Thomas von Aquin: Unterschied zwischen den Versionen

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O mein Gott und Herr, lasse doch nicht zu, dass ich dich durch eine Todsünde beleidige; gib mir die Gnade, dass ich immer vor deinen Augen demütig und gehorsam wandle. Nein, keine Sünde mehr, o Gott, keine Sünde mehr.  
O mein Gott und Herr, lasse doch nicht zu, dass ich dich durch eine Todsünde beleidige; gib mir die Gnade, dass ich immer vor deinen Augen demütig und gehorsam wandle. Nein, keine Sünde mehr, o Gott, keine Sünde mehr.  


==''Gebet um die Reinheit''==
Siehe [http://br-thomas-apostolat.de/heiligen/thomaquin.htm]
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''(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)''
''(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)''

Version vom 5. Februar 2012, 21:30 Uhr

Der heilige Thomas von Aquin, Kirchenlehrer. Jahr 1247.

Fest

(trid. Kalender): 7. Maerz

(neuer Kalender): 28. Januar

Vorwort

Eines der glänzendsten Lichter, die in der heiligen katholischen Kirche durch ihr Wort und Beispiel geleuchtet haben und noch immer leuchten, ist der heilige Thomas von Aquin. Auf der Lehrkanzel hat er Tausenden von Schülern die heilige Lehre der katholischen Kirche auf das Bündigste erklärt und sie zur immer tieferen Erforschung der Wahrheit begeistert; in seinen zahlreichen Schriften hat er einen großen Schatz von heiliger Wissenschaft hinterlassen, aus welchem die Gottesgelehrten unserer Zeit noch immer reichlich schöpfen, weswegen ihn auch die katholische Kirche unter die Zahl der heiligen Kirchenlehrer aufgenommen hat. Aber mehr noch als durch seine Gelehrsamkeit leuchtet er durch sein heiliges Beispiel und hiervon will ich nun das Erbaulichste erzählen.

Das Leben des Hl. Thomas von Aquin

Thomas war der Sohn des Grafen Landulf von Aquino, im Königreich Neapel, seine Mutter hieß Theodora. Schon in seinen Kinderjahren merkte man, dass ihn Gott zu etwas Großem bestimmt habe, denn er hatte nichts von den Fehlern der Kinder an sich. Er war still und dabei doch immer heiteren Angesichtes; er war recht sanft und sittsam und wie ein Engel der Unschuld. Als Theodora sich eines Tages in das Bad begab, ließ sie den kleinen Thomas durch die Amme nachtragen. Da bemerkte sie in der Hand des Kindes ein Blättchen Papier, ohne dass sie begreifen konnte, wie es an diesem Ort in seine Hände gekommen wäre. Sie versuchte die Hand des Knaben zu öffnen; allein dieser weinte und ließ es nicht geschehen. Man musste ihn im Besitz des Papieres lassen und ihn nach Hause tragen. Der Widerstand des Knaben hatte die Neugierde der Mutter gereizt, sie öffnet ihm jetzt die Hand ungeachtet seines Schreiens und Jammerns: entfaltet das Papier und findet darauf geschrieben – den schönen Gruß:

„Ave Maria“

.

So zeigte der heilige Thomas von Aquin schon als unmündiges Kind, dass er ein Liebling der Mutter der ewigen Weisheit sein werde. Mit 5 Jahren übergab ihn sein Vater der Erziehung und Bildung von frommen Benediktinern auf dem Berge Kassino, die ihn in der Religion und den notwendigen Kenntnissen unterrichten mussten. Bald brachte er es so weit, dass er, erst 10 Jahre alt, auf die Hochschule gesendet werden sollte. Bevor er aber dahin abging, nahmen ihn seine Eltern auf ihr Schloss. Hier verwandte er all seine Zeit auf Studium und Gebet und seine größte Freude war, den Armen zu helfen. Er selbst entzog sich seine Nahrung, um den Hunger der Armen zu stillen, und als sein Vater dies merkte, erlaubte er ihm, nach Wohlgefallen Almosen zu geben, und das geschah denn so reichlich, dass der Hausmeister öfters in der Speisekammer nichts mehr fand, um es auf den herrschaftlichen Tisch zu bringen. Daher klagte denn derselbe bei dem Grafen Landulf über die vermeintliche Verschwendung seines Sohnes. Der Vater sah sich gezwungen, Thomas hierüber aufmerksam zu machen. Allein die Barmherzigkeit des frommen Knaben ließ nicht nach, die Speisekammer heimzusuchen, und was er dort fand, den hungrigen Armen mitzuteilen.

