Jesuiten

Aus FJM-Ritter
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Orden der Jesuiten - Einiges über den Jesuiten-Orden und seine Wirksamkeit namentlich durch die Missionen

Kein geistlicher Orden der katholischen Kirche ist so verschieden beurteilt, keiner ist so sehr gehaßt, geschmäht und verfolgt worden bis zur Stunde noch, als der Orden der Jesuiten, kein Orden aber, so darf man behaupten, ist von Gott und Menschen mehr geliebt und geehrt worden, weil keiner mehr hat leiden müssen, bis zur Stunde, als dieser. Ist Schmach und Verfolgung, ist überhaupt das Kreuz ein Kennzeichen der wahren Jüngerschaft Jesu Christi; so trägt Niemand mehr dieses Kennzeichen an sich als die Gesellschaft Jesu.

heilige Ignatius von Loyola, Gründer des Jesuitenordens

Der Heilige Ignatius, ein wahrer Liebhaber des Kreuzes, hat sich dem Herrn, die Gnade erbeten und es vorausgesagt, dass die Glieder seines Ordens niemals ohne Verfolgung sein möchten. Und bis zur Stunde hat sich diese Bitte und Weissagung des Heiligen erfüllt.

In keiner Zeit hatte sein Orden Ruhe; wenn er in einem Lande siegreich kämpfte und im Frieden an der Ausbreitung des Reiches Gottes arbeitete, so brach in einem andern Lande der Sturm der Verfolgung gegen ihn los und man konnte zur gleicher Zeit die Wutausbrüche der Feinde und die Lobeserhebungen der Freunde der Jesuiten hören.

Vielleicht hast auch Du, lieber Leser, dergleichen schon gehört und gelesen, dass die Jesuiten die Verderber des Volkes, die Feinde der Menschheit seien, welche man überall ausrotten müsse. Kannst Du wohl dieses glauben?

„Die einzige Absicht der Jesuiten ist, wie Du im Leben des heiligen Ignatius sehen kannst, „die größere Verherrlichung Gottes, die Beförderung des Heiles der Seelen, die Erhöhung und Ausbreitung der heiligen Katholischen Kirche, die Bekämpfung des Irr- und Unglaubens, wo er sich zeigt und die Verteidigung der Wahrheit, wo sie angegriffen wird.“ Die Mittel hierzu sind Gebet, Buße, ein lauterer Lebenswandel, die Predigt des Wortes Gottes, die heiligen Wissenschaft und das Martertum. Diese Mittel haben die Jesuiten zu aller Zeit und in einem Sinne und Geist, mit vereinter Kraft und mit unablässigem Eifer angewendet und wenden Sie noch an, und sie haben dadurch unendlich viel Gutes, sie haben das Höchste gestiftet.

Die Jesuiten sind die Meister des Gebets. Durch die geistlichen Übungen oder die heiligen Erercitien Ihres heiligen Vaters Ignatius haben sich Tausende und Tausende von Sündern bekehrt, Tausende und Tausende in die Weise des inneren Gebets eingeführt und auf den Weg der christlichen Vollkommenheit geleitet.

Ihre Feinde haben ihnen alle Arten von Verbrechen vorgeworfen, aber niemals haben Sie Ihre Anschuldigungen beweisen können; vielmehr gibt die immer frische Lebenskraft, welche im Orden wirkt, der Eifer, der alle Glieder des Ordens belebt, der lebendige, unbesiegbare Glaubensmut, der alle Glieder durchdringt, Zeugnis von Ihrem lauteren, gottseligen Lebenswandel und von dem Geiste der Buße und er Abtötung, der in Ihnen herrscht. Der Orden zählt allein achthundert Märtyrer, welche für den heiligen Glauben Ihr Blut vergossen, und noch bis zur Stunde benetzt das Blut der Jesuiten den Boden von China, wo Sie für die Ausbreitung des heiligen Evangeliums leben und sterben. Konnte wohl ein Orden, den man größter Verbrechen beschuldigt, so viele Helden des Glaubens hervorbringen? Sterben wohl Gottlose für Jesus Christus und das Heil Ihrer Mitmenschen?

Der Obere der Jesuiten ruft ein Mitglied des Ordens und spricht zu Ihm: „Morgen gehst Du nach China, da wartet Deine Verfolgung, ja vielleicht der Martertod!“ „Ja, mein Vater!“ spricht der Jesuit, und er geht ohne Widerrede, um im fernen Lande – gemartert zu werden und – unter dem Beile zu sterben! Kann es höheren Gehorsam, größere Selbstverleugnung, feurigere Liebe zu Jesus geben?

