Der Fall Michael: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 30. Oktober 2015, 10:41 Uhr
Ein Dokument aus dem zweiten Weltkrieg
über die Einschleusung von kommunistischen Agenten in die katholische Kirche
zum Anhören: vom FJM-Ritter Radio
Vor kurzem erschien im Rahmen der „Diffusion de la pensée francaise“ in 3. Auflage ein kleines, aber höchst bedeutsames Buch von Maria Carré, das sich „ES 1025“ („ES = Eleve Seminariste Nr. 1025) betitelt. Wie üblich ist aus Gründen der Sicherheit die Ähnlichkeit der Personen „purement fortuite“ als quasi zufällig erfunden erklärt. Im Prolog erfährt man, dass die Autorin, als sie als Krankenpflegerin in einem absichtlich nicht genannten Spital, bei Einlieferung eines bei einem Unfall verunglückten Mannes, der keinerlei Ausweispapiere bei sich trug, eine Mappe fand, deren Inhalt sie bei der Suche nach Anhaltspunkten für die Identität des Mannes zu überprüfen hatte. Der Mann schien noch jung und slawischer Abstammung zu sein. Die Mappe enthielt hundert maschinenschriftlich geschriebene Blätter, von deren Bedeutung die Pflegerin jedoch sehr bald überzeugt war. Eine Aussage über den Toten selbst fand man nicht. Er konnte also nicht identifiziert werden und die Sache verlief sich im Sand der Zeit; es war eben Krieg.
Nach dem Krieg kehrte die Pflegerin in ihre Heimat zurück und begann sich näher mit den zurückgelassenen Blättern zu befassen. Sie erkannte deren Wichtigkeit und dass dieser Mann mitten in der Erfüllung eines politischen Auftrages vom Tod überrascht wurde. Er hätte diese Aufzeichnungen als Agent einer Kriegsmacht, der er diente, aus Gründen der politischen Sicherheit nie machen dürfen, doch hatte ihn die innere Einsamkeit, in der sich schließlich jeder Agent befindet, verleitet, seine Belastung in Form von „Memoires d ´un Anti-Apotre“ etwas zu erleichtern.
Nun lag sein Leben offen da vor fremden Augen. Aber die ehemalige Krankenpflegerin und jetzige Herausgeberin der „Memoires d`un Anti-Apotre“ (Erinnerungen eines Anti-Apostels) löste mit der nötigen Rücksicht und Diskretion, die einem Toten gebührt ihre doppelte Aufgabe, in dem sie aus persönlichen und sachlichen Gründen die nötige Zeit über das Geschehen verstreichen ließ und dann vielfach über Drängen anderer sich entschloß, diese Aufzeichnungen einem Verlag zu übergeben.
Marie Carre, die ehemalige Krankenpflegerin, war zwar schriftstellerisch wenig begabt, fand aber einen sehr glücklichen Weg, um das ganze schwere Erleben in die geeignete Form zu bringen. Sie gab diesem unbekannten Mann den Namen „Michael“ (denkbar ungeeignet für einen Zerstörer der Kirche) und ließ ihn in ihrem Bericht „ES 1025“ handeln und sprechen, um alles sehr wirklichkeitsnah zu gestalten.
In dieser Dokumentation, die nun an Hand von „ES 1025“ um der Bedeutung des Tatsachenkernes willen hier gebracht werden soll, kann nur eine gekürzte sinngemäße Wiedergabe der Handlung erfolgen; der Wortlaut der Aufzeichnung aber, die jener Agent in Bezug auf seine Aufgabe: die Kirche durch ihren eingenen Klerus von innen her zu zerstören, benützte, wird unter Anführungszeichen genau zitiert. Freilich kann nicht alles zitiert werden, was das Buch bringt, das würde zu weit führen; doch alles zum Verständnis der Gefahr, Notwendige.
- „Les memoires d´un Anti-Apôtre“ -
1. Kapitel
Michael fragte sich, weshalb er Memoiren schreiben wolle. Er weiß es nicht ganz genau, er will sich nur im unbestimmten Drang seinen Lebensdruck von der Seele schreiben, und er hofft, dass er sie rechtzeitig vernichten werde.
„Ich bin ein Mensch ohne Namen, ohne Familie, ohne Vaterland und ohne Erbe. Ich gehören zu denen, welche von den Bürgern und Bürokraten verachtet werden... Daran habe ich schwer gelitten... Ich war schon als kleines Kind ohne Namen. Ich dürfte drei Jahre alt gewesen sein, als man mich weinend auf einer polnischen Straße dahinschleppte. Das war 1920. Ich war also 1917 geboren worden, aber wo und von wem?“ Michael bekam Stiefeltern, welche ihn sehr liebten. Sie waren fromm, zu fromm für den kritischen und skeptischen Geist Michaels. Er begann Abneigung gegen sie zu empfinden und er haßte ihre Güte. Mit 14 Jahren war er als Vorzugsschüler allen schon so weit voraus, dass sich seine Adoptiveltern entschlossen, ihn nach Paris und Rom zur höheren Ausbildung zu schicken. „Ich war darüber sehr zufrieden“, schreibt Michael in seinen Aufzeichnungen, „sodass ich versuchte, immer weniger zu schlafen. Der Schlaf war mir nur eine verlorene Zeit. In meiner Vorstellung verschlang ich diese beiden Städte schon im voraus.“ Das war außerst charakteristisch für Michael: doch eines Tages übermannte ihn der Schlaf und Michael suchte im Schlafzimmer seiner Adoptiveltern nach einem schlafvertreibenden Mittel. Bei dieser Gelegenheit hörte er seine Adoptiveltern über ihn sprechen. Sie beunruhigten sich wegen der Paßbeschaffung für ihn, da er ja nicht ihr Kind war. Michael schreibt: „Der Blitz! Wißt, das war der Blitz...ich hatte sterben wollen...wie schlug mein Herz wild... dann war ich zu Granit verwandelt. Ich wollte ganz nackt fliehen, nichts mehr behalten von diesen Leuten da. Der Haß, den ich gegen sie empfand, war maßlos wie ihre Liebe, die sie mir bezeugten. Aber ich haßte sie nun, denn sie hatten mich belogen die ganze Zeit, selbst wenn sie mich liebten. Und das verzieh ich ihnen nicht. Aus Prinzip...durch sie bin ich heute einer der schrecklichsten Geheimagenten und bin der persönliche Feind Gottes geworden, der dazu bestimmt wurde, in der ganzen Welt den Tod Gottes zu verkünden, zu lehren und zu propagieren, dass Gott nie existiert habe.“
Michael floh von daheim und lief in seinem Schmerz bis nach Wladiwostok. Er wurde aufgegriffen und kam zu Leuten, die ihm versprachen, ihn über die russische Grenze zu schaffen. Seine Adoptiveltern ließen ihn suchen, fanden ihn aber nicht. „Ich habe keine Eltern“, erklärte er kurz, wenn er gefragt wurde. Michael hatte einen Freund, der von seiner Flucht wußte. Dieser hatte einen Onkel in Leningrad und zu diesem schickte er Michael. Dieser Onkel war ein hoher Parteifunktionär, an den Michael einen Brief mit folgenden Worten schickte: „Ich will in die Partei eintreten und dort etwas Großes werden.“ Der Onkel fand Gefallen an Michael und nahm sich seiner in jeder Hinsicht an. Vor allem erzog er ihn von Anfang an ausschließlich für die Partei. Michael mußte vor allem die Parteidoktrin und Sprachen lernen. Er war wie immer Vorzugsschüler und überflügelte gar bald alle Mitschüler, ja sogar Professoren. Er war das, was man ein Phänomen nannte. Der Onkel erhoffte sich von ihm alles für die Zukunft. Auch Michael empfand zum ersten Mal wieder nach seiner Flucht etwas wie Freude und Zufriedenheit. Für die Partei, für sie würde er Großes leisten. Er schrieb: „Ich studierte mit einer gewissen Wildheit sechs Jahre lang. Meine einzigen Freuden waren: mein Besuch beim Onkel zu jedem Trimester und mein Haß gegen Gott! Ich hatte die Gewißheit, unbestrittener Chef des „Universalen Atheismus“ zu werden.“
2. Kapitel
„Mein Onkel war mein einziger Freund...Frauen interessierten mich nicht. Ein Maximum zu lernen, war mir leicht, denn ich hatte ein erstaunliches Gedächtnis. Eine aufmerksame Lesung und ich wußte ein ganzes Buch auswendig. Auch schrieb ich einen glänzenden Stil... Meine Vorliebe für die atheistische Lehre, welche Basis und Fundament der Partei ist, steigerte meinen immensen Eifer.“ Nach sechs Jahren rief der Onkel Michael zu sich in sein Büro und da konnte er feststellen, dass er ein hoher Parteifunktionär war. Er sagte zu Michael, dass er ihn nun aussenden werde, um den militanten und internationalen Atheismus praktizieren zu lernen, insbesondere gegen die katholische Kirche, die die beste Struktur habe. Um das zu verwirklichen, müsse er ins Seminar eintreten und römisch katholischer Priester werden. Darauf zuerst Schweigen; aber dann erfüllte diese Aussicht Michael mit großer Freude. Ja, sagte er, Michael müsse, um ins Priesterseminar eintreten zu können, nach Polen zurückgehen, sich mit den Adoptiveltern aussöhnen und sich dem Bischof vorstellen. Michael revoltierte, fügte sich aber schließlich. Der Partei wollte er ja schließlich Zeit seines Lebens dienen. Er müsse aus Marmor werden und dürfe keine Gefühle persönlicher Art hegen, erklärte der „Onkel“. Michael fragte: „Sechs Jahre Seminar?“ Der Onkel bejahte. Ein Geheimagent habe kein Blut in seinen Adern zu haben, kein Herz, liebe niemanden, nicht einmal sich selbst. Er sei eine Sache der Partei, die ihn lebend verschlingen könne, ohne Vorwarnung. Er habe festzuhalten ,dass er überwacht werde, wo immer er sich auch aufhalten möge, und dass man sich seiner bei der ersten Unvorsichtigkeit entledigen werde. Auch wenn er sich ohne seine Schuld in Gefahr befände, so dürfe er nicht auf die Partei rechnen. Er würde verleugnet werden. Michael antwortete: „Ich weiß das alles, aber ich erlaube mir zu fragen, warum ich meiner falschen Familie Liebe heucheln soll. Ich habe ihr niemals den Haß verborgen, den ich für die empfinde.“ Der Onkel antwortete: „Der Haß nützt uns nichts, außer gegen Gott. Sie müssen durch einen echten Bischof Ihres Heimatlandes Polen angenommen werden. Wir haben kein Interesse, Ihre Studien in diesem Lande abschließen zu lassen. Sie werden auf die andere Seite des Atlantik geschickt werden. Aber das ist vertraulich und Sie werden staunen, wenn sie diesen Befehl erhalten werden. Ja, wir haben allen Grund, einen europäischen Krieg zu fürchten mit diesem Narren, der jetzt Deutschland regiert. Also scheint es klüger, Ihre Studien in Kanada abschließen zu lassen. Auch ein anderer Grund bestimmt uns, nämlich die europäischen Seminare sind viel strenger als die amerikanischen. Ich weiß, dass Sie 6 Jahre strenges Seminar ohne weiters ertragen können, ohne davonzulaufen; das ist keine Frage. Aber wir brauchen einen, der die Welt kennt, und der es versteht, klug zu reden, damit sie den Glauben verliert; sebstverständlich so, dass niemand Verdacht schöpft. Es würde uns wenig nützen, die jungen Leute in die Seminare zu schicken, wenn sie sich dort zugrunderichten lassen. Nein, Sie werden Priester bleiben bis zum Tod und Sie werden als treuer keuscher Priester leben.“
Michael trat also in ein polnisches Priesterseminar ein. Von nun an sollte er sich bemühen, zu entdecken, wie man alles das, was man ihn lehrte, zerstören könne. Deshalb mußte er zwar aufmerksam, aber ohne Leidenschaft (denn Michael haßte die Kirche) Kirchengeschichte studieren. Er sollte bedenken, dass Verfolgung zu nichts nütze sei und nur Märtyrer schaffe, die nur Same zu neuem Christentum wären, wie er sagen hörte. Und nicht vergessen, dass alle Religionen auf Furcht aufgebaut sind. Wenn man dieses unterdrückt, trifft man die Religion selbst. Furchtlose Generationen würden gebraucht werden. Der Onkel befahl die Ausforschung der besten Methode, den wöchentlichen Bericht zu übersenden und verhieß die baldige Zusammenarbeit mit dem Netz selbst. Michael würden 10 Personen unterstellt und diese hätten ihrerseits wieder 10 Personen unter ihrem Befehl. Die unter seinem Befehl stehenden würden ihn (Michael) nicht kennen. Außerdem erklärte der Onkel: Wir haben schon zahlreiche Priester in allen Ländern, wo der Katholizismus sein strenges Regime führt, aber ihr kennt euch nicht untereinander. Der eine davon ist ein Bischof. Vielleicht treten Sie in Beziehung zu ihm. Das wird vom Grad abhängen, den Sie errreichen werden. Wir haben überall Beobachter, insbesondere ehemalige Agenten, die die Weltpresse durchstöbern. Ein Übersichtsbericht wird Ihnen regelmässig zugehen. Wir werden also leicht feststellen können, wann Ihre eigenen Ideen wirksam werden. Michael fragte den Onkel, wie er in Verbindung mit ihm bleiben könne, wenn der Krieg ausgebrochen sein würde. Es war schon alles vorgesehen. Michaels Geheimnummer würde ES 1025 sein. „Also sind vor mir schon 1024 Priester und Seminaristen in diese Karriere eingetreten!“ rief Michael aus. „Das könnte wohl sein“, erwiderte der Onkel. „Braucht es denn so viele?“ fragte Michael noch. Der Onkel lächelte nur.
