Petrus - Apostel: Unterschied zwischen den Versionen
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So wie aber Jesus den Petrus zum Grundstein, zum Felsen seiner Kirche gesetzt hat, damit durch ihn die ganze Gemeinde der Rechtgläubigen auf Erden in einem, wahren Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, zusammengehalten werde; so machte er ihn auch zum Oberhaupt der ganzen Kirche, zu seinem Stellvertreter, indem er zu ihm sagte: „Dir will ich geben die Schlüssel des Himmelreiches“. | So wie aber Jesus den Petrus zum Grundstein, zum Felsen seiner Kirche gesetzt hat, damit durch ihn die ganze Gemeinde der Rechtgläubigen auf Erden in einem, wahren Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, zusammengehalten werde; so machte er ihn auch zum Oberhaupt der ganzen Kirche, zu seinem Stellvertreter, indem er zu ihm sagte: „Dir will ich geben die Schlüssel des Himmelreiches“. | ||
Es werden zwar in der heiligen Schrift auch die übrigen Apostel Säulen und Grundfesten genannt (Off 21,14; Gal 2,9) und auch ihnen wird von Christus die Gewalt gegeben, zu binden und zu lösen (Joh 20,24); allein die Apostel sind nur in dem Sinne Grundsteine, als sie die Gründer des Christentums unter den einzelnen Völkern sind, und Säulen, als sie das ganze Gebäude der Kirche tragen helfen. Petrus allein ist der Fels, auf welchem die ersten Grundsteine, die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, die Gewalt zu binden und zu lösen, die Gläubigen zu leiten, die Sünden zu erlassen oder nicht zu erlassen, zu lehren und zu urteilen, in die Kirche aufzunehmen oder nicht aufzunehmen oder davon auszuschließen usw. ; allein Christus hat ihnen diese Gewalt später und erst dann gegeben, als er zuerst auf feierliche Weise dem Petrus allein und in ihrer Gegenwart diese Gewalt gegeben hatte. Offenbar wollte Christus dadurch den Petrus auszeichnen, ihm einen Vorrang vor den übrigen Aposteln geben, und dieselben anweisen, dass sie nur in Vereinigung mit dem Oberhaupt der Kirche ihre göttliche Gewalt ausüben dürfen. | Es werden zwar in der heiligen Schrift auch die übrigen Apostel Säulen und Grundfesten genannt (Off 21,14; Gal 2,9) und auch ihnen wird von Christus die Gewalt gegeben, zu binden und zu lösen (Joh 20,24); allein die Apostel sind nur in dem Sinne Grundsteine, als sie die Gründer des Christentums unter den einzelnen Völkern sind, und Säulen, als sie das ganze Gebäude der Kirche tragen helfen. Petrus allein ist der Fels, auf welchem die ersten Grundsteine, die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, die Gewalt zu binden und zu lösen, die Gläubigen zu leiten, die Sünden zu erlassen oder nicht zu erlassen, zu lehren und zu urteilen, in die Kirche aufzunehmen oder nicht aufzunehmen oder davon auszuschließen usw. ; allein Christus hat ihnen diese Gewalt später und erst dann gegeben, als er zuerst auf feierliche Weise dem Petrus allein und in ihrer Gegenwart diese Gewalt gegeben hatte. Offenbar wollte Christus dadurch den Petrus auszeichnen, ihm einen Vorrang vor den übrigen Aposteln geben, und dieselben anweisen, dass sie nur in Vereinigung mit dem Oberhaupt der Kirche ihre göttliche Gewalt ausüben dürfen. | ||
So hat also Jesus das feierliche Bekenntnis des hl. Petrus mit der obersten Würde in seiner Kirche belohnt, aber leider kannst du es auch sehen, wie selbst die höchste Stelle den Menschen nicht vor dem Falle schützt, wie auch ein Mann von felsenfestem Glauben Gott untreu werden und wie selbst die höchste Liebe plötzlich erkalten kann! | So hat also Jesus das feierliche Bekenntnis des hl. Petrus mit der obersten Würde in seiner Kirche belohnt, aber leider kannst du es auch sehen, wie selbst die höchste Stelle den Menschen nicht vor dem Falle schützt, wie auch ein Mann von felsenfestem Glauben Gott untreu werden und wie selbst die höchste Liebe plötzlich erkalten kann! | ||
In der feierlichen Abschiedsrede, welche der göttliche Heiland beim letzten Abendmahl hielt, sagte er den Aposteln auch vorher, dass er in den Kreuztod gehen werde. Der heilige Petrus, wie immer, so auch hier voll Eifer, sprach zu Jesus: „Ich will mein Leben für dich lassen.“ Allein Jesus antwortete ihm: „Du willst dein Leben für mich geben? Wahrlich, wahrlich, sag ich dir, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ | In der feierlichen Abschiedsrede, welche der göttliche Heiland beim letzten Abendmahl hielt, sagte er den Aposteln auch vorher, dass er in den Kreuztod gehen werde. Der heilige Petrus, wie immer, so auch hier voll Eifer, sprach zu Jesus: „Ich will mein Leben für dich lassen.“ Allein Jesus antwortete ihm: '''„Du willst dein Leben für mich geben? Wahrlich, wahrlich, sag ich dir, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“''' | ||
Der Heiland blickte dem liebeseifrigen Petrus in das Herz; er sah darin noch viel eitles Selbstvertrauen; darum warnte er ihn; allein dieser wollte es nicht glauben; sein untergeordneter Eifer hatte ihn verblendet; er unterließ zu wachen und zu beten, wie doch der Herr gemahnt hatte, er setzte sich unbesonnen der bösen Gelegenheit aus – und tat einen tiefen Fall! Er verließ den göttlikchen Heiland, dem er doch bis in den Tod folgen wollte und den er wirklich auf dem Ölberg mit dem Schwert zu verteidigen gesucht hatte, und verleugnete ihn sogar dreimal! Eine gemeine Dienstmagd brachte ihn, den Felsenmann, zur Verleugnung seines Herrn und Meisters! | Der Heiland blickte dem liebeseifrigen Petrus in das Herz; er sah darin noch viel eitles Selbstvertrauen; darum warnte er ihn; allein dieser wollte es nicht glauben; sein untergeordneter Eifer hatte ihn verblendet; er unterließ zu wachen und zu beten, wie doch der Herr gemahnt hatte, er setzte sich unbesonnen der bösen Gelegenheit aus – und tat einen tiefen Fall! Er verließ den göttlikchen Heiland, dem er doch bis in den Tod folgen wollte und den er wirklich auf dem Ölberg mit dem Schwert zu verteidigen gesucht hatte, und verleugnete ihn sogar dreimal! Eine gemeine Dienstmagd brachte ihn, den Felsenmann, zur Verleugnung seines Herrn und Meisters! | ||
Wird dir hier, lieber Leser, nicht bange um das Herz? – Wenn ein heiliger Petrus trotz der Warnung doch so tief fallen kann , weil er auf sich selbst vertraut, nicht wacht, nicht betet und der Gelegenheit nicht ausweicht, wie wird es dir ergehen mit deiner Schwäche, wenn die Versuchung naht und du nicht betest, wachest, fliehest und, dir misstrauend, nur auf den Herrn vertraust? Wie wird es dir ergehen, wenn du der Versuchung nicht gleich anfangs widerstehest, und wenn du gefehlt hast, nicht gleich in Reue dich vom Falle erhebest?! Siehe, der heilige Petrus betet nicht, das ist sein erster Fehler; er wacht nicht über sein Herz, er besinnt sich nicht und denkt nicht an seine Schwäche, das ist sein zweiter Fehler; er verlässt Jesum, das ist sein dritter Fehler; er getraut sich, im Vorhof des Palastes unter die Soldaten sich zu mengen, das war der vierte Fehler; nun verleugnet er seinen Heiland zum ersten Mal, er besinnt sich nicht, denkt nicht nach, was er getan, flieht die Gefahr nicht und verleugnet ihn zum zweiten und dritten Mal; ja er schwört sogar und spricht verächtlich: „Ich kenne diesen Menschen gar nicht!“ – Den, welchen er den Sohn Gottes genannt hat, nennt er einen Menschen, welchen er gar nicht kenne! So fiel nun Petrus von einer Sünde in die andere, immer tiefer und tiefer: wird es dir nicht auch so ergehen, wenn du dich nicht fürchtest, nicht wachst, betest, fliehst und auf den Herrn vertraust, wenn du nicht widerstehst, und gefallen, sogleich zu Gott in Reue dich wendest? | Wird dir hier, lieber Leser, nicht bange um das Herz? – Wenn ein heiliger Petrus trotz der Warnung doch so tief fallen kann , weil er auf sich selbst vertraut, nicht wacht, nicht betet und der Gelegenheit nicht ausweicht, wie wird es dir ergehen mit deiner Schwäche, wenn die Versuchung naht und du nicht betest, wachest, fliehest und, dir misstrauend, nur auf den Herrn vertraust? Wie wird es dir ergehen, wenn du der Versuchung nicht gleich anfangs widerstehest, und wenn du gefehlt hast, nicht gleich in Reue dich vom Falle erhebest?! Siehe, der heilige Petrus betet nicht, das ist sein erster Fehler; er wacht nicht über sein Herz, er besinnt sich nicht und denkt nicht an seine Schwäche, das ist sein zweiter Fehler; er verlässt Jesum, das ist sein dritter Fehler; er getraut sich, im Vorhof des Palastes unter die Soldaten sich zu mengen, das war der vierte Fehler; nun verleugnet er seinen Heiland zum ersten Mal, er besinnt sich nicht, denkt nicht nach, was er getan, flieht die Gefahr nicht und verleugnet ihn zum zweiten und dritten Mal; ja er schwört sogar und spricht verächtlich: „Ich kenne diesen Menschen gar nicht!“ – Den, welchen er den Sohn Gottes genannt hat, nennt er einen Menschen, welchen er gar nicht kenne! So fiel nun Petrus von einer Sünde in die andere, immer tiefer und tiefer: wird es dir nicht auch so ergehen, wenn du dich nicht fürchtest, nicht wachst, betest, fliehst und auf den Herrn vertraust, wenn du nicht widerstehst, und gefallen, sogleich zu Gott in Reue dich wendest? | ||
