Johanna Franziska von Chantal: Unterschied zwischen den Versionen
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Johanna Franziska Fremiotde Chantal. Diese hl. Johanna wurde als die Tochter des Benignus Fremiot, nachmaligen Präsidenten des Parlamentes von Burgund, und seiner Gemahlin Margaretha von Berbisy am 28. Jan. 1572 zu Dijon geboren und nahm beim Empfange der heil. Firmung zu ihrem Taufnamen noch den Namen »Franziska« an. Da ihre Mutter frühzeitig starb, übergab sie sich dem besonderen Schutze der seligsten [[Gottesmutter Maria|Jungfrau Maria]], und ihr Vater sorgte nun mit doppeltem Eifer für eine gute Erziehung seiner drei Kinder, von denen Johanna am besten seinen Absichten entsprach. Sie hatte nichts mädchenhaftes in ihren Sitten und kein Gefallen an den Vergnügungen der Welt. | Johanna Franziska Fremiotde Chantal. Diese hl. Johanna wurde als die Tochter des Benignus Fremiot, nachmaligen Präsidenten des Parlamentes von Burgund, und seiner Gemahlin Margaretha von Berbisy am 28. Jan. 1572 zu Dijon geboren und nahm beim Empfange der heil. Firmung zu ihrem Taufnamen noch den Namen »Franziska« an. Da ihre Mutter frühzeitig starb, übergab sie sich dem besonderen Schutze der seligsten [[Gottesmutter Maria|Jungfrau Maria]], und ihr Vater sorgte nun mit doppeltem Eifer für eine gute Erziehung seiner drei Kinder, von denen Johanna am besten seinen Absichten entsprach. Sie hatte nichts mädchenhaftes in ihren Sitten und kein Gefallen an den Vergnügungen der Welt. | ||
Im 20. Jahre ihres Alters verehelichte sie ihr Vater zu Dijon mit dem Baron von Chantal, welcher zu Bourbilly wohnte und ein Kriegsmann von 27 Jahren war, der sich im Waffendienste auszeichnete und die Gunst des Königs Heinrich IV. verdient hatte. Da fand sie nun ein Haus, in dem man wenig von Regelmäßigkeit | Im 20. Jahre ihres Alters verehelichte sie ihr Vater zu Dijon mit dem Baron von Chantal, welcher zu Bourbilly wohnte und ein Kriegsmann von 27 Jahren war, der sich im Waffendienste auszeichnete und die Gunst des Königs Heinrich IV. verdient hatte. Da fand sie nun ein Haus, in dem man wenig von Regelmäßigkeit wusste; die öftere Abwesenheit des Hausherrn hatte viele Unordnungen herbeigeführt, die sie zu beseitigen eifrigst bemüht war. Sie wachte sorgfältig über die Dienerschaft, hielt sie zur pünktlichen Ausübung ihrer Religionspflichten an, versammelte sie jeden Abend zum gemeinschaftlichen Gebete, schickte sie jeden Sonntag in die Pfarrkirche zum Gottesdienste und ließ sie täglich in der Schloßkapelle einer heil. Messe beiwohnen. Jeder Diener hatte sein bestimmtes Geschäft und zu dessen Verrichtung eine festgesetzte Zeit. Gegen ihren Gatten war Johanna voll Aufmerksamkeit und [[Liebe]] und sonach ein Muster für christliche Hausfrauen. Nachdem derselbe im Jahr 1601, eben von einer Krankheit genesen, auf einer zur Erholung unternommenen Jagdpartie unglücklicher Weise durch den unvorsichtigen Schuss seines Freundes verwundet, einige Tage darauf in ihren Armen verschieden war, fühlte sie zwar den tiefsten Schmerz, ertrug aber das Unglück mit vollkommener Ergebung in den göttlichen Willen und tröstete sogar den unglücklichen Freund, dem sie seine Unvorsichtigkeit von Herzen verzieh. | ||