3. Kapitel
Nach diesem denkwürdigen Abend lud der Onkel Michael ein zur Einsichtnahme in einige Geheimakten. Obwohl Michaels Memoiren niemals veröffentlicht werden dürfen, nahm er sich vor, vorsichtig zu bleiben. Im Augenbick dachte er nur daran, dem Onkel eine Idee für die Generaldirektion vorzulegen. Der Onkel lächelte leicht. Er lobte den Eifer Michaels und befahl ihm, sich kurz darüber zu äußern. Michael sagte also: „Anstatt religiöse Gefühle zu bekämpfen, würde ich vorschlagen, sie für künftige Ideen zu engagieren. Man muß den Menschen in den Kopf setzen, besonders den Kirchenmännern, auf jeden Fall über eine universelle Kirche nachzudenken, in der sich alle Kirchen vereinigen könnten. Damit diese Idee Leib und Leben erhalte, muß man sie den frommen Leuten einimpfen, insbesondere den römisch-katholischen; man muß ihnen ein Gefühl der Schuld gegeüber den Protestanten beibringen.“ Der Onkel fragte: „Sind Sie nicht ein wenig zu optimistisch in der zweiten Hälfte Ihres Vorschlages?“ „Nein, nein“, rief Michael aus, „ich war katholisch, will sagen, sehr fromm und sehr eifrig bis zu meinem 14. Lebensjahr, und ich glaube, dass es relativ leicht ist, den Katholiken zu zeigen, dass es auch bei den Protestanten, bei den Moslems und bei den Juden heilige Menschen gibt. „Angenommen“, antwortete der Onkel, „aber welches Gefühl werden die anderen Religionen haben?“ „Das wird verschieden sein“, sagte Michael, „und ich werde diesen Aspekt des Problems noch studieren; aber die Hauptsache ist, die katholische Kirche tief und endgültig zu treffen; sie ist die gefährlichste.“ „Und wie stellen Sie sich die universelle Kirche vor?“ fragte der Onkel wieder. „Ich sehe sie sehr einfach“, sagte Michael, „sie kann niemals anders als einfach sein. Damit alle in sie eintreten können, darf sie nur vage Ideen haben von einem mehr oder weniger schöpferischem Gott, der mehr oder weniger gut ist, je nach Bedarf. Und im Übrigen wird dieser Gott nur in Notzeiten nützlich sein. Dann wird die angegebene Angst die Tempel füllen, sonst aber werden sie leer stehen.“ Der Onkel überlegte eine Weile, dann sagte er: „Ich fürchte, dass der katholische Klerus schnell genug die Gefahr erkennen wird und sich zu unserem Projekt feindlich einstellen wird.“ Michael erwiderte lebhaft: „So ist es ja jetzt noch. Meine Idee ist ja von Nichtkatholiken propagiert worden, aber die Kirche hat sich solchen Programmen gegenüber immer verschlossen. Deshalb will ich ja die Art und Weise studieren, wie man ihre Meinung ändern könnte. Ich weiß, dass dies nicht leicht sein wird, dass man daran 20 – 50 Jahre wird arbeiten müssen, aber wir werden es erreichen.“ „Durch welche Mittel?“ fragte der Onkel. „Durch zahlreiche und subtile Mittel“, antwortete Michael. „Ich sehe die Kirche wie eine Kugel. Um sie zerstören zu können, muß man sie an vielen Punkten angreifen, bis sie an nichts mehr gleicht. Man muß dabei sehr geduldig sein. Ich habe haufenweise Ideen, die zunächst recht dürftig, ja kindisch, aussehen, die ich aber aufrecht erhalte, weil die Summe dieser Ideen eine unsichtbare Armee von großer Wirksamkeit sein wird.“ Michael legte dann im Verlaufe des Gespräches seinem Onkel eine kleine Arbeit vor, die dieser mit Interesse las und versprach, er werde diese Arbeit von seinen Beratern überprüfen lassen. Unterdessen sollte sich Michael für die Reise nach Polen vorbereiten. Er stellte Michael noch einem höheren Funtionär als er selber war, vor. Dieser fragte Michael, was ihm als das Höchste gelte, worauf Michael antwortete: „Der Triumpf der Partei.“ Das hohe Tier (Bruto) sagte: „Von nun an sind Sie unter die aktiven Geheimagenten eingetragen. Sie werden jede Woche Ihre Weisungen ausgeben. Ich zähle auf Ihren Eifer. Ich will zugeben, dass es eine Weile braucht, um die Religionen von innen her zu zerstören, indessen ist es notwendig, dass die gegebenen Befehle ihr Echo finden, insbesondere bei den Schriftstellern, Journalisten, aber auch bei den Theologen. Selbstverständlich haben wir auch eine Stelle, die das religiöse Schrifttum der ganzen Welt überwacht und ihre Meinung äußert über die Nützlichkeit der von den diversen Agenten ergangenen Weisungen. Aber ich hoffe auf Sie, denn es scheint mir, dass Sie schon selbst alles verstanden haben.“ Michael schrieb: „Das hohe Tier war sichtlich kein Idiot. Es hörte von meiner Arbeit sprechen, dessen war ich sicher. Ich kannte zu gut die Verwundbarkeit der Christen, um nicht an meinem zukünftigen Erfolg zweifeln zu können. Ich glaube, dass diese Wunde Liebe heißt (charitè). Im Namen dieser sakrosankten „Liebe“ kann man allen alle Gewissensbisse einimpfen. Und Gewissensbisse sind immer ein Zustand des „geringsten Widerstandes“. Michael grüßte respektvoll, dankte aber mit einer gewissen Kühle. Er wollte nicht, dass dieser sich einbilden sollte, er habe ihn beeindruckt. Schließlich gelangt er dazu, dass er selbst der größte war.
4. Kapitel
Michael reiste nach Polen. Nachdem er sechs Jahre lang als armer, aber ehrgeiziger Student einsam und allein gelebt hatte, wollte er nun mit seinen 21 Jahren wieder ein normaler junger Mann werden, freundlich, zuvorkommend, gehorsam und fromm, brennend vor Verlangen, in das Priesterseminar einzutreten. Von einer bekannten Familie, die an seinen „Beruf“ glaubte, ließ er sich eine Audienz beim Bischof vermitteln. Dieser zählte zu jenen Katholiken, die der Meinung sind, es sei besser, an keine Berufung zu glauben, sondern sie zu bekämpfen. Eine wahre Berufung würde schon über alle Hindernisse siegen. Michael spielte seine Rolle gut und blieb bei aller Ablehnung durch den Bischof demütig und bescheiden. Der Bischof schickte ihn weiter zu seinem Pfarrer und dann noch zu einem Ordensmann, der im Rufe der Gabe zur Unterscheidung der Geister stand. Michael lächelte leise. Er war sich des Gelingens seiner Pläne voll bewußt. Der besagte Ordensmann prüfte Michael nach allen Regeln der Kunst, stellte ihm derartige Fallen, dass dieser hätte hineinfallen müssen, würde er keine Berufung gehabt haben. Michael wich allen Schlingen aalglatt aus und das Gespräch wurde nach und nach ausgesprochen warm und herzlich und man schied voneinander wie gute Freunde. Einige Tage verliefen im Schweigen, wie wenn die Kirche keine Eile hätte, wieder einen Seminaristen mehr zu haben. Michael aber arbeitete an den nächsten Direktiven, die via Rußland die ganze Welt erreichen sollten. Endlich wurde Michael zum Bischof gerufen. Und da – Michael glaubte, die Erde öffne sich vor ihm – sagte der Bischof mit ganz ruhigen, schier teilnahmslosen Worten: der Ordensmann, zu dem er geschickt wurde, meine, Michael habe keine Berufung.
5. Kapitel
Michael ging seinen Weg weiter. Er suchte in Erfahrung zu bringen, was jenen Ordensmann bewogen hatte, ihm die Berufung abzusprechen. Zu diesem Zwecke bat er seinen Korrespondenten, der den Ordensmann gut kannte, diesen unter irgend einem Vorwand bei sich einzuladen in Anwesenheit Michaels. „Während ich auf diesen wartete“, schrieb Michael in sein Buch, „ließ ich mir meine Arbeit durch den Kopf gehen. Ich sagte mir, es ist äußerst wichtig, dass die Christen sich heftige Vorwürfe machen über das Ärgernis einer geteilten Kirche. Denn es gibt drei Arten von Christenheit: die katholische, mehrere orthodoxe und gegen 300 protestantische Sekten. Das niemals erhörte Gebet dieses Jesus von Nazareth: „Seid eins, wie mein Vater und ich eins sind“, muß endlich erfüllt werden. Es heißt also, diesbezügliche Gewissensbisse zu züchten, insbesondere bei den Katholiken. Man muß herausstellen, dass der Fehler auf Seite der Katholiken liegt, die durch ihre Halsstarrigkeit selbst die Schismen und Häresien verursacht haben. Man muß bis zu dem Punkt kommen, wo der Katholik sich derart schuldig fühlt, dass er um jeden Preis die Wiedergutmachung anstrebt. Man muß ihm suggerieren, dass er selbst versuchen muß, sich den Protestanten zu nähern, ebenso den anderen, doch ohne das Credo anzutasten. Das Credeo muß bewahrt bleiben. Oder? Nur eine kleine Abänderung! Die Katholiken sagen: ich glaube an eine katholische Kirche, die Protestanten: ich glaube an eine allgemeine Kirche, das ist doch das gleiche, denn das Wort katholisch will sagen: allgemein (universell). Zum mindesten wollte man das so am Anfang. Aber im Laufe der Jahre hat das Wort katholisch einen tieferen Sinn angenommen, es wurde fast ein magisches Wort. Und ich sage, dieses Wort muß im Credo um eines höheren Gutes willen unterlassen werden wegen der Einheit mit den Protestanten. Mehr noch: jeder Katholik muß sich bemühen, nachzudenken, was den Protestanten gefallen könnte. Selbstverständlich darf dabei der Glaube und das Credo nicht in Frage gestellt werden. Niemals! Man muß die Geister immer nur zu einer größeren Liebe und Brüderlichkeit hinführen, niemals von Gott sprechen, sondern von der Größe des Menschen.
