Ephraim der Syrer
Fest
Lebensbeschreibung
Vom Hebr. Ephraim = der Wachsende, Fruchtbare etc. – Der hl. Kirchenlehrer Ephräm war am Ende des 3. Jahrhunderts geboren zu Nisibis in Mesopotamien, weswegen er auch gewöhnlich den Beinamen »der Syrer« (Syrus) hat. Wie er selbst berichtet, hatte er gläubige Eltern, die ihn in der Furcht Gottes erzogen. Desungeachtet wurde er schon in früher Jugend von heftigen Zweifeln gegen die göttliche Vorsehung beunruhigt, von welchen ihn jedoch folgende Begebenheit heilte. Als er auf einer Reise im Innern seines Vaterlandes schuldlos verhaftet, vor den Richter geführt und mehrere Tage eingekerkert wurde, erhielt er in einem wunderbaren Traum die Weisung, geduldig auszuharren, bis nach kurzer Zeit ihm das Walten der Vorsehung klar werde; was er jetzt leide, sei nur eine Buße für ein früheres Vergehen. Dieses Vergehens erinnerte er sich alsbald, und klagte sich später noch mit rührender Demut desselben an, dass er nämlich einmal in jugendlichem Leichtsinn eine Kuh von ihrem Ruheplatz weggejagt habe, die dann deshalb eine Beute der wilden Tiere geworden sei. Befreit von seinen Zweifeln, zog er sich in die Einsamkeit zurück, um ein Leben der Buße und der Abtötung zu führen, und machte im geistlichen Leben große Fortschritte, wirkte aber auch abwechselnd als Lehrer der syrischen Sprache an der Schule zu Nisibis, und begleitete sogar den Bischof seiner Vaterstadt, den hl. Jakob, im Jahr 325 zum Konzil nach Nicäa. Auf höhere Eingebung verließ er die Umgegend von Nisibis, und zog nach Edessa, zu den Reliquien des hl. Apostels Thomas. Diese Stadt und ihre Nähe blieb von nun an der Schauplatz seiner segensreichen Wirksamkeit, weshalb er auch den Beinamen »der Edessener« erhielt. Hier schrieb er auch, und zwar in syrischer Sprache, seine zahlreichen geistvollen Schriften, Erklärungen über die ganze heil. Schrift, ausführliche energetische Betrachtungen, Reden polemischen Inhalts gegen verschiedene Irrlehrer, viele Predigten, die von einer ungewöhnlichen Begeisterung und Beredsamkeit zeugen, Lieder und Gesänge von hohem Schwunge, Ermahnungen (παραινέ σεις) zur Buße und Abhandlungen über Askese. Seine Volksgenossen nannten ihn die »Zither des heil. Geistes«. Manches ist verloren gegangen, und Mehreres nur mehr in Übersetzungen vorhanden, wovon die Mechitaristen in Venedig im Jahr 1836 eine Gesamtausgabe in 4 Bänden besorgten.
Wer sich immer mit St. Ephräm's Schriften bekannt macht, wird finden, dass sie von großem Werte für die Verteidigung der katholischen Lehre, für Kirchengeschichte und Erbauung sind. Denn der heil. Gelehrte schützte mit dem feurigsten Eifer die Reinheit des katholischen Dogma gegen die zahlreichen, besonders in Syrien, wütenden Sekten, bekämpfte die Arianer, die sogenannten Anomäer, die Manichäer, Novatianer, Apollinaristen, die Gnostiker, und unter diesen vorzüglich die Marcioniten, aber immer mit mitleidsvoller Liebe gegen die Irrenden. Was Wunder, wenn er zu seiner Zeit eine Säule der Kirche und ein Lehrer des Erdkreises genannt wurde, und man ihm jetzt unter den Kirchenvätern seines Landes die erste, und unter den Kirchenvätern überhaupt eine der hervorragendsten Stellen einräumt. Die gewöhnliche Meinung hält ihn für einen Diakon an der Kirche von Edessa; die Bollandisten aber und mit ihnen namhafte Gelehrte, gestützt auf manche Stellen seiner Bekenntnisse und auf ältere Nachrichten, suchen es wahrscheinlich zu machen, daß er Priester gewesen sei. Da Ephräm eine Lobrede auf den heimgegangenen hl. Basilius den Großen uns hinterlassen hat, und dieser im Anfange des J. 379 gestorben ist, so kann das Todesjahr des hl. Kirchenvaters von Syrien weder 372 seyn, wie das Chronikon von Edessa sagt, noch 378, wie die gewöhnliche Annahme lautet. Jedenfalls ist er bald nach dem hl. Basilius gestorben. Die Lateiner haben ihn lange Zeit am 1. Februar verehrt und die Griechen am 28. Januar. Das Martyrologium von Beda gibt den 9. Juli als seinen Sterbetag an, was mit Palladius übereinstimmt, welcher sagt, daß er um die Erndtezeit gestorben sei. Das Mart. Rom. enthält den Namen des Heiligen am 1. Febr. und nennt ihn einen Diakon. (Febr. I. 49.)
(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)