Nun weihte sie sich ganz der Erziehung ihrer vier Kinder, welche von sechs, die sie geboren, am Leben geblieben waren, nämlich ein Knabe und drei Mädchen. Sie schlug mehrere ehrenvolle Heiratsanträge ab, gelobte ewige Keuschheit und heiligte ihren 28jährigen | Nun weihte sie sich ganz der Erziehung ihrer vier Kinder, welche von sechs, die sie geboren, am Leben geblieben waren, nämlich ein Knabe und drei Mädchen. Sie schlug mehrere ehrenvolle Heiratsanträge ab, gelobte ewige Keuschheit und heiligte ihren 28jährigen Witwenstand durch Zurückgezogenheit von der Welt, durch [[:Kategorie:Gebet|Gebet]] und Arbeit, durch Unterricht und Erziehung ihrer Kinder, durch Werke der Wohltätigkeit aller Art, hatte aber dabei auch viele innere und äußere Leiden, besonders nachdem sie mit ihren Kindern zu ihrem Schwiegervater, dem alten Baron von Chantal, nach Monthelon im Bistum Autun hatte ziehen müssen. Im Jahr 1604 lernte sie zu Dijon bei Gelegenheit einer Predigt den hl. [[Franz von Sales]] kennen und wählte diesen großen Bischof von Genf zu ihrem Beichtvater. Unter Leitung dieses erleuchteten Seelenführers machte sie im heiligen Leben große Fortschritte, und wurde ihre Lostrennung von der Welt immer vollkommener. Um fünf Uhr Morgens stand sie auf zum Gebete, las vor dem Mittagsmahle eine halbe Stunde in einem geistlichen Buche, erklärte Abends ihren Kindern die Glaubens- und Sittenlehren der Religion, betete ihren Rosenkranz, trug unter ihrem einfachen Kleide (alle kostbaren Gewande hatte sie zum Besten der Armen schon bald nach ihres Mannes Tode veräußert) beständig ein härenes Bußkleid, besuchte die Armen und Kranken und brachte ganze Nächte bei Sterbenden zu. Lange Zeit unterhielt sie eine arme, mit Geschwüren bedeckte Frau, verband selbst ihre ekelhaften Wunden und erwies ihr die demütigsten Dienste. | ||
Dem hl. Franz v. Sales offenbarte Johanna endlich einen länger zurückgehaltenen Drang, die letzten Bande, welche sie noch an die Welt fesselten, zu zerreißen. Der Heilige schlug ihr den Eintritt in mehrere Orden vor, Johanna überließ aber stets ihm die Entscheidung. Als er ihr nun seinen | Dem hl. Franz v. Sales offenbarte Johanna endlich einen länger zurückgehaltenen Drang, die letzten Bande, welche sie noch an die Welt fesselten, zu zerreißen. Der Heilige schlug ihr den Eintritt in mehrere Orden vor, Johanna überließ aber stets ihm die Entscheidung. Als er ihr nun seinen Entschluss mitteilte, eine neue Genossenschaft unter dem Namen der »Heimsuchung Mariä« zu errichten, willigte die fromme Witwe mit Freuden ein und nahm nach Besiegung unsäglicher Hindernisse zu Annecy am Dreifaltigkeitsfeste im Jahr 1610 mit zwei anderen gottseligen Frauen das Ordenskleid. Bald gesellten sich zehn andere dazu. Der Kardinal von Marquemont, Erzbischof von Lyon, riet dem hl. Franz von Sales, den Plan seiner Kongregation zu ändern und sie zu einem religiösen Orden zu erheben, um ihr dadurch festeren Bestand zu geben. Frau von Chantal und ihre Genossinnen legten daher die feierlichen Gelübde ab, und so entstand der Orden von der »Heimsuchung Mariä«. | ||
