Sohn

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Jesus Christus der Sohn Gottes

Da nun die Pharisäer beisammen waren, fragte sie Jesus:»Was haltet ihr vom Messias? Wessen Sohn ist er?« Sie sagten zu ihm: »Davids.« Matth.22/41-42

Die wichtigste und folgenschwerste Frage, von deren Lösung und Beantwortung Wahrheit oder Lüge, Seligkeit oder Verdammung für uns abhängt, finden wir in den Worten des Evangeliums vor. Der Heiland hier tritt vor die versammelten Pharisäer und spricht zu ihnen: „Was kündet euch von Christus? Wessen Sohn ist er?“ Sie antworteten ihm: „ Des David Sohn.“ So hatten es die Propheten vorausgesagt, dass der Messias, als der Gesalbte, aus dem Stamme Davids hervorgehen werde. „Ein Reis wird hervorgehen aus der Wurzel Jesses und eine Blume aufsprossen aus seiner Wurzel, und der Geist des Herrn wird auf ihm ruhen. (Js.11,12) „ Einmal habe ich geschworen in meiner Heiligkeit, sollte ich den David Lügen? Seine Nachkommenschaft soll währen in Ewigkeit und sein Thron wird sein der Sonne gleich vor meinem Angesichte und wie der Mund, der gegründet ist auf immer und als treuer Zeuge am Himmel“(Ps.88,36,37,38) Der Herr nahm die Antwort der Pharisäer als richtig an, und da er sie zum Glauben und zu der Überzeugung führen wollte, dass der Messias der eingeborene Sohn Gottes sei, so fuhr er fort und sprach: „ Wie nennt ihn denn David im Geiste einen Herrn, da er sagte: Der Herr hat gesagt zu meinem Herr. Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße gelegt habe? Wenn David ihn seinen Herr nennt, wie ist er denn sein Sohn?“ Niemand konnte ihm ein Wort entgegnen. In der stolzen Verblendung ihres Geistes war den Pharisäern die Heilige Schrift mit ihren Geheimnissen und Verheißungen ein Buch mit sieben Siegeln verschlossen. Wären sie von der Überzeugung geleitet gewesen, dass der versprochene Messias der eingeborene Sohn Gottes sei, der von einer Jungfrau aus dem Stamme Davids menschliches Fleisch annehmen sollte, so hätten sie einsehen müssen wie er seiner menschlichen Natur nach Davids Sohn, aber seiner göttlichen nach Davids Her, der vor dem Morgensterne aus dem Schoße des Vaters erzeugte Herr der ganzen Welt sei. Beschämt und verwirrt über die Rede des Heilands, wagte niemand von diesem Tage an, ihn um etwas zu fragen. „ Was kündet euch von Christus? Wessen Sohn ist er?“ Diese Frage aus dem Munde Jesu Christi gesprochen tönt durch alle Zeiten hindurch und hat von jedem Jahrhundert die Antwort gefordert. Was kündt euch von Christus ? Wessen Sohn ist er? Das ist das große Problem, das weder leichtfertig umgangen, noch oberflächlich behandelt werden kann. Millionen und Millionen haben diese Frage gestellt, und in ihrer verschiedenen Lösung Licht oder Finsternis, Wahrheit oder Lüge, Himmel oder Hölle gefunden. An der Beantwortung dieser einzigen Frage haben sich von jeher die Geister geschieden und der doppelte Strom der Wahrheit und des Glaubens und der Lüge und des Unglaubens, der die christliche Welt durchzieht, mündet in ihr. Auch vor uns steht diese Frage und verlangt ihre Lösung. Christus der Heiland hat sie als Kadinalsfrage unseres Lebens uns vorgelegt, und der Unglaube unserer Tage fordert ebenso dringend ihre Lösung. Wir haben keine andere Antwort auf diese Frage als das Wort des heiligen Petrus, der sich in der Mitte der Jünger erhob und sprach: „ Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes:“ (Mt.16,16) Wir bekennen mit den Aposteln und den ersten christlichen Jahrhunderten, mit allen Zeiten und Völkern der Vergangenheit, das Christus der eingeborene Sohn Gottes sei, der zu unserem Blute zu besiegeln. Das Jesus Christus wahrhaft Gottes Sohn sei, das beweisen: 1.die Weissagung der Propheten 2.die Worte und das Leben des Heilandes; und 3.die Werke, die er getan.


