Tarcisius
Der heilige Tarcisius
Fest
Das Leben und Wirken des heiligen Tarcisius
Es war zu Rom während der Christenverfolgung des Jahres 304. Die Gläubigen feierten den Gottesdienst in den unterirdischen Katakomben. Nach Beendigung der heiligen Messe sollte den gefangenen Christen, die dem Martertod entgegensahen, die heilige Kommunion gebracht werden. Dieser Dienst war mit großer Lebensgefahr verbunden. Mit heiligem Verlangen streckte der 13-jährige Messdiener Tarcisius dem Priester seine Hände entgegen und bat ihn flehentlich, ihm das hochwürdigste Gut anzuvertrauen, damit er es den Gefangenen bringe. „Du bist noch zu jung, mein Kind!“ sprach der Priester.
„Meine Jugend, heiliger Vater, wird mein bester Schutz sein,“ entgegnete Tarcisius, „o, verweigert mir diese große Ehre nicht!“
Da gab ihm der Priester die heiligen Hostien und ermahnte ihn noch, das anvertraute Gut treu zu behüten.
„Lieber will ich sterben, als es entehren lassen,“ sprach der Knabe, verbarg die verhüllten heiligen Hostien auf seiner Brust und ging eiligen Schrittes durch die Straßen von Rom. Bis jetzt war es gut gegangen. Da kam er an einem Platze vorbei, wo heidnische Knaben spielten. Als sie ihn sahen, rief einer: „Da kommt Tarcisius, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe;“ dann lief er auf ihn zu, fasste ihn am Arm und sprach: „Komm Tarcisius und spiele mit uns!“ Der Christenknabe wollte eiligst weitergehen und sagte: „Ich kann jetzt nicht, ich kann wirklich nicht. Ich habe ein Geschäft von größter Wichtigkeit zu besorgen.“ – „Aber Du musst; ich dulde keinen Widerspruch; komm und spiel mit uns.“ entgegnete der andere zudringlich. Da flehte Tarcisius, indem er die Hände fest auf seine Brust gepresst hielt: „Ich bitte dich, lass mich gehen.“ – „Nichts dergleichen!“ war die Antwort, „was verbirgst du denn so sorgfältig auf deiner Brust? Einen Brief vielleicht? Lass ihn sehen!“ – „Nie, nie!“ erwiderte das Kind mit zum Himmel erhobenen Augen. „Ich will es sehen,“ sagte der andere heftig, „ich will wissen, was das für ein wunderbares Geheimnis ist,“ und er begann, den Knaben hin und her zu zerren, zu stoßen und zu schlagen, um ihm das Geheimnis zu entreißen. Aber Tarcisius schützte hartnäckig sein Heiligtum und ertrug standhaft die Misshandlungen. Nun kamen auch andere Heiden dazu und forderten ihn auf, zu zeigen, was er trage. „Nie, solange ich lebe!“ war die einzige Antwort des Tarcisius. Da traf ihn ein scherer Faustschlag, der ihn betäubte und verwundete. Schlag folgte auf Schlag, sein Blut floss aus vielen Wunden, er fiel zu Boden. Schon glaubten die Heiden, das Geheimnis des Märtyrers an sich reißen zu können, als die Unholde von einer Riesenfaust sich nach links und nach rechts auf die Seite gestoßen fühlten. Ein christlicher Offizier, namens Quadratus, war als Retter in der Not hinzugekommen. Er beugte sich zu dem Schwerverwundeten nieder und fragte ihn mit besorgter Stimme: „Bist du schwer verletzt, Tarcisius?“ – „Sorge dich nicht um mich, Quadratus,“ gab der Knabe zur Antwort, indem er die Augen aufschlug und lächelte, „ich trage die heiligen Geheimnisse: für diese sorge!“ Da nahm ihn der Offizier mit aller Ehrfurcht auf seine Arme; trug er ja nicht nur einen sterbenden Märtyrer, sondern auch den König der Märtyrer selbst. Tarcisius lehnte sein Haupt an die Brust des starken Kriegers, seine Hände hielten noch immer das ihm anvertraute Gut fest. So starb Tarcisius als heldenmütiger Verteidiger des heiligsten Altarssakramentes. Er wurde in der Begräbnisstätte des heiligen Kallistus feierlich bestattet.
Beherzigung
Sei auch so starkmütig und fest im Glauben und in der Liebe zu Jesus wie dieser Heilige Knabe! Glaube unerschütterlich an die Gegenwart Jesu im allerheiligsten Sakramente.
(Quelle: Gottes Heerscharen. Kurze Bilder aus dem Leben unserer lieben Heiligen; Pfarrer Joseph Reiter, 1915 nach von FJM überarbeiteter Fassung)