Bonaventura

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Bartolomé Esteban Murillo: Bonaventura (links) und Erzbischof Leander von Sevilla, 1665/1666, im Museo de Bellas Artes in Sevilla - gemeinfrei

Fest

15. Juli

Lebensbeschreibung

Aus dem Ital. Buona Ventura! = glückliches Ereignis; griechisch Eutychius (Eustachius), wie er dann wirklich so von den Griechen auf dem II. Konzil. von Lyon genannt worden sein soll. – Der hl. Bonaventura, Kardinalbischof von Albano im Kirchenstaat und Kirchenlehrer, von der Schule wegen seiner tiefen Kenntnisse in der Gottesgelehrtheit und seines flammenden Eifers für Gottes Ehre Doctor seraphicus d.i. seraphischer Lehrer genannt, wurde im Jahr 1221 zu Bagnarea in Toscana geboren, und stammte von gottesfürchtigen Eltern ab, die Johannes von Fidenza und Maria Ritelli hießen. In der heil. Taufe erhielt er den Namen seines Vaters Johannes, ward aber später Bonaventura genannt – aus welch' einem Grunde, ist nicht ganz ausgemacht; doch war dieser Name zu der damaligen Zeit nichts Seltenes, wie einige Beispiele, die wir indes übergehen wollen, dartun. Zwar gibt es nicht wenige, welche diese Namensveränderung vom hl. Vater Franziskus von Assisi herschreiben, der unsern Heiligen in der Kindheit durch sein Gebet vom Tode befreit und, als er ihn später einmal traf, ausgerufen haben soll: O buona ventura! (o des glücklichen Ereignisses!); allein es frägt sich gar sehr, ob diese Errettung vom Tode zu Lebzeiten des hl. Ordensstifters, oder ob sie nicht vielmehr erst nach seinem Tode erfolgt sei, indem des Heiligen Mutter in der schweren Krankheit ihres Söhnleins zu den Verklärten im Himmel ihre Zuflucht nahm. Letzteres dürfte sehr wahrscheinlich sein, da der hl. Bonaventura beim Tode des hl. Franciscus († 1226) erst fünf Jahre alt war, und in seiner Lebensbeschreibung dieses Heiligen ausdrücklich sagt, er sei in seinem Knabenalter (in puerili aetate), wie er es noch frisch im Gedächtnisse habe (sicut recenti memoria teneo), auf das Gebet desselben gerettet worden. Wenn aber der Heilige nicht in seiner Kindheit, sondern in seinem Knabenalter die Kraft der Fürbitte des hl. Franziskus erfahren hat, dann war Letzterer bei jenem wunderbaren Ereignis nicht mehr am Leben und konnte somit jenen Ausruf nicht machen, nichts zu melden von dem, dass erst im 16. Jahrhundert durch Marcus von Lissabon jene Erklärung des Namens Bonaventura zum ersten Male mit seiner Errettung vom Tode durch den hl. Franziskus in Verbindung gebracht wurde.

Schon seine Mutter hatte das Gelübde gemacht, ihren Sohn dem Dienste Gottes zu weihen; als er daher in seinem 22. Lebensjahre stand, trat er im Jahre 1243, wahrscheinlich zu Rom, in den Orden des hl. Franziskus. Kurze Zeit darauf von seinen Obern nach Paris geschickt, sich in der Gottesgelehrtheit auszubilden, hatte er daselbst den Alexander von Hales, der in der Schule den Titel Doctor irrefragabilis, d.i. unbesiegbarer Lehrer, führt, zum Lehrer und nach dessen Tod den Johannes de la Rochelle (de Rupella), unter deren Leitung er die glänzendsten Fortschritte in den Wissenschaften machte, so zwar, dass er nach sieben Jahren das Doktorat erhielt und nach dem Tode des Johannes de la Rochelle aufgefordert wurde, erst im Kloster Vorlesungen zu geben, und dann auf der Lehrkanzel der llniversität öffentlich zu lehren. Was bei dieser Gelegenheit Butler, der dabei einigen Ordensschriftstellern folgt, erzählt, dass der hl. Thomas von Aquin und unser Heiliger aufgefordert worden seien, den Doktorhut miteinander zu nehmen, und dass Bonaventura aus freien Stücken dem Ersteren den Vorrang gelassen habe, dürfte insofern nicht ganz richtig sein, als der hl. Thomas erst im Jahre 1257 den Doktorhut erhielt, und der hl. Bonaventura damals schon General des Ordens war, zu dem er im Jahre 1256 erwählt worden. Wiewohl er erst 35 Jahre alt war, wurde er dennoch in der Wahl zum Generalat von Alexander IV. bestätigt, weil man ihn für den Geeignetsten hielt, den Spaltungen, die im Innern des Ordens ausgebrochen waren, zu steuern, und diesen zu dem früheren Flore zu erheben, von dem er die letzte Zeit bedeutend herabgesunken war. Unser Heiliger erwarb sich unsterbliche Verdienste um die Regelung des Franziskanerordens, und wer weiß, wie es mit diesem gegangen wäre, wenn nicht Gott der Herr einen hl. Bonaventura erweckt hätte. Er bereiste die Klöster Frankreichs und Italiens und hielt fleißig Versammlungen. auf denen die Mängel und Gebrechen zur Sprache kamen und auch soviel möglich abgestellt wurden. Allenthalben, wohin er kam, bewies er, dass er das Amt eines Obern in keiner andern Absicht übernommen habe als die Heiligkeit des Ordens zu befördern, und wirklich brachte er es durch seine Kraft, Sanftmut und Liebe dahin, dass die Ruhe wiederhergestellt wurde, alle Brüder sich um ihn, als den gemeinschaftlichen Obern, sammelten und nur mehr Einen Sinn und Ein Gemüth hatten. Im Jahre 1260 hielt er zu Narbonne ein Generalcapitel, in dem er mit seinen Definitoren den alten Satzungen eine neue Form gab, dieselben mit einigen ihm notwendig scheinenden Regeln vermehrte, und das Ganze in zwölf Hauptstücke abfasste. Auch übernahm er, da man ihn darum ersuchte, die Lebensbeschreibung des hl. Franziskus von Assisi, die er (nach Waddingus) im Jahre 1261 zu Paris vollendete.

