Feindesliebe: Unterschied zwischen den Versionen

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Zur Zeit der ersten blutigen Verfolgungen der [[Roemisch katholische|Kirche]] unterhielt sich der Kaiser Mark Aurel mit einem Beamten über die Christen und schilderte sie als Toren. Bestätigend sagte der Beamte: "Sie beten für ihre Henker." ------ "Dann widerrufe ich mein Urteil", erwiderte der heidnische Kaiser, "dann haben sie eine heilige, göttliche Religion." Ein wahres, schönes Wort! Erst das Christentum kennt und befiehlt die Feindesliebe und verleiht die Kraft, diese Tugend zu üben, die über die menschlichen Kräfte zu gehen scheint.
Zur Zeit der ersten blutigen Verfolgungen der [[Roemisch katholische Kirche|Kirche]] unterhielt sich der Kaiser Mark Aurel mit einem Beamten über die Christen und schilderte sie als Toren. Bestätigend sagte der Beamte: "Sie beten für ihre Henker." ------ "Dann widerrufe ich mein Urteil", erwiderte der heidnische Kaiser, "dann haben sie eine heilige, göttliche Religion." Ein wahres, schönes Wort! Erst das Christentum kennt und befiehlt die Feindesliebe und verleiht die Kraft, diese Tugend zu üben, die über die menschlichen Kräfte zu gehen scheint.


Die christliche Feindesliebe besteht darin, daß wir keine Rachsucht und keinen Haß gegen jemand im Herzen tragen, im äußern Benehmen alles fernhalten, was auf Haß und Bitterkeit gegen den Beleidigen schließen ließe, und daß wir endlich ihm jene Zeichen des Wohlwollens und des Wohltuns gewähren, die unter Personen des gleichen Standes und Ranges allgemein ortsüblich sind; namentlich dürfen wir unsern Feind nicht ausschließen vom Fürbittgebet. Allerdings sind wir nicht schuldig, unsern Beleidigern jene besondern Zeichen der Freundschaft zu gewähren, die er vor der uns zugefügten Unbild von uns erfahren hat; es sei denn, daß er volle Genugtuung geleistet hat und jene besondern Zeichen nicht ohne Ärgernis unterbleiben können. Wer ungerechterweise beleidigt worden ist, hat zwar das Recht, eine Genugtuung zu fordern, aber nur nach Billigkeit und ohne alle Leidenschaftlichkeit; immerhin ist es ihm erlaubt, im äußern Benehmen auf eine edle Weise merken zu lassen, daß er geetränkt worden ist. Sollte Gefahr vorhanden sein, daß der Beleidiger in seiner schlimmen Gesinnung verharre und so das Ärgernis fortbestehe, so verpflichtet uns die christliche Liebe, wenn es ohne großen Schaden geschehen kann, dem Unglücklich en entgegenzukommen und ihm die Versöhnung zu erleichtern; ein persönliches Zusammenkommen müßte indessen vermieden werden, wenn daraus nur neue Zerwürfnisse zu befürchten wären. Freililch ist an und für sich der, der das Unrecht zugefügt hat und schuld an der Feindschaft ist, verpflichtet, die ersten Schritte zu tun; er muss das Unrecht gut machen und Abbitte leisten. Anderseits wird es sich freilich oft schwer entscheiden lassen, welcher Teil schuldig oder unschuldig sei; in diesem Fall hat jeder Teil die Pflicht zur Versöhnung die ersten Schritte zu tun. Die aufsteigenden Gefühle der Bitterkeit müssen durch Gebet und durch die Kraft des Glaubens niedergekämpft werden (Vgl. Kirchenlexikon, VII., S. 1995f). Das ist die Feindesliebe, wie sie uns die christliche Sittenlehre vorschreibt.