1.die Weissagung der Propheten

Wenn wir bis zum Anfange des Menschengeschlechtes hinabsteigen und die heiligen Bücher der Offenbarung aufschlagen, so lesen wir daselbst, dass die ersten Menschen im Ungehorsam gegen den Herrn, ihren Gott, sich auflehnten und von seinenem Angesicht verstoßen wurden. Wir lesen aber auch, dass der Herr der gefallenen Menschheit einen Erlöser verhieß, der ihre Schuld versöhnen und sie sie in das verlorene Paradies zurückführen werde. Das war der Glaube und die Hoffnung des auserwählten Volkes von dem Anbeginn seiner Geschichte, die Grundvorrausetzung seiner Existenz; und die Hoffnung auf den Erlöser ist fast auf jeder heiligen Schrift von neuem ausgesprochen und wiederholt. Diese Erwartung eines Erlösers teilen mit den Juden alle anderen Völker der Erde. Gehe hinüber nach Asien zu den alten indischen Völkern; gehe zu den Ägyptern, zu den Griechen und Römern; gehe nach Afrika und frage die Völker, die seine unwirtsamen Steppen durchziehen, oder bringe ein in die Urwälder von Amerika und schlage die heiligen Bücher aller dieser Völkerschaften auf, du wirst denselben Glauben und die gleiche Hoffnung in ihren Sagen und Mythen finden! Alle Nationen der Erde haben einen Mittler und Helfer vom Himmel erwartet, der ihre Schuld versöhnen und die goldenen Tore des Paradieses ihnen wieder öffnen werde. Wie die Menschen alle das gleiche Antlitz tragen und wie die Linien der Gottebenbildlichkeit, wenn auch noch so unvollkommen und entstellt, sich auf ihren Zügen brechen, so trägt das geistig Antlitz der ganzen Menschlichkeit denselben Stempel. Wie ein heißer mächtiger Ruf geht die Sehnsucht nach einem Erlöser von Land zu Land, von Meer zu Meer. Mochte auch das Heidentum noch so tief gefallen sein; mochte es weinend und seufzend unter der Last der Sünde im Wahne des Götzendienstes die harten Wege seines Lebens dahinwandern, das Bewusstsein der Sündenschuld lastet um so schwerer und drückender auf ihn. Einem Samenkorne gleich, welches von des Windes Flügeln in ferne und Weitentlegene Gegenden getragen wird und dort Wurzeln schlägt, wenn es einen günstigen Boden findet, war auch das Wort der Offenbarung, welches Gott den israelitischen Volke gegeben hatte, über die ganze Erde gedrungen und hatte die Hoffnung und Sehnsucht des Heidentums nach einem Erlöser belebt und erhöht und in den unbekanntesten Gegenden Wurzeln geschlagen, wo es immer empfängliche Herzen getroffen hatte. Wenn die Ungläubigen unserer Tage, die sich in der Gnade Jesu Christi sonnen und erfreuen, diese Hoffnung der ganzen Welt nicht mehr achten und würdigen und im Unglauben sich dieser allgemeinen Überzeugung entgegensetzten, so ist das uns ein Beweis, wie tief der moderne Unglaube gesunken ist. Das rohe, entartete Heidentum vermochte mit besserem Verständnis in den Tiefen der menschlichen Seele zu leben und ihrer innersten Stimme zu lauschen, als die Weisen unserer Tage, die mit ihrer Bildung und Gelehrsamkeit sich brüsten! Der Herr gab jedoch der Menschheit nicht bloß die Hoffnung eines Erlöseres, sondern in noch größerer Liebe und Gnade zeichnete er durch den Mund der Propheten das ganze Bild desselben Jahrtausende voraus, und gab durch ihre Aussprüche eine so vollkommene Lebensbeschreibung des kommenden Heilandes, dass wir aus den Worten derselben das ganze Leben Jesu Christi zusammensetzten könnten. Je näher der Tag herankam, an welchen derselbe erscheinen sollte, um so klarer und deutlicher redeten die Propheten. Nur einige dieser Weissagungen betrachten wir zum Beweise dieser Wahrheit. Der Prophet Daniel hatte verkündet, dass von den Befehle, Jerusalem wieder aufzubauen, bis zum Tode des Messias siebzig Jahrwochen oder vierhundertundneunzig Jahre verschließen würden, dass dann im Tempel der Greuel der Verwüstung eintrete und die Verwüstung bis zum letzten Ende dauern würde. (Dn.9,24,27) Nach der Weissagung des sterbenden Jakobs sollte die Ankunft des Erlösers in eine Zeit fallen, in welcher das Zepter von Juda gewichen wäre.