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Er bricht den Eigenwillen, wie vielleicht kein anderer Ordenstifter es getan, und, wie der Geschichtsschreiber der heiligen Franziska von Chantal bemerkt, „bemächtigt er sich des gemeinschaftlichen Lebens wie einer unblutigen, aber sehr schmerzhaften Geißel und bringt daran Dornen an, welche sie bisher nicht gehabt hatte. | Er bricht den Eigenwillen, wie vielleicht kein anderer Ordenstifter es getan, und, wie der Geschichtsschreiber der heiligen Franziska von Chantal bemerkt, „bemächtigt er sich des gemeinschaftlichen Lebens wie einer unblutigen, aber sehr schmerzhaften Geißel und bringt daran Dornen an, welche sie bisher nicht gehabt hatte. | ||
Version vom 31. Mai 2024, 12:32 Uhr
Salesianerinnen
Heimsuchung oder Salesianerinnen
Nach seinen eigenen Worten hat der heilige Franz von Sales bei der Gründung der Heimsuchung „dem lieben Gott Schwestern des Gebetes, so innere Seelen geben wollen, dass sie würdig befunden werden, seiner unendlichen Majestät zu dienen und ihn im Geiste und in der Wahrheit anzubeten.“
Er hat sie „auf dem Kalvarienberge errichtet zum Dienste des gekreuzigten Jesus, nach dessen Beispiel die Schwestern ihre Sinne, ihre Neigungen, Leidenschaften, Einbildungen und Launen aus Liebe zum himmlischen Vater abtöten sollen.“
Der Dienst und die Liebe des gekreuzigten Jesus, des himmlischen Bräutigams, der Liebesdienst unsere Bräutigams, diese Worte kommen immer wieder in die Feder des heiligen Stifters; man fühlt, dass die Hauptsorge seines Herzens gewesen ist, dem Heilande Seelen zu geben, die für immer mit seinem Opfer der Liebe vereint seien, um die Früchte derselben zu empfangen und durch den Wohlgeruch ihrer Tugenden der Welt mitzuteilen.
Entsagung
Während die Mitglieder derjenigen großen Orden, welche die Kirche durch die Strenge ihrer Busse erbauen und erfreuen, aus ihrem Körper den Altar machen, auf welchem der Geist die Werke des Fleisches abzutöten.
Er bricht den Eigenwillen, wie vielleicht kein anderer Ordenstifter es getan, und, wie der Geschichtsschreiber der heiligen Franziska von Chantal bemerkt, „bemächtigt er sich des gemeinschaftlichen Lebens wie einer unblutigen, aber sehr schmerzhaften Geißel und bringt daran Dornen an, welche sie bisher nicht gehabt hatte.
Von 5 Uhr Morgens bis 10 Uhr Abends ist der Tag in eine Menge Übungen eingeteilt, welche in gedrängter Reihenfolge die Ordensfrau jeden Augenblick in den Akt des Gehorsams und der Entsagung versetzen. Diese fortwährende Entsagung wird noch verschärft durch die genaue Abhängigkeit einer jeden Schwester gegenüber der Oberin, an welche deshalb zweimal im Tage, und zwar am Ausgang der Erholung zur Verfügung derjenigen Schwestern stehen muß, welche irgend eine Erlaubnis zu verlangen haben. Zwei Erholungen täglich und häufiger Dienstverkehr sind nicht weniger geeignet, Gelegenheit zur Abtötung und zur Übung der Selbstverleugnung und des herzlichen Ertragens des Nächsten zu geben.
Übung zur Demut
Besonders aber in der Übung der Demut wollte der heilige Franz von Sales seine Schwestern hervorragen sehen, da „alle ihre Größe in ihrer Kleinheit und ihr Glanz darin besteht, dass sie keinen haben.“ Darum hat er ihnen vorgeschrieben, „Alles im Geiste tiefer, aufrichtiger Demut zu tun, sich im Bezug auf Ehre und Hochachtung gegenseitig zuvorzukommen, auf keine Rangverschiedenheit zu sehen, als auf die durch Los bestimmte“ zu Anfang eines jeden Jahres.
