Mechthild: Unterschied zwischen den Versionen
Die Seite wurde neu angelegt: '''10. April: Die heilige Mechtildis, Jungfrau und Äbtissin''' um das Jahr 1302 Fest (trid. Kalender): 10. April Die heilige Mechtildis, eine leibliche Schwester d... |
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 18: | Zeile 18: | ||
(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884) | (Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884) | ||
[[Kategorie: Personen]] |
Version vom 19. Februar 2009, 10:33 Uhr
10. April: Die heilige Mechtildis, Jungfrau und Äbtissin
um das Jahr 1302
Fest (trid. Kalender): 10. April
Die heilige Mechtildis, eine leibliche Schwester der heiligen Getrudis, stammt aus einer adeligen Familie zu Eisleben in Sachsen. Bei ihrer Geburt war sie dem Tode nahe und man musste daher mit der Taufe eilen. Der Priester aber, welche die heilige Taufe vornahm, sagte: „Was fürchtet ihr? Dieses Mägdlein wird nicht sterben, sondern eine Heilige werden und im guten Alter sterben.“ Was der fromme Priester voraussagte, trat wirklich ein. – Frühzeitig zeigten sich schon deutliche Spuren großer Frömmigkeit an Mechtildis. Sie vermied die kindlichen Spielereien, und besonders alles, was die Unschuld des Herzens beflecken konnte. Als sie sieben Jahre alt war, ging sie einmal mit ihrer Mutter in das nahe Kloster Rodalsdorf. Der heilige Friede, welcher im Kloster herrschte, die freundlichen heiteren Gesichter der frommen Nonnen, ihre Sittsamkeit und Bescheidenheit machten auf Mechtild einen tiefen Eindruck. Hier, dachte sie sich, will ich bleiben, hier will ich meinem Jesus dienen fern von der Welt und ihrer eitlen Lust. Sogleich bat sie die guten Nonnen um Aufnahme, und obschon ihre Mutter alle Mühe anwandte, sie davon abzuhalten, beharrte sie doch bei ihrem Entschlusse und erklärte, sie werde das Kloster nicht mehr verlassen. Endlich musste die Mutter nachgeben und Mechtildis, obschon noch ein kleines Mädchen, fing sogleich an, mit allem Eifer und Ernste im Kloster die Regeln zu beobachten und nach Heiligkeit zu streben. Vor allem übte sie den Gehorsam auf das Pünklichste; was ihr immer aufgetragen wurde, das vollführte sie mit Freuden ohne Widerrede. Allen im Kloster wollte sie dienen und gerade die niedrigsten Dienste tat sie am Liebsten. Obwohl sie von schwacher Leibesbeschaffenheit war, so wollte sie doch kein Fleisch und keinen Wein genießen und beständig hielt sie ihren Leib in Zucht, vermied aber dabei alles Aufsehen. Sie wollte nichts gelten, immer die Letzte und die Geringste sein und Niemand anderen als Gott allein gefallen. So brachte sie ganz still und verborgen die Mädchenjahre zu. Als sie zur Jungfrau herangewachsen war, legte sie feierlich die Klostergelübde ab und weihte sich nun ganz ihrem geliebten Bräutigam Jesus. Ihr Eifer wurde nun noch größer, aber auch die Gnaden, welche sie von Gott empfing. Jesus selbst verband sich mit ihr auf unaussprechlich liebliche Weise und wählte sie zu seiner geliebten Braut. Er erschien ihr oft und oft und machte ihr die tröstlichsten Offenbarungen. Von diesen will ich nur Einige erzählen. Als sie einst im Gebete betrachtete, wie der Herr Jesus so unschuldig von dem ungerechten Richter war verurteilt worden, sprach der Heiland zu ihr: „Komm mit mir vor das Gericht.“ Er nahm sie dann mit sich und stellte sie vor seinen himmlischen Vater. Da hörte sie nun aus dem Munde aller Heiligen und aller Kreaturen Klagen wider sie: wie sie oft träge gewesen in der Liebe Gottes, nach dem Lichte Gottes nicht immer gewandelt wäre und unnütze Gedanken geführt hätte ..., und alle Kreaturen hörte sie dann rufen, dass sie unwürdig sei des Dienstes der Geschöpfe. Mechtildis erschrak, aber Jesus wandte sich zu seinem Vater und sprach: „Auf alle diese Klagen will ich für sie antworten; denn ich liebe sie.“ „Was aber hat dich dazu bewogen, dass du sie so liebest?“, entgegnete der Vater. Jesus antwortete: „Meine Erwählung.“ Nun fasste Mechtildis Vertrauen und opferte Jesum dem Vater dar zum Ersatze für ihre Fehler und der Vater nahm das Opfer mit aller Freude hin und verzieh ihr Alles. Opfere auch du, christliche Seele, öfters Jesum dem himmlischen Vater für deine Sünden, besonders nach der heiligen Kommunion, wo Jesus wirklich in deinem Herzen ist.