(Gn.49,10) Nach den Worten des Propheten Aggäus musste der Heiland erscheinen zu einer Zeit, in welcher der zweite Tempel zu Jerusalem noch stand. Diese Verheißung gab er den Juden, als sie aus der Gefangenschaft Babylons zurückkehrten und in Tränen ausbrachen, da sie den zweiten Tempel mit der Herrlichkeit des ersten verglichen.(Agg.2,7-10) Isaias hatte vorrausverkündigt, dass der Messias von einer Jungfrau aus dem Stamme Davids würde geboren werden. (Js.7,14;11,1,) Aus Davids Geschlecht entsprossen, würde er aus der kleinen Stadt Bethlehem hervorgehen. (Mich.5,2) Könige werden erscheinen vor ihm und ihm ihre Gaben darbringen. ( Js.60,1-6. Ps.71,10) Die Propheten schildern das ganze Leben des Erlösers. Er wird den Betrübten Trost, den Sündern Vergebung und die göttlichen Strafgerichte den Boshaften verkünden. (Js.61,1,2.) Sie beschreiben die Wundertaten, die er verrichten werde. Er werde friedfertig sein und arm, auf dem Füllen einer Eselin seinen Einzug in Jerusalem halten. (Zach.9,9) Noch deutlicher reden dieselben, wenn sie von dem Leiden des Erlösers sprechen. Auch die kleinsten Umstände sind von ihnen vorausgesagt. Der Prophet Zacharias erzählt, dass er um den verächtlichen Lohn eines Knechtes, um dreißig Silberlinge würde verkauft werden. Der ganze Leib des Erlösers wird zerschlagen werden. Sie werden ihn lästern und anspeien. (Js.53,5) Seine Feinde werden ihm Hände und Füße durchbohren, alle seine Gebeine zählen, seine Kleider unter sich verteilen und über sein Gewand das Los werfen. (Ps.21,17-19) Sie werden ihn Galle und Essig zum Trank und Speise geben. Die Propheten erzählen seine Auferstehung von den Toten seine glorreiche Auffahrt in den Himmel und die Ausgießung des Heiligen Geistes über alles Fleisch. (Joel.2,28). Er werde ein Reich gründen, das sich über die ganze Erde von einem Meer zum anderen, vom Flusse bis zu den Grenzen des Erdkreises ausbreiten wird. (Ps.71,8 ) und ein Opfer würde er einsetzen, welches als ein reines Opfer seinen Namen unter allen Völkern und an allen Orten dargebracht werden soll. (Mal.1,10) Sein Reich wird keinem andern gegeben werden, es wird zermalmen und vernichten alle Reiche; es selber wird bestehen ewiglich. (Dn.2,44) Wenn aber der Herr von Anbeginne der Welt die Hoffnung auf einen Erlöser der Erde gegeben und die einzelnen Züge seines Lebens vorausverkündigt hatte und wenn nun wirklich zur bestimmten Stunde der verheißene Messias erschien und alles in seinem Leben erfüllte, was die Propheten von ihm gesagt hatten, was sagt ihr von Christus ? Was sagt ihr von ihm, wenn Christus selbst auf die Weissagung der Propheten hinzeigte und deutlich und oft aussprach, dass er gekommen sei, um sie in seinem Leben zu erfüllen? Ist er nicht der von Gott versprochene und verheißene Erlöser? Wie wäre es überhaupt möglich gewesen, dass ohne Gottes Einwirkung ein so vollkommenes Bild des Erlösers in den verschiedenen Jahrtausenden von verschiedenen Händen hätte gezeichnet werden können? Jeder der Propheten malt einige Striche des Bildes, und wie vollendet und herrlich ist das Ganze! Lasse zehn an einem Bilde malen, jeden nach seinem Gedanken und Ideen, und sieh, ob ein Kunstwerk entstehen wird, wenn nicht eine höhere Hand im Spiele ist oder wenn nicht alle genau nach einem Originale arbeiten, das vor ihnen liegt! Unmöglich hätten die Propheten des alten Bundes so ganz und vollständig das Leben des Erlösers verkündigen können, wenn nicht Gottes Geist durch sie redet; und wenn sie nicht das Himmlische Bild des Erlösers durch seine Einwirkung vor ihren Augen schwebend gesehen hätten. Die Erfüllung der Weissagung der Propheten in dem Leben des Herrn ist uns der erste Beweis seiner göttlichen Natur und Sendung.