Die christliche Feindesliebe besteht darin, daß wir keine Rachsucht und keinen Haß gegen jemand im Herzen tragen, im äußern Benehmen alles fernhalten, was auf Haß und Bitterkeit gegen den Beleidigen schließen ließe, und daß wir endlich ihm jene Zeichen des Wohlwollens und des Wohltuns gewähren, die unter Personen des gleichen Standes und Ranges allgemein ortsüblich sind; namentlich dürfen wir unsern Feind nicht ausschließen vom Fürbittgebet. Allerdings sind wir nicht schuldig, unsern Beleidigern jene besondern Zeichen der Freundschaft zu gewähren, die er vor der uns zugefügten Unbild von uns erfahren hat; es sei denn, daß er volle Genugtuung geleistet hat und jene besondern Zeichen nicht ohne Ärgernis unterbleiben können. Wer ungerechterweise beleidigt worden ist, hat zwar das Recht, eine Genugtuung zu fordern, aber nur nach Billigkeit und ohne alle Leidenschaftlichkeit; immerhin ist es ihm erlaubt, im äußern Benehmen auf eine edle Weise merken zu lassen, daß er geetränkt worden ist. Sollte Gefahr vorhanden sein, daß der Beleidiger in seiner schlimmen Gesinnung verharre und so das Ärgernis fortbestehe, so verpflichtet uns die christliche Liebe, wenn es ohne großen Schaden geschehen kann, dem Unglücklich en entgegenzukommen und ihm die Versöhnung zu erleichtern; ein persönliches Zusammenkommen müßte indessen vermieden werden, wenn daraus nur neue Zerwürfnisse zu befürchten wären. Freililch ist an und für sich der, der das Unrecht zugefügt hat und schuld an der Feindschaft ist, verpflichtet, die ersten Schritte zu tun; er muss das Unrecht gut machen und Abbitte leisten. Anderseits wird es sich freilich oft schwer entscheiden lassen, welcher Teil schuldig oder unschuldig sei; in diesem Fall hat jeder Teil die Pflicht zur Versöhnung die ersten Schritte zu tun. Die aufsteigenden Gefühle der Bitterkeit müssen durch Gebet und durch die Kraft des Glaubens niedergekämpft werden (Vgl. Kirchenlexikon, VII., S. 1995f). Das ist die Feindesliebe, wie sie uns die christliche Sittenlehre vorschreibt.

Version vom 4. Januar 2012, 09:04 Uhr

Zur Zeit der ersten blutigen Verfolgungen der Kirche unterhielt sich der Kaiser Mark Aurel mit einem Beamten über die Christen und schilderte sie als Toren. Bestätigend sagte der Beamte: "Sie beten für ihre Henker." ------ "Dann widerrufe ich mein Urteil", erwiderte der heidnische Kaiser, "dann haben sie eine heilige, göttliche Religion." Ein wahres, schönes Wort! Erst das Christentum kennt und befiehlt die Feindesliebe und verleiht die Kraft, diese Tugend zu üben, die über die menschlichen Kräfte zu gehen scheint.

Die christliche Feindesliebe besteht darin, daß wir keine Rachsucht und keinen Haß gegen jemand im Herzen tragen, im äußern Benehmen alles fernhalten, was auf Haß und Bitterkeit gegen den Beleidigen schließen ließe, und daß wir endlich ihm jene Zeichen des Wohlwollens und des Wohltuns gewähren, die unter Personen des gleichen Standes und Ranges allgemein ortsüblich sind; namentlich dürfen wir unsern Feind nicht ausschließen vom Fürbittgebet. Allerdings sind wir nicht schuldig, unsern Beleidigern jene besondern Zeichen der Freundschaft zu gewähren, die er vor der uns zugefügten Unbild von uns erfahren hat; es sei denn, daß er volle Genugtuung geleistet hat und jene besondern Zeichen nicht ohne Ärgernis unterbleiben können. Wer ungerechterweise beleidigt worden ist, hat zwar das Recht, eine Genugtuung zu fordern, aber nur nach Billigkeit und ohne alle Leidenschaftlichkeit; immerhin ist es ihm erlaubt, im äußern Benehmen auf eine edle Weise merken zu lassen, daß er geetränkt worden ist. Sollte Gefahr vorhanden sein, daß der Beleidiger in seiner schlimmen Gesinnung verharre und so das Ärgernis fortbestehe, so verpflichtet uns die christliche Liebe, wenn es ohne großen Schaden geschehen kann, dem Unglücklich en entgegenzukommen und ihm die Versöhnung zu erleichtern; ein persönliches Zusammenkommen müßte indessen vermieden werden, wenn daraus nur neue Zerwürfnisse zu befürchten wären. Freililch ist an und für sich der, der