Karmeliterinnen: Unterschied zwischen den Versionen
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Wenn aber die Betrachtung notwendig ist, so ist es die Einsamkeit nicht weniger, da die eine die wesentliche Bedienung für die Entwicklung der andern ist. Im Karmeliterinnenorden verkennt man das nicht. Ist das Leben, welches dort geführt wird, ein gemischtes; sind zwei Stunden Erholung täglich, welche auf Handarbeit verwandt werden und die gemeinsamen Mahlzeiten ein Mittel, die schwesterliche Eintracht und Liebe zu erhalten, so sagt die Regel nicht weniger, dass außerhalb der gemeinschaftlichen Verrichtungen eine Jede für sich, allein und getrennt leben soll, Tag und Nacht beschäftigt mit der Betrachtung des göttlichen Gesetzes. Wie also die Wiege des Ordens die Einsamkeit jenes heiligen Berges gewesen ist, von dem er seinen Namen erhalten, wie der heilige Elias, sein Stifter und dessen Nachkommen, die Prophetensöhne Männer der Einsamkeit und des Gebetes waren, ebenso ist auch jedes Karmeliterinnenkloster eine Wüste, in welcher seine Kinder nach dem Beispiele ihres Vaters, weit von der Welt und dem Weltgeräusch, sich der Betrachtung der göttlichen Dinge hingeben. | |||
===Die Zelle=== | |||
Die Zelle ist daher der Mittelpunkt des Lebens einer Karmeliterin. Außer dem Gebete und der gemeinschaftlichen Arbeit, außer den durch die verschiedenen Verrichtungen des Ordenlebens ausgefüllten Stunden, verläuft da ihr ganzes Leben. | |||
Dort, am Orte ihrer Ruhe, wie es in den Satzungen heißt, soll sie sich, wenn kein Festtag ist, im Geist der Armut und ihren Mitschwestern das Nötige zu besorgen, mit irgend einer Arbeit beschäftigen. | |||
Und eben deshalb darf es in einem solchen Kloster niemals eine gemeinschaftliche Werkstätte oder ein Arbeitszimmer geben, in denen die Chorschwestern für ihre Arbeiten zusammenkommen, damit nicht durch solche Zusammenkünfte Gelegenheit geboten werde, das Stillschweigen zu brechen und vom gebetsgeiste abgelenkt zu werden. | |||
== Das Gebet== |
Version vom 25. Mai 2009, 13:00 Uhr
Die Karmeliterinnen.
Ein alter ehrwürdiger Orden, dem die heilige Theresia, diese große Meisterin der Kontemplation, einen neuen, bis heute noch ungeschwächten Eifer eingeflößt hat. Sein Wahlspruch bezeugt es: „Ich eifere für den Herrn, den Gott der Herrscharen.“ Immer hat er erklungen seit den Tagen des heiligen Propheten Elias, seines Vaters und Stifters. Indem die heilige Theresia dem Orden zu seinem ursprünglichen Glanze wieder verhalf, dachte sie nicht daran, den Geist desselben zu ändern. Man braucht, um sich davon zu überzeugen, nur das erste Kapitel ihres Weges zur Vollkommenheit zu lesen. Die Wahrnehmung, wie so viele Seelen, besonders in Frankreich, zugrunde gingen, trieb sie an, eine so strenge Lebensweise zu wählen.
Betrachtung
Die Betrachtung macht das Wesen im Leben der Karmeliterinnen aus. Zweimal täglich, Morgens und Abends, vereinigt sich die Gemeinschaft im Chore, um dieser Übung jedes Mal eine Stunde lang obzuliegen. Die Rezitation des großen Offiziums, die heilige Messe, die Besuchungen vor dem Allerheiligsten, die geistlichen Lesungen nehmen nacheinander einen Teil des Tages ein, während fromme Nachtwachen, die allerdings in das Belieben einer Jeden gestellt sind, sich häufig nach dem Nachtoffizium hinziehen.
Einsamkeit
Wenn aber die Betrachtung notwendig ist, so ist es die Einsamkeit nicht weniger, da die eine die wesentliche Bedienung für die Entwicklung der andern ist. Im Karmeliterinnenorden verkennt man das nicht. Ist das Leben, welches dort geführt wird, ein gemischtes; sind zwei Stunden Erholung täglich, welche auf Handarbeit verwandt werden und die gemeinsamen Mahlzeiten ein Mittel, die schwesterliche Eintracht und Liebe zu erhalten, so sagt die Regel nicht weniger, dass außerhalb der gemeinschaftlichen Verrichtungen eine Jede für sich, allein und getrennt leben soll, Tag und Nacht beschäftigt mit der Betrachtung des göttlichen Gesetzes. Wie also die Wiege des Ordens die Einsamkeit jenes heiligen Berges gewesen ist, von dem er seinen Namen erhalten, wie der heilige Elias, sein Stifter und dessen Nachkommen, die Prophetensöhne Männer der Einsamkeit und des Gebetes waren, ebenso ist auch jedes Karmeliterinnenkloster eine Wüste, in welcher seine Kinder nach dem Beispiele ihres Vaters, weit von der Welt und dem Weltgeräusch, sich der Betrachtung der göttlichen Dinge hingeben.
Die Zelle
Die Zelle ist daher der Mittelpunkt des Lebens einer Karmeliterin. Außer dem Gebete und der gemeinschaftlichen Arbeit, außer den durch die verschiedenen Verrichtungen des Ordenlebens ausgefüllten Stunden, verläuft da ihr ganzes Leben. Dort, am Orte ihrer Ruhe, wie es in den Satzungen heißt, soll sie sich, wenn kein Festtag ist, im Geist der Armut und ihren Mitschwestern das Nötige zu besorgen, mit irgend einer Arbeit beschäftigen.
Und eben deshalb darf es in einem solchen Kloster niemals eine gemeinschaftliche Werkstätte oder ein Arbeitszimmer geben, in denen die Chorschwestern für ihre Arbeiten zusammenkommen, damit nicht durch solche Zusammenkünfte Gelegenheit geboten werde, das Stillschweigen zu brechen und vom gebetsgeiste abgelenkt zu werden.