Eines Tages, als sich Thomas durch die Gänge des Schlosses schlich, unter seinem Mantel Lebensmittel tragend, trat ihm sein Vater in den Weg und befahl ihm, zu zeigen, was er so sorgfältig verbarg. Bestürzt lässt Thomas den Mantel auseinanderfallen und siehe, - zum Erstaunen des Grafen fallen schönen Blumen zu seinen Füßen. Bei diesem Anblick umarmte voll Freude der glückliche Vater seinen guten Sohn, und erlaubte ihm fortan, nach den Regungen seiner Liebe, soviel Almosen zu geben als er wolle. Nach einiger Zeit zog Thomas, nach dem Willen seines Vaters auf die hohe Schule zu Neapel, wo damals eine große Menge lernbegieriger, aber auch unsittlicher Jünglinge die Wissenschaften erlernten. Der noch ganz unschuldige Thomas sah bald die Gefahr, die seiner Unschuld drohte, und er vermied daher alle bösen Gesellschaften. Am Liebsten weilte er in der Kirche vor dem heiligsten Sakrament, oder er schloss sich im Zimmer ein, um zu studieren. Auch die Armen vergaß er nicht; er versagte sich oft das Notwendigste, um die lieben Armen heimlich unterstützen zu können.

– An dem heiligen Thomas zeigt sich da die Wahrheit, dass reine Herzen auch recht mitleidig und gütig sind gegen alle Notleidenden, unkeusche aber hart und grausam. – Frage dich, christliche Seele, wie es mit dir steht? –

Um diese Zeit, da der heilige Thomas auf der Schulbank saß und eifrig studierte, blühte am herrlichsten der Orden des heiligen Dominikus. Ein frommer, geistvoller Mann dieses Ordens wurde mit Thomas bekannt, gewann den Jüngling lieb und flößte ihm in öfteren Unterredungen eine solche Liebe Gottes und Verachtung alles Irdischen ein, dass dieser den Entschluss fasste, in den Orden des heiligen Dominikus zu treten. Kaum hatte sein Vater davon gehört, als er Versprechungen und Drohungen anwandte, um seinen Sohn von seinem Vorhaben abzuhalten; allein dieser gedachte des Wortes Jesu:

„Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“

, folgte dem Ruf Gottes und legte bei den Dominikanern in einem Alter von 17 Jahren das Ordenskleid an.

Thomas sah voraus, dass seine Eltern alles, selbst Gewalt anwenden werden, um ihn dem Kloster zu entreißen, und er bat daher den Obern, ihn in eine andere Stadt zu senden. Er wurde nach Rom geschickt und da er auch da nicht sicher war, ließ man ihn nach Paris reisen. Auf dem Wege dahin wurde er von seinen beiden Brüdern, die von seiner Reise hörten und ihm auflauerten, gefangengenommen und auf ein abgelegenes Bergschloss geführt, das seinen Eltern gehörte. Seine Mutter freute sich ihn zu sehen, und suchte ihn durch eindringliche Worte und Bitten, wie sie nur ein Mutterherz eingeben konnte, zu bewegen, das Ordenskleid abzulegen; allein Thomas blieb standhaft, der Wille Gottes galt bei ihm alles. Jetzt wurde seine Muter zornig und ließ ihn in ein Zimmer sperren. Nur die zwei Schwestern durften ihn besuchen. Auch diese wandten alle Mittel an, ihn den Wünschen der Eltern willfährig zu machen, aber was geschah? Thomas schilderte ihnen so lebhaft die Vergänglichkeit alles Irdischen, den Trug und Schein aller irdischen Größe und Lust, dagegen die Wonne eines gottseligen Lebens und die Freuden des Himmels, dass seine Schwestern ganz seine Gesinnung annahmen, was ihn unendlich freute und tröstete.