[[Bild:Petrus2.jpg|gerahmt|left|thumb|250px|Petrus bereut seine Leugnung!]] | [[Bild:Petrus2.jpg|gerahmt|left|thumb|250px|Petrus bereut seine Leugnung!]] | ||
Die Vorhersagung des Heilands hatte sich erfüllt, ehe der Hahn krähte, also vor Anbruch des Tages, hatte er die dreimalige Verleugnung vollbracht. Doch derjenige, sagt der heilige Hieronymus, welchen Jesus, das Licht der Welt, angeschaut, konnte in den Finsternissen der Verleugnung nicht verharren. In dem Augenblick nämlich, wo ein Vetter des Malchus, welchem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sprach: „Hab’ ich dich nicht im Garten gesehen?“, trat Jesus aus dem Saal des Kaiphas, wo er verhört wurde, heraus, wandte sich um auf die Seite, wo Petrus stand, und blickte ihn an. Dieser Blick traf wie der Blitz sein Herz; er erinnerte sich jetzt mit einem Male an das Wort des Herrn: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“; die Augen gingen ihm auf; er erkannte nun seine Untreue und seine Vermessenheit; er flieht jetzt die böse Gesellschaft, lässt sich das Tor öffnen, geht hinaus in die dunkle Nacht, verhüllt sein Angesicht im Mantel und weint bitterlich. Das Dunkel der Nacht konnte seine Scham nicht genug verbergen, er verhüllt auch noch sein Haupt in sein Gewand! Tränen, bittere Tränen der Reue weint er jetzt über seine Sünden, und die Legende erzählt, dass er bis zu seinem Tod nicht aufhörte, seinen Fall zu beweinen, so dass die Tränen zwei wunde Furchen in seine abgehärmten Wangen gruben. So oft er einen Hahn krähen hörte, flossen die Tränen aufs Neue, daher er auch öfters abgebildet wird sitzend auf einem Stein, mit Tränen in den Augen, einen Hahn an seiner Seite. – So große Reue, solch bittere Bußtränen erwarben ihm wieder die Gnade seines Herrn und Meisters. Er hatte nicht gegen den heiligen Geist, sondern nur gegen den Menschensohn, wie sich der Heiland öfters nannte, gesündigt, darum erhielt er auch Vergebung seiner Missetat. Weil er von nun an allen Hochmut fahren ließ, weil er sich auf das Tiefste demütigte, so hob ihn auch Jesus, dessen Auge auf die Demütigen sieht, wieder zu sich empor; ja er nahm ihm die frühere Auszeichnung und Würde nicht, sondern bestätigte dieselbe noch auf eine ganz besondere Weise. Nach der Auferstehung hatte Petrus unter den Aposteln allein das Glück, den Heiland allein zu sehen und mit ihm zu reden, ein Zeichen, dass er ihm vollkommen vergeben habe. Bald darauf kehrte er nach Galiläa in seine Heimat zurück und trieb wieder sein Fischerhandwerk, um sich seinen Lebensunterhalt zu verschaffen; denn bisher hatte der Heiland selbst für ihn gesorgt, ja sogar die Steuer für ihn bezahlt. | Die Vorhersagung des Heilands hatte sich erfüllt, ehe der Hahn krähte, also vor Anbruch des Tages, hatte er die dreimalige Verleugnung vollbracht. Doch derjenige, sagt der heilige Hieronymus, welchen Jesus, das Licht der Welt, angeschaut, konnte in den Finsternissen der Verleugnung nicht verharren. In dem Augenblick nämlich, wo ein Vetter des Malchus, welchem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sprach: „Hab’ ich dich nicht im Garten gesehen?“, trat Jesus aus dem Saal des Kaiphas, wo er verhört wurde, heraus, wandte sich um auf die Seite, wo Petrus stand, und blickte ihn an. Dieser Blick traf wie der Blitz sein Herz; er erinnerte sich jetzt mit einem Male an das Wort des Herrn: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“; die Augen gingen ihm auf; er erkannte nun seine Untreue und seine Vermessenheit; er flieht jetzt die böse Gesellschaft, lässt sich das Tor öffnen, geht hinaus in die dunkle Nacht, verhüllt sein Angesicht im Mantel und weint bitterlich. Das Dunkel der Nacht konnte seine Scham nicht genug verbergen, er verhüllt auch noch sein Haupt in sein Gewand! Tränen, bittere Tränen der Reue weint er jetzt über seine Sünden, und die Legende erzählt, dass er bis zu seinem Tod nicht aufhörte, seinen Fall zu beweinen, so dass die Tränen zwei wunde Furchen in seine abgehärmten Wangen gruben. So oft er einen Hahn krähen hörte, flossen die Tränen aufs Neue, daher er auch öfters abgebildet wird sitzend auf einem Stein, mit Tränen in den Augen, einen Hahn an seiner Seite. – So große Reue, solch bittere Bußtränen erwarben ihm wieder die Gnade seines Herrn und Meisters. Er hatte nicht gegen den heiligen Geist, sondern nur gegen den Menschensohn, wie sich der Heiland öfters nannte, gesündigt, darum erhielt er auch Vergebung seiner Missetat. Weil er von nun an allen Hochmut fahren ließ, weil er sich auf das Tiefste demütigte, so hob ihn auch Jesus, dessen Auge auf die Demütigen sieht, wieder zu sich empor; ja er nahm ihm die frühere Auszeichnung und Würde nicht, sondern bestätigte dieselbe noch auf eine ganz besondere Weise. Nach der Auferstehung hatte Petrus unter den Aposteln allein das Glück, den Heiland allein zu sehen und mit ihm zu reden, ein Zeichen, dass er ihm vollkommen vergeben habe. Bald darauf kehrte er nach Galiläa in seine Heimat zurück und trieb wieder sein Fischerhandwerk, um sich seinen Lebensunterhalt zu verschaffen; denn bisher hatte der Heiland selbst für ihn gesorgt, ja sogar die Steuer für ihn bezahlt. | ||
Eines Abends ging er mit dem Apostel Thomas, den beiden Brüdern Johannes und Jakobus und drei anderen Jüngern auf den Fischfang aus, fing aber die ganze Nacht kein Fischlein. Am Morgen stand Jesus am Ufer des Sees; sie aber kannten ihn nicht. Er rief ihnen zu, ob sie nicht zu essen hätten und da sie es verneinten, sprach er zu ihnen: „Werft das Netz zur Rechten aus, so werdet ihr etwas fangen.“ Sie warfen es aus und konnten es nun vor Menge der Fische nicht ziehen. Jetzt erkannte Johannes den Herrn und sprach zu Petrus: „Der Herr ist’s!“ Kaum hatte dies Petrus gehört, so zog er schnell sein Kleid an, schnallte einen Gürtel um, stürzte sich in das Wasser und schwamm an das Ufer. Als sie an’s Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer, einen Fisch darauf und Brot. Jesus lud nun alle zum Mahl ein. Als nun das Mahl geendet war, wollte der Heiland dem Petrus eine Prüfung auflegen. Sein Glauben, sein Vertrauen war schon geprüft, jetzt sollte auch seine Liebe geprüft werden. In Gegenwart der Apostel und Jünger, die beim Fischzug waren, fragte ihn Jesus feierlich: „Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese?“ Petrus antwortete in aller Demut: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Jesus erwiderte: „Weide meine Lämmer.“ Wieder fragt ihn der Herr: „Simon, Jonas Sohn, liebst du mich?“ Petrus antwortete: „Ja, Herr, du weißt, wie ich dich lieb habe.“ Da sprach Jesus: „Weide meine Lämmer.“ Zum dritten Mal fragte ihn der Herr: „Simon, Jonas Sohn, liebst du mich?“ Da wurde Petrus traurig, er erinnerte sich seiner dreimaligen Verleugnung und tief gedemütigt erwiderte er: „Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“ Jesus sprach nun: „So weide meine Schafe.“ Nachdem nun Petrus seinen tiefen Fall durch ebenso tiefe Reue und durch die dreimalige Versicherung der Liebe wieder gut gemacht hatte, hob ihn Jesus wieder empor und verlieh ihm die Gewalt, die Lämmer und Schafe, d.h. Jung und Alt, Hoch und Nieder, die Gläubigen und Vorsteher der Kirche, die Bischöfe, als oberster Hirt zu leiten, zu regieren, mit dem Brot der wahren Lehre zu nähren, vor Feinden zu schützen und in Einigkeit zu erhalten. Damit ja kein Zweifel entstehe, dass Petrus diese Gewalt habe, setzte ihn Jesus dreimal zum Oberhaupt ein. Das erste Mal, als er ihn am Jordan durch seinen Bruder zu sich rief, und seinen Namen „Simon“ in „Petrus“ verwandelte. Das zweite Mal, als Petrus auf der Ebene von Cäsarea Philippi die Gottheit Jesu bekannte und das dritte Mal, als der Heiland zu ihm sprach: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ | Eines Abends ging er mit dem Apostel Thomas, den beiden Brüdern Johannes und Jakobus und drei anderen Jüngern auf den Fischfang aus, fing aber die ganze Nacht kein Fischlein. Am Morgen stand Jesus am Ufer des Sees; sie aber kannten ihn nicht. Er rief ihnen zu, ob sie nicht zu essen hätten und da sie es verneinten, sprach er zu ihnen: „Werft das Netz zur Rechten aus, so werdet ihr etwas fangen.“ Sie warfen es aus und konnten es nun vor Menge der Fische nicht ziehen. Jetzt erkannte Johannes den Herrn und sprach zu Petrus: „Der Herr ist’s!“ Kaum hatte dies Petrus gehört, so zog er schnell sein Kleid an, schnallte einen Gürtel um, stürzte sich in das Wasser und schwamm an das Ufer. Als sie an’s Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer, einen Fisch darauf und Brot. Jesus lud nun alle zum Mahl ein. Als nun das Mahl geendet war, wollte der Heiland dem Petrus eine Prüfung auflegen. Sein Glauben, sein Vertrauen war schon geprüft, jetzt sollte auch seine Liebe geprüft werden. In Gegenwart der Apostel und Jünger, die beim Fischzug waren, fragte ihn Jesus feierlich: „Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese?“ Petrus antwortete in aller Demut: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Jesus erwiderte: „Weide meine Lämmer.“ Wieder fragt ihn der Herr: „Simon, Jonas Sohn, liebst du mich?“ Petrus antwortete: „Ja, Herr, du weißt, wie ich dich lieb habe.“ Da sprach Jesus: „Weide meine Lämmer.“ Zum dritten Mal fragte ihn der Herr: „Simon, Jonas Sohn, liebst du mich?“ Da wurde Petrus traurig, er erinnerte sich seiner dreimaligen Verleugnung und tief gedemütigt erwiderte er: „Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“ Jesus sprach nun: „So weide meine Schafe.“ Nachdem nun Petrus seinen tiefen Fall durch ebenso tiefe Reue und durch die dreimalige Versicherung der Liebe wieder gut gemacht hatte, hob ihn Jesus wieder empor und verlieh ihm die Gewalt, die Lämmer und Schafe, d.h. Jung und Alt, Hoch und Nieder, die Gläubigen und Vorsteher der Kirche, die Bischöfe, als oberster Hirt zu leiten, zu regieren, mit dem Brot der wahren Lehre zu nähren, vor Feinden zu schützen und in Einigkeit zu erhalten. Damit ja kein Zweifel entstehe, dass Petrus diese Gewalt habe, setzte ihn Jesus dreimal zum Oberhaupt ein. Das erste Mal, als er ihn am Jordan durch seinen Bruder zu sich rief, und seinen Namen „Simon“ in „Petrus“ verwandelte. Das zweite Mal, als Petrus auf der Ebene von Cäsarea Philippi die Gottheit Jesu bekannte und das dritte Mal, als der Heiland zu ihm sprach: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ |
Version vom 28. November 2010, 19:54 Uhr
Der heilige Apostelfürst Petrus. Jahr 65
Fest: 29. Juni
Nach Rom, der Metropole der Christenheit, ziehen am heutigen Tage viele Tausende von frommen Pilgern aus allen Gegenden der Erde, um am Grab eines armen Fischers zu beten und daselbst Gott zu danken für die vielen Wohltaten, die er durch die Hände dieses Fischers der Menschheit verliehen hat. Dieser arme Fischer ist kein anderer als – der heilige Petrus, der Fürst der Apostel, das erste Oberhaupt und der Grundstein der heiligen katholischen Kirche. Er wurde zu Betsaida, einem kleinen Flecken am See Genesareth in Galiläa geboren. Sein Vater hieß Jonas, sein Bruder Andreas, er selbst hieß, vor seinem Berufe zum Apostel, Simon. Zuerst trieb er, wie sein Vater, in Betsaida das Fischerhandwerk; dann zog er von da weg nach Kapharnaum, einer Stadt, ebenfalls am See Genesareth und heiratete dort. Sein Bruder Andreas folgte ihm und beide trieben an den Ufern des fischreichen Sees ihr Gewerbe und dienten dabei in aller Einfalt nach dem Gesetz Mosis ihrem Gott und Herrn. Wie alle frommen Juden warteten auch sie mit heißer Sehnsucht auf den Messias und als sie hörten, dass ein mächtiger Prophet am Fluß Jordan sich zeige, nämlich der heilige Johannes, und Buße predigte, ließen sie sich unter seine Jünger aufnehmen. Johannes der Täufer hatte aber das Zeugnis abgelegt, dass er der Messias nicht sei und verwies seine Jünger auf Jesus, den er am Fluß Jordan getauft hatte, indem er zu ihnen sprach: „Sehet, dieser ist das Lamm Gottes, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt.“ Kaum hatte Andreas dies gehört, so eilte er voll Verlangen zu Jesus und blieb bei ihm die ganze Nacht. Aus den Unterredungen, welche er mit dem Heiland hielt, überzeugte er sich, dass er Christus, der Erlöser sei und machte sich frühmorgens sogleich auf, seinem Bruder Simon zu sagen, dass er den Messias gefunden habe. Simon, voll Freude hierüber, ging sogleich mit seinem Bruder zu Jesus, um sein heiliges Wort zu hören. Kaum hatte ihn der Heiland erblickt, so nannte er ihn sogleich bei seinem Namen, und veränderte denselben in Kephas, was so viel als „Petrus“, „Fels“ heißt. Beide Brüder blieben nun einige Zeit bei dem Heiland, ließen sich von ihm unterrichten, und kehrten dann wieder mit dem Entschluss, ihn öfters zu besuchen, zu ihrem Gewerbe zurück. Eines Tages, da sie gerade nach der Arbeit ihre Netze auswuschen, um sie dann zu trocknen, kam Jesus zu ihnen, begleitet von einer Menge Volkes, das ihn hören wollte. Jesus wollte dem Gedränge ausweichen, stieg in das Schifflein des Petrus und predigte von da aus dem Volke, welches am Ufer stand. Nach der Predigt befahl Jesus dem Petrus, mit dem Schifflein in den See zu fahren und sein Netz nochmal auszuwerfen. Petrus hatte zwar die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, aber voll Vertrauen auf den Heiland warf er in dessen heiligstem Namen das Netz aus und siehe da, er fing eine solche Menge Fische, dass nicht bloß sein Schifflein, sondern auch das der beiden Gewerbsgenossen Jakobus und Johannes, welche in ihrer Nähe fischten, voll wurden. Petrus, ganz bestürzt über dieses Wunder, warf sich in tiefster Demut vor die Füße Jesu und rief aus: „Herr, gehe weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch.“ Er hielt sich nämlich einer so hohen Gnade, die ihm der Heiland erwies, nicht würdig; allein dieser sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht; denn von nun an wirst du Menschen fischen“; er wollte nämlich zu ihm sagen: Von nun an wirst du durch Predigten in meinem Namen die Menschen bekehren und sie für das Reich Gottes gewinnen. Jetzt folgten Petrus und Andreas dem Heiland für immer nach. Sie ließen ihre Schiffe und Netze zurück, ja der heilige Petrus verließ auch sein Weib und blieb bei Jesus bis zu dessen Tode. Der Heiland hatte ihn mit der Allgewalt seiner Liebe an sich gezogen: Petrus konnte diesem Zuge nicht widerstehen und so gab er alles, was er besaß, sich selbst dem Heiland hin, um dafür alles, nämlich Gott und den Himmel zu gewinnen. O wenn dich, christliche Seele, der Herr mit seiner Gnade zieht, wenn er dich ruft, wenn er an dein Herz klopft, folge ihm ohne Zaudern; du wirst unbegreifliche Schätze des Trostes, des Friedens, der Seligkeit finden! Im Jahre 31 bald nach dem Osterfest zog sich Jesus auf einen Berg zurück und betete dort die ganze Nacht. Früh morgens berief er seine Jünger, deren schon eine große Zahl war, und wählte dann aus ihnen 12, die er Apostel, d.h. Boten, Gesandte, nannte. Der erste, auf welchen seine Wahl fiel, war Simon Petrus. Hieraus und aus noch anderen Stellen der heiligen Schrift geht hervor, dass Petrus von dem Heiland besonders ausgezeichnet und an die Spitze der Apostel gestellt wurde. Daher nennen die heiligen Evangelisten, wenn sie die Apostel aufzählen, immer den heiligen Petrus zuerst, ja der heilige Matthäus nennt ihn ausdrücklich „den Ersten“. Wenn Jesus mit den Aposteln redete, so richtete er gewöhnlich das Wort an Petrus, und Petrus antwortete im Namen aller. Petrus war also schon zur Zeit Jesu das Haupt der Apostel und Jünger des Herrn, wie er nachher das Haupt der ganzen Kirche wurde. Warum aber hat der göttliche Heiland den Petrus so ausgezeichnet? Wegen seines Glaubens, seiner Liebe und seines brennenden Eifers für das Heil der Seelen. Petrus hatte ein feuriges Gemüt: er liebte Jesus über alles und wenn es darauf ankam, ihm seine Liebe zu zeigen, war er gewiss der Erste. Als Christus einst in der Wüste bei Betsaida 5000 Mann mit einigen Gerstenbroten und zwei Fischen gespeist hatte, und nun das Volk nicht mehr von ihm weichen wollte, da zog er sich auf einen Berg zurück, seinen Jüngern aber befahl er am Abend über den See Genesareth nach Kapharnaum zu fahren. Die Jünger gehorchten, bestiegen ein Schiff und fuhren ab. Es war bereits Nacht geworden, der Wind war ihnen entgegen und sie konnten nur mit Mühe weiter kommen. Um Mitternacht, da sie eine Stunde weit gekommen waren, kam Jesus auf dem Wasser wandelnd zu ihnen. Als sie ihn sahen, glaubten sie, es sei ein Gespenst und fürchteten sich; aber als er ihnen zurief: „Fürchtet euch nicht, ich bin’s“, da konnte sich Petrus nicht mehr halten; er rief dem Heiland zu: „Herr, wenn du es bist, so heiße mich zu dir kommen auf dem Wasser“. Dem Herrn gefiel diese Liebe und er sprach: „Komm!“ Sogleich verließ Petrus das Schiff und ging auf dem Wasser Jesum entgegen. Da aber der Wind heftig wehte, fürchtete sich Petrus; in diesem Augenblick fing er an zu sinken; Jesus aber ergriff ihn und sprach: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt.“ - Petrus hatte eine feurige Liebe zu Jesus, mit dieser Liebe glaubte er alles wagen zu dürfen, aber er vergaß dabei einen sehr wichtigen Punkt, nämlich die Demut. Er dachte nicht an seine Schwäche und gab sich deshalb auch nicht mit vollem, ganzem Vertrauen dem Heiland hin, daher ließ ihn dieser sinken, um ihn zu mahnen, wie wenig der Mensch ohne die Hilfe des Herrn vermag! Christliche Seele, wenn nun der liebentflammte, glaubensstarke Petrus in Furcht geriet und sank, wie wenig darfst du dir trauen, wie sehr hast du Ursache, nie dein Auge von Jesus wegzuwenden! Jesus verwies dem Petrus seinen Kleinglauben, bald aber machte dieser den Fehler wieder gut. Als nämlich der Heiland mit den Jüngern über den See gefahren war, ging er morgens in die Synagoge, d.h. Lehrschule, von Kapharnaum. Das Volk war ihm auch dahin nachgefolgt. Hier redete nun Jesus von der Himmelsspeise, welche er den Gläubigen geben werde, und die Speise sei keine andere als sein eigen Fleisch und Blut, das müssten sie genießen, wenn sie das ewige Leben haben wollten. Er redete also hier vom heiligsten Altarssakrament. Wie das die Juden hörten, murrten sie und wollten es nicht glauben, aber Jesus beteuerte es wiederholt und sprach: „Wahrlich, wahrlich sag’ ich euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben.“ Als nun seine Jünger dies hörten, wollten viele von ihnen es auch nicht glauben, gingen weg von Jesus und wandelten nicht mehr mit ihm. Da nun der Heiland dieses sah, wandte er sich zu den Aposteln und fragte sie: „Wollt auch ihr weggehen?“ Sogleich aber erhob der heilige Petrus seine Stimme und sprach: „Herr, zu wem sollen wir dann gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Und wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn Gottes.“ Petrus bezweifelte nicht mehr die Worte und die Macht Christi; er war überzeugt, dass der, welcher auf dem Wasser gewandelt und ihn vom Versinken gerettet hat, auch die Macht hat, sein heiliges Fleisch und Blut zur Speise geben zu können. Noch heller aber glänzte sein Glaube bei einer anderen Gelegenheit und groß war der Lohn, der ihm dafür geworden. Bereits waren zum dritten Mal die Ostertage gekommen, seitdem Jesus sein Lehramt angetreten hatte. Er wanderte gerade mit seinen Aposteln durch die Dörfer von Cäsarea Philippi, als er auf dem Wege still stand und seine Apostel also fragte: „Wofür halten wohl die Leute den Menschensohn?“ Sie antworteten: „Einige halten dich für Johannes den Täufer, andere für Elias, wieder andere für Jeremias oder einen aus den Propheten.“ Da fragte Jesus weiter: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Jetzt öffnete wieder Petrus im Namen aller seinen Mund und sprach: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Auf dieses herrliche Bekenntnis hin sprach Jesus die feierlichen Worte zu Petrus. „Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas; denn nicht Fleisch und Blut hat dir dies geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Und ich sage dir, du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben. Was du binden wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gebunden sein; und was du lösen wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gelöset sein.“ Mit diesen Worten machte der göttliche Heiland den Petrus, wegen seines herrlichen Bekenntnisses zum Grundstein seiner Kirche, d.h. der sichtbaren Gemeinde aller rechtgläubigen Christen auf Erden mit den Bischöfen und Priestern. Wie auf dem Grunde das Gebäude ruht, so soll auf dem Glauben und dem Bekenntnis des heiligen Petrus und aller seiner Nachfolger die ganze Kirche ruhen. An diesem Felsengrund sollen alle Mächte der Hölle zerschellen; alle Feinde der Kirche sollen ihr nichts anhaben können, weil sie auf einem unerschütterlichen Felsen gebaut ist, nämlich auf Petrus und seine Nachfolger, die Päpste. Es haben die Irr- und Ungläubigen aller Zeit dies zwar geleugnet und leugnen es noch; allein die Wahrheit dessen, was Jesus zu Petrus gesagt hat und wie dieselbe von der katholischen Kirche erklärt wird, bestätigt die Geschichte von mehr als 1800 Jahren. Gegen Petrus, den ersten Papst, und alle seine Nachfolger haben Kaiser, Könige und Fürsten, haben Ketzer und Ungläubige sich erhoben, mehr als 30 Päpste wurden sogar ermordet, aber die Feinde alle haben dagegen nichts vermocht; wie Wasserwellen in einem Felsen sind sie zerschellt und verschwunden, der Papst aber leitet noch die Kirche, Petrus lebt noch fort in ihm und die katholische Kirche steht noch immer da in ihrer alten Herrlichkeit! O christliche Seele, welch ein Glück ist es für dich, dass auch du zu dieser heiligen katholischen Kirche gehörst, welche auf den Felsen Petrus gegründet ist! O lasse dich nicht irre machen, wenn du über den Papst schmähen hörst, alles Schmähen, alles Wüten hilft den Feinden der Kirche nicht; denn fest stehen die Worte und bleiben werden sie in Ewigkeit! So wie aber Jesus den Petrus zum Grundstein, zum Felsen seiner Kirche gesetzt hat, damit durch ihn die ganze Gemeinde der Rechtgläubigen auf Erden in einem, wahren Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, zusammengehalten werde; so machte er ihn auch zum Oberhaupt der ganzen Kirche, zu seinem Stellvertreter, indem er zu ihm sagte: „Dir will ich geben die Schlüssel des Himmelreiches“. Es werden zwar in der heiligen Schrift auch die übrigen Apostel Säulen und Grundfesten genannt (Off 21,14; Gal 2,9) und auch ihnen wird von Christus die Gewalt gegeben, zu binden und zu lösen (Joh 20,24); allein die Apostel sind nur in dem Sinne Grundsteine, als sie die Gründer des Christentums unter den einzelnen Völkern sind, und Säulen, als sie das ganze Gebäude der Kirche tragen helfen. Petrus allein ist der Fels, auf welchem die ersten Grundsteine, die Apostel und ihre Nachfolger, die Bischöfe, die Gewalt zu binden und zu lösen, die Gläubigen zu leiten, die Sünden zu erlassen oder nicht zu erlassen, zu lehren und zu urteilen, in die Kirche aufzunehmen oder nicht aufzunehmen oder davon auszuschließen usw. ; allein Christus hat ihnen diese Gewalt später und erst dann gegeben, als er zuerst auf feierliche Weise dem Petrus allein und in ihrer Gegenwart diese Gewalt gegeben hatte. Offenbar wollte Christus dadurch den Petrus auszeichnen, ihm einen Vorrang vor den übrigen Aposteln geben, und dieselben anweisen, dass sie nur in Vereinigung mit dem Oberhaupt der Kirche ihre göttliche Gewalt ausüben dürfen. So hat also Jesus das feierliche Bekenntnis des hl. Petrus mit der obersten Würde in seiner Kirche belohnt, aber leider kannst du es auch sehen, wie selbst die höchste Stelle den Menschen nicht vor dem Falle schützt, wie auch ein Mann von felsenfestem Glauben Gott untreu werden und wie selbst die höchste Liebe plötzlich erkalten kann!
In der feierlichen Abschiedsrede, welche der göttliche Heiland beim letzten Abendmahl hielt, sagte er den Aposteln auch vorher, dass er in den Kreuztod gehen werde. Der heilige Petrus, wie immer, so auch hier voll Eifer, sprach zu Jesus: „Ich will mein Leben für dich lassen.“ Allein Jesus antwortete ihm: „Du willst dein Leben für mich geben? Wahrlich, wahrlich, sag ich dir, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“
Der Heiland blickte dem liebeseifrigen Petrus in das Herz; er sah darin noch viel eitles Selbstvertrauen; darum warnte er ihn; allein dieser wollte es nicht glauben; sein untergeordneter Eifer hatte ihn verblendet; er unterließ zu wachen und zu beten, wie doch der Herr gemahnt hatte, er setzte sich unbesonnen der bösen Gelegenheit aus – und tat einen tiefen Fall! Er verließ den göttlikchen Heiland, dem er doch bis in den Tod folgen wollte und den er wirklich auf dem Ölberg mit dem Schwert zu verteidigen gesucht hatte, und verleugnete ihn sogar dreimal! Eine gemeine Dienstmagd brachte ihn, den Felsenmann, zur Verleugnung seines Herrn und Meisters! Wird dir hier, lieber Leser, nicht bange um das Herz? – Wenn ein heiliger Petrus trotz der Warnung doch so tief fallen kann , weil er auf sich selbst vertraut, nicht wacht, nicht betet und der Gelegenheit nicht ausweicht, wie wird es dir ergehen mit deiner Schwäche, wenn die Versuchung naht und du nicht betest, wachest, fliehest und, dir misstrauend, nur auf den Herrn vertraust? Wie wird es dir ergehen, wenn du der Versuchung nicht gleich anfangs widerstehest, und wenn du gefehlt hast, nicht gleich in Reue dich vom Falle erhebest?! Siehe, der heilige Petrus betet nicht, das ist sein erster Fehler; er wacht nicht über sein Herz, er besinnt sich nicht und denkt nicht an seine Schwäche, das ist sein zweiter Fehler; er verlässt Jesum, das ist sein dritter Fehler; er getraut sich, im Vorhof des Palastes unter die Soldaten sich zu mengen, das war der vierte Fehler; nun verleugnet er seinen Heiland zum ersten Mal, er besinnt sich nicht, denkt nicht nach, was er getan, flieht die Gefahr nicht und verleugnet ihn zum zweiten und dritten Mal; ja er schwört sogar und spricht verächtlich: „Ich kenne diesen Menschen gar nicht!“ – Den, welchen er den Sohn Gottes genannt hat, nennt er einen Menschen, welchen er gar nicht kenne! So fiel nun Petrus von einer Sünde in die andere, immer tiefer und tiefer: wird es dir nicht auch so ergehen, wenn du dich nicht fürchtest, nicht wachst, betest, fliehst und auf den Herrn vertraust, wenn du nicht widerstehst, und gefallen, sogleich zu Gott in Reue dich wendest?