Nach und nach muß der Sprachgebrauch und die Mentalität umgeformt werden. Der Mensch muß an erster Stelle stehen. Man muß das Vertrauen zum Menschen kultivieren, welcher seine Größe beweisen wird, indem er die universelle Kirche gründen wird, in der sich alle, die guten Willens sind, verschmelzen werden, und aufzeigen, dass der gute Wille des Menschen, seine Aufrichtigkeit und seine Würde mehr wert sind als ein immer unsichtbarer Gott. Zeigen, dass der Luxus und die Kunst, welche die katholischen und orthodoxen Kirchen umgeben, ein Ärgernis sind für die Protestanten, für Juden und Moslems; suggerieren, dass es der Mühe wert sei, diesen unnützen Rahmen um eines höheren Gutes willen zu sprengen. Auch einen Bildersturm muß man entfachen. Die jungen Leute sollten all diesen Plunder demolieren: die Statuen, Bilder, Reliquien, die priesterlichen Ornate, die Orgeln, Kerzen, Lampen, die Fenster der Kathedralen usw. Auch wäre es gut, wenn man eine Prophezeiung in die Welt hinausgeben würde: Ihr werdet verheiratete Priester sehen und die Messe in der Volkssprache vernehmen. Ich erinnere mich mit Freude daran, dass ich der erste war, der solche Dinge schon 1938 gesagt hat. Im selben Jahr trieb ich die Frauen dazu an, das Priestertum zu verlangen und ich pries eine Messe, die nicht in der Pfarrkirche, sondern zuhause in der Familie von Vater und Mutter vor der Mahlzeit gelesen werden sollte, die sogenannten Hausmessen. Eine Menge solcher Ideen fiel mit ein, eine kühner als die andere. Als ich dieses ganze Programm in Codebuchstaben übertragen wollte, kam mein Freund und teilte mir mit, dass der Ordensmann erst am nächsten Tage ihn besuchen würde.“
Soweit die Eintragungen in Michaels Buch. Im weiteren bestand Michael darauf, den Grund zu erfahren,weshalb dieser Ordensmann ihm die Berufung abgesprochen habe. Jener erklärte, er habe persönlich keinen Grund, doch der Herr habe seiner Seele das nötige Licht gegeben. Michael wurde nervös. Diese Antwort war keine Antwort, doch glaubte Michael, dass er ihn nicht anlog. Er hatte tatsächlich keinen eigentlichen Grund, ihn in das Nichts zurückzustossen, er besaß nur einen gewissen Spürsinn. Michael war entschlossen, sich anderswo vorzustellen. Doch der Ordensmann sagte ihm mit seinem sanften, engelsgleichen Lächeln, dass Michael sich ins Unrecht setze, wenn er nun doch in ein Seminar eintrete. Michael erklärte ihm kalt, dass er durchaus fähig wäre, ihn umzubringen. Der Ordensmann antwortete, dass er das wisse. Michael war bestürzt. Augenblicke lang sahen sie sich gegenseitig in die Augen. Der Ordensmann sagte ruhig: „Sie wissen nicht, was sie tun.“ Dann ging er. Michael gesteht, dass er in diesem Augenblick am liebsten bis ans Ende der Welt geflohen wäre, denn dieser Mann besaß eine Macht, die er sich nicht erklären konnte. Michael trug in sein Buch ein: „Da machte mein Freund mir ein Zeichen, denn er spürte, dass ich schwach wurde, und er wußte, dass alles für mich vorbei sein würde, wenn ich dem Befehl meines Onkels nicht nachkam. Ich wollte ja selbst alle Hindernisse beseitigen. Also entschloß ich mich kurzerhand zur Herbeiführung des Todes ohne Verletzung (la mort sans blessures). Männer von meinem Wert für die Partei hatten alle die Gelegenheit gehabt, eine Spezialausbildung zu erhalten, deren kostbarste Geheimnisse wir aus Japan bezogen. Zu dieser Zeit kannten nur wenige Menschen des Westens diese aussergewöhnlichen Möglichkeiten, die der menschliche Körper bot, sei es zur Verteidigung, sei es zum Angriff, ja selbst zum Mord mit blossen Händen. Obwohl Rußland auf diesem Gebiet Bescheid wußte, war doch Japan in Führung. Ich war stolz, einer der ersten Eingeweihten in dieser Kunst gewesen zu sein. Ich habe also mit zwei raschen Handgriffen den Tod ohne Verletzung desjenigen bewirkt, welcher die fast komische Kühnheit gehabt hatte, sich gegen den Marxismus – Leninismus zu stellen, indem er mich abwies. Ich kehrte ganz friedlich nach Hause. Das Hinscheiden würde normal gemeldet werden. Todesursache: Herzschlag. Am anderen Morgen war mein Körper mit kleinen Pünktchen übersät. Ich war wütend, denn das war ein Zeichen, dass meine Leber diese Spannung nicht ausgehalten hatte. Zu dumm! Dann beglückwünschte ich mich, denn meine Sache hatte letzten Endes doch Erfolg gehabt.
6. Kapitel
Michael bereitete sich offen zum Eintritt ins Seminar vor. Man schickte ihn nach Paris und Rom. Dort hatte er ein interessantes Gespräch mit einem Professor, der später sein Seminarprofessor werden sollte, wenn er die Priesterweihe empfangen würde. Dieser Professor gehörte zum Agenten-Netz und gab sich optimistisch. Er hatte sich auf die Hl. Schrift spezialisiert und arbeitete an einer neuen Bibelübersetzung in englischer Sprache. Ein einziger Mitarbeiter war ein lutherischer Pastor, der übrigens mit seiner Kirche nicht mehr übereinstimmte. Selbstverständlich blieb diese Zusammenarbeit geheim. Das Ziel der beiden Männer war, die Menschen von allen Systemen zu befreien, die sie sich durch die Interpretation der Bibel, besonders des Neuen Testamentes, festgelegt hatten. Ihrem Plan gemäß sollte die Jungfräulichkeit Mariens, die Realpräsenz in der Eucharistie und die Auferstehung Christi nach ihrem Wunsch in Klammer gesetzt werden, um dadurch schließlich ein ganz einfaches Verschwinden zu erreichen. Die Würde des modernen Menschen schien ihnen dieses Preises wert zu sein. Michael berichtet dann weiter: „Der Professor hatte mir auch eine recht brauchbare Art, die Messe zu lesen, beigebracht. Denn ich werde nach meiner Weihe verpflichtet sein, sie zu lesen. Da er eine tiefe Veränderung durch diese Zeremonie annahm, sprach er die Konsekrationsworte niemals aus. Aber um nicht in Verdacht zu kommen, sprach er die Endungen der Worte ähnlich lautend aus. Ich machte es ebenso. Alles, was diese Zeremonie einem Opfer anglich, sollte nach und nach weggelassen werden. Das ganze sollte nur ein gemeinsam eingenommenes Mahl sein, wie bei den Protestanten. Der Professor arbeitete auch an einem neuen Meßformular und riet mir, dasselbe zu tun, denn es scheine ihm sehr wünschenswert, der Welt eine Anzahl ganz verschiedener Meßformulare vorzulegen. Man brauche sehr kurze für die Familien und für kleinere Gruppen, längere für die Festtage. Im Übrigen wäre auch ihm das wahre Fest für die arbeitenden Menschen ein Spaziergang in die Natur. Er meine, dass man sehr leicht den Sonntag zu einem Tage der Natur umwandeln könne. Er sagte mir, dass ihm seine Arbeiten nicht Zeit ließen, das Studium der jüd. mohamed. und anderer orientalischer Religionen zu betreiben, dass aber diese Arbeit von größerer Wichtigkeit wäre, als die neue Übersetzung der Bibel. Er riet mir in allen nichtchristlichen Religionen nachzuforschen, was den Menschen am besten erhöhe und dann dafür Propaganda zu machen. Er gab mir auch die Adresse eines Franzosen bekannt, der als Musikprofessor in der Stadt lebte, wo ich mich für 6 Jahre hinbegeben sollte, um mich denkbar langweiligen Wissenschaften zu widmen. Er versicherte mir, dass ich volles Vertrauen zu jenem Manne haben könne, dass er mir alle Dienste erweisen würde, auch die heikelsten. Auch die Zivilkleidung könne ich zur Aufbewahrung bei ihm abgeben, freilich gegen gute Bezahlung. Eines Tages saßen wir auf der Terrasse eines Cafes, als er mir plötzlich sagte: „Stellen Sie sich diese Stadt vor ohne eine einzige Soutane, ohne ein einziges Gewand von Mönch und Nonne. Welch wunderbare Leere! Denn in Rom erfaßt man erst die enorme Wichtigkeit der Priesterkleidung. Aber ich schwöre mir, dass sie aus unseren Straßen verschwinden werden, auch aus den Kirchen, denn man kann die Messe sehr wohl auch in Zivilkleidung lesen.“ Dieses Spiel, das darin bestand, sich die Straßen ohne Soutane vorzustellen, verfing sich in meinem Geiste und ich empfand einen immer mehr wachsenden Haß gegen dieses Stückchen schwarzen Stoffes. Es schien mir, dass die Soutane eine stumme Sprache sei, aber wie beredt. Sie sagte dem Gläubigen, wie dem Gleichgültigen, dass der so bekleidete Mensch sich einem unsichtbaren Gott geschenkt habe, den er für allmächtig halte. Als ich selbst genötigt war, in dieses lächerliche Kleid hineinzuschlüpfen, nahm ich mir zwei Dinge vor: das Warum und das Wie der priesterlichen Berufung bei den jungen Burschen verstehen zu lernen, und jenen, die die Soutane tragen, einzugeben, dass sie die Gleichgültigen wie auch die Feinde besser erreichen würden, wenn sie die Soutane nicht trügen. Ich nahm mir vor, bei diesem Vorhaben den Schein höchsten Eifers zu geben. Bei diesem überaus wichtigen Werk fühlte ich mich berechtigt, mich schon im vorhinein zu freuen. Viel mehr noch: diese neuen Priester der kommenden Zeiten würden, da sie einer für alle weit geöffneten Kirche angehören werden, nicht mehr den gleichen Unterricht haben. Da sie sich nicht untereinander verständigen können, zum Mindesten nicht in der Theologie, werden sie nur geringes gegenseitiges Verständnis besitzen; sie werden sich höchstens über philosophische Fragen besprechen können, aber nicht über mehr. Und Gott wäre tot, das genügt. Im Grunde ist dies alles nicht schwer und ich frage mich, warum bisher niemand diese Methode verwendet hat. Freilich, gewisse Jahrhunderte sind günstiger als andere für solche Entwicklungen. Meine erste Zeit im Seminar war die glücklichste. Jeder wollte mir, dem mutigen Polen, seine Sympathie zeigen. Ich ließ dies alles von mir aussagen, mit Bescheidenheit natürlich. Ich wollte in allem der Erste sein, und so war es auch. Meine Sprachkenntnisse in den lebenden Sprachen waren wirklich erstaunlich. Auch in Latein und Griechisch arbeitete ich mit Feuereifer. Ich glänzte auf dem Gebiet des Sportes, ließ mir aber meine Spezialausbildung im Nahkampf, jene Kenntnisse, die ich aus Japan bezogen hatte, nie anmerken. Kurz, alles ging so gut vonstatten, dass ich mich langweilte. Ich suchte daher eine spektakuläre Leistung zu bieten, die mich wieder lebendig machen sollte und ich fand nichts Gescheiteres, als dass ich mich entschloß, eine Beichte bei jenem meiner Professoren abzulegen, die mir noch am sympathischsten waren.