Aber bald kam ein neuer, harter Sturm über ihn. Seine beiden Brüder, die Offiziere bei der Armee des Kaisers waren, kamen aufs Schloss, sahen die Trauer ihrer Mutter und hörten, dass ihr Bruder Thomas fest auf seinem Entschluss beharrte, der Welt zu entsagen. Nun versuchten auch sie, ihn auf andere Gesinnung zu bringen. Sie warfen ihn gefangen in einen Schlossturm, überhäuften ihn mit Schmähungen, schlugen ihn und zerrissen sein Ordenskleid. Mehrere Tage dauerten diese Misshandlungen, aber Thomas blieb ruhig und standhaft. Da gab ihnen der Satan ein abscheuliches Mittel ein, um mit einem Schlage ihren Bruder zu verderben.

Sie führten nämlich eine schöne Buhldirne in seine Kammer und versprachen ihr einen großen Lohn, wenn sie ihn verführen würde. Das schamlose Weib bot alles auf, den unschuldigen Jüngling in ihr Garn zu locken, allein Thomas sah sie gar nicht an, flehte zu Gott um Hilfe und vom heiligen Zorn ergriffen, eilte er zum Ofen hin, riss einen glühenden Brand heraus und jagte damit die schändliche Buhlerin aus seiner Kammer. Mit Gottes Hilfe hatte er die Versuchung überwunden; voll Dank für diese Hilfe fiel er auf seine Knie nieder und flehte mit Inbrunst des Herzens um die Gnade, niemals sich gegen die schöne Tugend der Reinigkeit zu versündigen. Sein Gebet wurde erhört. Ein sanfter Schlaf befiel ihn und während des Schlafes besuchten ihn heilige Engel, die ihm wegen seines Sieges Glück wünschten und seine Lenden mit dem Gürtel der Jungfräulichkeit umgaben, indem sie zu ihm sagten: „Wir kommen zu dir im Auftrag Gottes, dir die Gabe der beständigen Jungfräulichkeit, deren Gnade dir beständig gewährt ist, zu überbringen.“ Von dieser Zeit fühlte Thomas keine fleischliche Regung mehr und engelrein blieb er sein ganzes Leben.

Zwei Jahre blieb der Heilige auf dem Schloss eingekerkert. Da erhielten der Papst Innozenz IV. und der Kaiser Friedrich II. Nachricht von seiner Misshandlung und verwendeten sich für ihn bei seiner Mutter und seinen Brüdern. Der Heilige wurde nun milder behandelt, aber seine Brüder wollten ihn nicht freilassen; die Mutter dagegen war geneigt, ihn heimlich entfliehen zu lassen. Als dies die Dominikaner zu Neapel hörten, schickten sie zwei Ordensbrüder verkleidet in das Schloss, welche sich mit den beiden Schwestern über die Flucht ihres Bruders verabredeten. In einer Nacht ließen nun diese ihren Bruder in einem Korb vom Turm herab; die beiden Ordensbrüder standen unten schon bereit, nahmen ihn auf und eilten mit ihm ihrem Kloster zu. Ein Jahr danach legte er feierlich die Ordensgelübde ab, aber noch fand er keine Ruhe. Seine Mutter und seine Brüder verklagten ihn beim Papst. Dieser rief sogleich den jungen Ordensmann vor sich, um ihn und seinen Beruf zu prüfen. Thomas bestand die Prüfung auf das Glänzendste und der Papst erlaubte ihm nun, im Kloster zu bleiben. Von nun an hatte der Heilige von Seiten seiner Familie Ruhe, und der Orden des heiligen Dominikus konnte sich nun freuen, den größten Geistesmann seiner Zeit zu seinem Mitglied zu zählen.