das Unrecht zugefügt hat und schuld an der Feindschaft ist, verpflichtet, die ersten Schritte zu tun; er muss das Unrecht gut machen und Abbitte leisten. Anderseits wird es sich freilich oft schwer entscheiden lassen, welcher Teil schuldig oder unschuldig sei; in diesem Fall hat jeder Teil die Pflicht zur Versöhnung die ersten Schritte zu tun. Die aufsteigenden Gefühle der Bitterkeit müssen durch Gebet und durch die Kraft des Glaubens niedergekämpft werden (Vgl. Kirchenlexikon, VII., S. 1995f). Das ist die Feindesliebe, wie sie uns die christliche Sittenlehre vorschreibt. Die Feindesliebe ist eine heilige Pflicht, ohne deren Erfüllung wir nicht selig werden können. Jesus Christus, unser göttlicher Gesetzgeber, spricht: "Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen, und betet für die, die euch verfolgen und verleumden, auf daß ihr Kinder seid eures Vaters, der im Himmel ist, der seine Sonne über die Guten und die Bösen aufgehen lässt, und regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn, wenn ihr die liebt, die euch lieben, welchen Lohn werdet ihr haben? Tun dies nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßte, was tut ihr da mehr? Tun dies nicht auch die Heiden? Seid also vollkommen, wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist" (Mt 5,43-48). Mit diesen Worten erteilt der göttliche Heiland etwa nicht bloß einen Rat, sondern er gibt ein förmliches Gebot, denn er sagt, daß man ohne Feindesliebe nicht ein Kind Gottes sein könne; auch gibt er dieses Gebot ganz allgemein, ohne irgend eine Einschränkung. Mag sich nun die Welt und die Eigenliebe noch so sehr dagegen auflehnen und tausenderlei Einreiden vorbringen, das Gebot bleibt aufrecht; es ist eine unerlässliche Christenpflicht. Fällt die Feindesliebe der Natur zwar schwer, so führt uns doch der hl. Glaube die kräftigsten Beweggründe vor augen und erleichtert uns die Erfüllung dieser Pflicht. Im Licht des Glaubens hat unser Beleidiger trotz seiner feindseligen Gesinnung eine hohe Würde. Als Mensch ist er ein Geschöpf, ein Ebenbild Gottes. Nun wird das Bildnis eines irdischen Königs in Ehren gehalten, mag es dann in Gold oder Blei eingeprägt sein. So ist auch das Bildnis Gottes verehrungswürdig, mag es in einem bösen oder guten Menschen erscheinen. Höher aber ist die Würde, die unser Feind als Christ besitzt. Wir Christen sind zu Kindern Gottes angenommen worden. Das Familienband der Kinder Gottes darf aber nicht gelockert werden. "Wenn ihr einander nagt und beißt, seht zu, ob ihr euch nicht gegenseitig aufzehrt" (Gal 5,15). Wir Christen sind unserm süßesten Erlöser Jesus Christus einverleibt und glieder seines heiligen Leibes. Könnten wir wohl würdige Glieder an dem heiligen Leib Jesu sein, wenn wir in Feindseligkeit gegeneinander verharren wollten? Wir Christen sind eine Wohnstätte des Hl. Geistes, jenes göttlichen Geistes, von dem der Apostel schreibt, daß er "Liebe, Freude, Friede" (Gal. 5,22) ist. Wenn der Geist der Feindseligkeit in uns lebt, dann wohnt nicht der Heilige Geist in uns, wir wären vielmehr von dem bösen Geist erfüllt. Jesus hat uns das erhabenste Beispiel der Feindesliebe hinterlassen. Wie viele Feinde hatte der Heiland in den Tagen seines irdischen Lebens! "Viele Hunde haben mich umringt; die Rotte der Bösewichter hat mich umlagert" (Ps 21,17) , weissagt bereits der Prophet von der Zahl der Feinde des Messias. "Böses sinnen sie in ihrem Herzen, Streit stiften sie beständig" (139,3). Die wenigen Getreuen ausgenommen, war das ganze Judenvolk, zu dessen Heil Jesus gekommen war, gegen ihn. "Er ging herum, Gutes tuend" (Apg 10,38). Er speiste das Judenvolk mit Brot, heilte die Kranken und erweckte Tote zum Leben. Dafür verfolgten sie ihn mit teuflischen Hass und ruhten nicht, bis sie ihn an das Holz der Schmach gebracht hatten; ja selbst als der Heiland am Kreuz verblutet, weidet sich das gottesmörderische Geschlecht an seiner namenlosen Schmach, Marter und Pein. Und wie rächt sich Jesus? Das erste Wort, das aus seinem sterbenden Mund