Philipp Neri: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der heilige Philipp Neri, Ordensstifter'''
'''Der heilige Philipp Neri, Ordensstifter'''



Version vom 15. August 2011, 12:29 Uhr

Der heilige Philipp Neri, Ordensstifter

Jahr 1595

Fest

26. Mai

Vorwort

Verdient die heilige Magdalena von Pazzis den Namen "Mutter der Liebe" wegen ihrer unaussprechlichen Liebe zu Jesus, so kann man mit Recht den heiligen Philipp Neri "den Vater der Liebe" nennen; denn es wird wenige Heilige geben, welche eine so gewaltige Liebe Gottes und des Nächsten in ihrem Herzen getragen wie dieser heilige Diener Gottes. Merkwürdig ist, dass diese beiden liebenden Seelen die nämliche Stadt zum Geburtsorte hatten. Auch der heilige Philipp wurde zu Florenz geboren, wo sein Vater Franz Neri Advokat gewesen.

Aus dem Leben des hl. Philipp Neri

Wie fromm er schon als Knabe gelebt, davon nur einige Beispiele. - Er hatte frühzeitig seine leibliche Mutter verloren, die er zärtlich liebte und kindlich ehrte. Die gleiche Liebe aber und Ehrfucht hegte er auch gegen seine Stiefmutter; er war ihr pünktlich gehorsam und tat ihr Alles, was er ihren Augen absehen konnte. Als er von Florenz abreiste, beweinte sie daher seinen Verlust lange Zeit und sie konnte ihn nimmer vergessen. Das Gebet, das Studium und die Anhörung des Wortes Gottes waren seine liebsten Beschäftigungen. Schon damals erhielt er Alles, was er im Gebete von Gott verlangte. Eines Tages verlor er beim Nachhausegehen eine goldene Kette, welche er zufällig in den Händen trug. Sogleich fing er zu beten an und bald hatte er die Kette wieder gefunden.

Sehr häufig besuchte er die Dominikanerkirche seiner Vaterstadt und zwei fromme Väter des Klosters, welche ihn sehr liebten und zu allem Guten anleiteten. Durch Wort und Beispiel dieser Männer angefeuert, suchte er getreu in die Fußstapfen Jesu zu treten, und verlangte für ihn Alles zu leiden. Einst ergriff ihn ein heftiges Fieber; aber ohne sich nur im Geringsten etwas merken zu lassen, ertrug er die Schmerzen dieser Krankheit heitern Mutes, bis es endlich die Stiefmutter merkte und für seine Genesung sorgte. Als ein Teil seines väterlichen Hauses abbrannte, hörte man aus seinem Munde keine Klage und als man ihm einst den Stammbaum seiner Vorfahren zeigte, zerriß er ihn sogleich; denn ihm waren weltliche Güter und Ehren ganz gleichgültig, vielmehr wollte er im Buche des Lebens eingeschrieben sein.

So wurde an Philipp das zwar gemeine, aber treffende Sprichwort wahr: "Was eine Kessel werden will, brennt bei Zeiten;" denn schon frühe gab er zu erkennen, welch ein großer Diener Gottes er werden würde. Zum Jüngling herangewachsen, wurde er von seinem Vater zu seinem Oheime (Onkel), einem sehr reichen Manne, geschickt, der aus ihm einen tüchtigen Handelsmann machen wollte; allein Philipp wollte lieber statt Geld den Himmel gewinnen und begab sich daher heimlich nach Rom, wo er bei einem Edelmanne aus seiner Vaterstadt Aufnahme fand, dessen beiden Söhne er unterrichtete. Bei diesem Manne verweilte er mehrere Jahre in größter Einsamkeit. Seine Kammer war ganz ärmlich; es befanden sich nur ein Bett und einige Bücher darin; Brot war seine Speise, Wasser sein Trank; bisweilen aß er zum Brote einige Früchte. Er erzählte später, dass er als Jüngling nur zwei Gulden monatlich zu seinem Unterhalte brauchte. Ganze Nächte durchwachte er im Gebete; die übrige Zeit verwendete er auf das Studium der Wissenschaften, worin er sich vor allen Schülern auszeichnete, oder er besuchte die Kranken in den Spitälern, oder er unterrichtete unter den Vorhallen der Kirchen das niedere Volk in den Lehren des katholischen Glaubens.

Obwohl er ganz einsam lebte, so wurde sein Name doch bald überall bekannt und man nannte ihn auch zu Rom, wie in seiner Vaterstadt "den guten Philipp."

Nachdem er seine Studien vollendet hatte, verkaufte er seine Bücher, schenkte das Geld den Armen und verlegte sich nun ganz und gar an das beschauliche Leben, worin er oft vierzig Stunden in einem fort verharrte. Während des Gebetes entbrannte oft sein Herz von so gewaltiger Liebe, dass er sich auf den Boden niederwarf, seine Kleider öffnete und andere Mittel anwendete, um das verzehrende Feuer in seinem Innern zu mildern. -

Täglich geißelte er sich mit eisernen Kettchen; nur einige Stunden schlief er auf hartem Boden, und wie ein Einsiedler beobachtete er immer das strengste Stillschweigen.

Beinahe jede Nacht besuchte er die sieben Hauptkirchen der Stadt Rom, was einen Weg von beiläufig zwölftausend Schritten ausmacht. Während dieser Wanderung kam er auch in den unterirdischen Kirchhof von St. Sebastian. Hier bei den Gräbern der heiligen Märtyrer und ersten Christen verweilte er in dunkler Nacht ganz allein im Gebete, und wurde dabei von Gott mit einer solchen Fülle himmlischer Tröstungen begnadigt, dass er oft auf den Boden hingestreckt ausrief:

"Es ist genug, o Herr! Es ist genug! Halte ein mit den Strömen deiner Gnade!"