Thomas sollte die großen Hoffnungen, welche der Orden auf ihn setzte, rechtfertigen. Schon leuchtete er durch seine vielen Kenntnisse, aber diese sollten über die ganze Kirche Glanz verbreiten. Man schickte ihn daher nach Köln am Rhein, wo damals der berühmte Albert der Große vor zahlreichen Schülern lehrte, um unter der Leitung dieses großen Meisters den Wissenschaften obzuliegen. Der Ordensgeneral selbst, ein ehrwürdiger Greis, begleitete den zarten Jüngling dahin. Zu Fuß, nur ihr Gebetbuch, ihre Tunika, ihr Skapulier und ihre weißen Wanderstäbe bei sich tragend, machten sie eine Reise von 500 Stunden. Thomas wurde der Schüler des heiligen Albert und machte unter seiner Anleitung die größten Fortschritte, ließ aber hiervon aus Demut und Bescheidenheit nichts merken. Deswegen beobachtete er, während seine Studiengenossen mit ihren Kenntnissen prahlten, beharrliches Stillschweigen, so dass diese ihn spottweise nur den stummen Ochsen oder den großen Ochsen aus Sizilien nannten. Ja, ein voreiliger Mitschüler wollte ihm sogar im Lernen nachhelfen und Thomas ließ es sich demütig gefallen, obwohl er selbst Lehrer der anderen hätte sein können.

– Da ereignete sich eines Tages, dass der heilige Lehrer Albert ihn um die Erklärung einer dunklen Stelle fragte, und nun öffnete Thomas seinen Mund und antwortete so richtig und klar, dass alle Zuhörer sich wunderten und selbst Albert voll Freude ausrief: „Wir nennen Thomas den stummen Ochsen, aber er wird eines Tages durch seine Lehre so laut brüllen, dass man ihn in der ganzen Welt hören wird.“ Diese Vorhersagung des Heiligen ist wirklich in Erfüllung gegangen. Denn die ganze heilige katholische Kirche ehrt heute noch den heiligen Thomas als einen der größten Lehrer, und als er später zu Paris, Bologna, Köln und Rom nach dem Willen seines Oberen die Lehrkanzel besteigen musste, da konnten oft die Lehrzimmer die Schüler nicht fassen, welche herbeiströmten, um ihn zu hören. Er hatte aber seine große Gelehrsamkeit nicht so sehr seinem Fleiß und seinem Talent, als dem Gebet und der Eingebung Gottes zu verdanken. Als ihn eines Tages der heilige Bonaventura, der ihm sehr zugetan war, in seiner Zelle besuchte und zu ihm sprach: „Mein Bruder, welches ist das Buch, aus dem du so schöne Dinge schöpfest, welche die Welt in deinen Werken bewundert?“, zeigte er ihm das Bild des gekreuzigten Jesus und sprach: „Das ist mein Buch.“ Der gekreuzigte Jesus, die Betrachtung seiner himmlischen Worte, seines Lebens und Leidens waren also die Quelle, aus welcher der Heilige seine wunderbaren Kenntnisse schöpfte, die so hell leuchteten, dass sich die gelehrtesten Männer Rat bei ihm holten und seinem Ausspruch sich unterwarfen.

Als einst ein wichtiger Streit entstand über die Brotsgestalten, unter denen Jesus im heiligsten Sakrament gegenwärtig ist, kamen alle Doktoren überein, ihre Streitschriften dem heiligen Thomas vorzulegen und seiner Entscheidung sich zu unterwerfen. – Thomas betet nach seiner Gewohnheit, dann schreibt er nieder, was der Geist Gottes ihm eingibt. Bevor er aber seine Meinung kundgibt, will er Jesum Christum selbst um Rat fragen. Er geht in die Kirche, legt das, was er geschrieben hat, auf dem Altar vor den Tabernakel hin und betet also:

„O Herr Jesus Christus, der du in diesem wunderbaren Sakrament gegenwärtig bist, dessen Werke unbegreifliche Wunder sind, ich beschwöre dich demütig, mache mir kund, ob das, was ich über dich geschrieben habe, mit der Wahrheit übereinstimmt; verleihe mir die Gabe, es meinen Brüdern zu lehren und sie davon zu überzeugen; ist im Gegenteil in dieser Schrift etwas dem katholischen Glauben entgegen, so nimm mir die Möglichkeit, es ihnen vorzutragen.“