Durch ein weiteres Gelübde verpflichtete sich Johanna, stets das zu tun, was sie für das Vollkommenste halten würde. In den vielen Krankheiten, mit denen sie heimgesucht wurde, bewies sie ein unerschütterliches [[Gott]]vertrauen und eine bewunderungswürdige Geduld. In der Folge verließ sie öfters Annecy, um in verschiedenen Städten Häuser ihres Ordens zu gründen, und stand vom | Durch ein weiteres Gelübde verpflichtete sich Johanna, stets das zu tun, was sie für das Vollkommenste halten würde. In den vielen Krankheiten, mit denen sie heimgesucht wurde, bewies sie ein unerschütterliches [[Gott]]vertrauen und eine bewunderungswürdige Geduld. In der Folge verließ sie öfters Annecy, um in verschiedenen Städten Häuser ihres Ordens zu gründen, und stand vom Jahr 1619-1622 dem ersten von ihr in der Vorstadt St. Antoine von Paris gestifteten Hause vor. Nach dem Tode des hl. Franz von Sales fiel auf sie die ganze Last der Verwaltung und Verbreitung des Ordens. | ||
Zudem verwundeten noch Familientrauerfälle ihr Herz; ihr Sohn fiel in der Blüte seiner Jahre (1627) in einer Schlacht gegen die Hugenotten, und wenige Jahre darauf (1631) starben ihre Schwiegertochter und ihr Tochtermann, der Graf von Toulonjou. Dabei hatte sie mit einer eigentümlichen inneren Trostlosigkeit und religiösen Ängstlichkeit zu kämpfen, lernte sie aber besiegen und verschaffte dadurch ihren Tugenden nur noch einen höheren Glanz. Als gewissenhafte Vorsteherin war sie um das Wohl ihrer geistlichen Töchter mütterlich besorgt, hielt sie mit Worten der Liebe und des Ernstes zur Übung aller Tugenden an, unterrichtete sie von der Notwendigkeit, sich selbst abzusterben, und von der Beschaffenheit des wahren und beharrlichen Gebetes. | Zudem verwundeten noch Familientrauerfälle ihr Herz; ihr Sohn fiel in der Blüte seiner Jahre (1627) in einer Schlacht gegen die Hugenotten, und wenige Jahre darauf (1631) starben ihre Schwiegertochter und ihr Tochtermann, der Graf von Toulonjou. Dabei hatte sie mit einer eigentümlichen inneren Trostlosigkeit und religiösen Ängstlichkeit zu kämpfen, lernte sie aber besiegen und verschaffte dadurch ihren Tugenden nur noch einen höheren Glanz. Als gewissenhafte Vorsteherin war sie um das Wohl ihrer geistlichen Töchter mütterlich besorgt, hielt sie mit Worten der Liebe und des Ernstes zur Übung aller Tugenden an, unterrichtete sie von der Notwendigkeit, sich selbst abzusterben, und von der Beschaffenheit des wahren und beharrlichen Gebetes. | ||
Im | Im Jahr 1638 ließ die Herzogin von Savoyen die Heilige nach Turin kommen, um daselbst ein Haus ihres Ordens zu gründen. Einige Zeit nachher ward sie auch durch Anna von Österreich, Königin von Frankreich, nach Paris gerufen, erlitt aber wegen der vielen Ehrenbezeugungen, die ihr daselbst erwiesen wurden, große Drangsale für ihre Demut. Auf ihrer Rückreise nach Annecy besuchte sie noch mehrere Klöster ihres Ordens, wurde aber bei ihrer Ankunft zu Moulins (Molinum) von einem Fieber ergriffen, und bald zeigte sich eine Brustentzündung. Hernach sie sanft entschlief im Herrn am 13. Dezember 1641. Ihre irdische Hülle wurde später nach Annecy gebracht. Dem heil. [[Vinzenz von Paul]], der in Paris ihr Beichtvater war, offenbarte [[Gott]] in einer Erscheinung, dass seine treue Dienerin Johanna im Himmel der Herrlichkeiten der Auserwählten teilhaftig geworden sei. | ||
[[Datei:JohannavChantal1.JPG|350px|left|thumb|Schrein in der Basilika La Visitation in Annecy, Frankreich]] | |||
