Albert: Unterschied zwischen den Versionen
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Das heilige Grab bewachen die ehrwürdigen Väter Franziskaner, die man daher auch Wächter des heiligen Grabes heißt, Tag und Nacht. In ihr armes Kloster nehmen sie gastfreundlich alle Pilger auf, waschen ihnen die Füße, reichen ihnen Nahrung und suchen sie gegen die Misshandlungen der Türken zu beschützen. Die Schlüssel zur heil. Grabkirche hat der türkische Statthalter in den Händen; wer das heil. Grab besuchen will, muss eine Abgabe an Geld zahlen. Da die Türken ungemein habsüchtig sind, so haben die armen Franziskaner-Väter, die bloß von Almosen leben, viel zu leiden. Sie müssen oft, um den Quälereien der Türken zu entgehen, große Summen Geldes zahlen. | Das heilige Grab bewachen die ehrwürdigen Väter [[Franziskaner]], die man daher auch Wächter des heiligen Grabes heißt, Tag und Nacht. In ihr armes Kloster nehmen sie gastfreundlich alle Pilger auf, waschen ihnen die Füße, reichen ihnen Nahrung und suchen sie gegen die Misshandlungen der Türken zu beschützen. Die Schlüssel zur heil. Grabkirche hat der türkische Statthalter in den Händen; wer das heil. Grab besuchen will, muss eine Abgabe an Geld zahlen. Da die Türken ungemein habsüchtig sind, so haben die armen Franziskaner-Väter, die bloß von Almosen leben, viel zu leiden. Sie müssen oft, um den Quälereien der Türken zu entgehen, große Summen Geldes zahlen. | ||
Da in vielen katholischen Ländern für diese frommen Väter Almosen gesammelt wird, so könntest du auch, lieber Leser, dein Scherflein beitragen; es wäre gewiss gut angewendet. Da du aber keine Gelegenheit hast, nach Jerusalem zu pilgern, um dort die heiligen Orte zu besuchen, so verrichte dafür die heilige Kreuzwegandacht und stelle dir dabei vor, als befändest du dich am Orte selbst, wo dein Jesus so viel für dich gelitten hat. Die Betrachtung des Leidens des Herrn ist eine Arznei für die Wunden der Seele, ein Feuer, woran du dein Herz zur Liebe Jesu entzünden kannst! | Da in vielen katholischen Ländern für diese frommen Väter Almosen gesammelt wird, so könntest du auch, lieber Leser, dein Scherflein beitragen; es wäre gewiss gut angewendet. Da du aber keine Gelegenheit hast, nach Jerusalem zu pilgern, um dort die heiligen Orte zu besuchen, so verrichte dafür die heilige Kreuzwegandacht und stelle dir dabei vor, als befändest du dich am Orte selbst, wo dein Jesus so viel für dich gelitten hat. Die Betrachtung des Leidens des Herrn ist eine Arznei für die Wunden der Seele, ein Feuer, woran du dein Herz zur Liebe Jesu entzünden kannst! |
Version vom 31. Mai 2010, 10:56 Uhr
Der heilige Albert, Patriarch von Jerusalem, Martyrer
Jahr: 1214
Festtage
Fest (trid. Kalender): 8. April
Fest (neuer Kalender): 14. September
Das Leben der Christen in Jerusalem
Im Jahre 71 nach Christi Geburt wurde die Stadt Jerusalem mit ihrem prächtigen Tempel von dem römischen Feldherrn Titus gänzlich zerstört, so dass keine Spur einer Wohnung mehr übrig blieb. Flüchtige Juden, unter denen sich auch Christen befanden, kehrten allmählig dahin zurück und erbauten sich einzelne Wohnungen. Unter Kaiser Hadrian aber entstand wieder ein Aufruhr der Juden in Palästina und nun verbot der Kaiser den Juden, sich je wieder in Jerusalem sehen zu lassen, und erbaute dann eine neue Stadt, aber nicht mehr an dem Platze, wo das alte Jerusalem stand; zugleich ließ er auf dem Kalvarienberg der Venus, und an dem Orte, wo das heilige Grab Christi war, dem Götzen Jupiter einen Tempel bauen, um diese heiligen Orte den Christen unzugänglich zu machen. Dies dauerte über 150 Jahre, da stürzte unter Kaiser Konstantin, der ein Christ wurde, das Heidentum zusammen, und die Mutter dieses frommen Kaisers, Helena mit Namen, ließ das heilige Kreuz aufsuchen und als sie es gefunden, auf dem Kalvarienberg eine prächtige Kirche, die heilige Kreuzkirche genannt, bauen; dasselbe tat ihr frommer Sohn Konstantin, der über dem Grabe Christi die schönste Kirche aufführen ließ. Jetzt konnten die Christen ungehindert die heiligen Orte, wo Christus gelitten und starb, besuchen und verehren. Fromme, heilige Bischöfe hatten seit dieser Zeit in Jerusalem ihren Sitz, und im Jahre 451 wurde der Bischofssitz zum Patriarchate erhoben, welche Würde für die