Predigt

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Predigt (lat. praedicatio) Eine Predigt ist eine Rede innerhalb der hl. Messe Die Predigt wird auch in der evangelischen christlichen Theologie bezeichnet als Homiletik. In der katholischen christlichen Theologie sprechen wir von der Pastoraltheologie. Im 18 Jahrhundert wurde durch den Benediktinerabt und katholischen Theologen Franz Stephan Rautenstrauch der Ausdruck Pastoraltheologie geprägt.


Wann wie gepredigt wird. Gepredigt wird besonders an Sonntagen und Feiertagen sowie bei anderen besonderen kirchlichen Anlässen wie zum Beispiel ein Jubiläum. Nach dem der Priester aus der heiligen Schrift im Evangelium vorgelesen hat beginnt er mit einer Predigt in dieser auch das vorgelesene Evangelium näher erklärt wird.


Hier ein Beispiel Auszug einer Predigt aus einer alten Schrift

Auf den vierten Sonntag nach Ostern. Von dem Troste und Lichte des Heiligen Geistes. Von den verschiedenen Wirkungen des Heiligen Geistes, zumal von seinem innerlichen Tröste, der das Leben frommer Menschen erfreut. — Auf welche Weise der Heilige Geist die Welt durch die Apostel überwies. — Nur durch die Gnade werden unsere Werke Gott wohlgefällig. — Worin die Gerechtigkeit besteht. — Verzweiflung derjenigen, welche die Zeit der Gnade versäumen. — Von dem Lichte des Heiligen Geistes. — Denkwürdiger Ausspruch Platos über die Notwendigkeit des göttlichen Lichtes, um zur wahren Weisheit zu gelangen. Scharfblick des menschlichen Verstandes zur zeitliche, und Blindheit desselben für ewige Dinge. „Wenn ich nicht weggehe, wird der Tröster nicht kommen zu euch; so ich aber weggegangen bin, werde ich ihn senden zu euch." (Joh.16,7.) Unter den himmlischen Eigenschaften der heiligen Schriften, in welchen die christliche Weisheit enthalten ist, glänzt als eine der vorzüglichsten die Gabe, traurige Herzen zur Hoffnung auszurichten und zu trösten. Dies bezeugt der Apostel, wo er spricht: „Was immer geschrieben ist, zu unserer Belehrung ward es geschrieben, damit wir durch die Ausdauer und durch die Tröstung aus den Schriften die Hoffnung haben. Es rühmte sich auch dieser Gabe der heilige Prophet, welcher sprach: „Der Herr gab mir eine kundige Zunge, dass ich wisse zu stärkenden, welcher müde ist, durchs Wort. Nicht minder hatte diese Gabe Jener, von welchem geschrieben steht: "Die Wankenden hielten aufrecht deine Worte, und sinkende Knie kräftigtest du!“) Doch Niemand vollbrachte dies milde Amt so wunderbar als Jesus unser Herr, der selbst bezeugt, er sei deshalb vom Vater gesandt worden, „um alle Trauernden zu trösten, die Trauernden in Sion auszurichten, und ihnen zu geben Krone statt Asche, Freudenöl statt Trauer, Festgewand statt Geistes gram."') Denn alle Aussprüche und Werke, das Leben und der Tod, alle Taten und Leiden endlich unsers Herrn und Erlösers kräftigen aus ganz wundersame Weise die Armen, die Betrübten, und die von verschiedenen Leiden Bedrängten, teils durch seine Worte, teils durch die göttlichen Beispiele seiner Mühen und Schmerzen. Wer sah ihn je am Kreuze hängend, entfleischt, blass und entstellt, am ganzen Leibe verwundet und von Blut überronnen, mit frommen Augen an, ohne dabei die größte Linderung in seinem Leide zu ersahen? Dieses Amt des Trösters also übt er heute in der Lesung des gegenwärtigen Evangeliums, da er die über den Abschied des geliebtesten Meisters tief betrübten Herzen der Jünger auf vielfältige Weise tröstete. Hieraus aber erhellt die wunderbare Liebe Christi des Herrn, der an demselben Tage, wo er, indes die Jünger entflohen, den Händen der Feinde sollte übergeben, beschimpft, vielfältig geplagt und gepeinigt werden, seiner selbst gleichsam vergaß, und nur wegen der Traurigkeit der Seinigen besorgt, dieselbe aus vielfältige Weise zu lindern bedacht war. Hier also sehen wir, dass die wahre und getreue Liebe mehr wegen der Mühsale Anderer, als wegen ihrer eigenen sich ängstiget und in Sorgen ist. Unter diesen Trostgründen aber war der