2.die Worte und das Leben des Heilandes;

Den Baum erkennt man seinen feinen Früchten, den Menschen an seinem Leben , aus seinen Worten und Werken. War Christus der Sohn Gottes, so mußte jedes Wort aus seinem Munde, jede Handlung und jeder Schritt seines Lebens das Gepräge der Göttlichkeit an sich tragen. Sein ganzes Leben mußte den Beweis liefern, dass er wirklich vom Himmel zu uns herniederstieg. Der Heiland hat der Welt die Wahrheit gelehrt. Nirgends auf Erden, in seinem anderen Buche eines gelehrten sind solche Aufschlüsse über das Wesen Gottes und der Welt, über die Bestimmung und die Zwecke unseres menschlichen Lebens höchste Philosophie. Und wie einfach und klar floß die Wahrheit aus dem Munde des Herrn! Von seinem Wechsel der Erde gerührt, steht die Lehre Jesu Christi nach zweitausend Jahren in frischen ungetrübten Glanze vor uns. Nicht ein Teil derselben hat sich geändert oder wurde im Laufe der Zeit als falsch erfunden. Zweitausend Jahre lang hat die Lüge und der Irrtum gegen dieselbe sich erhoben, um sie zu vernichten, und jeder neue Kampf hat sie nur bestärkt und verherrlicht. Was sind Menschenlehren gegen das Wort aus dem Munde Jesu Christi? Wie wenig, gering und ungenügend ist dasjenige, was als Wahrheit unter den Gelehrten der Erde allgemein angenommen ist? Viele Weise sind im Laufe der Zeit erschienen, und jeder glaubte in seinem Instem von Wahrheiten den Stein der Weisen entdeckt zu haben, und nach seinem Tode erschien schnell sein Nachfolger, und er machte die Weisheit seines Vorgängers zuschanden. Wie die Wasserblasen auf einem tiefen See, so verschwanden die menschlichen Lehren schnell wieder nach kurzer Dauer. Unveränderlich in ihrer Reinheit und ihrem Glanze strahlt aber die Lehre Jesu Christi über der Welt! Ebenso unübertrefflich und vollkommen sind die Sittenlehren des Herrn. Die sittlichen Vorschriften des Evangelium sind die vollkommensten und erhabensten, die gedacht werden können. Selbst die Ungläubigen, welche die Würde des Heilandes leugnen, müssen eingestehen, dass mit der Moral des Evangeliums sich nichts auf Erden messen oder vergleichen könnte. Wo sind die Pflichten der Bestimmung und Würde des Menschen angemessener und entsprechender vorgeschrieben? Auch den Feinden des Herrn dünkten seine Worte höher und vollkommener, als dass ein menschlicher Verstand sie ersinnen und ein irdischer Geist sie erdenken könnte. „Ist er nicht des Zimmermanns Sohn?“ (Mt.13,5] sprachen sie erstaunt, als er zu reden und zu lehren begann. Und eine Probe hat die Lehre des Heiland ausgehalten, welche die höchste und feierlichste ist. Die Wahrheit muss, wenn sie als solche gelten soll, die Probe des Lebens bestehen, ohne zu erblassen. Die Lehre Jesu Christi aber hat sich im Leben bewährt. Tut nach meiner Lehre, und ihr werdet sehen, ob sie aus Gott ist, hatte der Heiland gesprochen; und Tausende haben nach seiner Lehre gehandelt und den Frieden des Herzens, die Ruhe der Seele, das höchste und reinste Glück in ihr gefunden und sich bis zur erhabendsten Stufe menschlicher Vollkommenheit und irdischer Vollendung erschwungen. Nur derjenige allein vermag eine solche Lehre zu verkünden, der die Anlagen, Bedürfnisse und die Kräfte des menschlichen Wesens mit göttlichen Auge erkennt. Wie übermenschlich, wie göttlich und himmlisch, wie einzig steht ferner das ganze Leben des Herrn vor unsern Blicken! Jeder Zug desselben zeigt, dass er Gottes Sohn war. Auch die besten Menschen tragen ihre