Thomas hatte kaum sein Gebet vollendet, als Jesus erschien, und, auf die von Thomas Hand geschriebenen Blätter hindeutend, liebevoll zu ihm sagte: „Du mein Sohn hast würdig über das Sakrament meines Leibes gesprochen!“ Und da das Gebet des Heiligen noch länger währte, sah man, wie er allmählig eine Elle hoch in der Luft erhoben wurde. – Da um diese Zeit auch das heilige Fronleichnamsfest eingeführt wurde, so befahl Papst Urban IV. dem Heiligen, das Officium Missae et Breviarii de Sanctissimo Sacramento (das Mess- und Breviergebet vom heiligen Altarssakrament) zu verfassen. Auch dem heiligen Bonaventura soll der Papst den nämlichen Auftrag gegeben haben. Der heilige Thomas machte sich mit Freude an die Arbeit, welche er unter beständigem Gebet vollendete und die als ein unvergängliches Denkmal unseres Glaubens dasteht. Während der Arbeit besuchte Bruder Bonaventura den Heiligen. Auch er hatte seine Arbeit vollendet. Als er aber das Werk des heiligen Thomas las, da wurde er von der Schönheit desselben so entzückt, dass er in seine Zelle eilte und seine Schrift in das Feuer warf.

– Auch die schönen Lieder, Pange Lingua und Lauda Sion, welche noch immer in der katholischen Kirche ertönen, hat der heilige Thomas damals verfasst. Kein Wunder also, dass sein Lob überallhin sich verbreitete; aber der Heilige wollte nichts davon wissen. Er blieb immer bescheiden, demütig und besonders gehorsam. Als er eines Tages im Refektorium oder Speisesaal des Klosters vorlas, rief ihm der Aufseher desselben verächtlich zu, er solle eine Silbe anders aussprechen, als er sie gelesen hatte. Obwohl Thomas die Silbe recht gesprochen hatte, wiederhholte er sie ohne Widerrede sogleich; und als ihm die Brüder nach dem Essen sagten, er hätte dies nicht tun sollen, weil er recht gelesen habe, gab er zur Antwort:

„Es nützt uns allerdings wenig, ein Wort auf diese oder jene Weise auszusprechen; aber dem Ordensmann nützt es, immer gehorsam und demütig zu sein.“

– Mit diesem demütigen Gehorsam verband der Heilige auch eine wunderbare Abtötung seiner Sinne. Seine Augen hielt er beständig im Zaume; seine Zunge ließ er nur reden, wenn es sein musste, und seinen Geschmack hatte er so abgetötet, dass er oft vom Essen aufstand, ohne zu wissen, was er gegessen und wie es geschmeckt habe. –

Da unserem Heiligen auch der Auftrag erteilt wurde, das Wort Gottes zu predigen, so tat er dies mit einer solchen Salbung und eindringlichen Kraft, dass man glaubte, einen Engel zu hören. Einst predigte er am Karfreitag zu Rom und sprach so rührend von der Liebe Jesu zu den Menschen und der Undankbarkeit derselben gegen den Heiland, dass alle Zuhörer in Tränen zerflossen und der Heilige mehrmals im Predigen innehalten musste. Auch die Juden hörten sehr gerne seine Predigten und viele, von seinen überzeugenden Worten ergriffen, bekehrten sich. Ein wahres Wunder ist aber die Bekehrung zweier jüdischer Rabbiner oder Lehrer. Der Heilige traf sie zufällig in dem Hause eines Kardinals und ließ sich mit ihnen in eine Unterredung ein. Er bewies ihnen, dass sie vergeblich mehr auf einen Messias oder Heiland warteten, dass dieser Heiland in Jesus schon gekommen, der Gottes Sohn und Mensch zugleich sei und dass man, um selig zu werden, sein heiliges Evangelium annehmen müsse. Die Unterredung dauerte bis in die Nacht und man kam daher überein, am anderen Tag hierin weiter zu fahren.