Zehn Jahre brachte er die Nächte in den Kirchen und bei den Gräbern zu, oft fand man ihn, wenn die Kirchtüren geschlossen waren, außer denselben knieen und beim Scheine des Mondes lesen. Da Satan merkte, dass der Heilige aus seinen Übungen einen so großen Gewinn zog, so suchte er ihn durch Schreckbilder davon abzuhalten. Er stellte ihm auf dem Wege halbnackte Gestalten entgegen, um böse Gedanken in ihm zu erregen, oder andere scheusliche Bilder, um ihn zur Flucht zu nötigen. Allein Philipp ging seines Weges, empfahl sich dem Schutze Gottes und die Truggestalten verschwanden.

Am Pfingstfeste, als er 29 Jahre zählte, geschah es, dass, als er seiner Gewohnheit gemäß um die Gnade des heiliges Geistes flehte, ein solch gewaltes Liebesfeuer sein Herz entzündete, dass er nicht mehr auf den Füssen stehen konnte. Er warf sich auf die Erde nieder und riß seine Kleider auf, um sich Kühlung zu verschaffen. Als er wieder aufstand, fand es sich, dass der Knorpel, welcher die Rippen der linken Seite verbindet, wo das Herz liegt, auseinander gesprungen und seine Brust über dem Herzen um die Dicke einer Faust erhöht war. - Fünfzig Jahre bis zum Tode blieb ihm dieser Zustand, und in der so erweiterten Brust empfand er von nun an, wenn er betete oder geistliche Verrichtungen machte, immer ein heftiges Herzklopfen, von dem sein ganzer Leib, ja oft der Stuhl, auf dem er saß, oder das Bett oder Zimmer, in dem er sich befand, erzitterte. Dabei wurde er von einer beständigen Liebesglut verzehrt, die oft so heftig war, dass sein Gaumen ganz austrocknete, und dass man mitten im Winter Türen und Fenster öffnen mußte. Einst ging er, schon im hohen Alter, mitten im Winter auf den mit Schnee bedeckten Strassen Roms einher mit offenen Kleidern, während seine Begleiter in Mantel gehüllt waren, und sparch scherzend zu ihnen: "Schämt ihr euch nicht, ihr jungen, starken Leute, vor Frost zu starren, wann Greise heiß sind!" Dies innere Feuer zeigte sich auch in den Augen und im Gesichte, aus denen oft Funken hervorzusprühen schienen. Als man nach seinem Tode die Brust öffnete, fand man zwei Rippen gebrochen, die Brust über Fausthoch erhöht, und das Wasser im Herzbeutel ganz verzehrt, welches die Ärzte der Inbrunst seiner Liebe zuschrieben.

Bisher lebte er einsam nur dem Gebete und der Buße, jetzt aber trieb ihn der Geist Gottes an, auch am Heile der Seelen zu arbeiten. Er besuchte nun die Strassen, die Schulen, die Werkstätten und andere Plätze der Stadt, um Seelen für Gott zu gewinnen. Er tat dies auf eine eigene Weise. Zuerst suchte er diejenigen, welche er auf einen guten Weg leiten wollte, durch Freundlichkeit zu gewinnen; er erwies ihnen allerhand Liebesdienste und Wohltaten, ohne seine Absicht merken zu lassen. Hatte er ihr Vertrauen gewonnen, so suchte er sie zu unterrichten, zu mahnen, und nach und nach zu einem frommen Leben anzueifern. Auf solche Weise bekehrte er eine große Anzahl leichtsinniger, lauer Menschen. Er machte sich auch nach und nach an die lasterhaftesten Männer, und es gelang ihm, ihnen die Augen zu öffnen; diejenigen aber, welche ihm kein Gehör gaben, kamen gewöhnlich Übel hinweg. Manche starben jähen Todes oder fielen in großes Unglück. Der heilige Ignatius, welcher damals in Rom lebte, nannte daher Philipp "eine Glocke." Denn wie die Glocke zur Kirche ruft, aber selbst im Turme hängen bleibt, so führte Philipp viele Weltmenschen zum Ordensstande, blieb aber selbst noch in der Welt. Gott hatte nämlich mit Philipp noch andere Absichten. Er sollte insbesondere der Vater der Sünder, der Armen, Kranken und Unwissenden werden.

Während er am Heile der Seelen arbeitete, obwohl er noch nicht Priester war, vergaß er auch die Armen und Kranken nicht, und um dem Drange seines liebenden Herzens zu genügen, stiftete er in Verbindung mit seinem Beichtvater, einem heiligen Priester, die Bruderschaft der heiligsten Dreifaltigkeit, welche zum Zwecke hatte, die Armen, welche erst von einer Krankheit genesen waren, und Fremdlinge in ihren Häusern aufzunehmen und zu verpflegen. Anfangs hatte er fünfzehn Gefährten, welche alle Monate in einer Kirche zusammen kamen, wo sie dann das 40stündige Gebet hielten und danach Philipp eine Anrede an das zahlreiche Volk mit solchem Feuereifer hielt, dass er oft die verworfensten Menschen bekehrte. Eines Tages bekehrte er auf einmal 30 Jünglinge, welche einem ausgelassenen Leben ergeben waren, und viele, die Spaß halber kamen, um den Heiligen zu hören, wurden von seinen Worten ganz umgewandelt. Wenn die Bitttage gehalten wurden, dann kam Philipp vor lauter Eifer fast gar nicht mehr aus der Kirche, indem er immer wieder andere Mitglieder herbei rief, die mit ihm beten mußten. Wenn eine Stunde vorüber war, gab er mit der Glocke das Zeichen und sprach: "Wohlan Brüder, eine Stunde ist vorüber, doch nimmer die Zeit, Gutes zu tun."

