Lazarus
VORSICHT HIER ARBEITET
- Hannelore - |
Fest
Lebensbeschreibung
Lazarus, ist der Bruder der hhl. Schwestern Martha und Maria, den Jesus vom Tode auferweckte, und welcher später als erster Bischof von Marseille bezeichnet wird.
Lazarus wohnte mit seinen beiden Schwestern in dem Flecken Bethanien, eine Wegstunde südöstlich von Jerusalem, am östlichen Abhange des Oelberges. Man glaubt, daß Martha älter gewesen sei, als Maria und Lazarus, und daß dieselbe das Hauswesen geführt habe. Aus der Geschichte seiner Auferweckung scheint hervorzugehen, daß diese Familie eine der ausgezeichnetsten des Landes gewesen sei, indem viele Juden gekommen waren, um die beiden Schwestern über den Tod ihres Bruders zu trösten. Nach den Visionen der gottseligen Dülmener Klosterfrau Anna Katharina Emmerich wäre Jesus schon frühzeitig mit dieser Familie bekannt gewesen; auch sei Lazarus öfter mit Ihm gereist, habe die Kosten der Hochzeit zu Kana getragen, alle Auslagen für Seine Reisen und Almosen besorgt etc.
Jedenfalls muß Jesus sehr vertraut mit ihm gewesen sein, da Er ihn »Freund« nennt [Joh. 11, 11], und der Evangelist ausdrücklich sagt, daß Er ihn und die ganze Familie liebte [Joh. 1, 5]. Nach dem Evangelium treffen wir Jesus im Hause des Lazarus zum ersten Male um die Zeit des Lauberhüttenfestes im ersten Jahre Seiner öffentlichen Wirksamkeit, wo Er die vielgeschäftige Martha ihrer Schwester Maria gegenüber, die zu Seinen Füssen auf die Worte des Heiles merkte, liebevoll zurecht wies [Lk. 10,38 ff.]. Wahrscheinlich verweilte Er dort auch bei dem darauf folgenden Besuche der Tempelweihe. Während sich Jesus nach diesem Feste in Süd-Peräa zu Bethanien jenseits des Jordans [Joh. 10,40] aufhielt, war Lazarus erkrankt, und da war es, daß seine Schwestern Ihm sagen ließen:
Aber der Herr, der Seine Geliebten prüfen und zugleich Gottes Herrlichkeit mächtig erscheinen lassen wollte, ging nicht gleich, sondern blieb noch zwei Tage an diesem Orte, bis Er dann sagte: »Lazarus, unser Freund, schläft«, und es endlich gerade heraus ecklärte, daß er gestorben sei, daß Er aber nun hingehen und ihn auferwecken wolle. Als Jesus nach Bethanien kam, lag Lazarus schon vier Tage im Grabe, da die Juden seit der babylonischen Gefangenschaft ihre Toten gleich nach ihrem Hinscheiden begruben. Als die beiden Schwestern Jesus sahen, sagten sie zu Ihm:
Auch von den anwesenden Juden, welche Jesus weinen sahen und daraus Seine große Liebe zu Lazarus erkannten, äußerten Einige: »Konnte denn der, welcher die Augen des Blindgebornen geöffnet hat, nicht machen, daß dieser nicht stürbe?«
Das war gewiß ein schöner Anfang des Glaubens. Aber zum vollen Glauben konnten sie es doch nicht bringen; denn obgleich Martha meinte, auch jetzt noch werde Gott Ihm geben, was Er von Ihm begehre, und obwohl ihr Jesus hierauf versprach, daß ihr Bruder auferstehen werde; so konnte sie doch an ein sofortiges Auferstehen, wie es Jesus versprochen, nicht glauben, weil ja ihr Bruder schon vier Tage im Grabe liege, sondern sie verstand eben Sein Versprechen von der Auferstehung am jüngsten Tage. Aber der Herr wollte jetzt Seine Macht als Überwinder des Todes schon vor Seiner eigenen Auferstehung zeigen. Er ließ daher den Stein vom Grabe wegnehmen, und nach einem Gebete zu Seinem himmlischen Vater rief er mit lauter Stimme:
Und Lazarus kam sogleich lebend aus dem Grabe hervor, und selbst Viele von den anwesenden Juden, welche Zeugen von diesem Wunder waren, glaubten an Ihn, während Andere zu den Pharisäern gingen und ihnen sagten, was sie gesehen [Joh. 11, 46]. Dieses wunderbare Ereignis gab nun Veranlassung, daß die Hohenpriester und Pharisäer im hohen Rate ernstlich beschlossen, Jesus zu töten. Daher zog Er sich nach Ephrem, einer 2 Meilen nordöstlich von Jerusalem gelegenen Stadt, zurück, wo Er bis zum letzten Osterfeste verweilte. Sechs Tage vor diesem Feste (am Freitage vor dem Palmsonntage) kam Er wieder nach Bethanien zu seinen Freunden. Man bereitete ihm dort ein Abendmahl, bei welchem Martha diente, auch Lazarus zugegen war und Maria über Jesu Füsse die kostbare Salbe ausgoß, welche Judas Iskariot vorgeblich lieber für die Armen verkauft haben möchte [Joh. 12, 1-8].