Selbst die grimmigsten Feinde des Jesuiten Ordens können es nicht leugnen, dass es keine Wissenschaft gibt, welche die Jesuiten nicht gepflegt und in welche Sie sich nicht ausgezeichnet haben. Über zwölftausend Schriftsteller geben Zeugnis von Ihrer Gelehrsamkeit, Ihrem Fleiße und Eifer. In allen Ländern der Erde, darf man sagen, errichteten Sie Lehranstalten für die Bildung und Erziehung der Jugend; sie sind unbestritten die Meister der Erziehung; um Ihre Lehrkanzel drängten sich die Schüler aus allen Nationen. Der Jesuit Johann Maldonat lehrte um das Jahr 1565 die Weltweisheit zu Paris. Die Zahl seiner Zuhörer war so groß, dass er unter freiem Himmel seine Lehrkanzel aufschlagen musste, um gehört zu werden. Die größten Gelehrten sind aus Ihren Schulen hervorgegangen, die frömmsten, gebildetsten Männer haben Sie erzogen. - Wer kennt nicht den heiligen Jüngling Aloysius, den heiligen Jüngling Stanislaus Kostka, den seligen Johannes Berchmann, diese lieblichen Blüten des Jesuitenordens?

Wahrhaft unermessliches haben aber die Jesuiten ganz besonders durch Ihre Missionen geleistet. Wie Du schon im Leben des heiligen Ignatius lesen kannst, wie er seine Schüler in allen Ländern aussendete, um mit den Schwerte des Glaubens anzuzünden oder neu zu entflammen, die Wahrheit zu verteidigen, den Irrtum zu bekämpfen, die Laster auszurotten. Kaum hatte er seine Gesellschaft gestiftet, so sendete er den frommen Pater Faber, welchen er den Engel der Gesellschaft nannte, nach Deutschland, wo Luther und seine Mitarbeiter Ihre Ansichten und Lehren verbreiteten. Er gewann allgemeines Zutrauen und befestigte besonders am Rhein und Main den heiligen Glauben. Zwei Jahre später sendete der Papst zwei andere Jesuiten Lejah und Bobadilla nach Deutschland, welche in den Städten Regensburg, Ingolstadt, Dillingen, Salzburg, Worms, Wien und vielen andern dem eindringenden Strome der Irrlehre einen gewaltigen Damm entgegensetzten. Und was der heilige Petrus Kanisius in Deutschland, namentlich in Bayern, für den heiligen Glauben und die guten Sitten getan, dass ist allgemein bekannt. Der Mitarbeiter Luthers, Melanchton, rief oft voll Schmerz über die siegreichen Kämpfe der Jesuiten aus: „O weh, weh, wie wird es mit dem neuen Evangelium gehen! Die ganze Welt wird mit Jesuiten erfüllt!“ Wahrlich, hätten die protestantischen Fürsten damals den Jesuiten den Zutritt in Ihre Länder gestattet, die neue Lehre Luthers hätte keine Wurzel fassen können; denn wohin die Jesuiten kamen, lehrten und predigten, da wurde der Irrlehre Stillstand geboten und die Verführten kehrten wieder zur Einheit der Kirche zurück.

Die Mission der Jesuiten erstreckt sich aber nicht bloß über die Länder in Europa. Über 8000 Jesuiten zogen seit mehr als 300 Jahren in alle Teile der Welt, um Leib und Leben der Verbreitung des Namens Jesus und dem Heile der Götzendiener zu weihen. Franz Xaver ging auf Geheiß des heiligen Ignatius nach Indien, predigte dort Jesum den Gekreuzigten, bekehrte innerhalb 10 Jahren zwei und fünfzig Königreiche, durchwanderte zu Fuß ein Gebiet von 1000 Meilen und taufte eigenhändig eine Million Mohammedaner und Götzendiener! Franz Xaver aber war ein Jesuit, des heiligen Ignatius Freund und Schüler!

In Asien errichteten die Jesuiten 150 Missionen, sie drangen in die tiefsten Sandwüsten Afrikas und pflanzten dort das Kreuz auf, und was Amerika betrifft, so darf man nur den Namen des Negerapostels des heiligen Petrus Klaver, und die Mission von Paraguay nennen und man ist gezwungen zu bekennen: „Hier wirkte Gottes Finger!“

Die Mission von Paraguay wird ein ewiges Denkmal der Macht des Christentums, der hohen Weisheit, des brennenden Eifers und der barmherzigen Liebe der Jesuiten, aber auch ein Denkmal der Grausamkeit Ihrer Feinde sein.