Wie schon gesagt, hatte die Bruderschaft den Zweck, Pilger zu beherbergen und arme Kranke nach ihrer Genesung zu verpflegen. Anfangs nahmen die Mitglieder diese Armen in ihre Häuser auf; später mietete Philipp ein Haus, wo er mit seinen Genossen nur die niedrigsten Dienste verrichtete, und da die Pilger und Kranken immer mehr wurden so kauften Wohltäter noch mehrere Häuser, und Männer, selbst aus den höchsten Ständen, ja selbst Päpste kamen und bedienten in demselben die Fremdlinge. Im Jahre 1600 wo ein feierliches Jubiläum in Rom gehalten wurde, fanden dort 270.000 Pilger Herberge und Pflege, und im Jahre 1825 nicht weniger als 273.299. Das Spital steht noch heut zu Tage.

Bisher war Philipp noch nicht im geistlichen Stande; er hielt sich der Priesterwürde nicht wert, konnte aber doch ohne dieselbe nicht so umfassend wirken; daher befahl auf Gottes Eingebung ihm sein Beichtvater, er müsse sich zum Priester weihen lassen. Der Heilige gehorchte und empfing im Alter von 36 Jahren die Priesterweihe. Nachdem er Priester geworden, zog er sich in das Haus zum heiligen Hieronymus zurück, wo damals eben sein Beichtvater und mehrere andere fromme Priester ein gemeinschaftliches Leben ohne besondere Regel führten, und am Heile der Seelen arbeiteten.

Was nun der Heilige von dieser Zeit bis zum letzten Hauche seines Lebens mit der Gnade Gottes Großes gewirkt, wie er gelebt und mit dem Glanze seiner Tugenden Rom und die ganze heilige katholische Kirche erleuchtet hat, das Alles läßt sich in einer Legende nicht beschreiben. Ich will dir daher, lieber Leser, zur Erbauung und Belehrung einige schöne Züge aus seinem Leben vor Augen stellen, und zwar zum Ersten:

Des heiligen Philipp Liebe zu Gott

Hievon haben wir schon gehört; ich will daher nur noch Einiges beisetzen.

Das Feuer der Gottesliebe, welches in seinem Inneren beständig brannte, durchdrang alle seine Glieder und blitzte ihm aus den Augen; man konnte ihn daher nicht lange anblicken, ohne geblendet zu werden, und kein Maler vermochte sein Bild zu treffen, weil keiner den Glanz seiner Augen darstellen konnte. Die Liebesglut brachte ihn öfters in Ohnmacht, so daß er oft ganze Tage im Bett zubringen mußte. Wenn er in eine Kirche eintrat, so mußte er nach einer kurzen Anbetung wieder gehen, um nicht öffentlich in Verzückung zu geraten; denn sobald er betete, kam er außer Sinnen, heftete seine Augen zum Himmel und blieb unbeweglich.

Aus dieser Liebe zu Gott entsprang die eifrigste Anbetung und das sehnsüchtige Verlangen nach dem heiligsten Altarsakramente. Ehe er Priester wurde, beichtete er täglich und ging dann zur heiligen Kommunion; zum Priester geweiht, lass er, wenn er nicht krank war, tägllich die heilige Messe; war er krank, so ließ er sich die heilige Kommunion an sein Bett bringen. Hatte er den Leib des Herrn mit großem Jubel empfangen, dann bedeckte er sein Gesicht mit einem Leintuche, um den Glanz desselben zu verbergen, und unterhielt sich mit Jesus lange Zeit, wobei er nichts als weinte. Die Sehnsucht nach dem Leibe des Herrn machte ihn oft krank, dagegen wurde er in seinen schweren Krankheiten durch den Empfang der heiligen Kommunion wunderbar gesund.

Wenn er die heilige Messe las, so war seine Andacht und Inbrunst so groß, dass er jedesmal in Verzückung geriet und er mußte sich dann Gewalt antun, dies zu verhindern, um das heilige Opfer vollbringen zu können. Oft zitterte sein ganzer Leib, ja selbst die Stufen des Altars bebten, wenn ihn die Inbrunst der Liebe ergriff. Mitten in den Meßgebeten kam er außer sich, und es mußte daher immer einer seiner Gefährten gegenwärtig sein, der ihm anzeigte, bei welchem Teile der heiligen Messe er sich befinde. Oft wurde er bei der Wandlung einen Schuh hoch emporgehoben, so daß er frei in der Luft schwebte. Bei der heiligen Kommunion war er von himmlischer Süssigkeit durchdrungen und man sah es ihm auch äußerlich an, indem es schien, als genöße er die köstlichste Speise. Nach der heiligen Messe bedeckte er sein Gesicht und verharrte einige Stunden im Gebete ganz außer sich. Wenn er die heilige Kommunion austeilte, zitterte er am ganzen Leibe vor Inbrunst des Herzens, so daß die heiligen Hostien im Kelche emporsprangen, und sein Gesicht wurde wie Feuer glühend. Als er einmal einer frommen Dame die heilige Kommunion reichte, erhob sich plötzlich die heilige Hostie in die Luft, er selbst wurde öfters bei Erteilung der heiligen Kommunion in die Luft erhoben.