Der heilige Thomas brachte nun die ganze Nacht im Gebet zu und flehte innig zu Jesus um die Bekehrung dieser Juden. Sein Gebet wurde erhört. Am frühen Morgen kamen die beiden Juden zu Thomas, aber nicht um die Unterredung fortzusetzen, sondern um die christliche Religion anzunehmen. Ihrem Beispiel folgten viele Juden. – So suchte also der Heilige durch Wort und Schrift das Heil der Seelen zu befördern. Ein besonders glühendes Verlangen hatte er nach dem Heil seiner Eltern und Geschwister. Unaufhörlich betete er für sie und es gelang ihm, sie alle für Gott zu gewinnen. Eine seiner Schwestern ging in ein Kloster und starb als Äbtissin; die andere heiratete, lebte aber sehr fromm und starb selig; seine Mutter suchte ihre früheren Fehler durch gute Werke zu sühnen und endigte heilig ihr Leben. Auch seine beiden Brüder gingen in sich, büßten ihre Fehltritte und starben als wahre Christen. – Als einst seine beiden Schwestern, in deren Herzen er ein großes Verlangen nach der Vollkommenheit erregt hatte, ihn fragten, wie sie in den Himmel kommen könnten, antwortete er:

„Wenn du willst.“

Er wollte sagen:

„Wenn du willst, wirst du im Guten zunehmen, wenn du willst, wirst du vollkommen sein und selig werden. Darauf kommt alles an, dass du es wollest, dass du ein ernstliches Verlangen hast, und dass es dir vom Herzen gehe. Gottes Beistand ist dir gewiss.“

Wohlan, christlicher Leser, du kannst selig werden, wenn du nur willst; wenn du aber nicht willst, das heißt, nicht ernstlich willst, so schreibe deinen Untergang nur dir selbst zu!

Wegen des Glanzes seiner Tugenden und seiner großen Gelehrsamkeit wollten ihn die Päpste zu hohen kirchlichen Würden erheben, er aber schlug alle diese Würden aus und verlangte, nur als ein einfacher Klosterbruder zu leben. Diese Gnade wurde ihm auch in seinem 37. Jahr zuteil. Seine Oberen erlaubten ihm das Lehramt niederzulegen und im Kloster den Übungen der Frömmigkeit und dem Studium sich hinzugeben. In der Stadt Bologna verfasste er sein berühmtes Buch: Summa Theologia oder „Inbegriff der Gottesgelehrtheit.“ Welch ein Ansehen dieses erhabene Werk in der katholischen Kirche hat, ist daraus ersichtlich, dass auf dem weltberühmten Konzilium von Trient dasselbe neben der heiligen Schrift und den Dekreten der Päpste in dem Saale, wo die versammelten Väter saßen, auf eine Tafel gelegt wurde. Von Bologna aus begab er sich nach Neapel in das dortige Dominikanerkloster und hier war es, wo er einst vor einem Kruzifix im Gebet liegend in einer heiligen Entzückung von der Erde erhoben wurde in Gegenwart eines Mitbruders, der zugleich auch zu seiner großen Verwunderung hörte, wie vom Kruzifix herab eine Stimme deutlich rief:

„Du hast gut von mir geschrieben, Thomas, welche Belohnung begehrst du von mir?“

Worauf der Heilige antwortete:

„Keine andere als dich, o Herr!“

Das Ende seines irdischen Lebens

Endlich, obwohl noch jung, war er reif für den Himmel. Auf einer Reise zu einem Konzilium von Lyon in Frankreich erkrankte er in einem Kloster der Zisterzienser, Fossa Nova genannt. Die guten Mönche ließen ihm alle Pflege angedeihen, allein der Tod war nicht mehr ferne. Thomas selbst fühlte sein Ende herannahen und bereitete sich mit aller Andacht darauf vor. Er legte dem Pater Renard, seinem Ordensbruder und Reisegefährten, eine Generalbeichte ab und begehrte dann die heilige Wegzehrung. Während man das heiligste Sakrament holte, ließ er auf den Boden Asche streuen und sich darauf legen, damit er, wie er sagte, Jesum mit größerer Ehrfurcht empfangen könnte. – Da er die heilige Hostie in den Händen des Priesters erblickte, sprach er folgende Worte, die alle Umstehenden zu Tränen rührten:

„Ich glaube fest, dass du mein Jesus als wahrer Gott und wahrer Mensch in diesem hochheiligen Sakrament zugegen bist. Ich bete dich an, o mein Gott und mein Erlöser; ich empfange dich; ja dich, den Preis meiner Erlösung und die Wegzehrung meiner Pilgerreise! Dich, dem ich zu Liebe studiert, gearbeitet, gepredigt und gelehrt habe. Ich glaube, nichts gesagt zu haben, das deinem göttlichen Wort zuwider wäre, oder wenn mir dieses aus Unwissenheit widerfahren ist, widerrufe ich es öffentlich und unterwerfe alle meine Schriften dem Urteil der heiligen römischen Kirche.“