Am Fuße der mit wenigem Schnee bedeckten Gebirge der Kordilleras, am Strom Paraguay, dehnen sich unermessliche Wälder aus, in welchen eine große Zahl Wilder wohnte, die mehr dem Tiere als Menschen ähnlich waren. Dorthin war nie ein schwacher Hall des Namens Jesus gedrungen; der Götzendienst und die Grausamkeit herrschte unter diesen Unglücklichen. In diese dichten Wälder nun, die noch kein Fuß eines weißen Mannes betreten, drangen die Jesuiten. Nur das Brevier unter dem Arme, eines großes Kruzifix in der rechten Hand und ohne andere Stütze, als Ihre Vertrauen auf Gott, brechen Sie sich Bahn durch diese Wälder, die noch keine Art gesehen, die Tausend von Jahren schon den Boden beschatteten und nichts als Schlangen, Tiger und Löwen und andere Tieren in Ihrem Schoße bargen. Sie durchschritten die Sümpfe bis am Gürtel im Wasser, sie überstiegen die Felsenwände, sie übersetzen die Abgründe, sie dringen in die Höhlen und suchten die Einwohner auf. Mehrere von Ihnen starben Hungers, andere werden von den Wilden gemordet. Endlich nach unsäglichen Gefahren und Nöten gelingt es Ihnen, einige von den Wilden zu gewinnen und um sich zu sammeln.

Als die Missionare bemerkten, dass die Wilden große Neigung zur Musik zeigten, so lehren sie nun Ihren Neu bekehrten singen, bestiegen dann mit Ihnen Ihre Kähne, ließen sie langsam an den Ufern der Flüsse dahin fahren und heilige Lieder singen. Der Schall der lieblichen Lieder lockte die Einwohner von den Bergen, aus den Einöden und Höhlen hervor; einige, wie bezaubert von den wunderbaren Klängen, stürzten in das Wasser und schwammen den Kähnen nach. Pfeile und Bogen warfen sie weg und folgten nun den Missionaren, wohin diese sie führten.

So entstand die erste Niederlassung, welche die beiden Pater Mazeta und Kataldino leiteten und Loretto nannten. Als in der Folge mehrere Kirchen sich erhoben, um welche sich Gemeinden neu bekehrter Indier sammelten, so hieß man diese Niederlassungen Reduktionen, von denen sich in wenigen Jahren gegen dreißig bildeten.

Einer jeden Reduktion standen zwei Missionare vor, welche die geistlichen und weltlichen Angelegenheiten leiteten und die Ureinwohner und Ihre Kinder in allen nützlichen Handwerken, sowie in Musik und Gesang unterrichteten. Sobald ein Kind 7 Jahre alt geworden, erforschten die Missionare seine Neigung und bestimmten es dann zu einem Handwerke oder zum Ackerbau. Alle Arten von Handwerken wurden getrieben, damit die Inder Ihre Bedürfnisse selbst befriedigen konnten und von den Spaniern nicht mehr abzunehmen brauchten.

Nur drei Tage durften sich die Fremden in den Dörfern der Inder aufhalten. Außer den Gewerben trieben die Inder auch Ackerbau, von dem sie früher gar nichts wissen wollten. Das Ackerland war verteilt unter die Familien; ein größerer Teil davon hieß Gottesbesitz, diesen mussten alle gemeinschaftlich bebauen und der Ertrag gehörte den Witwen, Waisen, Alten und Gebrechlichen; auch wurden davon die Ausgaben für die Kirchen und die Abgaben an den König von Spanien, als Oberherrn des Landes, bestritten. Die Arbeit auf den Feldern geschah zu gewissen Stunden, vor der Arbeit wurde gemeinschaftlich gebetet und dem heiligen Messopfer beigewohnt, am Schluss der Arbeit wurde ein schönes Abendlied gesungen. Was an Feldfrüchten gebaut wurde, wurde in einem Magazin des Dorfes aufbewahrt und jede Familie erhielt, was Sie bedurfte. Desgleichen erhielten die Frauen und Mädchen am Montag Wolle und Seide, die sie dann gesponnen am Ende der Woche ablieferten. Jede Gemeinde war in mehrere Quartiere abgeteilt, deren jedes einen Oberaufseher hatte. Die Ehen wurden frühzeitig geschlossen, Übertretungen des sechsten Gebots waren unerhört. Wer die Gesetze übertrat, wurde zuerst unter vier Augen gemahnt, im zweiten Falle musste er an der Kirchtüre öffentlich Buße tun, dem dritten Fehltritt folgte Ruthenstreiche. Während 120 Jahren wurde kein Inder betroffen, der mit Ruhte gestraft wurde, so gehorsam waren Sie.