Nichts erregte seine Liebe so sehr, als die Betrachtung des Leidens Christi. Beständig trug er das Bild des gekreuzigten Heilandes bei sich. Nichts wünschte er sehnlicher, als für Jesus sein Blut zu vergießen. Wenn er daher aus Nase und Mund blutete, so bat er Gott, er möge sein Blut zum Opfer annehmen und immer fließen lassen. Seine Bitte wurde erhört, denn von nun an verlor er oft so viel Blut aus Mund und Nase, dass er ganze Schüsseln anfüllte. Er war zwar nicht dem Leibe nach, aber im Herzen ein Märtyrer Christi.

Solche Liebe hatte Philipp zu Gott; o wenn du und ich, christliche Seele, nur einen Theil dieser Liebe hätten! Woher empfing aber Philipp diese Liebe? Aus dem Gebete und der Betrachtung. Beten wir, christliche Seele, betrachten wir die unendliche Liebe Gottes im Leiden Jesu; flehen wir oft und oft um Liebe, empfangen wir nach dem Rathe des heiligen Philipp recht oft die heilige Kommunion, und die Liebe wird kommen und Wohnung bei uns nehmen!

Des heiligen Philipp Andacht zur seligsten Jungfrau Maria

Wer Jesus liebt und ehrt, der liebt und ehrt auch seine heilige Mutter. Alle Heiligen waren eifrige Diener der heiligen Mutter Gottes, auch Philipp. Er nannte sie nur seine liebe Mutter, seine Liebe, seinen Trost. Sein gewöhnliches, beständiges Gebet zur heiligen Jungfrau war:

"Jungfrau Maria, Mutter Gottes, bitte Jesus für mich! O Jungfrau und Mutter!"

Mit diesem kurzen Gebete, sprach er, werde die höchste Würde der Jungfrau ausgedrückt und verkündet. Seine Schüler mußten täglich 63 mal dieses Gebet wiederholen und daraus der heiligen Jungrau eine Krone flechten. Seine Beichtkinder und besonders jene, welche gegen die heilige Reinigkeit versucht wurden, lehrte er dieses Gebet verrichten, empfahl es ihnen und sie erfuhren jedesmal wunderbare Hilfe.

Christliche Seele, bete auch du dieses kleine Gebet recht oft, und du wirst bald wunderbare Wirkungen empfinden!

Der heilige Philipp behauptete von sich selbst, dass er von Maria unzählbare Wohltaten empfangen und besonders gegen die Anfälle des Teufels wunderbare Hilfe erhalten habe. Die heilige Maria erschien ihm öfters; einige Zeit vor seinem Tode machte sie ihn auf der Stelle gesund; auch andern erlangte er durch ihre Fürbitte die Gesundheit und Hilfe in ihren Nöten. Einer seiner geliebtesten Jünger, der fromme und gelehrte Cäsar Baronius, wurde zum Tode krank. Da rief der heilige Philippus mit heißter Inbrunst zu Jesus: "Ich bitte, ich will, daß Cäsar gesund werde." Sein Gebet aber war vergeblich; da wandte sich der Heilige zu Maria und sein Flehen wurde durch ihre Fürbitte erhört; Cäsar wurde auf der Stelle gesund.

Wegen solcher Gunstbezeugungen, die ihm Maria erwies, schärfte er daher seinen Schülern und Beichtkindern beständig ein:

"Meine Kinder! ehret die Mutter Gottes, liebet Maria!"

Willst du nicht auch Maria, die liebe, süße, gütige Frau und Mutter ehren und lieben? Ach, wie unglücklich wärest du, wenn du Maria nicht liebtest; du kannst ohne sie nicht Jesus lieben und wirst nicht selig werden!


Des heiligen Philipp jungfräuliche Reinigkeit

Von Jugend auf hatte er seine jungfräuliche Reinigkeit unverletzt bewahrt, doch nicht ohne harte Kämpfe gegen das Fleisch. Er hatte schon als Knabe den Entschluß gefaßt, diese Tugend auf das Sorgfältigste zu bewahren.

Deshalb hielt er sich immer in Furcht und Mißtrauen auf sich selbst. Niemals entblößte er einen Teil des Körpers ohne dringende Notwendigkeit, und nie sprach er ein Wort, dass nicht die zarteste Reinigkeit atmete. Weiblichen Personen blickte er nie in das Gesicht. Eine Frauensperson von ausgezeichneter Schönheit, welche dreißig Jahre sein Beichtkind war, bezeugte mit einem Eid, dass der Heilige sie niemals angeblickt habe.

Deshalb wollte er auch Frauenspersonen nicht gerne Beicht hören, behandelte sie strenge und hörte ihre Beicht nur durch ein Gitter und mit abgewendetem Gesichte.

So sorgfältig er aber die Reinheit hütete, hatte er doch die heftigsten Versuchungen auszustehen, und aus der Art und Weise, wie er sie überwunden, kannst du, christliche Seele, entnehmen, wie du auch siegen mögest.

Wegen seiner Wohlgestalt wollten ihn einst in seinem achtzehnten Jahre sittenlose Menschen zu etwas sündhaftem verleiten. Er konnte ihnen nicht ausweichen und nicht entfliehen; da kam ihm der Gedanke, ob nicht vielleicht das Wort Gottes die Herzen dieser Buben erweiche. Er redete daher mit ihnen von göttlichen Dingen und von der Abscheulichkeit der Sünde, und siehe da, die Bösewichter gaben ihr Vorhaben auf und bekehrten sich sogar.

