Kategorie:Stellungnahmen:Beichte
Die soziale Bedeutung der Beichte
Die Beichte sagt selbst Voltaire, „ist ein mächtiger Zügel, der vom Laster zurückhält. Sie ist ganz besonders geeignet, Herzen, die der Hass verzehrt, zur Verzeihung zu stimmen. Man kann die Beichte als den mächtigen Zügel betrachten, der von geheimen Lastern zurückhält.“
„Es gibt kein besseres Mittel sagt Marmontel, „die Sittenreinheit unter der Jugend zu erhalten, als die Beichte. “Was hat nicht alles die Beichte bei den Katholiken gewirkt, sagt Rousseau (Emile III) zur Ersatzleistung für geschehenes Unrecht und Beraubung? Ebenso sieht auch Raynal (hist. Phil. Du commerce des Indes, II, 250) in der Beichte das beste Mittel zur Reinerhaltung der Sitten:
Die Beichte ist auch eine Stütze der staatlichen Ordnung. Um nämlich die äußerliche Sittlichkeit, Gerechtigkeit, Treue und Redlichkeit zu erhalten, muss sie von innen herauskommen. Nun aber ist es aber gerade die Beichte, die den inneren Menschen zur Gottesfurcht anhält und die Religion auf das Leben anzuwenden lehrt, die Menschen auf dem Weg der Gebote Gottes hütet und mit aller Kraft zum Teil vor Lastern bewahrt, zum Teil die vom Laster Angesteckten heilt.
Dadurch gewinnt aber auch das äußere Verhalten in der menschlichen Gesellschaft das Bild der Ruhe und Sicherheit, der Ehrbarkeit und des Anstandes, der Treue und Redlichkeit, des Friedens und der Eintracht.
Das vielfach durch die Beichte fremdes Gut wieder zurückgestellt wird, ist das Wenigste im Vergleich zu den höchsten Gütern, welche der menschlichen Gesellschaft durch die selbe gewährt werden.
Dieser Einfluss der Beichte auf den inneren Menschen und durch diesen auf das öffentliche Leben ist in ganz wunderbarer Weise bei den von den Patres Jesuiten gegründeten Ansiedlungen in Paraguay hervorgetreten. Dort ersetzten die christlichen Tugenden nicht bloß umfangreiche Gesetzbücher, sondern auch Beamte und Polizeimannschaft; es war nicht einmal nötig, in den Kaufläden jemand zur Aufsicht zurückzulassen, sondern es genügte, auf den einzelnen Waren den Preis anzumerken, und man fand stets für die indessen abgenommene Ware den entsprechenden Preis zur Seite gelegt. Diese Leute gingen aber sehr oft und mit Eifer zur Beichte.
Nehmt hingegen die Beichte fort und es beginnt die Verrohung der Menschen; es ist den Leidenschaften der Zügel entrissen, das Gewissen wird missachtet und es steht ein lasterhaftes, gefährliches Geschlecht auf.
So ist es Tatsache, dass in Deutschland, nachdem durch Protestantismus die Beichte abgeschafft wurde, eine gräuliche Sittenlosigkeit eingerissen hat, über die Luther selbst nicht genug klagen konnte.
Dass die Aufhebung der Beichte daran hauptsächlich Schuld trage, erkannte sogar der Rat von Nürnberg, welcher an Kaiser Karl V. das Ansuchen stellte, die Beichte wieder herzustellen, da nach ihrer Abschaffung die Stadt in die größten Laster versunken sei. Dieser aber erwiderte: “ Wenn sie die Beichte nicht aus der Hand Gottes annehmen, so werden sie dieselbe noch weniger aus meiner Hand annehmen.“
Der Gehorsam ist aber eine Grundbedingung der Gesellschaft
Diesen aber wird derjenige am meisten zu üben bereit sein, der auch in andern und ungleich wichtigeren Verhältnissen ihn zu betätigen gelernt hat. Insbesondere beruht größtenteils auf der Beichte das Wohl der Familie. Eine merkwürdige Erscheinung ist es, dass da, wo sie beseitigt wurde, gar bald auch die Unauflösbarkeit der Ehe preisgegeben ward. Nur die katholische Kirche hielt fest an letzterer, und sie konnte es, weil gerade sie in der Beichte das Mittel besaß, auch den ersten Keim der Untreue, den ersten Funken einer unrechtmäßigen Leidenschaft zu ersticken. Es ist ja bekannt, welch mächtigen Damm gerade die heftigste aller Leidenschaften in der Beichte findet, weil sie vor nichts mehr als vor der Beschämung zurückbebt.
