damals noch am Leben war, eine sichere Zuflucht zu suchen. Nachdem er im J. 1221 den Habit angezogen hatte, fuhr er fort, sich mit Geist und Herz immer tiefer in die heiligen Wissenschaften zu versenken. Er hielt eine strenge Lebensordnung ein: jeder Augenblick des Tages und der Nacht hatte seine besondere Bestimmung. Den Anordnungen seiner Obern leistete er nicht bloß gern den schuldigen Gehorsam, sondern war ihnen noch besonders dankbar, wenn er niedrige und ganz geringe Dienste versehen durfte. Später finden wir ihn als Prediger tätig. Die ganze Lombardei durchreisend, verkündigte er unerschrocken und gründlich das Evangelium, dessen Grundwahrheiten damals von Vielen geleugnet und gehasst wurden. Eine schwere Prüfung war es für ihn, dass seine Ordensbrüder ihn eine Zeit lang schwerer Sünden beschuldigten und deshalb im Ordenshause zu Jesi gefänglich einschlossen.

Damals soll er eines Tags vor dem Bildnisse des Gekreuzigten gesprochen haben:

»Warum, o Herr, verteidigst du meine Unschuld nicht?« Die Antwort war: »Und ich, o Petrus, was hatte ich gesündigt, dass man mich ans Kreuz geschlagen?«

Hierdurch fand sich der Heilige beschämt und getröstet zugleich. Aber seine Unschuld kam bald an den Tag. Im J. 1234 wirkte er bereits als Inquisitor des Glaubens zu Mailand. Hier setzte er es durch, dass alle erklärten Häretiker (Katharer genannt), wenn sie nicht abschwuren, von der weltlichen Gewalt bestraft und ihre Güter entweder konfisziert, oder, wenn sie Kleriker waren, an jene Kirchen, von welchen sie dieselben bezogen hatten, zurückgegeben wurden. Auch jene, die der Häresie verdächtig waren, wurden exkommuniziert, und wenn sie nach Jahresfrist sich mit der Kirche nicht versöhnten, gleich erklärten Häretikern behandelt. Mit dem nämlichen Eifer wirkte er auch in Florenz, so dass auch dort die Häretiker scharenweise aus der Stadt vertrieben wurden. Auf der Piazza d'Arno wurde ihnen von den katholischen Bürgern, die das Kreuz gegen sie genommen, ein förmliches Treffen geliefert. Auch in der Romagna und in der Mark Ancona bestieg er die Kanzel und bekehrte eine große Zahl Sünder und Irrgläubiger. Nach solchen Erfolgen dehnte Papst Innozenz IV. seine Vollmachten auch über Cremona und Umgegend aus. Seine Waffe war keine andere, als die Verkündigung des göttlichen Wortes, die er mit seltenem Erfolge vollbrachte.

Das Volk liebte den apostolischen Mann wegen seiner Frömmigkeit und seiner Wundergabe, und trug ihn öfter auf den Schultern aus der Kirche in sein Kloster zurück. Jedesmal, wenn er in seine Zelle zurückkam, ließ er seine viel bewegte Seele in den Wunden Jesu, seines Heilandes, die ersehnte Ruhe schöpfen. Wirklich soll der Erlöser vom Kreuze herab mit ihm gesprochen und ihn zur Treue und Beharrlichkeit ermahnt, und seines besonderen Beistandes versichert haben. Es konnte nicht fehlen, dass die Häretiker diesen eifrigen und heiligen Mann auf den Tod hassten. Umsonst lud er sie öfter ein, mit ihm ins Feuer zu gehen, damit sie durch den Augenschein sich überzeugen möchten, auf welcher Seite die Wahrheit sei. Ihnen lag vielmehr daran, den gehassten Prediger auf die Seite zu schaffen. Er wusste es, und betete oft und inständig um die Gnade, als Märtyrer sterben zu dürfen. Als er am Palmsonntage des J. 1252 predigte, sagte er es offen, er wisse, dass eine Verschwörung gegen sein Leben bestehe, und das Geld bereits aufgebracht sei, das dem Mörder als Lohn zufallen solle. Aber sie mögen tun was sie wollen, er werde ihnen gestorben noch kräftiger als bei Lebzeiten Widerstand leisten. Diesmal kam er aber noch unversehrt in sein Ordenshaus zu Como, dem er als Oberer vorstand, zurück.

Die Verschworenen waren: Stephanus Gonfalonerius aus Ala, Manfred Clitorus von Jussano, Guido Sacchella und Jacobus von Chiusi. Ein gewisser Thomas von Jussano hatte das Blutgeld in Verwahrung. Bald fanden sich zwei Gewissenlose, die um Judaslohn dieses Judaswerk zu vollführen versprachen, Charinus und Albertinus. Die Mörder erkundigten sich während der Osterfeiertage täglich im Kloster, wann der Heilige wieder nach Mailand zu reisen beabsichtige. Als sie endlich erfuhren, dass er am Samstag vor dem weißen Sonntag früh Morgens abgegangen sei, setzten sie ihm nach und trafen ihn im Walde bei Barlassina. Eine tiefe Kopfwunde, welche sie ihm hier beibrachten, streckte ihn zu Boden. Er empfahl seine Seele dem lieben Gott und sprach so laut und so lang er noch konnte das apostolische Glaubensbekenntnis.

Als er nicht mehr sprechen konnte, schrieb er noch mit seinem Blute das Wort Credo, ich glaube, auf den Boden, bis ein Stich ins Herz ihm die Lunge lähmte. Er war 46 Jahre und einige Tage alt. Auch sein Begleiter, ein Ordensbruder Namens Dominikus, welcher laut um Hilfe rief, wurde schwer verwundet und starb nach einigen Tagen als Märtyrer. Sein Leichnam wurde zuerst in der Abteikirche St. Simplicianus, unweit der jetzigen Piazza d'Armi beigesetzt, Tags darauf aber in der Kirche St. Eustorgius, wo die Dominikaner ein Kloster hatten, begraben. Zahlreiche Wunder, womit der Herr ihn schon im Leben verherrlicht hatte, verherrlichten auch seine Ruhestätte. Sie wurde im J. 1339 mit künstlerischer Pracht umgeben. Sein heil. Haupt genießt besondere Verehrung. Ein Finger des Heiligen befindet sich zu Como. Auf Abbildungen ist er durch die Dominikanerkleidung, die große klaffende Kopfwunde und die Märtyrerpalme leicht zu erkennen. Außerdem ist sein Martyrium im Walde von Barlassina oft künstlerisch dargestellt. Einer der gedungenen Mörder konnte den Armen der Gerechtigkeit entfliehen und trat selbst zu Forli in den Dominikaner-Orden, in welchem er als Laienbruder sein Leben bußfertig beschloß. Zu Piacenza weiht man unter seiner Anrufung Baumzweige wider die Donnerwetter. An dem Orte seiner Ermordung, zwischen Barlassina und Seveso wurde zu seiner Ehre eine Kirche nebst Kloster errichtet.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)