7. Kapitel
Michael legte nun seine Pseudo-Beichte bei einem Professor des Seminares ab. Das ganze war nur ein Experiment für ihn; er wollte wissen, wie sich der Priester aus der ganzen Sache heraushalten würde: einerseits um das Beichtgeheimnis zu wahren, andererseits sein Mitwissen um Michaels eigentliche Aufgabe und Absicht nicht zu verraten. Würde er seinen Austritt aus dem Seminar veranlassen? Michael hält in seinen Aufzeicnungen folgendes fest: „Ich bat ihn also, meine Beichte hören zu wollen. Ich erzählte ihm alles: dass ich Kommunist und dem Geheimdienst verpflichtet sei und zwar der Sektion des militanten Atheismus, dass ich einen polnischen Priester ermordete, der behauptet habe, dass ich keine Berufung hätte. Sonderbar, der Professor glaubte mir alles, auch wenn ich alles nur erfunden hätte. Er reagierte ziemlich banal, indem er mich auf mein ewiges Heil verwies, um das es in erster Linie ginge. Fast hätte ich laut gelacht. Glaubte er wirklich, dass ich auch nur ein Atom von Glauben hätte? So war ich genötigt, ihm zu erklären, dass ich weder an Gott noch an einen Teufel glaubte. Eine solche Beichte war wahrscheinlich ganz neu für ihn. Er tat mir leid. Er sagte zu mir: „Was erwarten Sie sich, wenn Sie in einen Orden eintreten?“ - „Die Kirche von innen her zu zerstören“, antwortete ich mit Freimut. „Sie sind wohl sehr anspruchsvoll“, entgegnete er mir. Ich ärgerte mich ein wenig, aber freute mich auch, ihm sagen zu können, dass wir schon mehr als tausend Seminaristen und Priester seien. Darauf sagte er kurz: „Das glaube ich nicht.“ „Wie Sie wollen“, sagte ich, „aber ich trage bereits die Nummer 1025, und wenn auch einige gestorben sind, es sind ein rundes Tausend.“ Er schwieg lange. Dann fragte er ziemlich trocken: „Und was erwarten Sie sich von mir?“ Es fiel mir schwer zu antworten, denn ich wollte mich ja nur amüsieren und wissen, wie er sich herauszöge aus der Angelegenheit bei Einhaltung des Beichtgeheimnisses und bei einem solchen Geständnis. So sagte ich einfach: „Ich vermute, dass Sie versuchen werden, mich zurückzuschicken.“ „Sie zurückschicken?“ fragte er zurück. „Sind Sie nicht einer der besten Schüler von uns und einer der frömmsten?“ Ich war sprachlos und wußte nicht zu antworten. Dann meinte er: „Klärt Sie meine Beichte wirklich nicht auf über meine Personalität?“ Er sagte kurz und knapp: „Die Beichte ist von unserem Herrn Jesus Christus eingesetzt zum Heil der Seele, die Ihre hat also keinerlei Nutzen.“ „Nicht einmal um sich besser zu verstehen?“ meinte ich. „Nein, denn wenn Sie diesen Ort verlassen haben werden, werde ich alles vergessen haben.“ „Wirklich?“ „Sie wissen es sehr gut, Sie studieren bei uns.“ „Also war das der Grund Ihrer unglaublichen Beichte?“ „Vielleicht!“ „Wenn Sie einen anderen Zweck verfolgen, so wäre es besser, ihn mir zu sagen.“ „Nein“, sagte ich artig, „ich wollte Sie nur studieren, Sie selbst, das ist alles.“
Es schien, dass er überlegte, dann sagte er zu mir: „Vergebliches Bemühen. Es wird nichts passieren.“ „Wirklich nichts?“ „Nichts, Sie wissen es ja.“ Er stand auf und ließ mich in Verlegenheit und Unsicherheit zurück. Am nächsten Tag sagte mir ein Mitschüler, der glaubte mein Freund zu sein, weil er mich liebte, ganz leise: „Der Professor hat die ganze Nacht in der Kapelle gebetet.“ Ich schwieg. Hätte er mich nicht fragen müssen, ob ich mich bekehren oder abreisen wolle? Aber hatte er nicht gesagt: ich werde alles vergessen. Was konnte er also gegen mich sagen, was nicht zur Beichte gehörte? Nichts. Ich hätte ja gar nicht gebeichtet, wenn ich nicht immer das Bild eines vollkommenen Seminaristen hätte abgeben müssen. Wußte er nicht, der alte Mann, dass ein Kommunist zu jedem Opfer bereit ist? Alle diese Leute glauben immer, dass nur Christen Opfer bringen. - Die folgenden Tage beobachtete ich ihn aufmerksam und fand, dass er immer der Gleiche blieb: ruhig, sanft und kindlich heiter. Im Grunde hatte ich eine gewisse Vorliebe für ihn. Nach und nach beichtete ich bei allen Professoren und amüsierte mich, wie sie an diesem schrecklichen Beichtgeheimnis kauten. Aber ich konnte niemals verstehen, wie sie diese Last meiner Gegenwart ertragen konnten.
Sein Onkel verlangte jetzt nur mehr eine Arbeit pro Woche, ein Projekt, das er auszuarbeiten hatte. Dann schrieb Michael weiter: „In der Zeit, wo ich mit der Beichte mein loses Spiel trieb, war ich besonders empfindlich in der sogenannten Tugend des hl. Gehorsames, wie sie hier sagen. Dieser bezieht sich ganz besonders auf den Papst. Ich wälzte Probleme hin und her, ohne es zu verstehen. Ich war also geneigt, unseren Überwachungsdienst fragen zu wollen, was es für eine Bewandtnis habe, mit dem Vertrauen der Katholiken zu ihrem Papst. Ich wußte nicht, dass ich hier etwas schwieriges fragen wollte. Dennoch schien es mir vordringlich, die Katholiken aufzureizen, am Papst Kritik zu üben. So wurde also jemand beauftragt, alle Schriften des Vatikans zu überwachen, um darin, wenn auch kleine Details die irgend jemand mißfallen könnten, zu entdecken. Die Qualität jener, die den Papst kritisieren sollten, galt wenig. Hauptsache war, dass er überhaupt kritisiert wurde. Das Ideal wäre freilich, dass er von sich aus allen mißfällt, den Traditionalisten wie den Modernisten. Was die Tugend des Gehorsams betrifft, so ist sie eine der Hauptkräfte der Kirche. Ich gedachte sie ein wenig zu erschüttern, indem ich die Gewissensbisse bezüglich der Einheit der Christen anheizte. Jeder soll sich selbst mitschuldig fühlen an der gegenwärtigen Geteiltheit der Kirche. Jeder Katholik spreche sein mea culpa und trachte danach, wie er selbst vier Jahrhunderte der Verachtung gegen die Protestanten auslöschen könne. Ich konnte hier nachhelfen, indem ich alles herausstellte, woran die Protestanten Anstoß nahmen und verlangte mehr Liebe. Die Liebe hat den Vorteil, dass man ihr jede Dummheit aufladen kann. Ich fürchtete nur, dass meine Methode erkannt werden könnte und dass viele darin eine hinterlistige Art, Gott zu töten, erkennen würden. Übrigens will ich nicht behaupten, dass die Protestanten keinen Glauben hätten, aber sie sollen sich nicht zum Katholizismus bekehren, sondern im Gegenteil, die katholische Kirche soll ihnen entgegen kommen.
8. Kapitel
Nach zwei Jahren fragte sich nun Michael ernstlich, ob er fortsetzen sollte. Der Wille allein reicht nicht immer hin, und Michael war noch jung genug, um nicht nur vom Haß leben zu können. Indessen bemerkte er aber, dass dieser Haß wuchs und sich nicht nur auf Gott allein erstreckte, sondern auch auf Michaels Umgebung. „Wenn sie wüßten, wie ich sie verwünschte“, schrieb er weiter in seinem Buch. „Heute noch bewundere ich mich selbst, dass ich dieses aushalten konnte. Ich hatte auch einen Befehl erhalten, gewisse weltliche Einladungen anzunehmen; sie kamen, ohne dass ich wußte woher und wieso. Ich mußte also gehorchen. Ich wagte auch niemals an den Onkel zu schreiben, um ihn über die Nützlichkeit dieser äußerst frivolen Unterhaltung zu fragen. Er kannte zwar meine Abneigung gegen diese Art Vergnügungen und hatte mir schon mitgeteilt, dass er es dennoch für gut finde, wenn ich die Welt ein wenig kennen lernen würde.“ Eines Abends lernte Michael bei einem großen Empfang ein junges Mädchen kennen, das ihm gefiel. Er kam in näherem Kontakt mit ihm. Wegen ihrer schwarzen Haare nannte er sie nur „Cheveux noire“ (Schwarzhaar). Sie war streng katholisch. Was macht sie da in solcher Gesellschaft? Michael befaßte sich immer mehr mit ihr und ihrer Eigenart. Sie führten auch religiöse Gespräche. Michael reizte das. Eines Tages entwickelte ihr Michael sein Vernichtungsprogramm gegen die Kirche. Er sprach zunächst über das, was den Katholiken ermöglichen würde, von den Protestanten akzeptiert zu werden. Bis heute hatten die Katholiken auf die Rückkehr der Protestanten in den Schoß der Kirche gehofft. Es wäre nun Zeit, dass sie ihre Arroganz aufgeben würden. Die Liebe verlangte dies als Pflicht. Wenn die Liebe im Spiel ist, behauptete ich, kann nichts Schlimmes passieren. Ich prophezeite also mit Sicherheit das Weglassen des Latein, der priesterlichen Ornate, der Statuen, Bilder, Kerzen und der Kniebänke, damit sich niemand mehr niederknien konnte. Auch startete ich einen Feldzug zur Weglassung des Kreuzzeichens. Dieses Zeichen wurde nur in den römischen und griechischen Kirchen gemacht. Es wäre an der Zeit, dass sich die Katholiken besinnen, dass sie dadurch die anderen Kirchen beleidigen, die ebenso große Qualitäten besäßen wie sie. Dieses Zeichen, ebenso die Kniebeugen, seien nur eine lächerliche Gewohnheit. Ich prophezeite auch, und das war erst 1940, die Aufgabe der Altäre, die durch einen absolut leeren Tisch ersetzt werden würden und all de Kruzifixe, damit Christus wie ein Mensch und nicht wie ein Gott angesehen werde. Ich bestand darauf, dass die Messe nur als ein gewöhnliches Mahl angesehen werde, zu dem alle eingeladen seien, sogar die Ungläubigen. Schließlich prophezeite ich noch, dass die Taufe für den moderenen Menschen nur zu einer lächerlichen – magischen Zeremonie herabgesunken sein wird. Ob mit oder ohne Eintauchen, die Taufe müsse aufgegeben werden zugunsten einer Erwachsenenreligion. Ich suchte auch nach Mitteln zur Unterdrückung des Papstes, doch fand ich niemals die rechte Möglichkeit dazu. Ich tröstete mich und hoffte, dass wir bald dahin kommen werden, den Papst für jedermann unsympatisch zu machen. Die Hauptsache ist, jedesmal gegen ihn zu schreien, wenn er etwas Neues einführen will, und selbst wenn er auch nur Altes wiederholt, was aber zu hart ist, es ertragen zu können. Alles, was bei den Protestanten erlaubt ist, selbst wenn es nur eine einzige Sekte wäre, soll auch bei den Katholiken erlaubt werden, so die Wiederverheiratung Geschiedener, die Polygamie, die Empfängnisverhütung und die Euthanasie. Ehe die universelle Kirche alle Religionen und selbst die Ungläubigen aufnimmt, wäre es nötig, dass die christlichen Kirchen auf ihr Dekorum verzichten. Ich lud also zu einem ungeheuren Kehraus ein. Alles was Herz und Geist zu einem Kult für einen unsichtbaren Gott bewegen sollte, müßte unerbittlich unterdrückt werden.