Fehler und Mängel an sich. Erscheinung die lauter Licht in der Ferne zu sein scheinen, sind voll von Schatten, wenn sie in der Nähe betrachtet werden. Alles, was irdisch ist, trägt den Stempel des Mangels an sich. Selbst das leben der größten Heiligen steht in himmelweitem Abstande von dem Leben desjenigen, der die Heiligkeit selbst war, und auf welchen, als auf ihr Muster und Vorbild, alle geschaut, wenn sie nach Heiligkeit gerungen. Wer wird es wagen, die Frage an die Mitwelt zu richten: „Wer von euch kann mich einer Sünde zeihen?“ (Jo.8,46) Wenn jemand unter uns diese Frage im Ernste stellen würde, klänge das nicht aus dem Munde eines Menschen wie ein unbändiger Stolz, der an Wahnsinn grenzt? Der Heiland aber hat diese Frage an seine feinde und heftigsten Gegner, die sein Leben argwöhnlich beobachten, gerichtet, und sie mussten schweigen und verstummen vor seiner Rede, überwältigt von der himmlischen Größe und Würde desjenigen, der kein Mensch, sondern Gottes Sohn war. Was sagt der Heiland durch die Worte seines eigenen Mundes über sich? „Ich und der Vater sind eins. Glaubet den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollet, damit ihr erkennet und glaubet, dass der Vater in mir ist, und ich im Vater. (Joh.10,30,38) Alles, was der Vater tut, das tut auf gleiche Weise der Sohn, Gleichwie der Vater das Leben in sich selbst hat, so hat er auch dem Sohne gegeben das Leben in sich selbst zu haben. Gleichwie der Vater die Toten erweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. (Joh.5,26 f.) Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehedem Abraham war, bin ich! (Joh.8,58) Ich bin das Licht der Welt (Joh.8.12) Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh.14,6) Petrus nennt ihn den Sohn des lebendigen Gottes, und der Heiland preist den Jünger selig, weil nicht Fleisch und Blut, sondern der Himmlische Vater ihm das offenbart habe. Thomas wirft sich nieder und betet ihn an unter dem Ausrufe: „Mein Herr und mein Gott!“ und er antwortete ihm: „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!2 (Joh.20,27,28) Der Vater im Himmel hat die Worte seines Sohnes auf Erden bestätigt und bei seiner Taufe und Verklärung ihn laut seinen innig geliebten Sohn genannt. Entweder ist der Heiland wirklich derjenige, als was er sich ausgibt, oder er ist der größte Betrüger und der nichtswürdige Mensch, der sich selbst zu Gott gemacht hat. Und doch war er rein und fleckenlos in seinem Leben! Wie wäre es möglich, dass Jahrtausende dieser Betrug gewährt hätte, und dass die ganze Welt einen Betrüger geliebt und angebetet? Das jüdische Volk erkannte die Bedeutung der Worte Jesus Christi hinsichtlich seiner göttlichen Natur, und er wird von ihm vor den hohen Rat gestellt, weil er sich fälschlich zu Gott gemacht hätte. Der Hohepriester tritt hin vor ihn und spricht: „Ich beschwöre dich beim lebendigen Gott, sage uns, bist Du Christus, der Sohn Gottes?“ (Mt.26,63) Die Frage war an den Heiland von der rechtmäßigen Obrigkeit gestellt; sie war kurz und klar gesprochen und seiner Bedeutung fähig, und sie war in Form eines Eides an ihn gerichtet. Der Heiland war eine ebenso offene und deutliche Antwort schuldig. Er gibt dieselbe und entgegnet: „Du sagst es!“ Der Hohepriester aber zerreißt sein kleid und ruft: „Er hat Gott gelästert“; und der hohe Rat und die Anwesenden riefen: „Er ist des Todes schuldig.“( Joh 8.65,66) Der Heiland lässt sich für diese seine Antwort tatsächlich zum Tode führen.