Einstmals war Mechtildis sehr betrübt, dass sie die von Gott ihr verliehene Zeit nicht immer nützlich angewendet und die Gaben Gottes verschwendet habe. Da sprach Jesus zu ihr: „Beruhige dich; sieh, ich will alle deine Schulden ersetzen und all deine Versäumnisse erfüllen“, und als sie doch nicht aufhörte zu klagen über ihren Undank, fuhr Jesus weiter: „Wenn du mir vollkommen treu bleibst, dann wird es dir lieber sein, wenn ich deine Versäumnisse ersetze, als wenn du es selbst tätest; damit nur meine Liebe gelobt und geehrt werde.“
Einstmals sah sie nach der heiligen Kommunion, dass Jesus ihr Herz aus der Brust nehme und mit seinem Herzen ganz vereinige, und dabei hörte sie ihn sagen: „Also wollte ich, dass die Herzen der Menschen mit mir durch das Verlangen eins wären, so dass der Mensch nichts für sich verlangte, sondern all sein Verlangen nach meinem Herzen einrichtete, gleichwie zwei Luftzüge nur eine Luft werden. Es soll also der Mensch, wenn er irgend ein Werk verrichtet, sprechen: „Herr, in Vereinigen mit deiner Liebe, durch welche du hast arbeiten wollen und noch immer in den Seelen wirkest und auch mir dieses Werk auferlegt hast, tue ich nun dieses dir zum Lob und anderen zu Nutzen, auf solche Weise, sprach Jesus weiter, wird der Mensch ein Geist mit mir durch die Liebe.“
Ein anderes Mal zeigte ihr Jesus das Kleid, das jeder Mensch haben müsse, der zur himmlischen Hochzeit kommen wolle. Es war nämlich ein aus goldener, weißer und Purpur-Farbe wunderbar gewebtes Kleid: ihr wurde dabei gesagt: „Dieses ist das hochzeitliche Kleid, welches bereitet ist aus der weißen Farbe der Herzensreinheit, aus dem Purpur der Demut, aus dem Golde der Liebe. Wer dieses Kleid haben will, der muss ein reines Herz haben; er darf keinen bösen Gedanken im Herzen lassen und Alles, was er sieht und hört, nur zum Guten anwenden und in Liebe beurteilen. Er muss sich demütig und mit sanftem Herzen seinen Vorgesetzten, ja allen Kreaturen unterwerfen; er muss Gott aus ganzem Herzen lieben und alles im Vergleiche mit Gott für gering und nichtig halten.