Man soll nicht glauben, dass ich nicht wußte, wie auf gewisse Leute, die ich nicht nennen will, die Macht der Gesten und alles, was zu den Sinnen spricht, wirkte. Ein nur einwenig überlegender Geist hätte bemerkt, dass ich alles das, was liebenswert in einer Religion ist, unterdrückte und durch Strengeres ersetzte. Ihnen die Strenge zu lassen, war eine hübsche List. So brachte ich ihnen bei, dass dieser grausame Gott vielleicht doch nur menschliche Erfindung war, ein Gott, der seinen einzigen Sohn zum Kreuzigen schickte! Doch mußte ich vorsichtig sein, dass mein Haß nicht durch meine Schriften aufschien, es mußte milder klingen, wie ein Bedauern. Als ich mich an diesen Weisungen und Prophetien berauschte, ließ mich der Musikprofessor rufen und lud mich für den Abend zu einem Konzert ein, wo ich die „Cheveux noire“ wiedersehen sollte. Glücklicherweise erhielt ich leicht die Erlaubnis zum Ausgehen. Ich hatte eine schöne Stimme und die Kirchenleute haben die Musik immer hochgehalten.
9. Kapitel
Michael mußte sich eingestehen, dass er zum ersten Mal verliebt war, dass er die Schwarzhaarige liebte. Er sah nur ein Heilmittel: einen immer größeren Eifer entwickeln für die Förderung der Sache des Proletariates. „Zu dieser Zeit begann ich meine große Schlacht des biblischen Dialogs. Es ging darum, die Katholiken zu einer emsigen Lektüre des Wortes Gottes anzuspornen und auf dem freien Examen, so wie es bei den Protestanten praktiziert wurde, bestand. Durch dieses fromme Mittel trieb ich also die Katholiken an, das päpstliche Joch abzuschütteln und wie die Protestanten sich zum Herrn über diese neue Generation zu machen. Indem ich den Protestanten diese Vorherrschaft einräumte, wollte ich sie zugleich schwächen, ohne dass ihr Stolz dies erraten konnte. Diese Schwächung geschah auf ganz natürliche Weise durch den Wetteifer zwischen den Sekten. Bei dieser Tätigkeit würden die Katholiken nicht die Rolle des Schiedsrichters spielen können, denn sie waren beschäftigt durch den Wunsch, sich selbst zu reformieren. Es war ein Kinderspiel, sie davon zu überzeugen, dass sie zugleich eine Rückkehr zu den Quellen und eine eklatante Modernisierung durchführen sollten. Ich suggerierte also, dass der Eifer, uns eine gute Bibelübersetzung in allen Sprachen und in einem wirklich modernen Stil zu geben, nicht einschlafen dürfe. Auch hier konnte ich einen lebhaften Wetteifer feststellen. Ich spreche nicht vom finanziellen Aspekt dieser Probleme, der keineswegs der Wachsamkeit der Kirchenmänner entgangen ist.
Die Modernisierung des Wortes Gottes erlaubt oft eine Verdünnung der Intransigenz. Und das geschah auf ganz natürliche Weise. Jedesmal, wenn ein wenig gebräuchliches Wort aufscheint und mißverstanden werden kann, suche man es durch ein ganz einfaches zu ersetzen, selbstverständlich immer zum Nachteil des tieferes Sinnes. Wie könnte ich wagen, mich zu beklagen? Diese neuen Übersetzungen erleichtern außerdem die biblischen Dialoge, auf die ich große Hoffnung setzte. Denn diese werden damit endigen, die Männer der Kirche anderswohin zu schicken, ganz gleich wo, um den Laien die Freiheit zu lassen, sich endlich mündig zu zeigen. Ich pries daher die interkonfessionellen Bibeltreffen. Diese waren mein eigentlicher Zweck, um die Schwarzhaarige zu vergessen. Ich bereitete selbst mehrere Sitzungen von Bibeldialogen vor und unterstrich dabei gewisse Schlüsselprobleme. Einer meiner bevorzugten Dialoge betraf natürlich den Papst, denn er ist wirklich ein Hindernis für mich. - Ich bin dem sehr dankbar, der daran dachte, dass das Wort „prévaloir“ (mehr gelten, Oberhand behalten) dem modernen Menschen unverständlich geworden war und dass man es durch „pouvoir“ (können, vermögen) ersetzen könnte. Anstatt zu sagen: die Pforten der Hölle vermögen nichts gegen sie. Dies erleichtert meine biblischen Dialoge enorm, zumindest in den französisch sprechenden Ländern. Ich liebte es auch, meine Dialoge auf das Labyrinth des Alten Testamentes auszudehnen. Die Genesis allein schon würde genügen, um einen ehrlichen Menschen verrückt zu machen. Kurz nach meinem dritten Zusammentreffen mit der „Cheveux noire“ wurde Frankreich, ihr Vaterland, von Hitler besetzt. Bei dieser Gelegenheit schrieb ich einen schönen Brief an meine stolze Freundin und versuchte sie zu trösten. Gerne hätte ich sie auch zu meiner Mitarbeiterin gemacht. Vorläufig wagte ich nicht, das Glaubensproblem zu streifen, nicht einmal die Politischen. Die (wundertätige) Medaille, die sie bei dem Zusammentreffen trug, setzte eine ganze Welt zwischen sie und mich. Ich war wütend und sie bemerkte es. Wie sollte ich ihr erklären, dass ich sie nur für mich allein haben wollte und nicht mit dem Himmel teilen würde, und dass ich nicht heiraten könnte? Ich war an den katholischen Zölibat gekettet, um die Sache des Proletariates zu retten. Wenn sie mein Ideal hätte verstehen können, so wäre das wunderbar gewesen, aber ich wagte nicht, diese Probleme zu streifen. Auch dachte ich, ob sie nicht etwa heiraten wollte wie andere Mädchen auch. Ich verabschiedete mich also kühl und ohne Vereinbarung für ein nächstes Mal. Dann gingen wir auseinander. Im 10. Kapitel wird erwähnt, dass Michael von der „Cheveux noire“ einige Tage darauf einen Brief bekam, worauf es zu verschiedenen grundsätzlichen religiösen Gesprächen gekommen ist. Die Wiedergabe dieser Gespräche ist jedoch für diesen Rahmen überflüssig und kann daher wegbleiben.
10. Kapitel
Durch die Begegnung mit der Schwarzhaarigen war Michael auf die Marienverehrung in der katholischen Kirche gestoßen. Das Mädchen zeigte sich religiös bestens informiert. Michael blieb ihr manche Antwort schuldig. Das ärgerte ihn. Erbittert machte er sich ans Studium der Mariologie. Sie war ja auch kirchliche Lehre und er mußte informiert sein. Er schreibt: „Zu dieser Zeit ging ich mit allen Kräften daran, den marianischen Kult zu zerstören. Ich blieb dabei, dass die Katholiken und die Orthodoxen mit ihrer leidigen Marienverehrung die Protestanten herausfordern. Ich bemerkte, wie viel logischer und klüger die getrennten Brüder waren. Diese menschliche Kreatur Maria, von der wir fast nichts wissen, war ja beinahe mächtiger als Gott selbst. Ich führte ins Treffen, dass viele Protestanten glaubten, Maria habe nach Jesus noch andere Kinder gehabt. Außerdem propagierte ich die Unterdrückung des Rosenkranzes und der zahlreichen Mariensfeste. Selbstverständlich würden auch Medaillen, Bilder und Statuen fallen. Es sollte eine Totalzerstörung sein. Unterdessen wußte ich nicht, wie ich Lourdes, Fatima und andere wichtige Marienorte liquidieren sollte. Lourdes war eine schrecklich peinliche Sache, denn es war für die Protestanten eine offene Wunde. Niemals würde sich die universelle Kirche einwurzeln können, wenn sie so viele Wallfahrtsorte mitschleppen müßte. Es waren immerhin Millionen Menschen aller Rassen, die jedes Jahr dorthin wollten.
Ich ließ eine Spezialstudie über das Phänomen Lourdes machen, aber diese langwierige Arbeit nützte mir nicht viel. Ich wußte wohl, dass die Lüge in der Partei erlaubt war, wenn ein größerer Nutzen auf dem Spiele stand, aber ich wollte solide Arbeit leisten. Ich fühlte mich stärker als jene, die in der Partei ihre Zuflucht zur Lüge nahmen. Es reicht doch hin, wenn man den für die Wahrheit nützlichen Aspekt einer Sache klar herausarbeitete. Also verlegte ich mich einzig auf den Befehl Christi: „Liebet einander!“ Ich lenkte also die barmherzigen Blicke jeder Kirche auf die sogenannten herätischen Bekenntnisse. Wenn sie auf mich hörten, wurden sie zwangsläufig gegen die Apostel ungehorsam, was ihnen aber nicht bewußt war.Eine andere Schwierigkeit: Wenn man Maria entthronen wollte, mußte man so auch Weihnachten ausschalten. Und das ging nicht an, denn Weihnachten war auch für Ungläubige ein Fest der Freude geworden. Aber diese Leute wußten ja nicht, um was es ging. Man brauchte also nur zu sagen, dass der Friede und die Freude wünschenswert sind. Im übrigen genügt es, zu bemerken: Wenn Jesus nicht der Sohn Gottes war, so kommt auch seiner Mutter keinerlei Bedeutung zu. Man braucht nicht einmal jenen Namen zu kennen. Und wer wollte noch gerechterweise fortfahren, die Lehren Jesu zu bewundern, wenn es schon lächerlich war, die Kindheit dieses Jesus zu verehren? Es ist freilich zu bemerken, wenn schon die Protestanten nicht an die Jungfrauengeburt glaubten, dass doch die Mohammedaner dieses Dogma in ihren Koran aufgenommen haben. Das zwingt fast die Hälfte der Menschheit, diese Jungfrau zu verehren. Aber alles bestärkte meine Überzeugung, wenn man die Jungfräulichkeit Mariens leugnete, wäre es das beste Mittel, die Christen zu Schülern des Mannes auszubilden, der durchaus nicht Gott sein mußte. Wer sieht nicht, dass es besser ist, vor Gott, Jesus von Nazareth zu töten? Die Evangelien, die Episteln, das ganze Neue Testament werden so zum bloßen Menschenwort und dann kann jeder sich herausnehmen, was ihm taugt, er kann kritisieren, was ihm nicht passt und verneinen, was er übertrieben findet. Wenn im Orient die Ikonen die Träger der Marienverehrung sind, so ist es im Westen der Rosenkranz, der sehr populär ist. Diese Andacht ist radikal abzuschaffen, denn er allein bietet schon die Möglichkeit, den Glauben an den dreifaltigen Gott aufrecht zu erhalten und zu verbreiten. Darum muß man denen, die ihn beten, ein schlechtes Gewissen darüber beibringen. Das ist die Summe der Anweisungen, die ich in die ganze Welt hinaus gab, während in meinem Seminarzimmer die Wunderbare Medaille an der Wand hing, die mir die „Cheveux noire“ gegeben hatte. Am Samstag darauf war sie verreist. Sie hatte sich ausgerechnet auf eine marianische Wallfahrt begeben, offenbar um meine Bekehrung zu erflehen. Meine Wut und meine Heiterkeit waren gleich groß. Was wird aus einem Kommunisten, wenn er sich heimlich von einer Ikone oder Medaille terrorisieren ließe?