3.die Werke, die er getan.

Was dünket euch von Christus? Wessen Sohn ist er? Würden wir alle die Weissagung, deren wunderbare Erfüllung wir im Leben des Heilandes betrachtet haben, nicht kennen; wenn es selbst möglich wäre, dass alle Worte, die er geredet, auf Erden vergessen werden könnten, die Werke, welche er errichtet hat, müssten alle andern Beweise ersetzen. Zahlreiche und unleugbare Wunder wirkte der Heiland in allen Reichen der Nartur, um sich als den Herrn alles Lebens zu beweisen. Er verrichtete Wunder in der leblosen Natur. Auf der Hochzeit zu Kana verwandelte er Wasser in Wein. Winde und Wogen des Meeres besänftigte er durch ein Wort aus seinem Munde. Mit wenigen Broten und Fischen speiste er Tausende von Menschen. Er wirkte Wunderzeichen in dem Leben der Menschen und Tiere. Er heilte durch ein einziges Wort die verschiedensten Krankheiten und erweckte Tote zum Leben. Die Herde der Gerasener warf er ins Meer. Er zeigte sich als den Herrn der Geisterwelt, trieb Teufel aus und heilte viele Besessene. Er wirkte Wunder in der Gnadenordnung, ließ Sünden nach, schloss die Türe des Himmels auf, und die größten Sünder belehrten sich durch ein bloßes Wort aus seinem Munde. Diese Wunderzeichen verrichtete er nicht im verborgenen oder geheimen, vor den Augen seiner Freunde und Jünger, sondern sie geschahen auf offener Straße, vor dem ganzen Volke und in Gegenwart seiner erbitterlichen Feinde. Sie wurden verrichtet, um die Welt zum Glauben an ihn zu führen, und der Heiland berief sich auf dieselben als auf die klaren Beweise seiner göttlichen Natur. „Glaubet den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollet,“ sprach er, „damit ihr erkennet und glaubet, dass der Vater in mir ist und ich im Vater.“ (Joh.10,38) Die Pharisäer können Wunder nicht bestreiten oder leugnen. „Was tun wir? Rufen sie aus, „dieser Mensch Statt jedoch die göttliche Kraft, in welcher der Heiland alleine seine Wunderzeichen verrichten konnte, anzuerkennen und zuzugeben, sprachen sie, er wirke dieselben in Kraft des Teufels. Was sagen die Ungläubigen unserer Tage über die Wunder des Herrn? Sie reden noch törichter und armseliger, als die Pharisäer es getan. Sie meinen, diese Wunder seien entweder gar nicht geschehen oder sie seien durch geheimnisvolle Naturkräfte, in deren Besitz der Heiland gewesen sei, gewirkt worden. Magnetische oder elektrische Kräfte, in meinen sie, seien bei denselben im Spiele gewesen, und wenn die Wissenschaft sich auf einen noch höheren Stand erhebe, dann werde man erkennen, aus welchen natürlichen Kräften der Herr seine Wunder verrichtet habe. Allein ohne über die so genannten Grenzen der Wissenschaft zu streiten, die nie das unmögliche möglich machen können, auch wenn sie noch so weit sich ausdehnen, wenn die Wunder des Herrn auf ganz natürliche Weise geschehen sind, warum hat niemand anders noch solche Zeichen gewirkt? Wenn einer aus den Ungläubigen durch ein Wort einen Toten, der schon fünf Tage im Grabe liegt, zum Leben erweckt oder einigen Stückchen Brot Tausende von Menschen sättigte, dann werde ich glauben, dass die Wunder des Heilands natürliche Vorgänge waren. Man mag von magnetischen und andern geheimnisvollen Naturkräften reden, soviel man will und