Ein anderes Mal sprach Jesus zu ihr: „Kein Ding macht mir mehr Freude als die Herzen der Menschen; aber ach, während ich an allen Gütern Überfluss habe, leide ich so oft Mangel an Herzen, die mich lieben“; dann sah sie den Heiland in blutigem Kleide vor sich stehen und hörte ihn sagen: „Gleichwie ich mich auf dem Altare des Kreuzes für die Sünder aufgeopfert, so stehe ich noch mit der nämlichen Liebe vor meinen Vater und opfere ihm alle Arten meienr Leiden für die Sünder: und das ist mir das Allerliebste, dass der Sünder durch wahre Buße sich zu mir bekehre und lebe.“ –
Wieder zeigte ihr eines Tages der Herr ein sehr hohes und weites Haus, innerhalb welchem sie ein anderes kleineres sah, das aus Zedernholz gemacht und inwendig mit silbernen, sehr glänzenden Platten ausgelegt war. In dieses Hauses Mitte saß der Herr. Dies Haus, erkannte sie wohl, sei das Herz Gottes, denn sie hatte es in solcher Gestalt oft gesehen. Das inwendige Häuschen aber stellte die christliche Seele dar, die wie das Zedernholz unverweslich, das heißt unsterblich und ewig ist. Des Häuschens Türe stand gegen Morgen und hatte einen goldenen Riegel; an dem Riegel hing ein goldenes Kettlein, das sich hinzog nach dem Herzen Gottes, so dass, wenn die Türe aufgetan ward, sie das Herz Gottes in Bewegung zu setzen schien. Durch die Türe verstand sie, werde bezeichnet das Verlangen der Seele, durch den Riegel deren Wille, durch das Kettlein die Gnade Gottes, welche allzeit dem Verlangen und dem Willen der Seele zuvorkommt, sie aufweckt und zu Gott zieht. Und der Herr sprach zu ihr: „So ist deine Seele allzeit in meinem Herzen verschlossen und ich in dem Herzen deiner Seele. Wiewohl du mich nun in deinem Innersten umschlossen haltest, so dass ich inniger in dir bin als dein Innerstes; so ist doch mein göttliches Herz so unendlich erhaben und hoch über deiner Seele, dass es von dir nicht berührt werden kann. Dies wird eben durch die Höhe und Weite dieses Hauses bedeutet.“ Aber Mechtildis bat nun den Herrn, dass er sie wohl bereiten möge zum Empfange seines hochwürdigsten Fronleichnams. Da antwortete er ihr: „Wenn du mich empfangen willst, besieh zuvor das Haus deiner Seele, ob seine Wände nicht befleckt und unrein sind. An der Morgenseite habe Acht, ob du fleißig oder nachlässig gewesen in allen Dingen, die Gott gehören, als: im Lobe Gottes, in der Danksagung, im Gebete, in der Haltung seiner Gebote. An der Mittagseite merke, ob du andächtig gewesen gegen meine Mutter und alle Heiligen, und wie viel du dich gebessert durch ihr Beispiel und ihre Lehre. An der Abendseite siehe fleißig nach, wie demütig, gehorsam, geduldig bei Ungerechtigkeit du gewesen ... An der Seite gegen Mitternacht forsche, wie getreu du gewesen bist in der gesamten Kirche, wie du gehandelt gegen deinen Nächsten, ob du ihn aus innerster Liebe geliebt, ob du alle seine Widerwärtigkeiten als deine eigenen geachtet, ob du auch für die Sünder und für die Seelen der Gläubigen und für die Dürftigen fleißig gebetet hast? Und wenn du irgend einen Mangel oder Fehler in dir findest, sollst du bereit sein, es wieder durch demütige Buße und Genugtuung gut zu machen.“
In der heiligen Osterzeit gedachte Mechtildis, welche und was für Güter der Quelle alles Guten entspringen. Da sprach der Herr zu ihr: „Komme und siehe den Mindesten der Heiligen im Himmel, und dann wirst du zu erkennen vermögen den Quell der Güte.“ Während sie sich besann, wo sie diesen Mindesten wohl finden und wie sie ihn erkennen sollte, kam ihr ein Mann entgegen, schön gekleidet, mit krausem, gelben Haare, mittelmäßiger Größe, lieben Angesichts und sehr geschmückt. Da sprach sie zu ihm: „Wer bist du?“ Er antwortete: „Ich war auf Erden ein Räuber und Übeltäter und habe nie ein gutes Werk getan.“ Sie fragte ihn: „Wie bist du in diese Freude gekommen?“ Er antwortete: „Alle meine bösen Werke habe ich nicht aus Bosheit vollbracht, sondern aus Gewohnheit, und weil ich nichts Besseres wusste; ich war nämlich dazu erzogen worden von meinen Eltern. An meinem Ende habe ich darum durch Buße die Barmherzigkeit Gottes erworben. Zehn Jahre befand ich mich im Fegfeuer und habe viele Schmerzen und Quelen erlitten, und nur allein durch unverdiente Güte Gottes ward ich in diese Ruhe geführt. Er zeigte dann der Heiligen alle Güter, welche Gott an ihm so barmherzig vollbracht hat, und das war ihr eine große Freude, und so erkannte sie den Quell in dem Mindesten.