vorzüglichste und größte die Verheißung des Heiligen Geistes, des Trösters, von dessen Eigenschaften und Wirkungen, kraft welcher er unser Heil vollbringt, der Erlöser im heutigen Evangelium aus das Deutlichste spricht. Da nun auch wir denselben Gegenstand in heutiger Predigt zu erörtern haben, wollen wir seinen göttlichen Beistand durch die Fürbitte der allerseligsten Jungfrau in vereintem Gebete anflehen. Eingang. Von so tiefer Traurigkeit waren die Jünger über den Abschied ihres geliebtesten Meisters ergießen, dass sie um nichts Anderes sagen, von nichts anderem sprechen und nichts Andern gedenken konnten. Welchem Rate sollten sie nun folgen, welche Lebensweise führen, sie die wegen des Ausganges und der Belehrung dieses liebreichsten Meisters Alles verlassen hatten? Denn nicht mit Unrecht fürchteten sie nun, wo er von ihnen schied, sie würden mit ihm Alles zugleich und aus Einmal verlieren. — Aus diesem Grunde also begann in der heutigen Lesung der Herr mit diesen Worten sie zu trösten: „Ich gehe zu dem, welcher mich gesandt hat; und Keiner von euch fragt mich: Wo gehest du hin? Vielmehr, weil ich dieses zu euch geredet habe, hat die Trauer euer Herz erfüllt!" — Durch diesen Ausdruck: erfüllen, wollte er die heftige Traurigkeit und Bestürzung des Gemütes der Trauernden andeuten. — Mit welchem Tröste also, Herr, willst du die Herzen deiner geliebten Jünger ausrichten? — Wahrlich durch einen sehr mächtigen Trost, denn durch meinen Abschied wird ihre höchste Angelegenheit geschlichtet. „Es frommt euch, dass ich weggehe; denn, wenn ich nicht weggehe, wird der Tröster nicht kommen zu euch; so ich aber weggegangen bin, werde ich ihn senden zu euch." Da nun in jedem Worte dieser heiligen Aussprüche Geheimnisse verborgen liegen, können wir hier an dem Namen des Trösters nicht vorübergehen. Denn also nennt Christus den heiligen Geist, weil unter seinen übrigen Gaben die Gabe des Trostes ganz besonders heilsam, lieblich und erfreulich ist. Nun lohnt es aber der Mühe zu erklären, warum der Heilige Geist vorzüglich dies göttliche Trösteramt ausübt; obgleich wir diesen Gegenstand schon einige Male berührten. Gewiss also ist's, dass die Weltkinder von den Mühseligkeiten eines tugendhaften Lebens abschrecken lassenhaften Lebens zumal darum sich abschrecken lassen, weil sie den Weg derselben für rau und unlieblich, die Wege des Lasters und der Sinnenlüste hingegen für fröhlich und anmutig halten. Nun ist es aber außer Zweifel, dass die christliche Tugend vor allen Dingen den Vorzug verdient; da sie ehrbarer, nützlicher, edler, lobwürdiger, ja da außer ihr allein nichts lobwürdig ist, was selbst die unwissendsten und gottlosesten Weltmenschen nicht in Abrede zu stellen vermögen. Es ist also nur Eine Lust und Lieblichkeit, nach welcher der menschliche Sinn unbeschreiblich gierig ist, und wodurch nach dem Urteile der Gottlosen die Tugend dieser denn das Laster steht; weshalb sie denn auch dieser einzigen Ursache wegen die Liebe zur Tugend ausgeben, und sich weigern, den Weg derselben zu betreten. Diesem so großen Übel zu begegnen, wird der Heilige Geist den frommen Menschen gegeben, dessen besondere Gabe und Eigenschaft es ist, sie mit geistiger Wonne zu erquicken und zu trösten, damit nicht etwa fleischliche Menschen, die der Sinnenlust ergeben sind, hierin etwas vor ihnen voraus haben, und sie, zu irdischen Wollüsten an gezogen, von dem geraden Wege der Tugend abweichen. Denn da, wie der heilige Gregorius spricht, das menschliche Gemüht nicht ohne Freude sein kann, und sich entweder an den niedrigsten oder an den höchsten Dingen ergötzt, tröstet und erfreut die göttliche Vorsehung, die Allen spendet, was zu ihrem Heile ersprießlich ist, fromme Gemühter durch geistige Wonnen; damit sie dadurch angezogen und erquickt alle Lüste des Fleisches mit Ekel verwehren und als nichts achten.


Q: Ludwig von Granada Predigten aus das ganze Kirchenjahr. Aus dem Lateinischen übersetzt von I. U. Kilbert. Verlag Georg Josef Manz 1868.