Bischöfe außer der päpstlichen, die höchste war und noch ist. Hunderttausende von Pilgern zogen jährlich aus allen Ländern der Welt zum heiligen Grabe des Erlösers nach Jerusalem, wo alle Anstalten zu ihrer Aufnahme und Verpflegung getroffen waren. Dies dauerte bis zum Jahre 638, wo die Araber, die geschworenen Feinde des Christentums, unter ihrem Oberherrn Omar die Stadt Jerusalem eroberten. Jedoch auch jetzt durften die Christen gegen Erlegung einer Abgabe an Geld die heiligen Orte noch besuchen. Als aber im Jahre 1073 die Türken die heilige Stadt in ihre Gewalt bekamen, da wurden die heiligen Orte schändlich entweiht, und die Christen selbst wurden auf das Schrecklichste misshandelt. Nur durch große Summen Geldes und unter vielen Drangsalen konnten die Pilger in die Stadt dringen, um am Grabe Christi zu beten und zu weinen. Da suchte ein frommer Einsiedler, Peter von Amiens, der im gelobten Lande lebte, Hilfe bei den Christen des Abendlandes, namentlich in Frankreich, Italien und Deutschland. Durch seine feurigen Predigten entflammte er aller Herzen. Unter dem Rufe: „Gott will es“, wollten Alle, Hohe und Niedere, Geistliche und Weltliche nach Jerusalem ziehen, um den Ungläubigen das heilige Grab zu entreißen, und zum Zeichen dessen hefteten sie sich ein Kreuz auf die rechte Schulter und nannten sich Kreuzfahrer. Unter diesen befand sich ein tapferer, frommer Herzog, Gottfried von Bouillon genannt. Mit einem Kriegsheere von 80 000 auserlesenen Kriegern zog er im Jahre 1096 nach Jerusalem und nach drei Jahren eroberte er wirklich die heilige Stadt und bekam so das heilige Grab in seine Gewalt. Der Sitz des Patriarchen wurde wiederhergestellt und die Christen konnten nun die heiligen Orte wieder besuchen, und dort ihre Andacht verrichten. 85 Jahre hatten die kathholischen Christen das heilige Grab im Besitz, und verwalteten die Patriarchen von Jerusalem ihr heiliges Hirtenamt. Aber im Jahre 1185 eroberten die Türken Jerusalem wieder, der Patriarch Monako musste sich flüchten und die Christen waren wieder allen Drangsalen ausgesetzt. Monako starb in der Stadt Akre, wohin er sich geflüchtet hatte, und die Christen, welche im heiligen Lande und in der Umgebung lebten, hatten keinen Oberhirten mehr. Sie wurden von den Türken verachtet und auf das Härteste gedrückt. Nur um ungeheuere Geldsummen konnten sie sich den Besitz der heiligen Orte von den Türken erkaufen.
Albert, Bischof von Vercelli
In dieser Not warfen die armen Christen in Jerusalem ihr Auge auf den Bischof von Vercelli, Albert. Sie hatten von seinem heiligen Leben gehört und wählten ihn nun zu ihrem Patriarchen. Albert wurde zu Parma von edlen Eltern geboren; in aller Gottesfurcht erzogen, trat er als Jüngling in ein Kloster, wo er wegen seiner Demut, seines Gehorsams und seines liebevollen Betragens von den Brüdern so geliebt wurde, dass sie ihn zum Prior wählten. Der Ruf von seinen Tugenden verbreitete sich immer mehr, und deshalb wählte ihn denn die Geistlichkeit von Vercelli zum Bischof. Albert weigerte sich, diese Würde anzunehmen, der Papst musste ihn dazu zwingen.
Albert, neuer Patriarch von Jerusalem
Zwanzig Jahre leitete er wie ein treuer Hirt und guter Vater seine Herde, als ihn die Christen von Jerusalem zum Patriarchen wählten. Diesmal aber weigerte sich Albert nicht, diese Würde anzunehmen, denn er hatte gehört, dass er in derselben für Jesus recht viel leiden, und wohl gar für ihn des Martertodes sterben könnte. Er bestieg daher ein Schiff und fuhr nach Akre, wo der verstorbene Patriarch von Jerusalem seinen Sitz aufgeschlagen hatte. Kaum war er dort angekommen, so erkundigte er sich genau um den Zustand der Christen im heiligen Lande. Er hörte nur von Not und Elend, von Verfolgung und Trübsal, womit die Türken die armen Christen quälten, und viele sogar zum Abfall brachten. Aber der heilige Albert verzagte nicht; im Vertrauen auf den Beistand Jesu reiste er im Lande herum, tröstete, ermunterte und stärkte die Gläubigen, und führte viele Abgefallene wieder zum Glauben zurück. Er wurde von den Türken verfolgt und misshandelt; sein Leben war ein fortdauerndes Martertum, allein er verlor niemals den Mut. Die Christen liebten ihn wie ihren Vater und selbst die Türken mussten ihn endlich wegen seiner Heiligkeit achten.