Die Vorhersagung des Heilands hatte sich erfüllt, ehe der Hahn krähte, also vor Anbruch des Tages, hatte er die dreimalige Verleugnung vollbracht. Doch derjenige, sagt der heilige Hieronymus, welchen Jesus, das Licht der Welt, angeschaut, konnte in den Finsternissen der Verleugnung nicht verharren. In dem Augenblick nämlich, wo ein Vetter des Malchus, welchem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sprach: „Hab’ ich dich nicht im Garten gesehen?“, trat Jesus aus dem Saal des Kaiphas, wo er verhört wurde, heraus, wandte sich um auf die Seite, wo Petrus stand, und blickte ihn an. Dieser Blick traf wie der Blitz sein Herz; er erinnerte sich jetzt mit einem Male an das Wort des Herrn: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“; die Augen gingen ihm auf; er erkannte nun seine Untreue und seine Vermessenheit; er flieht jetzt die böse Gesellschaft, lässt sich das Tor öffnen, geht hinaus in die dunkle Nacht, verhüllt sein Angesicht im Mantel und weint bitterlich. Das Dunkel der Nacht konnte seine Scham nicht genug verbergen, er verhüllt auch noch sein Haupt in sein Gewand! Tränen, bittere Tränen der Reue weint er jetzt über seine Sünden, und die Legende erzählt, dass er bis zu seinem Tod nicht aufhörte, seinen Fall zu beweinen, so dass die Tränen zwei wunde Furchen in seine abgehärmten Wangen gruben. So oft er einen Hahn krähen hörte, flossen die Tränen aufs Neue, daher er auch öfters abgebildet wird sitzend auf einem Stein, mit Tränen in den Augen, einen Hahn an seiner Seite. – So große Reue, solch bittere Bußtränen erwarben ihm wieder die Gnade seines Herrn und Meisters. Er hatte nicht gegen den heiligen Geist, sondern nur gegen den Menschensohn, wie sich der Heiland öfters nannte, gesündigt, darum erhielt er auch Vergebung seiner Missetat. Weil er von nun an allen Hochmut fahren ließ, weil er sich auf das Tiefste demütigte, so hob ihn auch Jesus, dessen Auge auf die Demütigen sieht, wieder zu sich empor; ja er nahm ihm die frühere Auszeichnung und Würde nicht, sondern bestätigte dieselbe noch auf eine ganz besondere Weise. Nach der Auferstehung hatte Petrus unter den Aposteln allein das Glück, den Heiland allein zu sehen und mit ihm zu reden, ein Zeichen, dass er ihm vollkommen vergeben habe. Bald darauf kehrte er nach Galiläa in seine Heimat zurück und trieb wieder sein Fischerhandwerk, um sich seinen Lebensunterhalt zu verschaffen; denn bisher hatte der Heiland selbst für ihn gesorgt, ja sogar die Steuer für ihn bezahlt. Eines Abends ging er mit dem Apostel Thomas, den beiden Brüdern Johannes und Jakobus und drei anderen Jüngern auf den Fischfang aus, fing aber die ganze Nacht kein Fischlein. Am Morgen stand Jesus am Ufer des Sees; sie aber kannten ihn nicht. Er rief ihnen zu, ob sie nicht zu essen hätten und da sie es verneinten, sprach er zu ihnen: „Werft das Netz zur Rechten aus, so werdet ihr etwas fangen.“ Sie warfen es aus und konnten es nun vor Menge der Fische nicht ziehen. Jetzt erkannte Johannes den Herrn und sprach zu Petrus: „Der Herr ist’s!“ Kaum hatte dies Petrus gehört, so zog er schnell sein Kleid an, schnallte einen Gürtel um, stürzte sich in das Wasser und schwamm an das Ufer. Als sie an’s Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer, einen Fisch darauf und Brot. Jesus lud nun alle zum Mahl ein. Als nun das Mahl geendet war, wollte der Heiland dem Petrus eine Prüfung auflegen. Sein Glauben, sein Vertrauen war schon geprüft, jetzt sollte auch seine Liebe geprüft werden. In Gegenwart der Apostel und Jünger, die beim Fischzug waren, fragte ihn Jesus feierlich: „Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese?“ Petrus antwortete in aller Demut: „Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Jesus erwiderte: „Weide meine Lämmer.“ Wieder fragt ihn der Herr: „Simon, Jonas Sohn, liebst du mich?“ Petrus antwortete: „Ja, Herr, du weißt, wie ich dich lieb habe.“ Da sprach Jesus: „Weide meine Lämmer.“ Zum dritten Mal fragte ihn der Herr: „Simon, Jonas Sohn, liebst du mich?“ Da wurde Petrus traurig, er erinnerte sich seiner dreimaligen Verleugnung und tief gedemütigt erwiderte er: „Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.“ Jesus sprach nun: „So weide meine Schafe.“ Nachdem nun Petrus seinen tiefen Fall durch ebenso tiefe Reue und durch die dreimalige Versicherung der Liebe wieder gut gemacht hatte, hob ihn Jesus wieder empor und verlieh ihm die Gewalt, die Lämmer und Schafe, d.h. Jung und Alt, Hoch und Nieder, die Gläubigen und Vorsteher der Kirche, die Bischöfe, als oberster Hirt zu leiten, zu regieren, mit dem Brot der wahren Lehre zu nähren, vor Feinden zu schützen und in Einigkeit zu erhalten. Damit ja kein Zweifel entstehe, dass Petrus diese Gewalt habe, setzte ihn Jesus dreimal zum Oberhaupt ein. Das erste Mal, als er ihn am Jordan durch seinen Bruder zu sich rief, und seinen Namen „Simon“ in „Petrus“ verwandelte. Das zweite Mal, als Petrus auf der Ebene von Cäsarea Philippi die Gottheit Jesu bekannte und das dritte Mal, als der Heiland zu ihm sprach: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ Von nun an steht Petrus immer an der Spitze der Apostel; er ist gleichsam ihr Mund, durch welchen sie sprechen, er ist der Mittelpunkt, um welchen sie sich sammeln und felsenfest im Glauben übt er sein hohes Amt bis zum Tode, ohne je mehr zu wanken. Da könntest hier, lieber Leser, fragen, warum der göttliche Heiland gerade den Petrus, der ihn doch dreimal verleugnete, zum Oberhaupt seiner Kirche gesetzt hat, und nicht den unschuldigen heiligen Johannes, nicht den Andreas oder einen anderen Apostel, die doch nicht so tief gefallen sind? Darauf antworte ich dir: „Dies tat Jesus nicht bloß zum Trost für die wahrhaft reumütigen, bußfertigen Sünder, damit sie erkennen, welch hohen Wert die aufrichtige Buße eines Sünders in den Augen Gottes hat; auch tat es Jesus nicht bloß, weil Petrus einen so großen Feuereifer, so großen Glauben und eine so flammende Liebe hatte, sondern ganz besonders tat er es, um uns im Glauben zu stärken. Denn Jesus sah voraus, dass unter den Nachfolgern des Petrus auf dem päpstlichen Stuhl so manche sich befinden werden, welche dem Petrus in der Sünde nachfolgen und ihrer hohen Würde gemäß nicht leben werden. Deshalb setzte er den Sünder und Büßer Petrus zum ersten Papst, damit die Gläubigen nicht irre und wankend werden im Glauben, wenn sie sehen, dass auch Päpste in Sünden fallen. Vor dem Fall schützt keine Würde und wenn auch der Papst den Namen „heiligster Vater“ hat, so will das nicht sagen, dass er ein vollendeter Heiliger sei und keine Sünde begehen könne, sondern dass seine Würde die heiligste ist und er vor allem nach Heiligkeit streben müsse. – Der Papst ist nur der Stellvertreter Christi auf Erden; er übt nur im Namen des Herrn seine Vollmacht aus; Christus ist es, der durch den Papst die Kirche regiert und sie nie verlässt. Wenn der Papst in eine Sünde fällt, so fällt er dem Gericht Gottes anheim, wie ein anderer Mensch; die Kirche wird davon nicht befleckt, und fällt nicht mit ihm; denn Christus hält und regiert sie durch seinen heiligen Geist. Daher sehen wir, dass die Kirche auch unter sündhaften Päpsten dennoch bestanden und sich ausgebreitet hat und was noch wunderbarer ist, dass auch diese bösen Päpste im Glauben nicht gewankt und geirrt haben, sondern immer dem Bekenntnis des heiligen Petrus treu geblieben sind! – Das hohe Amt, welches Christus dem Petrus anvertraut hatte, übte er nun nach dessen Himmelfahrt auch aus. Als die Apostel zu Jerusalem sich versammelten, um statt des Verräters Judas einen anderen Apostel zu wählen, war es Petrus, der den Vorschlag hierzu machte und die Wahl leitete. Er war auch der Erste, der am Pfingstfest, nach Empfang des heiligen Geistes, den zahlreich versammelten Juden öffentlich predigte und 3000 auf einmal bekehrte. Er war auch der Erste, der seine Predigten durch große Wunder bekräftigte. So heilte er einen lahmen Bettler an der Pforte des Tempels auf der Stelle im Namen Jesu; einem Mann, der acht Jahre gichtbrüchig war, gab er die Gesundheit; eine verstorbene, fromme Witwe, mit Namen Tabitha, erweckte er vom Tode, und so groß war die Wunderkraft, welche Gott ihm verlieh, dass die Kranken durch seinen bloßen Schatten gesund wurden. Da seine Predigten, von diesen Wundern begleitet, zahlreiche Bekehrungen bewirkten, so verfolgten ihn deshalb die Juden, verboten ihm das Predigen, und da er darin nicht nachließ, warfen sie ihn in das Gefängnis und geißelten ihn. Allein er ließ sich nicht abhalten, Christum den Gekreuzigten und Auferstandenen zu predigen und war auch der Erste, der den Heiden die Tür zur Kirche öffnete, indem er den heidnischen Hauptmann Kornelius mit seinem ganzen Haus bekehrte und taufte. Da auch die übrigen Apostel nicht müßig waren, das Evangelium zu verkünden, so bildeten sich aus Juden und Heiden nach und nach christliche Gemeinden inner- und außerhalb Judäas. Eine der größten Gemeinde befand sich zu Antiochia, der Hauptstadt Syriens, welche damals den ersten Rang im Morgenland behauptete. Hierher begab sich nun der heilige Petrus um das Jahr 36 nach Christi Geburt und schlug daselbst seinen Sitz auf. Durch seine eifervollen Predigten und großen Wunder, die er auch hier wirkte, bekehrten sich eine Menge Heiden und die Gemeinde wurde bald so berühmt, dass die Gläubigen dieser Stadt zuerst Christen genannt wurden. Sieben Jahre lang verweilte Petrus in dieser Stadt, aber nicht die ganze Zeit, sondern er wanderte von da aus in die umliegenden Länder und verkündete dort den Völkern das heilige Evangelium. Auch ging er im Jahr 37 nach Jerusalem, um dort die Christengemeinde zu besuchen und kam da mit dem heiligen Paulus zusammen, der 15 Tage bei ihm verblieb. Nachdem der heilige Petrus wie ein fleißiger Sämann überall den Samen des göttlichen Wortes im Morgenland in die Herzen derjenigen, welche guten Willens waren, gestreut und dem Teufel Tausende von Seelen entrissen hatte, unternahm er es, den Geist der Lüge und des Truges in jener Stadt zu bekämpfen, wo dieser seit Jahrhunderten schon seinen Sitz aufgerichtet und die Völker der Erde vergiftet hatte, nämlich in der Stadt Rom. In dieser Stadt war der Mittelpunkt des Götzendienstes. In 450 Götzentempeln wurden dort 30 000 Götter angebetet; aller Gräuel der schändlichsten Laster wurde dort verübt. Dorthin nun, wo der Satan seinen Thron aufgeschlagen hatte und Millionen von Seelen in seinen Schlingen gefangen hielt, wollte Petrus ziehen, um von da aus die Welt mit dem Licht des Glaubens zu erleuchten und das Joch des Satans zu zerbrechen. Die nächste Veranlassung