Losschälung
Dieser Zeitpunkt wird außerdem durch eine Erneuerung im Geiste der Losschälung und der Armut gekennzeichnet. Dann heißt es, nicht nur die Betten und Zellen, sondern auch die Medaillen, Kreuze, Bilder usw.“ wechseln, um mit größerer Freiheit und Unbefangenheit dem himmlischen Bräutigam folgen zu können.
Schweigen
Die Vereinigung mit diesem anbetungswürdigen Bräutigam wird erleichtert durch die Stunden des Stillschweigens, welche den größten Teil des Tages ausfüllen. Die Gewissenserforschung, die Betrachtung, die Verpflichtung, sich in beständiger Gegenwart Gottes zu erhalten.
Offizium
Aber die erste Übung der Anbetung, der Danksagung und des Lobes ist das göttliche Offizium. Das große Offizium wäre für die Mehrzahl und schwächeren Personen, denen der heilige Stifter sein Institut eröffnen wollte, eine Unmöglichkeit gewesen; er erreichte deshalb, dass an Stelle desselben das kleine Offizium der Mutter Gottes eingeführt wurde. Um dasselbe zu beten, brauchen die Schwestern an gewöhnlichen Tagen zwei und eine halbe und an Sonn- und denjenigen Feiertagen, an welchen nicht gearbeitet wird, drei und eine halbe Stunde. An diesen Tagen ist einer jeden freigestellt, Morgens und Nachmittags eine besondere Betrachtung zu machen.
Zweimal wöchentlich erneuert die Schwester von der Heimsuchung ihre Kräfte durch den Empfang des Bußsakramentes. Jedes Jahr endlich stellt eine Einsamkeit von zehn Tagen sie sich selbst und ihren Verpflichtungen gegenüber und gibt ihr Gelegenheit, sich Rechenschaft darüber abzulegen, ob ihr Leben in Übereinstimmung mit dem Gott gemachten Versprechen ist, „in einer Keuschheit, die ganz rein, in einer Armut, die von allem entblößt, in einem Gehorsam, der auf der vollständigen Verleugnung des eigenen Willens beruht, zu leben.“
Die Tagesordnung
Um 5 Uhr Aufstehen und sogleich eine Stunde Betrachtung, worauf die Prim gesungen wird.
Um 6 ¾ Uhr begibt sich die Schwester zur Arbeit in ihrer Zelle oder in ihrem Amte.
Um 8 Uhr Terz, Sext, die Heilige Messe, Non und Gewissenserforschung; sodann Arbeit unter Stillschweigen.
Um 10 Uhr Mittagessen und Erholung.
Um 12 Uhr Arbeit, Stillschweigen.
Um 2 Uhr Lesung, welche Jede einzeln nach Belieben im Chor, Garten oder in der Zelle machen kann.
Um 3 Uhr Vesper; sodann Zusammenkunft, wobei jede Schwester der Reihe nach über das berichten muß, was sie gelesen hat; die andern arbeiten still schweigend.
Um 5 Uhr Komplet, Betrachtung, dann eine freie Viertelstunde.
Um 6 Uhr Abendessen und Erholung.
Um 8 Uhr gemeinschaftliche Lesung oder geistliche Unterhaltung; großes Stillschweigen; Mette, Gewissenserforschung und Vorlesung der Betrachtungspunkte.
Um 10 Uhr müssen alle zu Bett sein.
Diese Lebensweise im Orden der Heimsuchung ist ein Leben ganz der Demut und Sanftmut, „einer tiefen Demut gegen Gott und einer großen Sanftmut gegen den Nächsten.
zu den klösterlichen Gemeinschaften
Franziskaner, Benediktiner, Karthaeuser, Trappisten , Karmeliterinnen, Klarissinnen, Salesianerinnen.
Quelle
Das dreifache Reich Gottes Impr. 1911