Im Jahre 1265 ernannte ihn Papst Clemens IV. zum Erzbischof von York, überzeugt, dass seine Wahl ganz England willkommen sein werde; allein der Heilige warf sich dem Papste zu Füßen und brachte es durch seine Bitten und Tränen dahin, dass er der Bürde, die zu tragen er sich für unfähig hielt, entledigt wurde. Doch konnte er nicht widerstehen, als Clemens' Nachfolger, Gregor Χ., ihn zur Kardinalswürde erhob und ihm das Bistum Albano übertrug. Gregor befahl dem Heiligen, dieses anzunehmen, und sich von Paris, wohin er sich zurückgezogen hatte, nach Rom zu begeben. In diese Zeit fällt das zweite Konzil von Lyon (das vierzehnte allgemeine), auf dem auch die Vereinigung der Griechen und Lateiner verhandelt wurde. Gregor X. betrieb diese Vereinigung mit rastlosem Eifer und gab dem Heiligen die Weisung, mit ihm nach Lyon sich zu begeben und bereit zu halten, daselbst als Redner aufzutreten. Im November kam er in Lyon an; allein die Eröffnung des Konzils geschah erst den 7. Mai 1274. Auf dem Konzil selbst saß er neben dem Papste und war der Erste, der eine Rede an die Versammlung hielt. Durch seine Sanftmut und gründliche Gelehrsamkeit gewann er die griechischen Abgeordneten für die Einheit der Kirche, und sie gingen auf Alles ein, was man von ihnen verlangte. Doch schon nach der dritten Sitzung fiel er in eine Krankheit, und wenn er desungeachtet der vierten Sitzung, in welcher der Logothetes (Großkanzler) von Konstantinopel der Spaltung abschwur, noch beiwohnte; so verließen ihn des andern Tags seine Kräfte dergestalt, dass er zu Hause bleiben musste. Nach einer Inschrift, die im Jahr 1731 in dem Zimmer, wo er starb, noch zu sehen war, gab ihm der Papst selbst die hl. Ölung, worauf der Heilige am 15. Juli 1274, in seinem 53. Lebensjahre, starb und bei den Franziskanern zu Lyon beigesetzt wurde. Seinem Leichenbegängnisse, das mit großer Pracht gefeiert wurde, wohnten der Papst und die Väter des Konzils bei, und der Kardinalbischof von Ostia, Petrus von Tarantasia, der nachher als Innocenz V. die Kirche Jesu regierte, hielt die Leichenrede. Mit seinem Leibe aber schien sein Gedächtnis begraben worden zu sein; denn beinahe 200 Jahre stund es an, bis ein Zufall es wollte, dass sein Leib erhoben ward, dabei zugleich noch einzelne Theile desselben unversehrt gefunden wurden und so auf den Gedanken brachten, seine Heiligsprechung zu betreiben. Als nämlich die Kirche der Franziskaner zu Lyon im Jahre 1434 neu gebaut wurde, musste sein Leib ausgegraben werden und bei dieser Gelegenheit war es, wo eben jene Entdeckung gemacht wurde. Doch wurde der hl. Bonaventura erst im Jahre 1482 von Sixtus IV. heilig gesprochen und von Sixtus V. unter die Zahl der Kirchenlehrer aufgenommen. Was seine Reliquien betrifft, so wurden sie im Jahre 1562 von den Hugenotten auf dem öffentlichen Platze verbrannt und die Asche davon in die Saone geworfen. Einigen gelang es jedoch, vor dieser Zerstörung das Haupt zu retten, wie denn auch schon vor dieser Katastrophe einige Reliquien nach Bagnarea und Venedig gekommen waren.

Der hl. Bonaventura hat mehrere bedeutende Schriften verschiedenen Inhalts hinterlassen, die mehrmals aufgelegt wurden. Der Psalter der seligsten Jungfrau Maria, der unter den Schriften Bonaventuras genannt wird, wird ihm nur zugeschrieben, ist jedoch nicht von ihm verfasst oder bearbeitet, und Butler sagt von ihm, er sei nicht würdig, den Namen dieses hl. Kirchenlehrers zu tragen. Indes scheint es sicher zu sein, dass er der Verfasser des Gebetes: Transfige, dulcissime Domine ... ist, welches die Kirche allen Priestern nach der Darbringung des hochheiligen Opfers anempfiehlt. Bei mehreren Schriftstellern des Ordens liest man von einem wunderbaren Empfange des allerheiligsten Sakramentes, wonach ihm der Heiland, nachdem er mehrere Tage aus Furcht der Kommunion sich enthalten, diese selbst gereicht haben soll. Auch Butler hat dieses Wunder in das Leben des Heiligen aufgenommen; allein das Ganze scheint keineswegs auf Wahrheit zu beruhen, da bewährte Schriftsteller nichts davon melden, und die, welche diese Geschichte enthalten, den Vorgang verschieden geben. – Der Name des Heiligen steht sowohl im allgem. Mart. Rom., als in dem besonderen des Franziskaner- und Kapuziner-Ordens.


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)