Einmal sah die Heilige während der heiligen Messe Jesum, den König der Herrlichkeit, sitzen auf hohem Throne. Dieser war durchsichtig, rein wie Krystall, und aus seiner Vorderseite rieselten zwei Bächlein, lauter und wonniglich anzuschauen. In ihnen verstand sie das Bild der Gnade der Vergebung der Sünden und die Gnade des geistlichen Trostes, welche Jeglichem unter der Messe kraft der göttlichen Gegenwart besonders und leichter gegeben werden. Während der Wandlung und Aufhebung der heiligen Hostie stand der Herr vom Stuhle auf und ward gesehen, wie er mit seinen eigenen Händen sein heiliges Herz erhob in Gestalt einer vollen, durchsichtigen und überquellenden Lampe. Diese Lampe floss allseitig und mit solcher Schnelle über, dass große Tropfen aus ihr herabträufelten und dennoch ward die Fülle der Lampe nicht weniger. Darin ward ihr zu erkennen gegeben, dass, wiewohl aus der Fülle des Herzens Jesu Allen genugsame Gnade gespendet wird, soviel Jeder zu fassen vermag, gleichwohl Jesus allzeit selbst vollkommen reich bleibt an aller Seligkeit und er niemand einigen Abbruch leidet. Sie sah auch die Herzen aller bei der heiligen Messe Gegenwärtigen, gleichsam mit Stricklein, ebenfalls in Gestalt von Lampen an das göttliche Herz befestigt. Unter diesen waren einige Lampen aufgerichtet, voll von Öl und brennend, einige aber hingen gleichsam lose und umgestürzt. – Sie verstand daraus, dass durch die brennenden und aufgerichteten Lampen die Herzen derer bezeichnet werden, die mit Andacht und Begierde der Messe beiwohnen, durch die umgestürzten aber die Herzen derjenigen, welche es versäumten, sich durch Andacht zu erheben.
Diese wunderbaren Gnadenerweisungen ihres göttlichen Bräutigams zogen nun Mechtildis ganz und gar von der Welt ab; sie lebte nur mehr für Jesus. All ihre Gedanken, Worte und Werke waren auf ihn gerichtet; so oft sie sich in das Gebet begab, fragte sie den Heiland immer, welches Gebet ihm am angenehmsten sei und Jesus lehrte sie dann die rührendsten Gebet, deren Kraft das Herz durchdringt, und gab ihr dann auch die heilsamsten Lehren. Als sie an einem Mittwoche in der Osterwoche beim Beginn der heiligen Messe die Worte des Introitus vernahm: „Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters“, wurde sie von ungewöhnlicher Freude erfüllt und sprach zu dem Herrn: „O wenn ich doch Eine unter diesen Gebenedeiten wäre, welche diese deine süßeste Stimme hören werden!“ Sogleich hörte sie die Antwort: „Du sollst wissen, dass du Eine aus ihnen bist, und damit du nicht zweifelst, gebe ich dir mein Herz zum Pfande meiner Liebe und zu einer Wohnung und Zuflucht, damit du immer und besonders in der Stunde des Todes Trost und Ruhe darin findest.“ Von dieser Zeit an begann sie mit der innigsten Andacht das heiligste Herz Jesu zu verehren und oft sprach sie in ihrer Einfalt: „Wenn ich beschreiben müsste all die Gaben, welche ich aus diesem gütigsten Herzen geschöpft, kein Buch von noch so großem Umfange könnte sie fassen.“