Wieviel haben Eltern oft der Beichte zu verdanken, ohne es nur zu ahnen! Denn die Gelegenheit abzuschneiden, die der Familie zuletzt Schimpf und Schande würde bereitet haben. Selbst das Gesinde, nicht selten den Launen der Herrschaft preisgegeben, wird oft keinen andern Beschützer haben als den Beichtvater, der Liebe zur Pflicht macht; und auf der andern Seite werden Herrschaften oft eben deshalb treue Dienstboten haben, weil diese nur im Hinblicke auf die Beichte den Versuchungen zur Untreue widerstehen oder durch sie zum Ersatze angehalten werden.
Doch es gibt Kleinode höheren Werts in den Familien: die Seelen der Kinder. Der Beichtvater wird vor allem seinen Einfluss dazu verwenden, dass diesen von ihrer Umgebung nicht frühzeitig schon das Gift der Sünde beigebracht werde.
aus: Empor die Herzen von Pfr. A. Steger Impr. 1922
Segnungen der Beichte
Der beliebte italienische Dichter Silvio Pellico von Saluzzo, der wegen politischer Vergehen in den Kerkern zu Mailand, unter den Bleidächern von Venedig, zuletzt in den Kasematten auf dem Spiegelberge eine lange, leidensvolle Gefangenschaft bestanden hat, bekennt, dass ihm während dieser trüben Zeit in seinem Beichtvater ein barmherziger gesendet ward. Sein Bekenntnis lautet also:
„Jeden Monat, wo ich in meinem Gefängnisse die zarten Vorwürfe, die herrlichen Ermahnungen meines Beichtvaters vernahm, pries ich Gott!
Ach der Unglückliche, der die Erhabenheit der Beichte nicht kennt!
In dem Beichtvater, dem Bruder, der spricht, ist ein Leben, ein Inhalt, den man oft vergebens in den Büchern und in seinen eigenen Gedanken sucht.
Der berühmte Schriftsteller Coppè sagt, dass er durch die Beichte den langvermissten Trost und Frieden des Herzens wiedergefunden und nicht ohne Tränen der Freude und des Glücks sich von jenem Platze erhoben habe, wo er sich seiner Sündenschuld entledigt hatte.
Die Beichte regelt und schärft auch das Gewissen und erzieht zu Selbsterkenntnis, ohne die eine wahre Besserung des Lebens unmöglich ist. Und wenn du Gewissenszweifel hast, so löst sie dir ein erfahrener Priester im Beichtstuhle und er schenkt dir den Herzensfrieden. Sogar Goethe gibt der Beichte (in Wahrheit und Dichtung) das Zeugnis, „dass sie ein herrliches Auskunftsmittel sei“
Die Beichte bewahrt sodann die Seele vor mannigfachen Übeln. Vor allem ist sie für die Versuchten eine mächtige Stütze.
Möchten nur die versuchten Seelen, namentlich die jungen Leute, in denen die Leidenschaften so mächtig toben, zum Gnadenmittel der Beichte ihre Zuflucht nehmen, damit sie in der Jugend nicht dem Laster anheim fallen und vor inneren Versuchungen und äußerer Verführung bewahrt bleiben.
Ein Vorteil der Beichte ist es auch, dass die Scham, Sünden beichten zu müssen, der leidenschaftlichen Unbändigkeit Zügel anlegt und die Lasterhaftigkeit unterdrückt.
Freilich ist dieser Beweggrund nicht der edelste, denn wir sollen die Sünde vor allem meiden, Gott zuliebe; aber dennoch unterbleibt manche Sünde.
aus: Empor die Herzen von Pfr. A. Steger Impr. 1922
Zu einem gültigen Sündenbekenntnis gehören:
Es muss vollständig sein,
d. h. man muss die Sünden nach ihrer Zahl mit den notwendigen Umständen beichten. Denn es ist zur Beurteilung des Seelenzustandes durchaus nicht gleichgültig, ob man die Sünde einmal und das andermal begangen hat, ob sie einem schon zur Gewohnheit geworden ist. Auch muss der Priester wissen, ob die Sünde dem Nächsten ein Schaden erwachsen ist, ob andere Ärgernis genommen haben und dadurch vielleicht zur Sünde verleitet worden sind.