Einstmals sperrten ihn gottlose Jünglinge in ein Zimmer mit zwei schlechten Weibspersonen ein. Da warf sich der heilige Jüngling auf die Erde, rief mit rührenden Worten zum Herrn und als dies die Dirnen sahen und hörten, getrauten sie sich nicht einmal, ihn anzusehen, und zogen sich in einen Winkel des Zimmers zurück.

Als er schon Priester war, stellte sich eine unverschämte Dirne krank und ließ Philipp rufen. Dieser, nichts Böses ahnend, kam. Aber auf der Stiege trat ihm schon das gottlose Weib, nur mit einem dünnen Schleier bedeckt, entgegen, um ihn zur Sünde zu verleiten. Er aber bezeichnete sich mit dem Kreuze, wendete sich sogleich um und entfloh. Wütend hierüber warf ihm die Dirne einen Schemmel nach, er aber kam unverletzt an Leib und Seele davon und von dieser Stunde an fühlte er nicht mehr die geringste unreine Regung.

Diese hohe Reinigkeit glänzte ihm auch im Gesichte, das wie das eines Engels erschien, und aus seinem Leibe strömte ein überaus lieblicher Geruch hevor, wodurch viele zur heiligen Andacht entflammt wurden. Gott verlieh ihm auch die Gabe, die Keuschheit an Andern durch den Wohlgeruch und die Unlauterkeit durch den Gestank, der von ihnen ausging, zu erkennen. Wenn er daher einem Menschen, der mit dem Laster der Unlauterkeit behaftet war, begegnete, hielt er sich mit einem Schnupftuche die Nase zu. Kam ein unreiner Mensch zu ihm, so rief ihm der Diener Gottes, ohne ihn zu kennen, sogleich zu: "Du stinkst, mein Sohn!" oder: "Mein Sohn, ich rieche deine Sünden!" Er behauptete auch, es gebe nichts Lästigeres und Abscheulicheres, als den Gestank dieses Lasters.

Ach, christliche Seele! Bedenke, wie abscheulich muss die Unreinigkeit erst Gott, der seligsten Jungfrau, dem heiligen Schutzengel vorkommen!!!

Des heiligen Philipp Reinigkeit hatte auch einen großen Einfluß auf andere Menschen und besonders auf die unreinen Geister. Unzählige wurden durch die Auflegung seiner Hände und durch seine Umarmung von unreinen Versuchungen befreit; Mehrere dadurch zur Bewahrung der jungfräulichen Keuschheit angeregt. Sogar sein Name diente dazu, die unreinen Geister zu vertreiben!

Die Mittel, welche der Heilige jungen Personen vorschrieb, um keusch zu leben, waren folgende:

  • Sie sollten sich ganz besonders hüten, mit schlechten Menschen Umgang zu pflegen,
  • ihren Leib nicht zärtlich behandeln,
  • niemals müssig gehen,
  • fleißig beten,
  • die heiligen Sakramente der Buße und des Altars öfters empfangen;
  • über den Fall Anderer Mitleid haben;
  • nie darüber zürnen oder urteilen, denn sonst falle man gewiß in denselben Fehler;
  • alle bösen Gedanken frei und offenherzig dem Beichtvater entdecken,
  • sich einen erfahrnen Beichtvater wählen und demselben gewöhnlich beichten;
  • beim ersten Anfall sogleich zu Gott um Hilfe rufen;
  • die seligste Jungfrau ganz besonders verehren und anrufen;
  • sich hüten, Kinder zu umarmen und zu küssen,
  • mit Tieren zu scherzen und
  • ganz besonders zu fliehen, denn "in diesem Kampfe, pflegte er zu sagen, siegen nur die Furchtsamen und die Feigen!"

Willst du diese Mittel anwenden, christliche Seele?

Des heiligen Philipp tiefe Demut

Ehren und Würden verachtete er aus tiefstem Herzensgrunde. Zwei Päpste übertrugen ihm die Kadinalswürde und andere hohe Stellen; er aber schlug sie jedesmal aus.

Er verlangte nichts anderes als Gottes Wohlgefallen und den Himmel. Einige Monate vor seinem Tode sprach er mit dem Bruder Bernardin, einem Manne von großer Einfalt: "Bernardin, der Papst hat mir den Kardinalshut zugedacht, was meinst du dazu?" Der Bruder erwiderte: "Ich meinte, man dürfte diese Würde nicht zurückweisen, wenigstens um unserer Gesellschaft aufzuhelfen." Der Heilige hob nun sein Birett in die Höhe und sagte mit zum Himmel gerichteten Augen: "Bernardin, das Paradies, das Paradies!" Dieser aber entgegnete mit Einfalt: "Verzeihet Vater, daran habe ich nicht gedacht!"

Der Heilige wollte sogar jene Ehren und Würden nicht annehmen, die ihm als Stifter seiner Versammlung zugehörten. Deshalb ließ er sich nie anders als "Pater", "Vater" nennen; deshalb nannte er sich im höchsten Ernste den schlechtesten Menschen, weil er im Lichte Gottes die Armseligkeit und das Elend des Menschen erkannte. Wenn er sah, dass Jemand ein schweres Verbrechen beging, dann rief er aus: "O hätte ich nichts Schlimmeres getan!" Täglich machte er bei der heiligen Messe, wenn er die heilige Hostie in der Hand hielt, die Beteuerung: "Herr, du mußt dich heute vor mir hüten, denn ich werde dich verraten und alles Böse vollbringen." Ein andersmal sagte er: "Die Seitenwunde Christi ist zwar groß, wenn mich aber nicht Gott selbst leitet, so werde ich sie gewiß noch größer machen." Wenn er beichtete, vergoß er immer die hellsten Tränen, und wenn er junge Leute sah, rief er aus: "Ich verzweifle an mir," und als man ihn deswegen fragte, antwortete er: "Ich verzweifle an mir allerdings, doch hoffe ich auf Gott." Als ihn eines Tages eine Frau einen Heiligen nannte, entgegnete er zornig: "..... dich, ich bin ein Teufel und kein Heiliger."