Nachdem mehrere Wunder, durch die Fürbitte der Verstorbenen gewirkt, gerichtlich untersucht und wahr befunden worden, ward die ehrwürdige Mutter Johanna Franziska vom Papste Benedikt XIV. im Jahr 1751 »selig«, im Jahr 1767 von Clemens XIII. »heilig« gesprochen. Im Mart. Rom. steht sie als Gründerin des Ordens von der Heimsuchung Mariä am 21. August und auch am 13. Dezember, also an ihrem Todestage, wo es zugleich heißt, dass sie in ihrem vierfachen Stande (als Jungfrau, Frau, Wittwe und Klosterfrau) durch beständige Heiligkeit des Lebens sich ausgezeichnet habe. Nach dem neuem Kalender wird ihr Fest am 12. August gefeiert. | |||
Auf bildlichen Darstellungen erscheint sie in der Tracht ihres Ordens ''(schwarzer Habit, schwarzer Schleier)''. Nach Migne wird sie auch abgebildet auf den Knieen liegend, in dem sie ein Kreuz hält nebst einem Herzen, worauf der Name [[Jesus-Christus|Jesus]] steht; auch als Brustbild kommt sie so vor. Oft halte sie auch bloß das Kreuz in der Hand etc. | |||
Auf bildlichen Darstellungen erscheint sie in der Tracht ihres Ordens (schwarzer Habit, schwarzer Schleier). Nach Migne wird sie auch abgebildet auf den Knieen liegend, in dem sie ein Kreuz hält nebst einem Herzen, worauf der Name [[Jesus Christus|Jesus]] steht; auch als Brustbild kommt sie so vor. Oft halte sie auch bloß das Kreuz in der Hand etc. | |||
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''(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)'' | ''(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)'' |
Aktuelle Version vom 18. September 2024, 08:11 Uhr
Fest
Lebensbeschreibung
Johanna Franziska Fremiotde Chantal. Diese hl. Johanna wurde als die Tochter des Benignus Fremiot, nachmaligen Präsidenten des Parlamentes von Burgund, und seiner Gemahlin Margaretha von Berbisy am 28. Jan. 1572 zu Dijon geboren und nahm beim Empfange der heil. Firmung zu ihrem Taufnamen noch den Namen »Franziska« an. Da ihre Mutter frühzeitig starb, übergab sie sich dem besonderen Schutze der seligsten Jungfrau Maria, und ihr Vater sorgte nun mit doppeltem Eifer für eine gute Erziehung seiner drei Kinder, von denen Johanna am besten seinen Absichten entsprach. Sie hatte nichts mädchenhaftes in ihren Sitten und kein Gefallen an den Vergnügungen der Welt.
Im 20. Jahre ihres Alters verehelichte sie ihr Vater zu Dijon mit dem Baron von Chantal, welcher zu Bourbilly wohnte und ein Kriegsmann von 27 Jahren war, der sich im Waffendienste auszeichnete und die Gunst des Königs Heinrich IV. verdient hatte. Da fand sie nun ein Haus, in dem man wenig von Regelmäßigkeit wusste; die öftere Abwesenheit des Hausherrn hatte viele Unordnungen herbeigeführt, die sie zu beseitigen eifrigst bemüht war. Sie wachte sorgfältig über die Dienerschaft, hielt sie zur pünktlichen Ausübung ihrer Religionspflichten an, versammelte sie jeden Abend zum gemeinschaftlichen Gebete, schickte sie jeden Sonntag in die Pfarrkirche zum Gottesdienste und ließ sie täglich in der Schloßkapelle einer heil. Messe beiwohnen. Jeder Diener hatte sein bestimmtes Geschäft und zu dessen Verrichtung eine festgesetzte Zeit. Gegen ihren Gatten war Johanna voll Aufmerksamkeit und Liebe und sonach ein Muster für christliche Hausfrauen. Nachdem derselbe im Jahr 1601, eben von einer Krankheit genesen, auf einer zur Erholung unternommenen Jagdpartie unglücklicher Weise durch den unvorsichtigen Schuss seines Freundes verwundet, einige Tage darauf in ihren Armen verschieden war, fühlte sie zwar den tiefsten Schmerz, ertrug aber das Unglück mit vollkommener Ergebung in den göttlichen Willen und tröstete sogar den unglücklichen Freund, dem sie seine Unvorsichtigkeit von Herzen verzieh.
