Weisheit: Unterschied zwischen den Versionen
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Obwohl das Buch der Weisheit als »Weisheit Salomos« betitelt ist, kann es so wenig von Salomo stammen wie etwa Prediger und Hoheslied. Diese Überschrift ist eine schriftstellerische Einkleidung, die bei den Weisheitslehrern allgemein üblich war. Tatsächlich ist diese jüngste Schrift des Alten Testaments in griechischer Sprache verfaßt worden, und zwar, wie das rege Interesse an der Geschichte und Religion Ägyptens sowie die Kenntnis griechischer Weltanschauung zeigt, von einem hellenistisch gebildeten, aber gesetzestreuen Juden in Alexandrien. Als Abfassungszeit ist am ehesten die erste Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts anzunehmen. Inhaltlich wird der Gegensatz zwischen Frommen und Gottlosen geschildert. Im ersten Hauptteil (Kap. 1-9) werden Wert, Wesen und Wirken der Weisheit philosophisch beschrieben (1-5), sodann ihre Verbindung mit dem weisen König Salomo (6-9). Der zweite Hauptteil beschäftigt sich mit der Auswirkung der Weisheit in der Geschichte Altisraels (10-19), zunächst von Adam bis Moses (10-12); dann wird eine höhnende Schilderung des Tier- und Götzenkultes angefügt (13-15), endlich (16-19) wieder der Auszug aus Ägypten und die dortigen Plagen eindrucksvoll und volkstümlich ausgewertet. Daß unser Buch einheitlich von demselben Verfasser stammt, darf heute trotz aller älteren Kritik als erwiesen gelten. | Obwohl das Buch der Weisheit als »Weisheit Salomos« betitelt ist, kann es so wenig von Salomo stammen wie etwa Prediger und Hoheslied. Diese Überschrift ist eine schriftstellerische Einkleidung, die bei den Weisheitslehrern allgemein üblich war. Tatsächlich ist diese jüngste Schrift des Alten Testaments in griechischer Sprache verfaßt worden, und zwar, wie das rege Interesse an der Geschichte und Religion Ägyptens sowie die Kenntnis griechischer Weltanschauung zeigt, von einem hellenistisch gebildeten, aber gesetzestreuen Juden in Alexandrien. Als Abfassungszeit ist am ehesten die erste Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts anzunehmen. Inhaltlich wird der Gegensatz zwischen Frommen und Gottlosen geschildert. Im ersten Hauptteil (Kap. 1-9) werden Wert, Wesen und Wirken der Weisheit philosophisch beschrieben (1-5), sodann ihre Verbindung mit dem weisen König Salomo (6-9). Der zweite Hauptteil beschäftigt sich mit der Auswirkung der Weisheit in der Geschichte Altisraels (10-19), zunächst von Adam bis Moses (10-12); dann wird eine höhnende Schilderung des Tier- und Götzenkultes angefügt (13-15), endlich (16-19) wieder der Auszug aus Ägypten und die dortigen Plagen eindrucksvoll und volkstümlich ausgewertet. Daß unser Buch einheitlich von demselben Verfasser stammt, darf heute trotz aller älteren Kritik als erwiesen gelten. | ||
Religiös von Wichtigkeit ist besonders die klare Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und von ewiger Vergeltung. Apokalyptische Erwartungen sind bereits bekannt. Für die religiösen Anschauungen braucht man nicht allzuviel griechischen Einfluß anzunehmen, sondern eher Entfaltung alttestamentlicher Ansätze im Laufe der Verfolgungszeiten. Wenn Nichtkatholiken das Buch der Weisheit aus der Hl. Schrift ausschließen, so kann dagegen auf zahlreiche verwandte, wahrscheinlich sogar direkt abhängige Stellen im Neuen Testament, besonders bei Paulus, hingewiesen werden und vor allem auf die Haltung des Urchristentums, das sich nicht auf den Kanon (Umfang der Heiligen Schrift) des Judentums beschränkt hat. | Religiös von Wichtigkeit ist besonders die klare Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und von ewiger Vergeltung. Apokalyptische Erwartungen sind bereits bekannt. Für die religiösen Anschauungen braucht man nicht allzuviel griechischen Einfluß anzunehmen, sondern eher Entfaltung alttestamentlicher Ansätze im Laufe der Verfolgungszeiten. Wenn Nichtkatholiken das Buch der Weisheit aus der Hl. Schrift ausschließen, so kann dagegen auf zahlreiche verwandte, wahrscheinlich sogar direkt abhängige Stellen im Neuen Testament, besonders bei Paulus, hingewiesen werden und vor allem auf die Haltung des Urchristentums, das sich nicht auf den Kanon (Umfang der Heiligen Schrift) des Judentums beschränkt hat. | ||
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Version vom 28. März 2009, 10:02 Uhr
DAS BUCH DER WEISHEIT
Obwohl das Buch der Weisheit als »Weisheit Salomos« betitelt ist, kann es so wenig von Salomo stammen wie etwa Prediger und Hoheslied. Diese Überschrift ist eine schriftstellerische Einkleidung, die bei den Weisheitslehrern allgemein üblich war. Tatsächlich ist diese jüngste Schrift des Alten Testaments in griechischer Sprache verfaßt worden, und zwar, wie das rege Interesse an der Geschichte und Religion Ägyptens sowie die Kenntnis griechischer Weltanschauung zeigt, von einem hellenistisch gebildeten, aber gesetzestreuen Juden in Alexandrien. Als Abfassungszeit ist am ehesten die erste Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts anzunehmen. Inhaltlich wird der Gegensatz zwischen Frommen und Gottlosen geschildert. Im ersten Hauptteil (Kap. 1-9) werden Wert, Wesen und Wirken der Weisheit philosophisch beschrieben (1-5), sodann ihre Verbindung mit dem weisen König Salomo (6-9). Der zweite Hauptteil beschäftigt sich mit der Auswirkung der Weisheit in der Geschichte Altisraels (10-19), zunächst von Adam bis Moses (10-12); dann wird eine höhnende Schilderung des Tier- und Götzenkultes angefügt (13-15), endlich (16-19) wieder der Auszug aus Ägypten und die dortigen Plagen eindrucksvoll und volkstümlich ausgewertet. Daß unser Buch einheitlich von demselben Verfasser stammt, darf heute trotz aller älteren Kritik als erwiesen gelten. Religiös von Wichtigkeit ist besonders die klare Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und von ewiger Vergeltung. Apokalyptische Erwartungen sind bereits bekannt. Für die religiösen Anschauungen braucht man nicht allzuviel griechischen Einfluß anzunehmen, sondern eher Entfaltung alttestamentlicher Ansätze im Laufe der Verfolgungszeiten. Wenn Nichtkatholiken das Buch der Weisheit aus der Hl. Schrift ausschließen, so kann dagegen auf zahlreiche verwandte, wahrscheinlich sogar direkt abhängige Stellen im Neuen Testament, besonders bei Paulus, hingewiesen werden und vor allem auf die Haltung des Urchristentums, das sich nicht auf den Kanon (Umfang der Heiligen Schrift) des Judentums beschränkt hat.