Nach diesen Worten empfing er mit glühendem Verlangen die heilige Kommunion und gestattete nicht, dass man ihn in das Bett brachte, ehe er seine Danksagung gemacht hatte. Als seine Kräfte mehr und mehr abnahmen, verlangte er die letzte Ölung und antwortete dabei selbst auf alle Gebete der Kirche, die der Priester verrichtete. Noch kurz vor seinem Tod dankte er dem Abt des Klosters und den Mönchen für die Liebe, womit sie ihn gepflegt und als ihn einer derselben fragte, was man tun müsste, um die Gnade Gottes immer treu zu bewahren, antwortete er:

„Unaufhörlich in der Gegenwart Gottes wandeln.“

Dies waren seine letzten Worte. Er betete noch einige Augenblicke und entschlief dann sanft im Herrn am 7. März 1274 im 48. Jahr seines Alters.

Darstellung des hl. Thomas

Er wird abgebildet in Dominikanerkleidung mit einem Hostienkelch in der Hand, weil er über das hochheilige Sakrament so erbauliche Bücher geschrieben und mit dem Bild des heiligen Geistes als Taube an seinem Ohr,oder aber auch wie er vor dem Bild des Gekreuzigten schreibt und studiert.

Von dem Wandel in der Gegenwart Gottes und welch ein großes Übel die Todsünde ist

Ich denke, du hast dir, christliche Seele, aus dem Leben des heiligen Thomas schon etwas herausgenommen, was du nachahmen willst: etwa seinen Kampf für die heilige Reinigkeit oder seine Verdemütigung oder seinen pünktlichen Gehorsam? Um nun im Kampf für die heilige Reinigkeit zu siegen, wäre ein vorzügliches Mittel, wenn du beständig, wie der heilige Thomas, in der Gegenwart Gottes wandeln würdest. Höre nun, was der Heilige hierüber sagt: „Wenn wir den allgegenwärtigen Gott, der alles sieht und richten wird, vor Augen hätten, so würden wir kaum oder gar nie sündigen.“ – „Wer ohne Unterlass in der Gegenwart Gottes wandelt, wird niemals seine Liebe durch Einwilligung in eine Sünde verlieren.“ So spricht ein Heiliger, willst du seine Worte befolgen? Wenn du recht demütig vor Gott wandeln und recht gehorsam sein willst, so bedenke die Worte eben dieses Heiligen: „Die Seele, welche liebt, wirkt Großes und hält es doch für klein; sie wirkt viel und hält es doch für wenig; sie wirkt lange und hält es doch für kurz“; und „wer über eine erlittene Verachtung unwillig wird, wird schwerlich zur Seligkeit gelangen.“

Noch ein Wort des Heiligen möchte ich hierher setzen, das du dir recht tief in das Herz hineinschreiben mögest. Er sagt, „ich kann es nicht fassen, wie ein Mensch, der sich einer Todsünde schuldig weiß, lachen könne!“ Wer da recht erkennt, was für ein entsetzliches Übel die Todsünde ist und wer eine solche Sünde auf sich hat, der kann nicht lachen, der wird trauern, weinen und zittern! Denn die Todsünde trennt dich auf ewig von Gott, und stürzt dich in die Hölle; sie trennt dich von allen Heiligen und allen frommen Menschen; sie raubt dir das Verdienst aller deiner guten Werke; sie raubt dir alle Verdienste Jesu, alle seine Gnaden und schließt dich für immer aus dem Reich der Seligen aus und macht dich dem Teufel gleich! – Willst du eine Todsünde begehen? Willst du in der Todsünde bleiben?

Gebet und Vorsatz

O mein Gott und Herr, lasse doch nicht zu, dass ich dich durch eine Todsünde beleidige; gib mir die Gnade, dass ich immer vor deinen Augen demütig und gehorsam wandle. Nein, keine Sünde mehr, o Gott, keine Sünde mehr.


Gebet um die Reinheit

Siehe [1]


(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884, von FJM überarbeitete Fassung)