Ihr Leben floss aber nicht immer in Gebet und Betrachtungen und himmlischen Erscheinungen dahin. Sie sollte auch für die Ehre Gottes und das Heil der Seelen tätig sein. So wurde sie einige Zeit nach Ablegung ihrer Gelübde nach Bayern in das Kloster Dießen am Ammersee geschickt, um dort das Amt einer Äbtissin zu übernehmen. Bald führte sie dort durch ihre Milde und Sanftmut, noch mehr durch ihr erhabenes Beispiel die beste Zucht und Ordnung ein. – Im Kloster Edelstetten, in Schwaben, zwischen Augsburg und Ulm, war um diese Zeit große Lauigkeit eingerissen. Mechtildis erhielt von den Bischöfen des Landes den Befehl, dorthin zu gehen und dem Übel abzuhelfen. Mechtildis weigerte sich demütig, fügte sich aber dem Gehorsam und in kurzer Zeit vollbrachte sie das Werk der Besserung unter den Klosterfrauen, die ihrem leuchtenden Beispiele nicht widerstehen konnten. Aus ihrem Gesichte leuchtete himmlische Sanftmut und Liebe; was sie den Schwestern befahl, das tat sie selbst zuerst. Sie teilte ihre ganze Zeit zwischen Gebet, Lesen und Handarbeit. Sie hatten kein anderes Bett als ein wenig Stroh; ihre Nahrung war Brot und Gemüse und selbst dies war wenig. Sie beobachtete das strengste Stillschweigen und ihr Herz war immer so voll Reue und Zerknirschung, dass ihre Augen beständig Tränen vergossen. Besonders ging sie gerne mit Armen, Elenden, Leidenden, Versuchten und armen Sündern um, für welche sie betete und immer Trost und Hilfe bei der Hand hatte. Während ihres ganzen Lebens hatte sie immer heftige Kopfschmerzen, so dass sie immer krank war; aber all diese Leiden nahm sie mit der größten Geduld hin, und ihre einzige Klage war nur, dass sie nicht mit den übrigen Schwestern dem Gebete und Gottesdienste zu Nachts beiwohnen konnte. Nachdem sie 57 Jahre alt geworden und 50 Jahre im Orden zugebracht hatte, nahte endlich die Stunde ihres Todes. Drei Jahre zuvor wurde sie noch mit den heftigsten Schmerzen heimgesucht und von ihrer heiligen Schwester Gertrudis auf das Liebreichste gepflegt. Am letzten Tage ihres Lebens, da sie schon in den letzten Zügen lag, konnte sie nur mehr die Worte hervorbringen: „O guter Jesus, o guter Jesus!“ Diese Worte wiederholte sie immer und sah so dem Tode freudig entgegen. Im letzten Augenblicke erschien ihr Jesus voll der göttlichen Majestät und lud sie zur Heimreise ein mit den lieblichen Worten: „Komm Gesegnete meines Vater“; sie aber rief sterbend: „Wo ist mein Unterpfand?“ Sie wollte nämlich den Heiland an ein Versprechen erinnern, das er ihr einstens gemacht hatte mit den Worten: „Du sollst das Sterben nicht fürchten, denn du hast mein Herz zum Unterpfand, zum Zufluchtshause und zur ewigen Wohnung empfangen und an dem Tage, wo ich dich heimholen werde, sollst du mir selbes zum Zeugnis wieder überliefern.“ So gab denn die Heilige ihrem göttlichen Heilande das Herz zurück, das heißt, die flammende Liebe, die er ihrem Herzen eingesenkt, denn sie sollte jetzt mit ihm ewiglich vereinigt, seiner Herrlichkeit teilhaftig werden. Sie starb am Tage der heiligen Elisabeth, am 19. November, um das Jahr 1302. Ihre heilige Schwester Gertrudis sah in einer Entzückung ihre Seele in Gestalt eines holdseligen Mädchens, prächtig geschmückt, in die Arme Jesu fallen und begierig aus seinen heiligen Wunden himmlische Seligkeit trinken.
(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884)