(mehr in Kürze)
Nach Matth. 26, 6 ff. und Mark. 14, 3-9 scheint dieses Abendmahl nicht bei Lazarus, sondern im Hause Simons des Aussätzigen55 stattgefunden zu haben. Am Samstage blieb Jesus in Bethanien, und es kamen aus Jerusalem viele Juden dahin. »Da nun«, sagt der Evangelist (Joh. 12, 9-11) weiter, »eine große Menge Juden erfuhr, daß Er da sei, kamen sie nicht allein um Jesu willen, sondern auch um den Lazarus zu sehen, den Er von den Todten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber gingen mit dem Gedanken um, auch den Lazarus zu tödten, weil viele Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten«. Hierauf (am Sonntage früh) folgt dann der feierliche Einzug Jesu in Jerusalem etc.; aber vom Lazarus geschieht keine weitere Erwähnung mehr im Evangelium. Dagegen hat sich aber die Tradition desselben bemächtigt, wie wir schon oben angedeutet haben. Nach dem hl. Epiphanius wäre Lazarus bei seiner Auferweckung 30 Jahre alt gewesen und habe dann noch 30 Jahre lang gelebt. Nach der Behauptung der Griechen sei er zu Chiti (Cytium) auf der Insel Cypern gestorben, und sein Grab neben der Stadtmauer von den Gläubigen verehrt worden. Auch seien auf der ganzen Insel mehrere Kirchen ihm zu Ehren gebaut worden. Kaiser Leo VI. habe ihm zu Ehren in Konstantinopel eine Kirche sammt Kloster gebaut und um das J. 890 seine Gebeine von Cypern dahin bringen lassen. Nach Andern hätten die Juden nach dem Tode Jesu unsern hl. Lazarus und seine beiden Schwestern, so wie den hl. Joseph von Arimathäa und einige Andere (man nennt die hl. Maria Jacobi, die hl. Salome und den hl. Maximinus) auf ein Schiff ohne Mast, Segel und Ruder gesetzt und den Wellen des Meeres überlassen; diese hätten sie wohlbehalten nach Marseille (Massilia) in Gallien getragen, wo der hl. Lazarus das Evangelium gepredigt habe, dann 50 Jahre Bischof gewesen und endlich gemartert worden sei56. Die Wahrheit dieser Tradition wurde von Launoy bestritten, von der Pariser Sorbonne aber vertheidigt und dadurch das Mart. Rom. bestätigt. Auch in der neueren Zeit wurde nach W.W. (VI. 771) das vielfach bezweifelte Apostolat des hl. Lazarus in Marseille von einem gelehrten Sulpicianer vertheidigt. Nach Butler (X. 114) und Migne rühmt sich die Kirche von Marseille, die ihn als ihren ersten Bischof ansieht, das Haupt des hl. Lazarus zu besitzen, und die zu Autun (Augustodunum) seinem Namen geweihte Kirche gibt vor, sie sei im Besitze der übrigen Reliquien des Heiligen, was wohl von einem kleineren oder größeren Theile derselben zu verstehen seyn mag.
(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)