Daniel: Unterschied zwischen den Versionen

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Über Daniel erfahren wir im AT sonst nichts. Es begegnet uns zwar ein Daniel bei Ez 14,14,20; 28,3 zusammen mit Noe und Hiob, zweifelhaft aber ist, ob damit dieselbe Person gemeint ist, weil ein Zeitgenosse des Ezechiel kaum mit Männern längst vergangener Zeiten in einem Atemzug genannt werden kann. Ein Daniel gilt auch im Heidentum des zweiten vorchristlichen Jahrtausends als sprichwörtlicher Beschützer der Witwen und Waisen. Unser Prophet Daniel gehört nach den Texten des Buches zu jenen vornehmen Juden, die 605 nach Babylon kamen. Er blieb bis in die ersten Jahre des Cyrus am Hofe (1,21; 10,1), also etwa siebzig Jahre. Die ersten Kapitel sind erzählenden Inhalts. Einzelepisoden berichten über die Erziehung des Daniel, die Deutung eines Traumes Nebukadnezars, die wunderbare Errettung aus dem glühenden Ofen, Nebukadnezars Tierwahnsinn, das geheimnisvolle Menetekel im Königspalast, Errettung aus der Löwengrube unter dem Meder Darius. Diese Berichte mögen lange Zeit als selbständige Erzählungen im Umlauf gewesen sein. Daniel wird nämlich in späteren Erzählungen öfters so eingeführt, als ob er noch gänzlich unbekannt wäre. Auch ist es schwierig, die erwähnten Herrscher in die Zeitgeschichte einzureihen. Vielleicht hat man an persische Herrscher zu denken, die hier einen Decknamen tragen, wie etwa der Nabuchodonosor des Juditbuches. Das würde recht gut zu der Annahme mancher Bibelerklärer passen, daß die erste Hälfte des Danielbuches nach 300 v. Chr. verfaßt worden ist. Der zweite Teil des Buches enthält Gesichte, die Israels Zukunft betreffen: 1. die vier Weltreiche (Tiere), 2. den Menschensohn, 3. den Ziegenbock im Kampf gegen den Widder, 4. die 70 Jahreswochen, 5. die Begebenheiten vom Untergang des Perserreiches bis auf den aus den Makkabäerbüchern bekannten Antiochus IV. Epiphanes. Mit ihm endigen die Visionen. In den katholischen Bibeln kommen noch einige Erzählungen, die nur griechisch erhalten sind, hinzu, besonders die Rettung der unschuldigen Susanna. Auch bei Daniel haben wir es mit einem Propheten zu tun. Freilich betätigt sich dieser mehr als Visionär über die Weltreiche und deren Ende. Solche Schauungen hatten die früheren Propheten auch; aber bei diesen erfolgte die Gottesoffenbarung plötzlich. Sie war verhältnismäßig einfach und durchsichtig. Daniel bereitet sich durch Gebet und Fasten auf den Offenbarungsempfang vor und ist in der Lage, ihn selbst herbeizuführen. Man pflegt Daniel als Apokalyptiker (Enthüller) zu bezeichnen. Im NT haben wir ein Buch dieser Art in der Offenbarung des heiligen Johannes. Der Enthüller verhüllt zugleich durch seine rätselhafte, schwerverständliche Bildersprache
Über Daniel erfahren wir im AT sonst nichts. Es begegnet uns zwar ein Daniel bei Ez 14,14,20; 28,3 zusammen mit Noe und Hiob, zweifelhaft aber ist, ob damit dieselbe Person gemeint ist, weil ein Zeitgenosse des Ezechiel kaum mit Männern längst vergangener Zeiten in einem Atemzug genannt werden kann. Ein Daniel gilt auch im Heidentum des zweiten vorchristlichen Jahrtausends als sprichwörtlicher Beschützer der Witwen und Waisen. Unser Prophet Daniel gehört nach den Texten des Buches zu jenen vornehmen Juden, die 605 nach Babylon kamen. Er blieb bis in die ersten Jahre des Cyrus am Hofe (1,21; 10,1), also etwa siebzig Jahre. Die ersten Kapitel sind erzählenden Inhalts. Einzelepisoden berichten über die Erziehung des Daniel, die Deutung eines Traumes Nebukadnezars, die wunderbare Errettung aus dem glühenden Ofen, Nebukadnezars Tierwahnsinn, das geheimnisvolle Menetekel im Königspalast, Errettung aus der Löwengrube unter dem Meder Darius. Diese Berichte mögen lange Zeit als selbständige Erzählungen im Umlauf gewesen sein. Daniel wird nämlich in späteren Erzählungen öfters so eingeführt, als ob er noch gänzlich unbekannt wäre. Auch ist es schwierig, die erwähnten Herrscher in die Zeitgeschichte einzureihen. Vielleicht hat man an persische Herrscher zu denken, die hier einen Decknamen tragen, wie etwa der Nabuchodonosor des Juditbuches. Das würde recht gut zu der Annahme mancher Bibelerklärer passen, daß die erste Hälfte des Danielbuches nach 300 v. Chr. verfaßt worden ist. Der zweite Teil des Buches enthält Gesichte, die Israels Zukunft betreffen: 1. die vier Weltreiche (Tiere), 2. den Menschensohn, 3. den Ziegenbock im Kampf gegen den Widder, 4. die 70 Jahreswochen, 5. die Begebenheiten vom Untergang des Perserreiches bis auf den aus den Makkabäerbüchern bekannten Antiochus IV. Epiphanes. Mit ihm endigen die Visionen. In den katholischen Bibeln kommen noch einige Erzählungen, die nur griechisch erhalten sind, hinzu, besonders die Rettung der unschuldigen Susanna. Auch bei Daniel haben wir es mit einem Propheten zu tun. Freilich betätigt sich dieser mehr als Visionär über die Weltreiche und deren Ende. Solche Schauungen hatten die früheren Propheten auch; aber bei diesen erfolgte die Gottesoffenbarung plötzlich. Sie war verhältnismäßig einfach und durchsichtig. Daniel bereitet sich durch Gebet und Fasten auf den Offenbarungsempfang vor und ist in der Lage, ihn selbst herbeizuführen. Man pflegt Daniel als Apokalyptiker (Enthüller) zu bezeichnen. Im NT haben wir ein Buch dieser Art in der Offenbarung des heiligen Johannes. Der Enthüller verhüllt zugleich durch seine rätselhafte, schwerverständliche Bildersprache
[[Kategorie:Vulgata]]
[[Kategorie:Vulgata:AT]]
[[Kategorie:Vulgata:AT:Dan01]]