Er konnte nie leiden, wenn man ihn ehrte, und wenn Jemand ihn lobte, dann rief er aus: "O ich Armseliger! Wie viele Bauern und arme Mädchen werden mir im Himmel vorgehen!" Dagegen, wenn man ihn verachtete oder gering schätzte, hatte er die größte Freude. Wie der heilige Apostel Johannes seinen Jüngern immer zugerufen: "Kindlein, liebet einander," so rief der Heilige den Seinigen immer zu:

"Seid demütig, trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet es mit den Niedrigen," und fasste dann alle seine Belehrungen über die Demut in diese Worte zusammen: "Die Welt verachten, keinen Menschen verachten, sich selbst verachten und verachten sich verachtet zu sehen,"

diese vier Dinge seien zur vollkommenen Demut notwendig.

Dies übte der Heilige aus, dies wollen auch wir, ich und du lieber Leser, ausüben; denn ohne demütigen Kindersinn werden wir nicht selig!

Des heiligen Philipp Arbeiten und Sorgen für seine Nebenmenschen

Du hast schon gelesen, wie der Heilige aus Liebe zu den Armen und Kranken eine Bruderschaft stiftete und unermüdet dieselben pflegte, und wie er auch in der Kirche des heiligen Erlösers zu Rom mit seinen Freunden Versammlungen hielt und das niedere Volk unterrichtete. Nachdem er aber Priester geworden war, kannte sein Eifer für das Heil der Seelen keine Grenzen mehr. Vor allem verwendete er auf Befehl seiner Obern seine ganze Zeit und Kraft auf den Beichtstuhl. Man darf sagen, dass er Tag und Nacht, selbst wenn er krank war, die beichten der reumütigen Sünder hörte, die zahlreich zu ihm eilten, um durch ihn Frieden mit Gott und mit sich zu erhalten. Er wartete auf die Sünder neben seinem Beichtstuhl und zu jeder Stunde nahm er sie liebevoll auf. Mit welcher Sanftmut und Liebe er aber die armen Sünder behandelte, wie er sie tröstete, aufrichtete, belehrte, vor dem Rückfall bewahrte, ist nicht mit Worten zu beschreiben. Gerade mit den Rohesten, Unwissendsten und Lasterhaftesten hatte er das größte Mitleid, und wenn er nur mit ihnen redete, so konnten sie seinen Worten nicht wiederstehen. Einst kam ein sehr ausgelassener Jüngling zu ihm, der immer ganz verstockt dahin lebte.

Er bat ihn, dass er nur täglich siebenmal das Salve Regina bete, dann bei jedem Falle in die Sünde sogleich den Erdboden küsste und zu sich selbst sage: "Morgen werde ich vielleicht sterben." Der Jüngling tat es und in kurzer Zeit bekehrte er sich vollständig, lebte noch 14 Jahre bußfertig und starb eines seligen Todes. Ein arger Gewohnheitssünder legte seine Beicht bei dem Heiligen ab; dieser aber legte ihm als Buße nichts anderes auf, als daß er nach jedem Falle sogleich wieder zur Beicht komme. Dieser gehorchte und führte bald ein völlig keusches Leben.

Siehst du, christliche Seele, was die öftere Beicht vermag! Daher denn auch der Heilige ganz besonders zum öfteren Empfange der heiligen Sakramente ermahnte.

Der Heilige erwartete aber die Sünder nicht bloß im Beichtstuhle, sondern er suchte sie sogar selbst auf, hielt ihnen die strengen Gerichte Gottes vor und suchte sie dann mit himmlisch sanften Worten für Gott zu gewinnen. Seine Zelle stand jedermann offen, den Armen und Reichen, jede Stunde des Tages. Einige derselben kamen täglich zu ihm, Andere zweimal des Tages und dies 30 bis 40 Jahre lang; alle nahm er mit Liebe auf. Eines Tages wollte einer seiner Schüler Jemand, der zu ungelegener Zeit kam, nicht einlassen. Als dies der Heilige bemerkte, sprach er tadelnd: "Habe ich es dir nicht gesagt, daß man meinethalben nicht Zeit noch Stunde berücksichtigen darf!"

Besonders hatte es der Heilige auf die Jugend abgesehen, weil diese so leicht zu verführen ist. Er wußte die jungen Leute an sich zu ziehen, ging mit ihnen spazieren, wohnte ihren Spielen bei, ließ ihnen ein Mahl bereiten und ermunterte sie zur Heiterkeit. Hatte er so ihr Zutrauen, dann unterredete er sich mit ihnen über göttliche Dinge, stellte ihnen das fromme Leben lebhaft vor Augen und gewann sie für Jesus. Wie klug er es anzustellen wußte, junge Leute für Gott zu gewinnen, davon nur ein Beispiel:

"Ein junger Mann, mit Namen Franz Jazzera, hing noch sehr an der Welt. Einst besuchte dieser den Heiligen und sprach mit ihm von seinen guten Aussichten in der Welt. Der Heilige entgegnete ihm: "Ja, mein Sohn, du wirst ein großes Glück machen; du wirst ein Advokat, dann Prälat, sodann Kardinal und vielleicht werweiß, auch Papst werden; aber dann? aber dann? Gehe und überdenke diese Worte." Franz ging nach Hause, immer klangen ihm die Worte in den Ohren: "und dann?" Er verstand den Heiligen, verließ nun die Welt und trat in die Genossenschaft des Heiligen. Zur Fastnachtzeit, wo der Teufel seine Schlingen gewöhnlich auswirft, um die jungen Leute zu fangen, führte er seine Jünglinge unter Musik und Gesang in die selben Hauptkirchen. Er ließ sie, schon im hohen Alter, neben seinem Zimmer Ball spielen. Die Hausgenossen verwiesen ihnen einst den Lärm, welchen sie dabei machten! Kaum hatte der Heilige davon gehört, sprach er zu ihnen: "Laßt euch nicht schrecken, Kinder! Spielet nur fort und seid fröhlich, ich verlange von euch nichts anders, als daß ihr nicht sündiget." Ein Andersmal sagte er: "O wenn sie nur nicht sündigen, so mögen sie auf meinem Rücken Holz hacken.

Unbeschreiblich ist aber, was der Heilige durch die Stiftung seiner Kongregation oder Versammlung geleistet hat. Als er nämlich Priester geworden war und schon früher, wo er in der Kirche des Erlösers die Bruderschaftsversammlungen hielt, gesellten sich zu ihm viele fromme Männer, unter denen sogar berühmte Gelehrte waren, mit denen er täglich in einer Kapelle, "Oratorium" genannt, geistliche Unterredungen hielt, um sie zur Vollkommenheit anzueifern. Wie der Heilige, so suchten auch diese jungen Männer das Volk zu belehren, die Armen und Kranken zu unterstützen und zu pflegen, und die Sünder zu retten. Von der Kapelle oder dem Oratorium, wo sie sich täglich versammelten, erhielten sie den Namen Oratorianer. Sie beteten miteinander, empfingen mit aller Erbauung recht oft die heiligen Sakramente, machten in der Stadt zu den Hauptkirchen nächtliche Wallfahrten und diejenigen, welche Priester waren, sassen untermüdet im Beichtstuhl, hielten Christenlehren oder predigten.

Trotz großer Anfeindungen und Verfolgungen, die der Heilige deswegen auszustehen hatte, wurde die Zahl der Jünger immer größer, und es mußte endlich ein eigenes Haus gebaut und eine gemeinschaftliche Regel festgesetzt werden, welche Papst Gregor XIII. auch bestätigte. Der Heilige wurde Vorsteher der Versammlung und leuchtete allen durch sein Beispiel voran. Er hatte dies Werk ganz der Verherrlichung Gottes geweiht und es wuchs zu einem herrlichen Baume heran, der die schönsten Früchte für Himmel und Erde hervorbrachte. Noch heut zu Tage ruht der sichtbare Segen Gottes auf dieser Stiftung.

Es konnte nicht fehlen, daß der Heilige bei seinen fortdauernden angestrengten Arbeiten und seinen harten Abtödtungen öfters krank wurde. Öfters mußte man ihm die Sterbesakramente reichen. Niemals aber sprach er von seinen Schmerzen; ja wenn es ihm nicht ausdrücklich verboten war, hörte er sogar todkrank die Beichten seiner Schüler und sobald er das Bett wieder verlassen konnte, las er wieder die heilige Messe und ging in den Beichtstuhl.

Das Ende seines irdischen Lebens

In seinen letzten Jahren wurde er von einem heftigen Fieber befallen, so daß man an seinem Aufkommen zweifelte. Da erhielt er plötzlich auf wunderbare Weise die Gesundheit wieder. Vier Ärzte hatten ihm bereits das Leben abgesagt und warteten in einem nahen Zimmer auf seinen Tod. Da rief auf einmal der Heilige aus:

"O meine hochheilige Gebieterin! O du Schönste und Lieblichste, o meine gebenedeite Gebieterin!"

Die Ärzte und einige der Seinigen, welche ihn rufen hörten, eilten herbei und fanden ihn schwebend in der Luft über seinem Bette, die Hände bald ausstreckend, bald zurückziehend, wie Jemand, der Etwas an sein Herz drückt und dabei rief er immer: "O meine Gebieterin, was habe ich denn getan, daß du dich würdigest, zu mir zu kommen?" Darauf sprach er noch ganz von Sinnen zu den Ärzten: "Habt ihr die seligste Jungfrau gesehen, welche zu mir gekommen ist, und mich von allen Schmerzen befreit hat?" Als er wieder zu sich kam und die Umstehenden bemerkte, weinte er, sein Angesicht in das Bett verhüllt, lange Zeit und darnach legte er allen ein unverbrüchliches Stillschweigen auf. Am anderen Morgen stand er gesund vom Bette auf und las die heilige Messe.

Endlich, nachdem er ungeachtet seines schwächlichen Körpers seiner vielen Arbeiten und Krankheiten ein hohes Alter erlangt hatte, nahte sich seine Sterbestunde. Sein geliebter Cäsar Baronius erteilte ihm die letzte Ölung und der Kardinal Friedrich Borrmäus, sein innigster Freund, brachte ihm das heilige Abendmahl. Kaum hatte der Kardinal mit dem Allerheiligsten das Zimmer betreten, da öffnete der todkranke Heilige die Augen und rief mit größter Innigkeit weinend aus: "Siehe da, meine Liebe, sieh meine Liebe: Sieh mein Gut! Gebt mir meine Liebe!" Alle Gegenwärtigen zerflossen in Tränen. Als der Kardinal die Worte sprach:

"O Herr, ich bin nicht würdig, und niemals war ich würdig; ich habe nichts Gutes getan!"