zu seinem Zug nach Rom war das gefährliche Treiben Simon des Zauberers. Dieser gottlose Mensch hielt sich zuvor in Samaria auf, wo er Zauberei trieb und das Volk irre führte, indem er sich für Gott ausgab. Der heilige Martyrer Ignatius nennt ihn den Erstgeborenen des Satans, weil er mit Hilfe des Teufels so viel Unheil anstiftete. Als der heilige Diakon Philippus aber nach Samaria kam, dort predigte und große Wunder wirkte, da bekehrte sich eine Menge Männer und Frauen; auch der Zauberer Simon heuchelte Bekehrung und ließ sich taufen, in der Meinung, er würde dadurch die Wundergabe erhalten. Die Gläubigen zu Samaria waren wohl getauft, aber noch nicht gefirmt. Da kamen nun der heilige Petrus und Johannes von Jerusalem nach Samaria und erteilten ihnen die heilige Firmung. Als nun Simon der Zauberer die wundervollen Gaben sah, welche der heilige Geist in den Gefirmten wirkte, bot er Petrus Geld an, damit er ihm auch die Gewalt verleihe, den heiligen Geist mitzuteilen. Petrus aber durchschaute den Gottlosen, verfluchte ihn und sein Geld und mahnte ihn zur Buße und Umkehr zu Gott. – Aber der Diener des Satans blieb verstockt, verließ Samaria und stiftete eine Religion, die der menschlichen Sinnenlust schmeichelte und eine Menge Menschen verführte. Endlich zog er nach Rom, um auch dort sein Gift, besonders unter den Juden, die dort zahlreich waren, zu verbreiten. Ihm nach zog nun der heilige Petrus, um seiner Bosheit Einhalt zu tun. Es war das Jahr 42 nach Christus; der Kaiser Klaudius herrschte damals in Rom; im ganzen römischen Reich war Friede. Nachdem der heilige Petrus in der Stadt Antiochia den heiligen Evodius zu seinem Nachfolger eingesetzt hatte, reiste er mit dem heiligen Evangelisten Markus ab und stiftete unter Weges in Pontus und in Bythinien mehrere Christengemeinden. Als er in Rom angekommen war, wandte er sich zuerst an die Juden, predigte in ihren Schulen und Bethäusern und bekehrte eine große Zahl; dann wandte er sich an die Heiden und gewann unter anderem auch den vornehmen Ratsherren Pudentius, bei dem er sieben Jahre wohnte. Im Haus desselben feierte er das heilige Messopfer und weihte die erste Kirche zu Rom, d.h. das erste Haus, wo die Christen sich versammelten. Mittlerweile hatte der Zauberer Simon sich schon zahlreichen Anhang unter den Heiden verschafft; er tat mit Hilfe des Teufels viele Wunderzeichen und brachte es so weit, dass Kaiser Klaudius und der hohe Rat ihm sogar eine Bildsäule setzten mit der Inschrift: „Simon, dem heiligen Gott“. Petrus bekämpfte ihn und besiegte ihn später, wie wir hören werden. Im Jahr 44 machte der heilige Petrus eine Reise nach Jerusalem, um dort das Osterfest zu feiern. In dieser Stadt herrschte damals der Fürst Herodes Agrippa, welcher die Christen hasste und verfolgte. Schon hatte der den heiligen Apostel Jakobus, den Bruder des heiligen Johannes, hinrichten lassen; auch der heilige Petrus, das Haupt der Kirche, sollte getötet werden. Er wurde daher gefangen genommen und, mit einer doppelten Kette gefesselt, ins Gefängnis geworfen. Zwei Soldaten wachten an seiner Seite, zwei bewachten die Tür des Gefängnisses. Alle Gläubigen Jerusalems beteten für die Befreiung des heiligen Apostels und Oberhirten. Gott erhörte sie. In der Nacht erschien ein Engel im Gefängnis, weckte den Petrus, zerbrach die Ketten, öffnete die Tür und führte ihn an den Wächtern vorbei unversehrt in das Freie. Petrus ging in ein ihm bekanntes Haus und da er sich dort vor den Nachstellungen des Herodes nicht sicher glaubte, begab er sich an einen anderen Ort und kehrte dann nach einiger Zeit nach Rom zurück, von wo aus er seinen ersten Brief an die Gemeinden schrieb, die er gegründet hatte. – Im Jahr 51 machte er wieder eine Reise nach Jerusalem, wo er einer Versammlung der Apostel beiwohnte, und dabei zuerst als das Oberhaupt der Kirche seine Stimme erhob; dann besuchte er Antiochia, wo er früher so viel im Weinberg des Herrn gearbeitet hatte, durchzog predigend mehrere Länder und kehrte dann nach Rom zurück, wo inzwischen der heilige Paulus zu den schon vorhandenen Christen eine große Menge neuer Gläubiger hinzufügte. Damals (im Jahr 65) herrschte in Rom der grausame Kaiser Nero, ein unsinniger Verehrer der Zauberei. Simon der Zauberer hatte sich deshalb in seine Gunst eingeschlichen und wurde von ihm sogar göttlich verehrt. Dieser gottlose Mensch, der so viele Seelen schon in sein Garn gelockt hatte, ließ in der Stadt das Gerücht verbreiten, er wolle zum Beweis, dass er ein Gott sei, sich in die Lüfte erheben. An einem Tag der öffentlichen Schauspiele in Gegenwart des Kaisers und des Volkes wollte er dies Wunder vollbringen. Aber in dem Augenblick, als der Betrüger mit Hilfe des Satans sich wirklich in die Luft erhob, da warf sich, sagt der heilige Ambrosius, Petrus auf die Knie, betete zum Herrn und überwand durch sein Gebet den Zauberer. Denn eher drang das Gebet zum Herrn als der Flug des Zauberers geschah, eher kam zu ihm die gerechte Bitte als der Frevel und die Anmaßung vollbracht wurde. Der Betrüger, von den Teufeln verlassen, die ihn erhoben, fiel herab auf die Erde, zerbrach sich die Beine und benetzte mit seinem Blut das Haus, aus dem der Kaiser zusah. Man trug ihn fort; vor Scham und Verdruss stürzte er sich hierauf in einen Abgrund und endete so sein ruchloses Leben. Der Kaiser, über diesen Sieg des heiligen Petrus, noch mehr aber über die immer mehr wachsende Menge der Gläubigen aufgebracht, gab den Befehl, ihn zu ergreifen. Als die Gläubigen dies erfuhren, drangen sie mit Bitten und Tränen in ihren geliebten Oberhirten, aus der Stadt zu fliehen. Nach langem Bitten gab er endlich nach. Zur Nachtzeit nahm er Abschied von den Brüdern und schickte sich an, heimlich die Stadt zu verlassen. Als er durch das Stadttor ging, erzählt der heilige Ambrosius, sah er plötzlich seinen göttlichen Meister mit einem Kreuz auf dem Rücken stehen. Petrus fragte ihn: „Herr, wo gehst du hin?“ Jesus erwiderte: „Ich gehe nach Rom, um mich abermals kreuzigen zu lassen.“ – Da erinnerte sich Petrus an das Wort des Heilands, der ihm seinen Martertod vorausgesagt hatte und erkannte nun, dass es des Herrn Wille sei, dass er am Kreuze sterbe. Der Heiland war verschwunden, Petrus aber kehrte nach Rom zurück, wo er den Brüdern die Erscheinung entdeckte und zugleich erklärte, dass er fest entschlossen sei, nach dem Willen des Herrn den Tod zu leiden. Noch heute steht eine Kapelle an der Stätte, wo der Heiland dem heiligen Apostel erschien. Bald sollte dies in Erfüllung gehen! Kaiser Nero ließ den heiligen Petrus und mit ihm auch den heiligen Paulus, der sich ebenfalls in Rom befand, ergreifen und in das mamertinische Gefängnis werfen. Dies war ein grauenvoller Ort und bestand aus drei Gewölben, in deren unterstes die beiden heiligen Apostel geworfen und an eine Säule gefesselt wurden. Aber auch im Kerker setzten sie ihr Amt, Seelen für Jesus zu gewinnen, fort. Sie bekehrten ihre beiden Wächter und noch 47 andere Personen, und da es an Taufwasser gebrach, bewirkten sie durch ihr Gebet, dass plötzlich aus dem felsenbedeckten Boden eine Quelle hervorsprudelte, mit deren Wasser sie die Bekehrten tauften, welche nachher alle des Martertodes starben. Neun Monate blieben die beiden heiligen Apostel im Gefängnis, dann wurden sie zum Tode ausgeführt. Petrus wurde zuvor gegeißelt und auf den Richtplatz zur Kreuzigung geschleppt. Als er auf dem Richtplatz angekommen war, bat er die Henker, ihn mit abwärts gekehrtem Haupt zu kreuzigen. Er hielt sich nämlich, wie der heilige Hieronymus bemerkt, für unwürdig, wie sein Herr und Meister zu sterben. Die Henker erfüllten seine Bitte, er wurde mit zum Boden gekehrtem Haupt gekreuzigt am 29. Juni um das Jahr 65 oder 66. Petrus hatte der Kirche 33 Jahre als Oberhaupt vorgestanden, ungefähr 25 Jahre als Bischof zu Rom. Nach dem Zeugnis des heiligen Gregor von Nazianz führte er ein sehr strenges Leben; seine Speise bestand meistens in unschmackhaftem Gemüse. Sein Weib, das er nunmehr als seine Schwester betrachtete, starb ebenfalls des Martertodes. Einen schönen Spruch führt man auch aus seinem Munde an: „Eine Seele in Not ist nahe bei Gott.“ Sein Leichnam wurde durch den Priester Marzellus vom Kreuz herabgenommen, von zwei heiligen Frauen Basilissa und Anastasia einbalsamiert und dann, wie sehr alte Kalender berichten, auf dem Hügel, wo jetzt die prächtige Peterskirche steht, begraben. Der heilige Papst Anakletus ließ ein kleines Bethäuschen über das Grab des heiligen Apostels bauen, denn er durfte es wegen der Heiden nicht wagen, das Grab mit einer Kirche zu ehren. Als aber das Christentum über das Heidentum gesiegt hatte, ließ der erste christliche Kaiser Konstantin eine prachtvolle Kirche bauen und als diese unter Papst Nikolaus V. baufällig geworden war, beschloss sein Nachfolger, Julius II., an ihre Stelle die herrlichste Kirche der Welt zu setzen. Im Jahr 1506 wurde der Bau begonnen und im Jahr 1626 vom Papst Urban VIII. Feierlich eingeweiht. Die Kirche hat 100 Millionen Gulden gekostet, wozu die ganze damalige Christenheit beisteuerte. In diesem überaus prachtvollen Gotteshaus nun, dem größten und herrlichsten unter allen in der Welt, befindet sich unter dem Hochaltar das Grab oder die Konfession des heiligen Petrus. Auf zwei Marmortreppen kann man hinabsteigen; 122 Lampen brennen da Tag und Nacht, um anzudeuten das Licht des Glaubens, welches Petrus in die ganze Welt verbreitet hat. – Kein Monarch der Welt hat ein so herrliches Grab, als der arme Fischer Petrus, aber auch kein Monarch der Erde hat so Großes getan, als dieser arme demütige Fischer und keiner hat eine solche Macht und Würde von Gott erhalten als er. Gerade diesen armen Fischer hat Gott auserwählt, um seinen Namen vor Kaiser und Könige zu tragen und den Juden und Heiden zu verkünden; gerade diesen armen und ungebildeten Fischer hat er auserkoren, um seine heilige Kirche zu regieren und der erste Hirt der Gläubigen zu sein, auf dass alle Welt erkenne, wie die Gründung, die Verbreitung und immerwährende Dauer seiner Kirche nicht eines Menschen Werk, sondern eine Tat seiner Allmacht ist! Vor diesem Fischer, sagt der heilige Augustin, beugt sich das Knie des Kaisers und dort funkeln die Edelsteine der Krone, wo die Wohltaten dieses Fischers strahlen. Welche Wohltaten aber durch den heiligen Petrus und seine Nachfolger, die Päpste, der Menschheit zugeflossen sind und noch zufließen, davon wäre ein ganzes Buch zu schreiben. Da nun aber in unserer Zeit von den Feinden der katholischen Kirche gar so sehr geschmäht wird, so will ich dir, lieber Leser, einiges erzählen.