Version vom 28. März 2009, 10:07 Uhr

DAS BUCH DANIEL

Über Daniel erfahren wir im AT sonst nichts. Es begegnet uns zwar ein Daniel bei Ez 14,14,20; 28,3 zusammen mit Noe und Hiob, zweifelhaft aber ist, ob damit dieselbe Person gemeint ist, weil ein Zeitgenosse des Ezechiel kaum mit Männern längst vergangener Zeiten in einem Atemzug genannt werden kann. Ein Daniel gilt auch im Heidentum des zweiten vorchristlichen Jahrtausends als sprichwörtlicher Beschützer der Witwen und Waisen. Unser Prophet Daniel gehört nach den Texten des Buches zu jenen vornehmen Juden, die 605 nach Babylon kamen. Er blieb bis in die ersten Jahre des Cyrus am Hofe (1,21; 10,1), also etwa siebzig Jahre. Die ersten Kapitel sind erzählenden Inhalts. Einzelepisoden berichten über die Erziehung des Daniel, die Deutung eines Traumes Nebukadnezars, die wunderbare Errettung aus dem glühenden Ofen, Nebukadnezars Tierwahnsinn, das geheimnisvolle Menetekel im Königspalast, Errettung aus der Löwengrube unter dem Meder Darius. Diese Berichte mögen lange Zeit als selbständige Erzählungen im Umlauf gewesen sein. Daniel wird nämlich in späteren Erzählungen öfters so eingeführt, als ob er noch gänzlich unbekannt wäre. Auch ist es schwierig, die erwähnten Herrscher in die Zeitgeschichte einzureihen. Vielleicht hat man an persische Herrscher zu denken, die hier einen Decknamen tragen, wie etwa der Nabuchodonosor des Juditbuches. Das würde recht gut zu der Annahme mancher Bibelerklärer passen, daß die erste Hälfte des Danielbuches nach 300 v. Chr. verfaßt worden ist. Der zweite Teil des Buches enthält Gesichte, die Israels Zukunft betreffen: 1. die vier Weltreiche (Tiere), 2. den Menschensohn, 3. den Ziegenbock im Kampf gegen den Widder, 4. die 70 Jahreswochen, 5. die Begebenheiten vom Untergang des Perserreiches bis auf den aus den Makkabäerbüchern bekannten Antiochus IV. Epiphanes. Mit ihm endigen die Visionen. In den katholischen Bibeln kommen noch einige Erzählungen, die nur griechisch erhalten sind, hinzu, besonders die Rettung der unschuldigen Susanna. Auch bei Daniel haben wir es mit einem Propheten zu tun. Freilich betätigt sich dieser mehr als Visionär über die Weltreiche und deren Ende. Solche Schauungen hatten die früheren Propheten auch; aber bei diesen erfolgte die Gottesoffenbarung plötzlich. Sie war verhältnismäßig einfach und durchsichtig. Daniel bereitet sich durch Gebet und Fasten auf den Offenbarungsempfang vor und ist in der Lage, ihn selbst herbeizuführen. Man pflegt Daniel als Apokalyptiker (Enthüller) zu bezeichnen. Im NT haben wir ein Buch dieser Art in der Offenbarung des heiligen Johannes. Der Enthüller verhüllt zugleich durch seine rätselhafte, schwerverständliche Bildersprache