11. Kapitel
Nun beginnt Michael, an einem neuen Katechismus zu arbeiten, der für die neue universelle Kirche gedacht ist. Er arbeitete mit unerhörtem Eifer daran, denn er möchte die neue Pseudokirche noch erleben! Er schreibt: „Den Geist der Kinder zu formen, ist für jede Lehre, die sich selbst respektiert, eine Lebensnotwendigkeit. Schon den Kindern muß der Atheismus gelehrt werden. Gewisse Worte müssen endgültig aus dem Wortschatz verbannt werden. Darum ist es besser, einen ganz neuen Katechismus abzufassen, als jeden religiösen Unterricht zu unterdrücken. Das wird erst nach zwei bis drei Generationen möglich sein. Im Augenblick muß man mit dem Phänomen „Kirche“ noch rechnen und muß definieren: „Kirche ist die Vereinigung von brüderlichen Freunden aus der ganzen Welt.“ Dieser Katechismus wird also von der Freunschaft handeln, welche die alte christliche Liebe ablösen wird. Das Wort „charité“ (christliche Liebe) wird daraus absolut zu verbannen und durch „amour“ (Liebe allgemein) zu ersetzen sein. Dieses wird fest auf der Erde stehen und sie wird ein doppeltes Gesicht haben, ohne dass man es merken wird. Während ich diesen neuen Katechismus vorbereitete, notierte ich zugleich alles, was im gegenwärtigen Unterricht stufenweise abgeändert oder weggelassen werden sollte. Ich hatte dabei den heftigen Wunsch, meine Überzeugung mit der „Cheveux noire“ zu teilen. Wir kamen ins Gespräch. Ich erklärte ihr ruhig, dass z. B. ihr Glaube die Realpräsenz Christi in der Eucharistie in dem Maß bewirke, als ihre Glaubenskraft mitwirke, dass aber für den, der nichts glaubt, auch nichts geschehe. Sie wollte das nicht gelten lassen. Das wahre Ziel, das ich ihr sorgsam verheimlichte, war die Unterdrückung jedes Glaubens. Unterdessen mußte man sie über dieses Zwischenstadium führen. Ich erklärte ihr auch, dass überhaupt alles Religiöse nur durch den kreativen Glauben existiere, und es deshalb absurd sei, schon die Babies zu taufen, man solle besser die Volljährigkeit abwarten; schließlich würde eines Tages die Taufe als ein magischesr Akt erklärt und verboten werden.
Später erhielt ich die Erlaubnis zur Teilnahme an zwei Universitätskursen. Das ermöglichte mir, in diesem Milieu unterzutauchen, ohne sich als Seminarist zeigen zu müssen. Der Direktor erlaubte mir auch, in Zivil zu gehen, so oft ich es für nötig fand. Er schien mir sogar darin zuzustimmen, dass die Soutane ein Anachronismus sei. Wir stimmten darin überein, dass der moderne Priester ganz verschieden von seinen Vorgängern sein müsse. Man müsse mit der Zeit gehen. Mir schien die Kirche genug rückständig, es war leicht, zu beweisen, da sie sich seit dem Tridentinum nicht weiter gerührt habe. Es wäre also schnell die verlorene Zeit nachzuholen. Ich hatte schon drei Jahre Seminar hinter mir. Dann sollte ich selbst Professor werden, wahrscheinlich im Seminar. Das sind die Schlüsselstellungen in der Kirche, wo es möglich wird, langsam einen ganz neuen Klerus heranzubilden, der mit dem alten nur mehr den Namen gleich hatte. Mein Leben war klar vorgezeichnet und ich hatte keine anderen Wünsche.“
12. Kapitel
Michael geht nun daran, seinen Katechismus durchzuformen und zu feilen, damit er das große Werk seines Lebens werde, das ihm vorschwebte. Er schreibt: „Als ich an meinem neuen Katechismus arbeitete, den man Katechismus der Religion des Menschen betiteln könnte, merkte ich, dass es klüger wäre, eine Serie daraus zu machen, wobei ich jedesmal Änderungen und Einschränkungen berücksichtigen und die Leute daran gewöhnen könnte. Die erste Auflage sollte bescheidenerweise nur zwei Punkte im Symbolum der Apostel (das apostolische Glaubensbekenntnis) unterdrücken. Zuerst ist das Wort „katholisch“ durch das Wort „universell“ zu ersetzen, was schließlich das gleiche aussagt. Aber es ist doch wichtig, dass das Wort „katholisch“ nicht mehr die Ohren der Protestanten beleidigen und auch nicht mehr die Gläubigen des römischen Ritus reizen könnte, sich für Superchristen zu halten. Dann sei der Heiligenkult auf breiter Basis einzuschränken. Die Heiligen müßten vor Gott verschwinden, denn es ist viel leichter, Gott zu töten als seine Heiligen. Im Moment war ich dabei, zuerst jene auszumerzen, die nicht hinreichend beglaubigt waren, hernach all jene, welche sich nicht allzugroßer Beliebtheit erfreuten, und selbstverständlich auch jene, welche mitgeholfen hatten, die Reformation zu bekämpfen; denn im gegenwärtigen Zeitpunkt, wo man sich um die Einheit der Christen abmüht, sind diese nicht gerade eine Empfehlung. Später wird man dann mit Hinterlist und sehr diskret, viel mit Salbung und einigen Krokodilstränen die Rehabilitierung, noch später die Selig- und Heiligesprechung der größten Häretiker verlangen, insbesondere jener, welche einen brennenden und verzehrenden, ja explosiven Haß gegen die Kirche Roms zur Schau gestellt hatten. Zuerst müßte man einige Versuchsballons steigen lassen, z. B. Luther, und wenn die Katholiken darauf reagieren, d. h. sich nicht entrüsten würden, so könnte man von dieser Art Tätigkeit eine kleine Extratour spielen lassen, jedoch mit Vorsicht und Maßhaltung in regelmäßigen Zeitabständen, dann gedrängter. Dann das Gericht, den Himmel, das Fegfeuer und die Hölle leugnen. Viele sind ja geneigt, zu meinen, dass die Güte Gottes größer sei als jedes Verbrechen. Man braucht also nur auf dieser Güte zu beharren. Übrigens wird ein Gott, vor dem man keine Angst mehr hat, schnell in Vergessenheit geraten. So weit müßte man es bringen.
Noch etwas: die zehn Gebote Gottes kann man ja beibehalten, aber nicht die sechs Gebote der Kirche, sie sind doch so lächerlich. In bezug auf die Weglassung der Kirchengebote soll man daraus Nutzen schlagen für den mündig gewordenen Christen, der sehr wohl weiß, dass Gott zu groß ist, um sich damit zu beschäftigen und nachzuzusuchen, ob wir am Freitag Fleisch essen oder nicht. Was die jährliche Beichte betrifft, so wird es gut sein, sie durch eine gemeinsame Zeremonie zu ersetzen, wo ein Priester die häufigsten Vergehen gegen die ärmsten Klassen aufzählen wird, den gegen sie wird am meisten gesündigt. So muß man den Leuten sagen und sie von dieser Richtung ziehen und erziehen. Die Privatbeichte ist nur ein Zeitverlust. Ganz im Gegenteil aber wird die Zeremonie, wie ich sie mir vorstelle, die Seelen vervollkommnen und ausgezeichnete Früchte tragen. Dies alles erfordert einen gut durchgebildeten neuen Klerus. Was die verpflichtende Sonntagsmesse betrifft, muß man wohl festhalten, dass der moderne Mensch frische Luft und das Grün der Natur braucht, so dass es wünschenswert ist, wenn er am Samstag und Sonntag aufs Land gehen kann. So kann man jenen, die auf eine wöchentliche Sonntagsmesse noch Wert legen, erlauben, den Freitag dafür zu wählen. Jenen, die schon am Freitag fahren wollen, kann man ja gestatten, den Donnerstag zu wählen. Schließlich soll das gelten, was jeder nach seinem Gewissen verantworten kann. Diese von den Protestanten erfundene Methode, nur seinem Gewissen zu folgen, ist ganz ausgezeichnet. Sie läßt zu, dass man keine Befehle zu geben braucht, die gewisse Leute schockieren, und sie ersetzt diese Befehle durch verschiedene Einfälle, die eine freie Entscheidung erlauben. Selbstverständlich muß alles unterbunden werden, was das übernatürliche Leben und die Gnade betrifft. Das Gebet, ich meine die Sonntagsgebete, wird im Augenblick noch beibehalten. Doch muß man den Katholiken beibringen, dass sie wie die Prostestanden nicht das Latein, sondern die Vulgärsprache jedes Landes gebrauchen. Auf diese liebenswürdige Art wird man uns vierhundert Jahre Arroganz verzeihen. Wenn diese neuen Übersetzungen den frömmeren Katholiken mißfallen werden, und das ist ja vorauszusehen, so kann uns das nur recht sein. Dann kommen die sieben Sakramente daran, die alle zu revidieren sind, umsomehr als die Protestanten nur zwei haben. Alle Christen, wie immer sie sich bezeichnen mögen, haben die Taufe bewahrt. Aber was mich angeht, ist gerade sie das Sakrament, das ich zuerst verschwinden lassen möchte. Das schien mir relativ leicht, denn es ist - wie soll ich sagen – ein kindliches Sakrament, fast so kindlich und einfach wie das Kreuzzeichen und das Weihwasser. Ich begann mit einer unabdingbaren Forderung: dieses Sakrament nur für Erwachsene zuzulassen und zwar nur für jene, die glauben, ohne Taufe nicht auskommen zu können. Was könnte auch ein intelligenter Mensch aus dieser Formel schon entnehmen? Ich selbst wußte schon nicht, wo ich das alles hernehme, was ich erfand, aber ich bin eben ein Genie! Ich fühlte, dass es mir aus allen Poren dringe. Man muß also absolut die Idee auslöschen, dass die Taufe die Erbsünde tilge, denn diese ist eine rein literarische Erfindung; die Geschichte von Adam und Eva wird nurmehr unter Gelächter erzählt werden können. Man wird dann sagen, die Taufe sei ein Zeichen der Zugehörigkeit zum universellen Christentum (nicht katholischem!) Dass sie jedermann spenden kann, das geht noch an, aber besser ist noch, wenn man hinzufügt, dass sich jedermann ihrer auch enthalten kann, und die Gelegenheit nützen, die heiligen Seelen besingen zu lassen, die in nichtchristlichen Religionen leben und doch heilig geworden sind. Das gibt ein belastendes Gewissen; ausgezeichnet!
Selbstverständlich ist das Sakrament der Firmung, das den Heiligen Geist spenden soll, und nur von einem Bischof gespendet werden darf, energisch zu verhindern. Diese Handlungsweise wird es zulassen, das Dogma der Trinität anzugreifen, indem man sagen wird, es beleidige die Juden und Moslems und einige der jüngsten protestantischen Sekten. Dann wird es nicht mehr nötig sein, am Gründonnerstag das heilige Chrisam herzustellen. All dies würde zuviel nach Magie riechen. Man muß suggerieren, dass der Glaube sehr wohl von jeglicher Zeremonie und anderen äußeren Zeichen absehen könne, und dass dies viel edler aussehen würde. Sehr hervorzuheben sind auch die Tugenden, welche man bei den Heiden finden kann, bei den Juden und bei den Moslems und vor allem bei den Freimaurern und Kommunisten. Ich habe bemerkt; dass ein Katholik sich oft geniert, mehr Heilige zu haben als die anderen.