(Wegen der Wiedergutmachung: Diebesgut zurückgeben, Schaden ersetzen usw.)
Es muss aufrichtig sein:
Man muss sich so anklagen, wie man sich vor Gott schuldig weiß, ohne etwas zu verschweigen oder zu beschönigen. Es gibt Menschen, die allezeit ihre Sünden geringer darzustellen suchen als sie sind.
Auch befinden sie sich in einer nächsten Gelegenheit, bei einer Person, an einem Orte, wo sie fast immer zur Sünde verführt werden, so geben sie dieses nicht an, sondern sie beichten nur die Sünden.
Oder man ist schon ein Gewohnheitssünder in irgendeinem Punkte und gibt sich beim Bekenntnis den Anschein, als sei dies das erste Mal, dass man diese Sünde zu beichten habe.
Hat man einem Menschen Schaden zugefügt, so sucht man die Sache so darzustellen, dass man keine Wiedererstattung zu leisten hätte.
Es gibt Leute, die an jede Sünde eine Entschuldigung hängen und für jede ernste Mahnung des Beichtvaters stets Einwände bei der Hand haben, z. B. ich habe oft den Gottesdienst und mein Gebet versäumt, aber ich habe so viel Arbeit; ich bin oft zornig gewesen und habe geflucht, aber man hat mich immer dazu gereizt; ich sorge nicht für meine Eltern, aber meine Geschwister, die mehr Vorteil hatten und mehr Vermögen haben, tun es auch nicht; ich habe Feindschaft, aber ich bin nicht schuld daran; ich habe meinen Nächsten betrogen, aber er hat mich auch schon um Manches gebracht. Man klagt hier mehr andere an als sich selbst. So machten es schon Adam und Eva.
Ebenso handelte Saul, als er vom Eigentum der Amalekiter an sich nahm; er schob die Schuld auf das Volk, aber Gott nahm diese Entschuldigung nicht an.
Anders verfuhr der König David. Ohne sein doppeltes Vergehen irgendwie zu entschuldigen oder zu beschönigen, klagte er sich desselben an und betete aus bußfertigem Herzen:
Erbarme Dich meiner, o Gott, nach Deiner großen Barmherzigkeit!“ und Gott verzieh ihm.
Sie muss deutlich sein,
d. h. man muss seine Sünden bestimmt und klar angeben, damit der Beichtvater sie wohl verstehen und überhaupt den Seelenzustand des Beichtkindes gehörig beurteilen kann.
Gegen diese notwendige Eigenschaft des Sündenbekenntnisses fehlen jene, welche entweder zu leise oder zu rasch sprechen, so dass der Priester nicht alle Worte vernehmen kann und den Beichtenden oft durch Fragen unterbrechen muss. Man erfüllt den Buchstaben des Gesetzes, indem man seine Sünden bekennt, aber man verstößt gegen den Geist und Sinn desselben, indem man dem Beichtvater seinen Seelenzustand nicht der Wahrheit offenbart, was das Gebot, zu beichten, doch will.
Gleiches ist von denen zu sagen welche im Bekenntnis der Sünden keine Ordnung einhalten, oder welche vieles Unnötige beifügen.
Dadurch wird das Urteil des Beichtvaters verwirrt, so dass er schließlich nicht oder nicht mehr recht weiß, was der Beichtende begangen hat.
Mangel an Deutlichkeit in der Beichte ist aber besonders dann vorhanden, wenn man sich bei der Anklage zu allgemeiner und unbestimmter Ausdrücke bedient, wie z. B. ich habe Gott nicht geliebt, nicht den Nächsten wie mich selbst, ich habe Böses gedacht oder geredet u. dgl. Das ist nicht genügend.
Denn bei - allen – Sünden hat man Gott nicht geliebt, wie man sollte, bei gar vielen wurde die Nächstenliebe verletzt, die bösen Gedanken und Worte können Hochmut, Gotteslästerung, Fluch, Unreinigkeit enthalten haben. Man muss die Sünde mit ihrem wahren Namen nennen, nach dem Gebote, gegen welches man dabei verstoßen hat, man muss angeben, ob sie in Gedanken, Worten oder Werken, allein oder mit anderen begangen wurde. Diese letztere Art von Undeutlichkeit ist aber nichts weiter als Unaufrichtigkeit.
aus: Das dreifache Reich Gottes- Rundschreiben des Papstes Pius X.
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