den Unglauben durch gelehrte und hochtrabende Worte verdecken-solange die Gesetze bestehen, auf welche der Herr das Weltall gebaut hat, solange wird seine irdische und natürliche Kraft einen Toten zum Leben erwecken oder Tausende durch nichts satt machen können. Das sind Grenzen, welche nur derjenige überschreiten kann, der die Gesetze der Natur in seiner Hand trägt; und wenn der Heiland solche Wunderzeichen gewirkt hat, so hat er den Beweis geliefert, dass er der eingeborene Sohn Gottes ist. Wenn wir von den Werken reden, so müssen wir nach den Wunden des Heilands auch von seinen Leiden und Sterben sprechen; denn sein Tod am Holze des Kreuzes war sein höchstes Werk, das er verrichtet hat, und um dieses verrichten zu können, nahm der eingeborne Sohn Gottes menschliches Fleisch an. Gerade im Leiden des Heilandes liegen die stärksten Beweise für seine göttliche Natur. Je tiefer er in den Stunden seines Leidens erniedrigt wurde, um so heller schlagen aus diesem dunkeln Augenblicken seines Lebens die Strahlen des göttlichen Wesens heraus. Nur ein Gottmensch, dessen Werte einen unendlich Charakter hatten, war imstande, die Genugtuung für unsere Sünden zu leisten; und wenn Christus hingeht, um als das Lamm Gottes für die Sünden der Welt auf dem Altare des Kreuzes geschlachtet zu werden, so zeigt uns sein Opfertod den Gottmenschen in seinem göttlichen Wesen. Freiwillig geht er darum seinen Leiden entgegen. „Kommt“, spricht er zu seinen Jüngern. „und lasst uns hinaufsteigen nach Jerusalem, und es soll alles erfüllt werden, was die Propheten von dem Menschensohne geschrieben haben!“ (Lk.18,31) Ehe er sich von seinen Feinden ergreifen und binden lässt, gibt er ihnen zuerst den Beweis, dass er sich nicht gezwungen in ihre Gewalt begebe. Dort steht das Opferlamm am Ölberge! Die Scharen der Knechte der Hohenpriester und die Soldaten ziehen hinein in den Garten. Der Heiland lässt sie herankommen, und voll himmlischer Majestät spricht er zu ihnen: „Wen suchet ihr?“ Sie antworteten: „Jesum von Nazareth“; und er entgegnet ihnen: „Ich bin es!“ (Joh 18,5,6) Und wie vom blitze getroffen, stürzten sie alle zusammen. Ist das ein Mensch, der so zu sprechen vermag? Das ist Gottes Sohn, der seinen Feinden zeigt, dass sie in seiner Gewalt sind! Er lässt sie wieder sich erheben und fragt sie zum zweiten Mal: „Wen sucht ihr?“ und sie antworten wiederum: „Jesum von Nazareth.“ Er entgegnete nochmals: „Ich bin es!“ und nochmals und zum dritten Mal wirft sie sein Wort leblos zu Boden. Ist das ein Mensch, den man wie einen Verbrecher zum Tode führt? Das ist Gottes Sohn, der freiwillig hingeht um sich für unsere Sünden zu opfern! In seinem ganzen Leiden leuchtet durch die blutige Dornenkrone, welche seine Feinde ihm auf das Haupt gedrückt, schimmernd und hell die Königskrone des Gottessohnes hindurch. In einer übermenschlichen Geduld und göttlichen Sanftmut erträgt er die größten und heftigsten Schmerzen. Wie ein Gott steht er vor seinen Richter! Wie ein Gott stirbt er am Kreuze! Und als der Augenblick seines Todes gekommen war, da zeugte die ganze Natur, Judentum und Heidentum für den Gottessohn. Die Sonne verfinsterte sich, die Erde tat sich auf, die Gräber öffneten sich, der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei und der heidnische Hauptmann rief aus: „Wahrhaftig, der war Gottes Sohn!