Von den Wohltaten der Päpste
Dass der heilige Apostel Petrus von Christo dem Herrn zum obersten Hirten aller Gläubigen, zum Oberhaupt der Kirche, zum Mittelpunkt der Einheit des wahren katholischen Glaubens erwählt und eingesetzt worden ist, darüber kann kein Zweifel herrschen, wenn man die Worte des Heilands betrachtet, die er zu ihm gesprochen. Dass aber auch die Bischöfe von Rom, wo Petrus gelebt, gelehrt, sein hohes Amt verwaltet hat und gestorben ist, seine rechtmäßigen Nachfolger sind, dass er gleichsam in ihnen fortlebt, darüber kann eben so wenig gezweifelt werden; denn alle heiligen Väter der Kirche schon aus der frühesten Zeit und alle heiligen Konzilien stimmen hierin überein. Ich führe aus der Menge dieser Zeugnisse nur einige an. Auf der Kirchenversammlung zu Ephesus, welche im Jahr 431 gegen die Ketzerei des Nestorius gehalten wurde, waren 200 Bischöfe und Erzbischöfe versammelt. Vor Eröffnung der Versammlung hielt der heilige Bischof Cyrillus eine Rede, in welcher er den Bischof von Rom „Vater“, „Patriarch“ und „Erzbischof“ der ganzen Welt nennt. 20 Jahre später wurde wieder eine Kirchenversammlung zu Chalzedon gegen die Ketzerei des Eutyches gehalten. 520 Bischöfe und Erzbischöfe waren da gegenwärtig und aus dem Mund dieser Bischöf erscholl einstimmig: „Petrus hat durch den Mund des Papstes Leo gesprochen! Petrus lebt noch immer fort auf seinem Stuhl!“ Das 18. Konzil, gehalten zu Florenz 1439, auf welchem 140 morgen- und abendländische Bischöfe samt dem Papst Eugen IV. versammelt waren, erklärte feierlich: „Dass der römische Papst das geistliche Vorsteheramt über die ganze Welt habe, dass er der Erbe des Stuhles des heiligen Petrus, der wahre Statthalter Christi, das Haupt der ganzen Kirche, der Vater und Lehrer aller Christen, und ihm in der Person des heiligen Petrus die vollkommene Macht übergeben worden sei, die allgemeine Kirche zu weiden, zu leiten und zu regieren.“ Welche Segnungen nun die Nachfolger des heiligen Petrus, die Päpste, als oberste Hirten der Kirche über die Menschen verbreitet haben, davon gibt Zeugnis: 1. Die Erhaltung des wahren Glaubens, den Gottes Sohn gelehrt und die Apostel gepredigt haben. Das Bekenntnis des heiligen Petrus: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigesn Gottes“, ist die Grundlage des Christentums, ist das Fundament, auf welches der Heiland seine Kirche gebaut. Ist Christus nicht „Gottmensch“, „dann ist er auch nicht Welterlöser, dann ist seine Lehre nicht vom Himmel, dann ist sie nur Menschenerfindung. Deshalb haben denn auch die Irrlehrer von Anbeginn und die Ungläubigen unserer Tage gegen diese Grundlehre der katholischen Kirche, dass nämlich Jesus wahrhaft Gottes Sohn, dass er Mensch geworden, also wahrhaft Gott und Mensch zugleich sei, gekämpft und dieselbe zu leugnen und zu vernichten gesucht. Die Päpste aber sind es gewesen, die den wahren Glauben an Jesus, den Gottmenschen, verteidigt, bewahrt und gegen alle Angriffe sicher gestellt, die die Irrlehre, wo sie immer auftaucht, verworfen, die immer das Bekenntnis Petri: „Du bist der Sohn des lebendigen Gottes“ feierlich der ganzen Welt verkündet haben. Ohne ihre Wachsamkeit, ohne ihren Eifer für die Reinheit des Glaubens wäre es dem Geist der Lüge schon längst gelungen, den wahren Glauben aus den Herzen der Gläubigen zu tilgen. Es ist eine der denkwürdigsten Tatsachen der Kirchengeschichte, dass Rom, welches alle Ketzereien durch seine Päpste besiegt hat, selbst nie auch nur von dem Schatten eines Irrtumes in Glaubenssachen berührt und getrübt worden ist. Eben darum wendeten sich auch in allen Jahrhunderten die Bischöfe, die Gemeinden und die Gläubigen, deren kirchlicher Friede durch Irrlehrer oder durch Eingriffe der weltlichen Gewalt gefährdet worden war, Rat suchend und Schutz und Trost erflehend an die Päpste, die Nachfolger Petri. Und wie herrlich, wie kräftig wussten diese, „ihre Brüder zu stärken“, mit ihnen zu kämpfen, mit ihnen zu leiden bis zum Martyrium. Wenn Rom in seinen Päpsten sprach, erzitterte, trotz all seines Hasses, der Irrtum; beugte sich, trotz all ihres vorgeblichen Stolzes, die Macht der Welt! Der Nachfolger des heiligen Petrus hat den Gewaltigen dieser Erde gegenüber kein Schwert, keine Waffen. In der Wahrheit und in der Geduld gründet die Unüberwindlichkeit der Kirche Christi. Die göttliche Gerechtigkeit hat es übernommen, schließlich den Streit der wehrlosen Braut des Herrn an deren Feinden auszukämpfen und für sie zu siegen. Das ist folgerichtig auch die Stellung des Oberhauptes der Kirche, seine Rüstung, seine Macht, sein Sieg. In dem Bewusstsein dieser Kraft der Wahrheit und der ewigen Gerechtigkeit die Ausführung und Vergeltung überlassend, trat in unseren Tagen der Stellvertreter Christi, Gregor XVI. dem mächtigen Fürsten der Erde, dem russischen Zar Nikolaus gegenüber und führte Angesicht gegen Angesicht Klage über die Bedrängnis, ja über das Martyrium der katholischen Kirche in Russland. Man erzählt, dass aus jener unvergesslichen Audienz (1846) der stolze Autokrat mit tiefer Erschütterung herausgetreten, in dem demütigenden Gefühle, wohl zum ersten Mal in seinem Leben vor einer höheren Autorität, wenn auch wider Willen, sich gebeugt zu haben. Aber die Päpste haben nicht bloß gegen Lüge und Irrtum gekämpft, wenn er sich in Wort und Schrift äußerte, sondern sie haben auch mit aller Macht für den Glauben gekämpft, als er mit Feuer und Schwert bedroht war. Die Kreuzzüge, dieser glänzendste Aufschwung des kindlichsten und begeistertsten Glaubens, vermählt mit der Blüte ritterlicher Tapferkeit, sind die Idee und das Werk der Päpste. Wäre die christliche Welt von dieser Idee nicht gewichen, und hätte nicht die Sünde ihrer Großen, der gerechten und heiligen Unternehmung nachmals den Segen Gottes geraubt; Europa hätte nie das Unheil eines Einbruches der Osmanen, nie den Untergang der christlichen Herrschaft im Morgenland erlebt; die Päpste wären die Retter Konstantinopels gewesen, das sie hasste, weil die Trennung von der Einheit mit Petrus auch der Tod der Liebe ist. Als nun wirklich vor 400 Jahren die Türken über das Abendland hereinbrachen und ihre Horden sengend und mordend sich über die Länder Europas ergossen, um das Christentum, welches sie tödlich hassten, gänzlich auszurotten, da waren es wieder die Päpste, welche die Großen und Mächtigen der Erde zum Kampf aufriefen und begeisterten, und so verhinderten, dass der Halbmond statt des Kreuzes auf den Türmen der Kirchen glänzt! 2. Die Ausbreitung des christlichen Glaubens Schon der heilige Petrus wurde von der göttlichen Vorsehung nach Rom gesendet und musste dort in der Hauptstadt der Welt seinen Sitz aufschlagen, damit von da aus das Christentum seine Strahlen in alle Länder der Erde senden konnte. Von den Tagen des heiligen Petrus an sandten die Päpste unaufhörlich Missionare in alle Länder der Erde, um die verlorenen Schafe einzuführen in den Schafstall Christi. – Wem hat England, Frankreich, Deutschland, Schweden, Russland, Polen das Christentum zu verdanken? Den Päpsten. Wer hat nach Amerika, nach Asien, nach Australien die Missionare gesendet? Die Päpste. Wer sucht selbst im Inneren von Afrika die Fackel des Glaubens anzuzünden? Die Päpste. In ihrem Namen, von ihnen gesegnet, ziehen die Missionare alljährlich aus, um Christum, den Gekreuzigten denen zu predigen, welche noch im Schatten des Todes sitzen! Selbst in Mitte ihrer eigenen äußersten Bedrängnisse haben die Päpste nie diese Sorge vergessen, haben nie diese Pflicht ihrer erhabenen Stellung sich versagt. Es ist nicht nötig, dass wir Beispiele der Vorzeit anführen; sie beginnen mit den Martyrerpäpsten, aber sie enden nicht mit dem durch die Revolution gefangenen heiligmäßigen Pius VI., nicht mit den durch Napoleon schwergeprüften Pius VII. Eben unser heiligster Vater Pius IX. hat, während sein Herz blutete, tief verwundet von den Gräueln der sogenannten römischen Republik, während seiner Verbannung zu Gaeta die großartigsten Anstalten und Fürsorgen getroffen für die Missionen in Asien und Afrika und für das so herrliche Werk der Loskaufung der Negerkinder in Ägypten und Äthiopien. 