Die Gerichtsbeamten, welche bestellt waren, hatten wenig zu tun; den es gab wenig Streit oder eine Verletzung des Gesetzes. Die Inder ließen sich leiten wie Kinder und lebten so unschuldig wie sie. Sie wussten nichts von Mein und Dein, Ihre geringen Bedürfnisse befriedigten sie durch den Ertrag Ihrer Arbeit; das Band der Liebe und Freundschaft umschlang alle. Die Missionare betrachteten sie als Ihre Väter und größten Wohltäter. Die Sünde war Ihnen das größte Übel; viele Sünden kannten Sie nicht einmal dem Namen nach. Ein Bischof schrieb an König Philipp V. von Spanien, dass unter diesen guten Indern eine solche Unschuld herrsche, dass er fest glaube, es begehe da niemand eine Todsünde!

Wie haben, wirst Du da fragen, die Missionare dieses herrliche Werk zu Stande gebracht, wie haben sie aus dieser Wildnis ein zweites Paradies, aus diesen Wilden so glückliche Menschen gebildet? Ich antworte: Durch die Macht der christlichen Religion durch Ihren Glauben durch Ihr Vertrauen auf Gott, durch Ihre Liebe und hohe Weisheit. Die Missionare machten diese Ureinwohner bekannt mit den Geheimnisses des Kreuzes, sie flößten ihrem Herzen Liebe zu Gott und dem Nächsten ein, sie zeigten Ihnen durch Wort und Beispiel den Weg zur Glückseligkeit, und siehe da, die noch so harten Herzen konnten der Liebe der guten Missionare nicht widerstehen., sie ergaben sich Ihnen und Ihr ganzes Wesen wurde von diesen Meistern der Erziehung umgewandelt. Ihre Grausamkeit, Ihre Rachsucht, Ihr Hang zu allen Arten von Ausschweifungen wich dem Geiste der Sanftmut, der Geduld und der Keuschheit; aus Wilden wurden zuerst Menschen, aus Menschen Christen und aus Christen Engel.

Ihre engelreine Unschuld magst Du aus der Feier des Fronleichnamsfestes ersehen. Nirgends in der Welt wurde dieses hoch heilige Fest so sinnig gefeiert wie bei diesen Neu bekehrten. Die schönsten Blumen bedeckten und zierten die Wege und Wohnungen, die schönsten Vögel ließen Ihren Gesang ertönen in den Käfigen, die an den Bäumen hingen und Tiger und Löwen an Ketten gebunden, ließen von Zeit zu Zeit Ihr Gebrüll vernehmen, bunte Fische spielten in aufgestellten Wasserbecken, alle Arten von Früchten waren ausgestellt, Musik und Gesang erscholl, während das hoch würdigste Gut in Prozessionen herum getragen wurde. Die ganze Natur, Blumen und Bäume, Tiere und Menschen sollten dem Heiland der Welt Ihr Huldigung darbringen!

So hatten die Jesuiten nach unbeschreiblicher Mühe mit Schweiße und Ihrem Blute das glückliche Volk auf Erden geschaffen, es erneuerten sich unter Ihren Händen die ersten Zeiten des Christentums wieder. Zweimal Hundertachtzigtausend Seelen lebten in 30 Reduktionen verteilt harmlos und zufrieden unter dem schönsten Himmel der Erde und jetzt – ist Alles zerstört.

Die Feinde der Jesuiten ruhten nicht eher, bis dies herrliche Werk vernichtet war. Die Frommen Väter mussten Ihre geliebten Inder auf Befehl des Königs von Spanien, bei dem man sie verleumdet hatte, verlassen. Arm, wie sie gekommen, zogen sie fort; wie Kinder, deren Vater stirbt, weinten, schrien und jammerten die Inder, umschlangen Ihre Füße, wollten Sie nicht ziehen lassen, ja viele von Ihnen stürzten sich, als die Missionare die Schiffe bestiegen, in das Meer und schwammen Ihnen nach! Jetzt ist das schöne Land wieder verwildert, die Inder, von den Spaniern bedrängt, verließen Ihre Wohnungen und Fluren, und zogen sich in die Wälder und Gebirge zurück, oder wurden als Sklaven verkauft und in die Bergwerke verschleppt. Bald fielen sie wieder in Ihre alte Wildheit und nichts blieb Ihren Nachkommen übrig, als die dunkle Erinnerung, das einst Ihre Väter unter der Leitung von Schwarzröcken, so nannten sie die Jesuiten, glücklich und zufrieden gelebt, böse Menschen aber Ihr Glück zertrümmert haben und diese böse Menschen waren – die Feinde der Jesuiten, die so genannten Aufgeklärten!

Wirst Du Dich, lieber Leser, nachdem du dieses gelesen, noch von den Schmähungen über die Jesuiten in unseren Tagen irre machen lassen? Wirst du nicht vielmehr zu Gott flehen, er möge diesen heiligen Orden wieder in allen Ländern auf blühen lassen?!


(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)