Ermordung Alberts
Acht Jahre hatte der Heilige sein heiliges, dornenvolles Amt verwaltet, da wurde er am Feste der Kreuzerhöhung, während er am Altare stand, meuchlings ermordert im Jahre 1214. Der Mörder verübte die Greueltat aus Rache; er war nämlich ein lasterhafter Mensch, wurde deshalb von dem heiligen Patriarchen öfters ermahnt, und endlich, weil er nichts fruchtete, mit dem Kirchenbanne bedroht. Die Christen, besonders aber die Karmeliten, denen er eine neue Ordensregel vorschrieb, beweinten bitterlich seinen Tod.
Darstellung Alberts
Er wird abgebildet in bischöflicher Kleidung mit einem Palmzweig in der Hand, und einem Sperr, womit er erstochen wurde.
Die heilige Grabkirche und das heilige Grab zu Jerusalem
Die Kirche des heiligen Grabes, wo der heilige Albert so oft zu Jesus, dem göttlichen Heilande, um Erbarmen und Hilfe für seine Herde gefleht, so er so oft die Leiden und den Tod des Heilandes betrachtete und beweinte, wo schon Millionen von frommen, bußfertigen Pilgern Vergebung ihrer Sünden, Trost und Ruhe gefunden, diese heilige Kirche ist ein sehr großes Gebäude und umfasst jetzt das heilige Grab des Erlösers selbst, die Spitze des Kalvarienberges, wo Jesus gekreuzigt wurde und noch mehrere andere heilige Orte. Im Jahre 1808 brannte sie gänzlich nieder, aber die heiligen Orte wurden wunderbar erhalten, auch wurde die Kirche wieder prachtvoll auferbaut.
Das heilige Grab selbst, wo Jesu Leichnam geruht, besitzen die Katholiken. Es ist in Felsen gehauen und ist 6 Schuh lang, 3 breit und 2 ½ hoch, es ist mit schönem Marmor überzogen und bildet einen Altar, worauf die ehrwürdigen Väter Franziskaner täglich die heilige Messe lesen; über dem Grabe ist eine Kapelle erbaut, welche Tag und Nacht von 50 kostbaren Lampen erleuchtet wird. Rechts vom Eingange der Kirche ist der Gipfel des Kalvarienberges und der Ort, wo das Kreuz des Herrn gestanden; die Stelle bedeckt ein Altar. Nicht weit davon ist der Felsen, der sich beim Tode des Heilandes gespalten hat; in einiger Entfernung davon befindet sich der Ort, wo Jesus an das Kreuz genagelt, und der Stein, wo der Leichnam des göttlichen Heilandes von der Grablegung gewaschen und gesalbt wurde. Es befindet sich auch in der heiligen Grabkirche der Ort, wo die Kaiserin Helena das Kreuz gefunden, wo die Soldaten die Kleider des Heilandes geteilt, wo Jesus seiner heil. Mutter und der Engel den heiligen Frauen erschienen ist, sowie ein Teil der Säule, an welche Jesus gebunden war und gegeißelt wurde. Nicht alle heiligen Orte gehören den Katholiken; es besitzen solche auch die Griechen und Armenier.
Wächter des heiligen Grabes
Das heilige Grab bewachen die ehrwürdigen Väter Franziskaner, die man daher auch Wächter des heiligen Grabes heißt, Tag und Nacht. In ihr armes Kloster nehmen sie gastfreundlich alle Pilger auf, waschen ihnen die Füße, reichen ihnen Nahrung und suchen sie gegen die Misshandlungen der Türken zu beschützen. Die Schlüssel zur heil. Grabkirche hat der türkische Statthalter in den Händen; wer das heil. Grab besuchen will, muss eine Abgabe an Geld zahlen. Da die Türken ungemein habsüchtig sind, so haben die armen Franziskaner-Väter, die bloß von Almosen leben, viel zu leiden. Sie müssen oft, um den Quälereien der Türken zu entgehen, große Summen Geldes zahlen.
Da in vielen katholischen Ländern für diese frommen Väter Almosen gesammelt wird, so könntest du auch, lieber Leser, dein Scherflein beitragen; es wäre gewiss gut angewendet. Da du aber keine Gelegenheit hast, nach Jerusalem zu pilgern, um dort die heiligen Orte zu besuchen, so verrichte dafür die heilige Kreuzwegandacht und stelle dir dabei vor, als befändest du dich am Orte selbst, wo dein Jesus so viel für dich gelitten hat. Die Betrachtung des Leidens des Herrn ist eine Arznei für die Wunden der Seele, ein Feuer, woran du dein Herz zur Liebe Jesu entzünden kannst!
(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884)