Wie ihm dann die heilige Hostie gereicht wurde, sprach er: "Komm, Herr, komme!" Nachdem alles vorüber war, fügte er bei: "Nun habe ich den wahren Seelenarzt empfangen: O Eitelkeit der Eitelkeit, alles ist Eitelkeit! Wer etwas Anderes sucht als Christus, der weiß wahrlich nicht, was er sucht!"

Zwölf Tage vor seinem Tode sagte er zu Einem der Seinigen: "Mein Sohn! Wisse, nach wenigen Tagen werde ich sterben und zwar wird dies wider alles Erwarten geschehen; mein Tod wird zwischen Tag und Nacht eintreffen." Zehn Tage vorher fragte er einen Laienbruder: "Wie viele Tage des Monats vorüber seien?" "Fünfzehn", antwortet dieser. "Fünfzehn, sprach Philipp, und noch zehn dazu, dann werde ich alsbald von hinnen gehen."

Am 25.Mai, an welchem damals das heiligste Fronleichnamsfest fiel, befahl der Heilige, man solle Alle, welche ihm beichten wollten, hereinlassen. So hörte er vom frühesten Morgen an die Beichten und mehreren der Seinigen gab er zur Buße auf, daß sie nach seinem Tode einen Rosenkranz für ihn beten sollten. Nach Anhörung der Beichten betete er sein Brevier und las dann in der Hauskapelle die heilige Messe mit besonderer Andacht. Das Gloria in excelsis sang er mit lauter, heller Stimme, jubelnd im Geiste wie ein Engel. Nach der heiligen Messe reichte er mehreren die heilige Kommunion und machte dann seine Danksagung, darauf hörte er wieder Beicht. Beim Mittagsmahle aß er etwas Weniges und führte ein geistliches Gespräch mit seinen Freunden auf die lieblichste Weise. Nachmittag ließ er sich die Lebensgeschichte des heiligen Bernardin von Siena vorlesen, betete dann mit einigen die Tagzeiten, hörte noch einige Beicht und erteilte dann allen Hausgenossen den Segen. Niemand dachte an seinen Tod, obwohl der Heilige ihn bestimmt an diesem Tage vorausgesagt hatte. Um 9 Uhr legte er sich zu Bette und entließ dann Alle mit den Worten: "Man muß endlich doch sterben." Nach 11 Uhr Nachts stieg er aus dem Bette und ging im Zimmer herum. Von seinen Schritten aufgeweckt, eilte Pater Antonius herbei und fragte den Heiligen, der schon wieder im Bette lag, wie er sich befinde. Er erwiederte:

"Antonius, ich gehe."

Nun rief dieser alle Brüder herbei, denn schon war der Todeskampf eingetreten. Die Augen zum Himmel erhoben, segnete er sie nochmal Alle, neigte sein Haupt und gab dann sanft im Herrn seinen Geist auf am 26. Mai nicht ganz achtzig Jahre alt.

Wie in seinem Leben, so verherrlichte ihn Gott auch im Grabe durch viele Wunder und noch heut zu Tage ist sein Name in der Stadt Rom in aller Munde, gesegnet von Tausenden, die durch ihn und seine heilige Versammlung für Jesus gewonnen wurden.

Darstellung des hl. Philipp Neri

Der heilige Philipp Neri wird abgebildet, wie er in einem roten Meßgewande die heilige Messe ließt, neben sich die heilige Gottesmutter.


Des heiligen Philipp Neri Schußgebetlein, die er seine Beichtkinder lehrte

Der heilige Philipp war ein Heiliger der Liebe; alle Menschen wollte er zu dieser heiligen Liebe entflammen, denn sie ist die Mutter aller Tugenden. Daher lehrte er seine Schüler und besonders seine Beichtkinder kurze Gebete, Pfeil- oder Schußgebetlein genannt, um dadurch in steter Liebesvereinigung mit Gott zu verharren. Sie sollten nämlich diese Gebetlein recht oft sprechen, um so ihr Herz immer zu erheben. Diese Gebetlein sind folgende:

Herr, verbirg dich nicht vor mir!

O Gott, merke auf meine Hilfe; Herr, eile mir zu helfen!

Jesus, du bist mein Jesus!

Wann werde ich dich mit kindlicher Liebe lieben!

Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe!

Maria, Mutter der Gnade, Mutter der Barmherzigkeit, beschütze uns vor dem Feinde und nimm uns auf in der Todesstunde!

Ich habe dich, o mein Jesus, noch nicht erkannt, weil ich dich noch nicht gesucht habe.

Was soll ich tun, wenn du, mein Jesus, mir nicht hilfst?

Verleihe mir, o Jesus, daß ich dir diene, nicht aus Furcht, sondern aus Liebe.

Einmal endlich will ich dich lieben, o Jesus!

Mir selbst mißtraue ich, dir vertraue ich, o mein Jesus!

O mein Jesus, wenn ich doch dich und mich erkennete!

Ich werde dich, o Jesu, nie lieben, wenn du mir nicht hilfst!

Ich falle, o mein Jesus, wenn du mir nicht hilfst!

Nimm Alles hinweg, o mein Jesus, was mich hindert, dich zu besitzen!

Heiligste Jungfrau, meine Gebieterin, gib, daß ich immer an dich denke!!


(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884 nach FJM überarbeitete Fassung)