Nun weihte sie sich ganz der Erziehung ihrer vier Kinder, welche von sechs, die sie geboren, am Leben geblieben waren, nämlich ein Knabe und drei Mädchen. Sie schlug mehrere ehrenvolle Heiratsanträge ab, gelobte ewige Keuschheit und heiligte ihren 28jährigen Witwenstand durch Zurückgezogenheit von der Welt, durch Gebet und Arbeit, durch Unterricht und Erziehung ihrer Kinder, durch Werke der Wohltätigkeit aller Art, hatte aber dabei auch viele innere und äußere Leiden, besonders nachdem sie mit ihren Kindern zu ihrem Schwiegervater, dem alten Baron von Chantal, nach Monthelon im Bistum Autun hatte ziehen müssen. Im Jahr 1604 lernte sie zu Dijon bei Gelegenheit einer Predigt den hl. Franz von Sales kennen und wählte diesen großen Bischof von Genf zu ihrem Beichtvater. Unter Leitung dieses erleuchteten Seelenführers machte sie im heiligen Leben große Fortschritte, und wurde ihre Lostrennung von der Welt immer vollkommener. Um fünf Uhr Morgens stand sie auf zum Gebete, las vor dem Mittagsmahle eine halbe Stunde in einem geistlichen Buche, erklärte Abends ihren Kindern die Glaubens- und Sittenlehren der Religion, betete ihren Rosenkranz, trug unter ihrem einfachen Kleide (alle kostbaren Gewande hatte sie zum Besten der Armen schon bald nach ihres Mannes Tode veräußert) beständig ein härenes Bußkleid, besuchte die Armen und Kranken und brachte ganze Nächte bei Sterbenden zu. Lange Zeit unterhielt sie eine arme, mit Geschwüren bedeckte Frau, verband selbst ihre ekelhaften Wunden und erwies ihr die demütigsten Dienste.
Dem hl. Franz v. Sales offenbarte Johanna endlich einen länger zurückgehaltenen Drang, die letzten Bande, welche sie noch an die Welt fesselten, zu zerreißen. Der Heilige schlug ihr den Eintritt in mehrere Orden vor, Johanna überließ aber stets ihm die Entscheidung. Als er ihr nun seinen Entschluss mitteilte, eine neue Genossenschaft unter dem Namen der »Heimsuchung Mariä« zu errichten, willigte die fromme Witwe mit Freuden ein und nahm nach Besiegung unsäglicher Hindernisse zu Annecy am Dreifaltigkeitsfeste im Jahr 1610 mit zwei anderen gottseligen Frauen das Ordenskleid. Bald gesellten sich zehn andere dazu. Der Kardinal von Marquemont, Erzbischof von Lyon, riet dem hl. Franz von Sales, den Plan seiner Kongregation zu ändern und sie zu einem religiösen Orden zu erheben, um ihr dadurch festeren Bestand zu geben. Frau von Chantal und ihre Genossinnen legten daher die feierlichen Gelübde ab, und so entstand der Orden von der »Heimsuchung Mariä«.