3. Die Erhaltung und Ordnung des Familienlebens und der menschlichen Gesellschaft Auf der Heilighaltung des Ehebandes beruht das Wohl und Glück der Familien und der Völker. Sobald das Eheband nicht mehr heilig gehalten wird, ist allen Lastern der Zugang geöffnet und Familie und Volk gehen zugrunde. Die Päpste haben immer für die eheliche Treue geeifert, immer die Unauflösbarkeit des Ehestandes gelehrt und verteidigt; nie zugegeben, dass eine rechtmäßige Ehe getrennt, dass ein Ehegatte sein Weib verlassen oder verstoßen und eine andere Ehe eingehen dürfe. Sie haben sich Kaisern und Königen widersetzt, die so etwas tun wollten. Um die Heiligkeit der Ehe zu wahren, gegen den Übermut der Mächtigen, für die Erhaltung der Rechte derer, welche sich selbst nicht schützen konnten, der Rechte der Frauen, der Kinder, der Waisen und Schwachen setzten Roms Päpste selbst persönlichen Gefahren, Verlusten und Verfolgungen sich aus, bereit, anstatt das Recht zu beugen, eher ganze Reiche von der Kirche scheiden zu lassen. – Die Päpste haben immer durch Wort und Beispiel die Sittlichkeit zu fördern gesucht und mit aller Macht auf die Übung aller christlichen Tugenden gedrungen. Unter den 258 Päpsten, welche auf dem Stuhl des heiligen Petrus saßen, zählt man 77 Heilige und Martyrer und vielleicht nur 5 Päpste sind es, welche für ihre Person ein sündhaftes Leben geführt, aber dabei nie im Glauben gewankt haben. „Selbst die Fehler dieser Päpste“, sagt ein protestantischer Gelehrter, „sind nur darum so auffallend, weil sie Fehler der Päpste waren“. Aber auch die Päpste sind Menschen und ein heiliger Petrus ist gefallen! Immer haben die Päpste der Welt verkündet, dass alle Gewalt von Gott sei, dass man der Obrigkeit um Gottes willen gehorchen müsse. Immer haben sich die Päpste jener Empörung widersetzt und die Völker gemahnt, jedweder Obrigkeit Gehorsam, Ehrfurcht und die schuldigen Abgaben zu leisten. Dagegen haben sie aber auch die wahre Freiheit der Völker gegen ungerechte Bedrückung und Unterjochung der Fürsten in Schutz genommen und ihre Rechte verteidigt. Immer haben sie für die Freiheit der Kirche geeifert und nie zugegeben, dass die Fürsten die Rechte der Kirche unterdrücken und ihre freie Bewegung zum Heil des Volkes hemmen. Die Päpste waren es, welche zuerst und immer gegen die Sklaverei sich erhoben und sich bemühten, die Leibeigenschaft aufzuheben. Sie haben immer die Rechte beschützt und verteidigt, welche der Mensch von Natur aus besitzt, immer haben sie die schuldlos Verfolgten in Schutz genommen und ihnen eine Zufluchtsstätte gewährt. Die Päpste waren von jeher die Friedensstifter unter den Großen der Erde und als im Mittelalter in Frankreich und Deutschland die Streit- und Kampfwut schreckliche Unordnungen anrichtete und ganze Länderstrecken mit Streit, Mord und Brand erfüllt waren, da enstand durch die Bemühung der Geistlichkeit der Gottesfrieden, gemäß welchem unter Strafe des Bannfluches am Donnerstag, am Freitag, Samstag und Sonntag jeder Kampf ruhen musste und die Päpste waren es, welche über die Beobachtung des Gottesfriedens wachten und der Raub- und Kampfgier ein Ziel setzten. 4. Die Pflege der Werke der Barmherzigkeit und der christlichen Liebe Es gibt kein geistliches und leibliches Elend, welchem die Päpste nicht abzuhelfen suchten. Davon geben die zahlreichen Anstalten der Wohltätigkeit in der Stadt Rom das herrlichste Zeugnis. Wer hat die ersten Krankenhäuser, Findelhäuser, Waisenhäuser, Irrenhäuser errichtet? Die Päpste. Wer hat sich zuerst um die Aussätzigen angenommen? Die Päpste. Wer hat die zahllosen Bruderschaften und Orden bestätigt, und sie mit Privilegien bereichert und unterstützt, welche gestiftet wurden, um dem Menschenelend abzuhelfen? Die Päpste. So bezeugt denn die Geschichte aller Jahrhunderte bis zu unserer Zeit, dass die Päpste nicht umsonst den Namen „Papa“, „Vater“ führen. Wie ein Vater seine Kinder um sich versammelt, sie bewacht, beschützt, pflegt und nährt und keine Mühe spart, sie glücklich zu machen, so trägt auch der Papst die Kinder der katholischen Kirche, welche beinahe 200 Millionen ausmachen, wie ein Vater in seinem Herzen, er betet, er wacht, er kämpft für sie, er erhält sie im Glauben an Jesus, den Sohn Gottes und sucht sie dem Himmel zuzuführen. – Du bist auch ein Kind dieser Kirche; der Papst ist dein Oberhirt, dein geistlicher Vater! Willst du ihn lieben, ihm gehorchen, ihn ehren, für ihn beten? –
Gebet der Kirche
Allmächtiger, ewiger Gott, erbarme dich deines Dieners, unseres Papstes N., und leite ihn nach deiner Güte auf den Weg des Heiles, damit er mit deiner Gnade das erlange, was dir wohlgefällig ist und es mit ganzer Kraft vollbringe durch Christum, unseren Herrn. Amen.
(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1884)
Der erste Petrusbrief
Zwei Briefe im neutestamentlichen Kanon werden dem hl. Petrus zugeschrieben. Der erste ist von »Babylon« (5,13) geschrieben. Damit ist nach einer auch sonst nachweisbaren symbolischen Bezeichnung die Welthauptstadt Rom gemeint. Der Aufenthalt des hl. Petrus in Rom ist auch durch andere Zeugnisse bewiesen. Empfänger des Briefes, der als Rundschreiben gedacht ist, sind die Christen der in 1,1 genannten kiemasiatischen Gebiete, zu denen Petrus auf Grund seiner Führerstellung in der Kirche, vgl. besonders Matth 16,17-19 Luk 22,32; Joh 21,15-17; Apg 1,15; 2,14; 10,1-11,18, mit voller Autorität spricht. Dabei soll die Möglichkeit nicht verneint sein, daß Petrus vor seinem Brief in persönlicher Beziehung mit den angeredeten Gemeinden gestanden war. Der Brief, der nach 5,12 durch den bekannten Missionsgefährten Silvanus (Silas), vgl. Apg 16,19; 17,4f; 18,5; 2 Kor 1,19; l und 2 Thess 1,1, seine sprachliche Fassung erhielt, dürfte um das Jahr 64 geschrieben sein. Er will die von Leiden heimgesuchten Christen mit Mut und Zuversicht aus christlicher Glaubenshaltung erfüllen.
Der zweite Petrusbrief
Der folgende Brief bezeichnet sich im Eingang als von Symeon Petrus stammend, verweist 1,16 bis 18 ausdrücklich auf das Miterleben der Verklärung Jesu, spricht 1,14 von einer persönlich empfangenen Offenbarung über den bevorstehenden Tod des Absenders und bezieht sich 3, 1 auf ein früheres Schreiben, mit dem wohl 1 Petr gemeint sein dürfte. Neben diesen Anzeichen, die eindeutig für den Apostel Petrus sprechen, zeigt der Brief nicht zu übersehende kanongeschichtliche, literarische und inhaltliche Besonderheiten, so daß es nicht an ernsten Stimmen fehlt, die meinen, der Brief könnte erst später unter dem Namen des Apostels verfaßt worden sein. Andere versuchen, die Schwierigkeiten mit Hinweis auf 1Petr 5,12 zu lösen, in der Annahme, daß unser Brief im Auftrag des Apostels durch einen unbekannten Mitarbeiter seine Form erhalten habe. Bei dieser Annahme wäre der Brief mit Rücksicht auf 1,14 in die Zeit kurz vor dem Tod des hl. Petrus zu setzen, vielleicht 66-67, wenn man nicht ein früheres Todesjahr annehmen muß. Als Leser nimmt man auf Grund von 3,1 den gleichen Personenkreis an wie 1 Petr.