Was das Sakrament der Buße betrifft, so wird man es durch eine Gemeinschaftszeremonie ersetzen müssen. Diese wird nur eine Gewissensprüfung sein, welche durch einen dazu vorgesehenen Priester geleitet wird, dann folgt eine Generalabsolution, wie in den protestantischen Kirchen. Die modernen Priester werden dann von den endlosen Beichtstunden und der Last, die sie erfordern, enthoben sein. Indem ich das niederschreibe, muß ich an meine unglücklichen Seminarprofessoren denken, die zur Stunde alle schon dahingeschieden sind. Jeder trug bis zu seinem Tode, vor seinem Gott allein, das unselige Wissen mit sich, welche Gefahr ich noch für die Zukunft der Kirche sein werde. Diese Gemeinschaftsbeichten sollen im Jahre zweimal, zu Ostern und zu Weihnachten, stattfinden. Einige junge Priester aber werden eigens dazu herangezogen, die Menge durch eine solide sozialistische Ausbildung zu beherrschen. Denn es wird sich darum handeln; die Geister durch ein detailliertes Examen (Gehirnwäsche) über die sozialen Sünden dem Marxismus entgegen zuführen. Die Reuemotive werden einzig und allein der Mangel an Gerechtigkeit gegenüber dem anderen sein. Man muß doch darauf hinweisen, dass der Christ eben ein Mensch ist, der Vertrauen zum Mitmenschen hat. Jeder wird sich dann die Frage stellen: können die anderen auch Vertrauen zu mir haben? Gott wird bei dieser Zeremonie, die nicht mehr die Bezeichnung „Sakrament“ führen wird, einfach mit schweigen übergangen werden. (Das Wort „Sakrament“ ist auch so ein Wort, das aus dem Wörterbuch verschwinden muß). Wohlverstanden: man wird überhaupt nicht mehr von Nachlassung sprechen (indulgence); übrigens weiß niemand die genaue Erklärung dieses Wortes: In Bezug auf das Sakrament der letzten Ölung muß man einen anderen Namen finden. Seit Beginn unserer Reform war man schon nicht imstande, es einfach wegzulassen. Da es die Schwerkranken betrifft, würde eine solche Maßnahme nicht populä sein, aber man muß dafür sorgen, dass Wörter: wie „ewiges Leben, Gericht, Paradies, Fegfeuer oder Hölle“ wegbleiben, und nur der Wunsch nach Heilung in den Vordergrund tritt. In der Praxis aber wird man sagen, dass der Arzt keinen Priester brauche, der ihm beim Heilen helfen müßte. Ich würde überhaupt die Bezeichnung „Krankensalbung“ wählen, um zu verhindern, dass der Gedanke an ein ewiges Leben auftauche und deshalb auch den Kranken leichter spenden lassen.
Übrigens mache ich mir keine Sorgen über all das, denn die Sakramente werden eines Tages alle sehr leicht verschwunden sein. Die Leute werden nämlich keine Zeit mehr dazu haben. Das Sakrament der Priesterweihe aber, das die Macht vermittelt, kirchliche Funktiionen auszuüben, muß bleiben, das ist klar. In unserer universellen Kirche brauchen wir ja auch Priester, welche die Verkünder der gesunden Soziallehre sein werden. Sie werden die Feste festsetzen, bei denen sie sich der Folklore bedienen werden, denn das Volk braucht so etwas. Aber die Feste werden gänzlich nur für die Menschen da sein, ohne jede Ehrenbezeichnung für irgend einen Gott. Die Ehe ist auch kein unnützes Sakrament, doch unter der Bedingung, dass sie ein Familienfest und kein Sakrament ist. Man muß diese Gebräuche, die in manchen rückständigen Ländern vorherrschen, wo noch die katholische Ehe als die einzige gültige Eheform gilt, hinwegfegen. Nur die Zivilehe darf gefördert werden, so kann diese Kirche mit nur sehr kleinem Autoritätsbereich auch die Scheidung und die Wiederverheiratung Geschiedener nicht mehr untersagen. Ich weiß wohl, dass Jesus von Nazareth in dem Sinn, wie die Kirche lehrt, gesprochen und gelebt hat. Aber ich habe schon gesagt, dass man zwischen seiner Lehre und dem, was sich für den modernen Menschen schickt, wählen muß. Die Unauflöslichkeit der Ehe ist eine Forderung, die das Glück des Menschen mißachtet und jene, die vom Wohlergehen des Kindes sprechen, wissen nicht, dass das Kind viel besser aufgehoben ist, wenn es dem Staat gehört. Selbstverständlich ist das Sakrament der Ehe den Priestern, die es verlangen, nicht zu verweigern. So wird auch das Sakrament der Priesterweihe den Frauen nicht vorenthalten.
13. Kapitel
In seinen Gedanken baut Michael nun die antichristliche Pseudokirche weiter aus. Nicht Gott, sondern dem Menschen soll Lob und Ehre gesungen werden. Er schreibt: „Bevor ich an ein vertieftes Studium des Sakramentes der Eucharistie schritt, schickte ich meine Arbeit der „Cheveux noir“. Es kam keine Antwort. Eines Tages traf ich sie in den Gängen der Universität. Sie studierte alte Kunst. Sie teilte mir mit, dass sie eine Antwort auf meinen Brief und meine Katechismuspläne vorbereite. Unterdessen arbeitete ich weiter an meinen Abhandlungen über die Eucharistie. Ich wollte an den Kopf dieser Arbeit die wahre Definition über die Eucharistie setzen, nämlich jene, welche die Katholiken für richtig halten. Bei der Frage, was ist die Eucharistie, wird jedes katholische Kind antworten: Die Eucharistie ist ein Sakrament, welches wahrhaft und wesentlich den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Jesu Christi unter den Gestalten von Brot und Wein enthält. Also nur das! Es hieß ernsthaft arbeiten! Nicht dass dieser Glaube nicht bekämpft werden könnte, aber es heißt vorsichtig sein und nicht gleich einen Frontalangriff unternehmen. Die sogenannte wahre Gegenwart Christi unter den Gestalten von Brot und Wein muß angegriffen werden, vielleicht nur eine kleine Verdrehung. Wenn man sie geradewegs angreift, würden die Katholiken revoltieren. Nichts wäre gefährlicher, denn es ist bekannt, dass die Verfolgung den Glauben fördert. Es galt also, den Ausdruck „wahre Gegenwart“ mit Stillschweigen zu übergehen, nichts Auffallendes einfügen, was die Überzeugung zerstören oder bedeutungslos erscheinen lassen könnte. Zuerst ist es also notwendig, die Worte der Meßtexte vollkommen zu reformieren, und es wäre sogar gut, den Gebrauch des Wortes „Messe“ selbst zu unterdrücken und es entweder durch „Mahl“ oder „Eucharistie“ zu ersetzen. Die Erneuerung der Messe soll die Wichtigkeit dessen, was sie Konsekration nennen, herabsetzen und auch die Kommunion soll einen viel banaleren Anschein bekommen. Das wird eine langwierige Arbeit geben, bei der kein Detail vernachlässigt werden darf. Also um anzufangen: es muß gleich festgehalten werden, dass der opfernde Priester dem Volk den Rücken zukehrt und direkt zu einem unsichtbaren Gott zu sprechen scheint, einem Gott, der durch ein großes Kruzifix repräsentiert wird, das der Priester vor sich hat. Dieser Priester ist also zugleich der Auserwählte Gottes und der Vertreter der Menge, welche ihn sieht. Er erweckt also den Eindruck von Macht, gleichzeitig aber von Trennung und Scheidung. Man muß also durchblicken lassen, dass die Pfarrangehörigen sich ein wenig verloren und isoliert, ein wenig verlassen vorkommen und dass sie sehr glücklich wären, wenn der Priester sich ihnen nähern würde. Wenn diese Idee gefestigt sein wird, bieten wir die Möglichkeit an, den erhabenen Altar aufzugeben und ihn durch einen absolut nackten Tisch zu ersetzen, wo der Priester von Angesicht zu Angesicht des Volkes stehen wird. (Volksaltar)!
Mehr noch: Der Meßteil, der sich hauptsächlich auf die Eucharistie bezieht, soll verkürzt werden, während der Teil, der das Wort Gottes lehrt, verlängert werden soll. Es ist ja bekannt, dass die Katholiken von einer aufreizenden Unwissenheit in Bezug auf die Bibel sind. Daher wird ihnen diese Änderung bei der Messe ganz legitim erscheinen. Ich sage nicht, dass sie glücklich sein werden bei so langen Bibelauszügen; den meistens verstehen sie ohnehin nichts davon, aber es ist auch nicht notwendig, dass sie es verstehen. Alle Meßtexte werden sorgfältig verglichen werden mit den der Anglikaner und Lutheraner, um einen einheitlichen Text zu gewinnen. Wer sieht nicht den ungeheuren Vorteil, der in einem solchen Verfahren liegt, das den Worten eine ganz entgegengesetzte Bedeutung gibt? Die Einheit der Geister wird also aus der Mehrdeutigkeit entstehen. Es gibt keine andere Alternative: Bekehrung oder Pluralismus! Ich wähle diesen Umweg, um erklären zu können, dass diese Gegenwart nur soweit existiert, als man daran glaubt. So werden sie sich als die Schöpfer ihrer Religion fühlen und die Intelligentesten unter ihnen werden daraus die Konsequenzen zu ziehen wissen und auf sich nehmen. Um den Begriff „wahre Gegenwart Christi“ noch zu verdünnen, muß man auf jedes Dekorum verzichten: also keine reichbestickten Gewänder mehr, keine Kirchenmusik, besonders keinen „Gregorianischen Gesang“, dafür aber eine Musik im Jazstil, keine Kreuzzeichen, keine Kniebeugen, keine würdige und ernste Haltung mehr.
Mehr noch: den Gläubigen soll das Knien entwöhnt werden und beim Kommunionempfang soll es absolut verboten sein. Schnell wird man auch die Handkommunion einführen. Dann hat nichts mehr einen geheiligten Charakter, alles ist ausgelöscht. Es wird noch gut sein, bei einigen schon vorher Bezeichneten, die Kommunion unter beiden Gestalten empfangen zu lassen, dann werden die anderen, die keinen Wein bekommen, schrecklich eifersüchtig sein und werden versuchen, alles aufzugeben, was wünschenswert wäre. Und noch etwas: Es wird sehr empfohlen werden, keine Wochentagsmesse mehr zu lesen, denn die moderne Welt hat ohnehin keine Zeit dazu. Eine andere ausgezeichnete Methode wird die sein, Hausmessen zu lesen, just vor oder nach der gemeinsamen Mahlzeit. Bei dieser Gelegenheit wird der Hausvater und die Hausmutter das Sakrament der Priesterweihe empfangen. Wer sieht nicht bei einer solchen Methode den Vorteil des Verschwindens des ortsgebundenen Kultes? Um den Kult zu entsakralisieren, wird der Priester aufgefordert werden, die ganze Messe in der Vulgärsprache zu lesen und besonders die Konsekrationsworte nur wie eine Erzählung herzusagen, was sie ja auch wirklich sind. Er soll insbesondere nicht die Worte aussprechen: „das ist mein Leib, das ist mein Blut“, wie wenn er wirklich den Platz Christi einnähme, der sie aussprach. Dass doch jeder begreife, dass es sich hier wirklich nur um eine Erzählung handelt! Mit umso weniger Recht wird auch nur die Rede von einem Opfer sein, d. h. von einem unblutigen Meßopfer, das erneuerte Kreuzesopfer. Kein Protestant akzeptiert diese Formel! Die Messe soll einzig und allein nur ein gemeinsames Mahl für das größte Gut der menschlichen Verbrüderung sein.