Durch ein weiteres Gelübde verpflichtete sich Johanna, stets das zu tun, was sie für das Vollkommenste halten würde. In den vielen Krankheiten, mit denen sie heimgesucht wurde, bewies sie ein unerschütterliches Gottvertrauen und eine bewunderungswürdige Geduld. In der Folge verließ sie öfters Annecy, um in verschiedenen Städten Häuser ihres Ordens zu gründen, und stand vom Jahr 1619-1622 dem ersten von ihr in der Vorstadt St. Antoine von Paris gestifteten Hause vor. Nach dem Tode des hl. Franz von Sales fiel auf sie die ganze Last der Verwaltung und Verbreitung des Ordens.
Zudem verwundeten noch Familientrauerfälle ihr Herz; ihr Sohn fiel in der Blüte seiner Jahre (1627) in einer Schlacht gegen die Hugenotten, und wenige Jahre darauf (1631) starben ihre Schwiegertochter und ihr Tochtermann, der Graf von Toulonjou. Dabei hatte sie mit einer eigentümlichen inneren Trostlosigkeit und religiösen Ängstlichkeit zu kämpfen, lernte sie aber besiegen und verschaffte dadurch ihren Tugenden nur noch einen höheren Glanz. Als gewissenhafte Vorsteherin war sie um das Wohl ihrer geistlichen Töchter mütterlich besorgt, hielt sie mit Worten der Liebe und des Ernstes zur Übung aller Tugenden an, unterrichtete sie von der Notwendigkeit, sich selbst abzusterben, und von der Beschaffenheit des wahren und beharrlichen Gebetes.
Im Jahr 1638 ließ die Herzogin von Savoyen die Heilige nach Turin kommen, um daselbst ein Haus ihres Ordens zu gründen. Einige Zeit nachher ward sie auch durch Anna von Österreich, Königin von Frankreich, nach Paris gerufen, erlitt aber wegen der vielen Ehrenbezeugungen, die ihr daselbst erwiesen wurden, große Drangsale für ihre Demut. Auf ihrer Rückreise nach Annecy besuchte sie noch mehrere Klöster ihres Ordens, wurde aber bei ihrer Ankunft zu Moulins (Molinum) von einem Fieber ergriffen, und bald zeigte sich eine Brustentzündung. Hernach sie sanft entschlief im Herrn am 13. Dezember 1641. Ihre irdische Hülle wurde später nach Annecy gebracht. Dem heil. Vinzenz von Paul, der in Paris ihr Beichtvater war, offenbarte Gott in einer Erscheinung, dass seine treue Dienerin Johanna im Himmel der Herrlichkeiten der Auserwählten teilhaftig geworden sei.
Nachdem mehrere Wunder, durch die Fürbitte der Verstorbenen gewirkt, gerichtlich untersucht und wahr befunden worden, ward die ehrwürdige Mutter Johanna Franziska vom Papste Benedikt XIV. im Jahr 1751 »selig«, im Jahr 1767 von Clemens XIII. »heilig« gesprochen. Im Mart. Rom. steht sie als Gründerin des Ordens von der Heimsuchung Mariä am 21. August und auch am 13. Dezember, also an ihrem Todestage, wo es zugleich heißt, dass sie in ihrem vierfachen Stande (als Jungfrau, Frau, Wittwe und Klosterfrau) durch beständige Heiligkeit des Lebens sich ausgezeichnet habe. Nach dem neuem Kalender wird ihr Fest am 12. August gefeiert.
Auf bildlichen Darstellungen erscheint sie in der Tracht ihres Ordens (schwarzer Habit, schwarzer Schleier). Nach Migne wird sie auch abgebildet auf den Knieen liegend, in dem sie ein Kreuz hält nebst einem Herzen, worauf der Name Jesus steht; auch als Brustbild kommt sie so vor. Oft halte sie auch bloß das Kreuz in der Hand etc.
(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)