fließt, ist ein Gebet für seine Feinde: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" (Lk 23,34). Ein solches Beispiel ist wohl geeignet, uns zur Versöhnung gegen unsere Feinde und Beleidiger zu stimmen. "Nichts macht uns Gott so ähnlich als die Versöhnlichkeit gegen Feinde und Beleidiger" (hl. Christostomus). Die Feindesliebe birgt auch die kostbarsten Güter in sich, sie verbreitet wundervollen Segen. Sie entwaffnet den Arm der göttlichen Gerechtigkeit und läßt uns Gottes Gnade und Barmherzigkeit finden. So hat es der göttliche Heiland selbst verkündet: "Vergebt, so wird euch vergeben werden" (Lk 6,37). "Wenn ihr den Menschen ihre Vergehen vergebt, so wird auch euer himmlischer Vater auch eure Sünden vergeben (Mt. 6,14). Dies lehrt uns auch die fünfte Bittes des Vaterunser, ebenso das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht im Evangelium. Es liegt also in unserer Gewalt, ob uns der Herr unsere Sünden verzeihe oder nicht. "Vergib deinem Nächsten, wenn er dir unrecht getan; so werden auch dir, wenn du darum bittest, deine Sünden nachgelassen" (Sir 28,2). Wie oft nehmen wir Gottes Gnade und Barmherzigkeit in Anspruch; und unser Nächster sollte jede Übereilung bitter büßen müssen und den verlornen Platz in unserm Herzen nimmer zurückerobern können! Können wir gegen unsersgleichen in Abneigung und Bitterkeit verharren und dabei doch von Gott Gnade und Segen erwarten? O, Erbarmen finden wir nur, wenn auch wir uns erbarmen. Die Feindesliebe verleiht Friede und Seligkeit. Wer bereit ist, gerne zu verzeihen, genießt schon hier auf Erden einen himmlischen Frieden. Er erträgt alle Beleidigungen, die ihm zugefügt werden, in Sanftmut; er verzeiht und vergißt sie; und nichts ist imstande, ihm seinen innern Frieden zu rauben. Er hat den größten Sieg errungen, den Sieg über sich selbst. Und sollte sich auch die Natur sträuben oder der Teufel Gedanken der Bitterkeit heraufbeschwören, so blickt er zum hl. Kreuz. Das Beispiel seines leidenden Heilandes sowie der lieben Heiligen Gottes ermutigt ihn und verscheucht alle dunkeln Wolken des Hasses und der Rache. Die Feindesliebe besänftigt endlich den Beleidiger und gewinnt ihn für Gott und die gute Sache. Wer verzeiht und seinem Gegner Wohltaten erweist, der sammelt, wie sich die Schrift ausdrückt, feurige Kohlen auf sein Haupt (Röm. 12,20), d.h. er macht ihn schamrot und entzündet ihn zur Gegenliebe. Darum mahnt uns der hl. Augustin: "Lerne den Feind lieben, so wirst du keinen Feind mehr haben, denn es gibt kein kräftigeres Mittel, aus dem Feind einen Freund zu machen, als die Liebe." Als Papst Leo XIII. noch Nuntius in Belgien war, geschah es, daß er eines Tages den an der Tür seines Palastes wartenden Wagen besteigen wollte, um einer Einladung des Grafen Brillet zu einer Mittagstafel Folge zu leisten. Da trat ein armselig gkleideter Arbeiter herzu und überhäufte ihn mit den derbsten Schimpfworten. Der Diener des Nuntius gab es ihm ordentlich zurück und suchte ihn fortzujagen. Monsignore Pecci aber reichte dem Arbeiter in aller Freundlichkeit seine Hand, gab ihm ein FünfFrankstück und versicherte ihm: "Mein Freund, seien sie überzeugt, daß ich Ihnen nicht im geringsten böse bin." Auch versprach er, ihm helfen zu wollen, so oft er nur darum ersuche. Der Arbeiter stand sprachlos vor Staunen da. Das waren glühende Kohlen auf sein Haupt gesammelt. Bald darnach kam der Arbeiter in den Palast des Nuntius und bat ihn um Verzeihung. In seiner Herzensgüte verzieh der Nuntius alles und stellte ihn sogar als Diener an. "Alle Bitterkeit, Groll, Zorn, Geschrei und Lästerung werde hinweggeschafft von euch, zusamt aller Bosheit. Seid vielmehr gegeneinander gütig, barmherzig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat" (Eph. 4,31.32). "Die Feinde sind als Wohltäter zu betrachten, weil sie einem helfen in den Himmel kommen" (Sl. Klemens Hofbauer). "Der Mensch ist schöner niemals anzusehn, Als wenn er kommt, Verzeihung anzuflehn; Eins nehm´ich aus, was ihn noch schöner weiht, Wenn er verzeiht!" (Holtei.)