Übrigens, wenn die universelle Kirche einmal bestehen wird, wird die Messe keine Existenzberechtigung mehr haben, sie wird dann nur in ganz übertrieben katholischen Familien noch gelesen werden. Mit dieser Gattung muß man natürlich auch rechnen. Aber gerade dadurch, dass sie auf das Haus beschränkt bleiben muß, wird sie inoffensiv bleiben. Die Meßgebete werden also aufs äußerste vereinfacht und sehr schnell wird dazu die Bewilligung gegeben werden; nur drei Gebete werden gebraucht: das Offertorium, die Konsekration und die Kommunion. Wenn es uns aber gelungen sein wird, ganz verschiedene, vereinfachte und vermenschlichte Texte vorzulegen, soll man dann auch für die Erziehung künftiger Generationen sorgen und bestimmte Gebete aus der Messe Pius des V. festhalten, die dazu beitragen werden, die Menge im ungewissen zu lassen. Ein solcher Mischstil schafft den nötigen Obskurantismus. So ist z. B. das Offertorium ein Muster solcher Art. Da es sich um das Anbieten von Brot und Wein handelt, scheint es mir gerechtfertigt, zu sagen: „Wir bringen hier dieses Brot von Menschenhand gemacht und das auch zur Ernährung der Menschen dienen soll. Auf jeden Fall sollen Wörter, die diese Zeremonie als etwas Geheiligtes darstellen soll, wegbleiben. Hier ein Beispiel: in der alten Messe wurde immer gesagt: „Jesus nahm Brot in seine heiligen und ehrwürdigen Hände“. Die Worte „heilig und ehrwürdig“ müssen verschwinden aus unserem Sprachgebrauch; man spricht nicht von „heiligen und ehrwürdigen Händen“, sondern man wird einfach sagen: „Er nahm das Brot, segnete es“, usw. Dies ist ein gutes Beispiel für den Geist, in welchem diese Arbeit abgefaßt sein soll. Was mich betrifft, so habe ich für den Augenblick nicht die Zeit, aber ich würde gerne eine oder mehrere Messen nach meinem Geschmack gestalten. Aber das ist eine Arbeit, die für Mönche taugt. Selbstverständlich wird es erlaubt sein, Psalmen. Gesänge, Ansprachen, usw. hinzuzufügen, wenn die Messe nur die drei Pflichtgebete umfaßt. Das mag jeder halten, wie er es will.
Da diese Messe nur mehr einen Mahlcharakter haben wird, so ist es wichtig, dass der Tisch groß genug ist, so dass er von zwölf Personen benützt werden kann. Ich habe es immer als lächerlich empfunden, wenn die Leute herkamen, um etwas zu essen, und sich dabei gegenseitig stören und stoßen. Man kann es doch nicht leugnen, dass es an der Kommunionbank ständig ein Stoßen und Drängen gibt. Also wird jede Kirche mit einem Tisch für 12 Personen versehen sein. Manche werden jetzt denken, dass beim Abendmahl doch 13 Personen waren. Da man aber vor dieser Zahl Angst hat, werden wir jene Formulierung akzeptieren, die Judas vor der Brotbrechung hinausgehen läßt. So kommt der Judas-Verrat ganz in Wegfall. All dies zeigt die Notwendigkeit, eine viel größere Anzahl von Priestern zu ordinieren. Das geht ganz leicht. Man braucht nur etwas guten Willen zu verlangen, ein bißchen gutes Benehmen, aber kein endloses Studium und auch keinen Zölibat. Indessen können jene, die die Kraft der Enthaltsamkeit nützen wollen, Mönche und Einsiedler werden, und jene, welche studieren wollen, werden Theologen. So wird es also mehrere Arten von Priestern geben. Der häufigste Typ aber wird der verheiratete sein, der seine Messe daheim bei jeder Mahlzeit lesen wird. Da die Messe nur mehr ein Mahl und kein Opfer sein wird, so stellt sie auch keinen Akt der Anbetung, sondern nur einen Akt der Verbrüderung dar. Sie wird keinen Dank mehr aussprechen für eingebildete Wohltaten und wird auch keine Versöhnung mehr anbieten, denn sie hat keine Sünden zu vergeben und wird überhaupt nichts verlangen oder erbitten im Geheimnis des Unbekannten, sondern alles nur vom Menschen. Die universelle Kirche wird also endlich ganz zur Ehre des Menschen da sein und sie wird ihre eigene Größe, ihre eigene Kraft und ihre eigene Vitalität loben und preisen! Sie wird ihre Rechte beweihräuchern und ihre Siege besingen. Im 14. Kapitel gibt Michael die Beendigung seiner Katechismusarbeit bekannt. Er erhält von der „Cheveux noire“ den angekündigten langen Brief, in welchem sie um seine Abkehr vom Kommunismus, insbesondere aber von seinem verwerflichen Vorhaben ringt. Es ist ein Zurückrufen in vollendeter Liebe und Sprache. Michael bleibt unbewegt. Gefühle? Er kennt keine. Er kennt nur seine harte Arbeit und er erfüllt sie.
14. Kapitel
Michael antwortet nicht mehr auf diesen Brief. Hier steht Apostel gegen Anti-Apostel, beide gleich zäh im Kampfe gegen und für Gott und seine Kirche. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges bereitet Michael eine Reihe von Angriffen gegen die Kirche vor, von denen er hofft, dass sie in 30 Jahren zum Sieg der antichristlichen Kirche (Pseudokirche) führen wird. Für 1974 setzt er den vollen Sieg an. In seinen Aufzeichnungen schreibt er weiter: „In diesem Jahr werde ich die Geburt dieser universellen Kirche feiern können. Mein Haß gegen alles Übernatürliche machte mich nicht nur genial, sondern gab mir fast unglaubliche Kräfte für meine doppelte Aufgabe. Denn man darf nicht vergessen, dass ich ja Theologie studierte und ausgezeichnete Noten hatte, in allem der Beste war, was mich lachen ließ und in der Überzeugung bestärkte, dass ein Gott, der sich nicht die Mühe gibt, seine wahren Gläubigen zu schützen, dass ein solcher Gott nicht existieren kann. Ich beschloß also, dieses Theater zu zerstören. Das Wort „übernatürlich“ beinhaltet alles, was der Mensch nicht verstehen kann. Ich wollte daher aus dem Neuen Testament alles ausmerzen, was nicht restlos erklärbar war. Da es unmöglich ist, auseinanderzuhalten, was er wirklich gesagt hat und was die Evangelisten hinzugefügt haben, so ist es am besten, alles, was die gesunde Vernunft abstößt, einen bloc (im ganzen) zu verwerfen. Die wichtigste Aufgabe für einen 100prozentigen Marxisten, wie ich einer war, schien mir zu sein, das Problem der Kindheit Jesu anzugreifen.
Mit glühender Überzeugung gab ich Weisungen heraus, welche die persönliche Freiheit jedes Menschen betreffen, die man ihm zubilligen muß, schon wenn er anfängt zu gehen und zu sprechen. Es ist wirklich ein Skandal, wenn sich Eltern das Recht anmaßen, ihre Kinder jeden Sonntag zum Gottesdienstbesuch zu zwingen und der Messe beizuwohnen. Es ist nicht weniger ein Skandal, wenn sie die Kinder in die Katechismusstunden einschreiben lassen, ohne sie um ihre Meinung zu fragen. Das hat zur Folge, dass diese armen Kinder glauben, auch dann zur Kommunion gehen zu müssen, wenn sie lieber spielen wollen. Und was soll man zur Taufe sagen, die ihnen schon in der Wiege aufgezwungen wird? Hier beginnt doch der noch größere Skandal! Ich empfehle eine Jugendinformation, in der Kirche, in der Schule, im Radio, die Kinder der ganzen Welt aufzuklären, dass sie das Recht hätten, zu ihren Eltern „nein“ zu sagen, wenn diese von ihnen Gehorsam verlangen und sie so zu kleinen Heuchlern erziehen. Glückselig der Tag, an dem Tausende von Kindern offen und freudig sagen werden: „Nein, ich bin kein Christ, ich glaube nicht an Gott und ich bin auch nicht so dumm und naiv wie meine Eltern, die schon alt sind und zu nichts nütze.“
In einigen Tagen mußte Michael in die Exerzitien gehen, denn er stand knapp vor der Priesterweihe. Er empfand seinen Beruf als Sklaverei und schreibt: „in Rom werde ich in das Getriebe der Ewigen Stadt kommen, wie man so sagt. Ich werde zermalmt werden, aber ich tröste mich in dem Gedanken, dass ich in Wirklichkeit ein Sandkorn bin, das die Maschine Kirche zum Stehen bringen sollte. Ja, ich würde sie so hemmen, dass sie niemals wieder repariert werden kann.
Ich trat also in die Exerzitien ein, um mich auf meine Weihe vorzubereiten. Sie würde mich zu einem Priester für alle Ewigkeit machen. Da ich an keine Ewigkeit glaubte, litt ich unter dieser Ansicht nicht. Das war ein böser Augenblick, wie bei einem Zahnarzt etwa...Der Tag brach an, wie die Schriftsteller sagen. Ich war ganz ruhig. Viele bemühten sich, mir an diesem Tag die Abwesenheit meiner Familie zu ersetzen. Jeder wollte mir etwas Liebes tun. Als ich in die Kapelle eintrat, war ich ein Muster an Bescheidenheit und Demut. Diese Tugenden sind leicht zu spielen, wenn ein geheimer Stolz alles trägt. Ich schritt dahin mit einem leicht gleitenden Schritt, die Augen gesenkt. Bald war alles vorbei. Der Rest des Tages verlief wie in einem schmerzlichen Nebel. Ich hatte nicht einmal den Wunsch, besonders fromm zu erscheinen und sanfte leise Stimmen zu vernehmen, die von meiner zukünftigen großen Heiligkeit flüsterten.
In den folgenden Tagen bereitete ich eine Reise nach den USA vor. Ich hatte die Absicht, einige der wichtigsten protestantischen Sekten zu studieren, um zu wissen, wie man sie lenken müsse.“
In diesen Tagen erfuhr Michael vom Eintritt der „Cheveux noire“ in den Karmel. Es brachte ihn etwas durcheinander und erinnerte ihn an seinen Schwur, alle Klöster der ganzen Welt, insbesondere die kontemplativen, aufzulassen. Unterdessen ging seine Arbeit weiter. Er schreibt: „Meine Arbeit ging zwar voran, doch in einem gewissen monotonen Rhythmus. Da kam die Kunde, es soll ein ökumenisches Konzil eröffnet werden. Da flammt mein Eifer neu und verstärkt auf.“ Nun wurden dafür verschiedene Schemata vorbereitet.
Hier enden die Aufzeichnungen „Michaels“
Schlußbemerkung der Autorin Maria Carré
Die beim verunglückten Michael gefundene Mappe enthält keine Schemata für das Vatikanum III, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass solche Texte existieren und studiert , verglichen und schärfer formuliert worden sind. Einige in einem kleinen Heft schnell hingeworfene Anmerkungen in russischer Sprache, die ich heimlich übersetzen ließ, lieferten mir noch kurze Angaben in Bezug auf künftige Projekte meines Verunglückten. Für Menschen wie Michael war das Vatikanum II nur ein Versuchsballon, von dem in den Geschichtsbüchern kaum etwas zu finden sein wird. Aber Vatikanum III wird die Verbindung von Christentum und Marxismus besiegeln und das Merkwürdige daran wird die Pluralität der religiösen Dogmen und die Intransigenz der sozialen Dogmen sein. Alle Religionen, die christlichen wie die nichtchristlichen, werden, da sie eine breite Vereinigung bilden, auf den gemeinsamen Nenner Magie gebracht worden sein.
Das Erstaunlichste ist, dass niemand nach den Papieren Michaels fragte, wenigstens nicht bis zum heutigen Tage. Aber er hatte unter einem falschen Namen einen Wagen gekauft und wahrscheinlich versäumt, irgendjemanden von seiner Fahrt zu informieren. Ich weiß nicht, wo die „Cheveux noire“ ist. Vielleicht betet sie in einem Karmel, wo die Schwester Priorin noch den alten Glauben haben wird. Vielleicht findet dieses Buch eines Tages seinen Weg in jenen Karmel. Möge die „Cheveux noire“ wissen, dass auch ich für „Michael“ bete!
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