“ (Mt.27,54) Von dem Augenblick des Todes an war das Leben des Heilandes ein fortgesetztes Wunder. Glorreich erhebt er sich mit verklärten Leibe aus dem verschlossenen Grabe: glorreich wandelt er eine Zeitlang noch an der Seite seiner Jünger; glorreich steigt er auf einer Wolke des Himmels zum Reiche des Vaters empor, um das Reich wieder zu besitzen, das ihm dem eingebornen Sohne gebührt. Zum Schlusse will ich noch auf die Heilige Kirche Jesus Christi hinzeigen. Zwölf arme, unwissende Männer ohne Reichtum. Macht und Gelehrsamkeit, ohne Ansehen und Hilfe gehen hinaus um die Welt zu den Glauben an einen gekreuzigten Gott zu belehren. Auf ihr Wort unterwirft sich die Welt diesem Glauben. Die Lehre des Gekreuzigten hat die Erde überwunden, gerettet und wiedergeboren. Die wildesten und rohesten Nationen wurden durch dieselbe zu einem menschenwürdigen Dasein geführt. Im Widerspruche und Kampfe mit allen Gewalten der Erde ist der Glaube an den Gekreuzigten verbreitet worden. Ströme von Blut haben den Boden gerötet, auf welchen die Kirche Jesu Christi sich erhebt. Stürme brausten um ihre Zinnen und ihr Dach, und nichts war imstande, das Werk des Herrn und seiner Apostel zu verrichten. In jugendlicher Schönheit steht die Kirche allein in der Welt nach Jahrtausenden, während alle gleichzeitigen und viele späteren Erscheinungen längst verschwunden sind. Völker und Nationen sind über den Boden der Erde gezogen, Throne sind aufgebaut worden und Königreiche gegründet worden, und sie sind wieder zusammengefunden. Die Religionen der Inder und Perser sind zu Grabe getragen. Der Kultus der Griechen und Römer ist vergangen. Die Religion unserer heidnischen Voreltern ist eine Sage geworden. Der Glaube des Judentums liegt im Staube. Verwirrungen und Tod ist der Anteil der Sekten, welche sich von der Kirche Jesus Christi losgetrennt haben. Die Kirche allein hat alles überlebt und überwunden. Der ganze Staatenbau Europa ist zusammengestürzt. Das Reich Jesu Christi stand an seinem Grabe; und es wird noch am Grabe des modernen Europas stehen in unverweltlicher Größe und Herrlichkeit. Was dünkt euch von Christus? Wessen Sohn ist er? An dieser Frage wird sich der Glaube von dem Unglauben in unsern Tagen scheiden. Es wird die Zeit herankommen, in welcher alle, die an die Gottheit Jesu Christi glauben, sich scharen werden um unsere heilige katholische Kirche. Dieser Glaube wird der Einigungspunkt für die verschiedenen christlichen Konfessionen werden. Jene aber, welche diesen Glauben aufgeben, werden, vom Strome des Verderbens fortgerissen, zugrunde gehen. Die letzte Antwort aber wird der Heiland auf seine Frage an dem großen Tage des Gerichtes geben. Wenn er kommt, zu richten die Lebendigen und die Toten in himmlischer Größe Majestät, dann wird er der zitternden Welt, die zu seinen Füßen liegt, Nochmals zurufen: „Was dünkt euch von Christus? Wessen Sohn ist er?“ Die Gläubigen und Gerechten werden im Jubel, die Ungläubigen und Verworfenen zu ihrer Qual ihm antworten: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes hochgebenedeit in Ewigkeit!

Quelle: Das dreifache Reich Gottes Impr.1911