Protestanten

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Ursprung

Die Lehren, welche Luther, Kalvin, Zwingli, Karlstadt usw. zu Anfang des 16. Jahrhunderts aufbrachten, führten zu mannigfachen Verwicklungen auch im Staatswesen, insofern die Fürsten teils die neuen Lehren annahmen und auf ihre Untertanen einen Druck ausübten, teils aber der alten Lehre treu blieben. Das machte naturgemäß allgemeine Reichsverhandlungen notwendig, und so wurde denn auf dem zweiten Reichstage zu Speyer 1529 eine allgemeine Religionsfreiheit proklamiert bis zu einem fünften Konzil. Die Reichsstände, in deren Ländern die neue Lehre bereits verbreitet sei, sollten sich vorläufig aller weiteren Neuerungen enthalten und namentlich ihre katholischen Untertanen an der Ausübung ihres Glaubens nicht hindern. Das war gewiß nicht zuviel verlangt gegenüber einer Lehre, die erst ganz neu aufgetaucht war. Aber nichtsdestoweniger protestierten die lutherischen Fürsten gegen einen solchen Bescheid und ließen dem Kaiser ihre Protestation feierlich überreichen.

Das war der Ursprung des Namens „Protestanten;“ sie selbst haben sich auch mit diesem Namen benannt. Darin sind sich die gespaltenen Gruppen, Lutheraner, Herrnhuter, Kalviner, oder Methodisten alle einig im Protestieren gegen den Katholizismus.


Unzutreffend ist die Bezeichnung evangelisch.

Sie wollten damit ausdrücken, das reine Evangelium zu besitzen. Aber gibt es nur die Evangelien? Was ist mit den übrigen Teilen der Bibel? 
Die Bibel haben sie nicht mehr; z.B. fehlt der Brief vom hl. Jakobus, der ausführlich von guten Werken handelte, die man verrichten muß und von der letzten Ölung, die von Priestern dem Kranken gespendet werden soll, passte nicht in Luthers Lehre.  
Nachdem Luther einmal  die Bibel zu erfassen und auszulegen, da war das „Evangelium“ bald derart zugestuzt, dass wahrscheinlich Luther und Genossen dasselbe nicht wieder erkannt hätten.
Luther hat mit seiner Lehre von der „freien Bibelforschung“ den Geist entfesselt, den er nachher nicht mehre zügeln konnte.
Allen voran geht der berühmte Professor Harnack in Berlin, der sich besonders in seinem Werk: „Das Wesen des Christentums“ über seine Anschauung vom „Christentum“ gründlich  ausgesprochen hat. 
Leider ersehen wir aus seinen Ausführungen, dass das, was er „Christentum“ nennt, kein Christentum, sondern das wahre Heidentum ist, denn Harnack leugnet die Gottheit Christi, die tatsächliche Auferstehung, die Wunder Christi usw. 
Wie könnte man dann von seinen Schülern, die doch einst als Pfarrer der protestantischen Gemeinden wirken sollen, mehr Glauben verlangen, mit anderen Worten mehr Evangelium?

1894 erklärte Dr. Rebattu, Pastor an der St. Gertrudenkirche in Hamburg, in einer öffentlichen Versammlung vor ca. 2000 Personen aus allen Ständen, niemand glaube mehr an Wunder der Bibel, auch die Pastoren nicht.

Pastor Glage in Hamburg hat freilich gegen diese Äußerung remonstriert, musste aber zugeben, dass ihm von manchen Pastoren merkwürdige Dinge gesagt worden seien.

So z. B. hätte ein dortiger Pastor sich in einer Predigt alle erdenkliche Mühe gegeben, die geschichtliche Tatsache der Auferstehung Christi fraglich hinzustellen.

Ein anderer Pastor hätte die Auferstehung Christi durch das Gesetz der Schwerkraft zu widerlegen gesucht.

Eine Anzahl orthodoxer evangelischer Geistlicher in Schleswig- Holstein war beim Kultusminister vorstellig geworden, ermöge dem liberalen Theologie-Professor Baumgarten in Kiel einen orthodoxen Nachfolger geben.

Gleich darauf aber legte eine bedeutende Anzahl Geistlicher in Neumünster gemeinsamen Protest gegen das Vorgehen strenggläubiger Amtskollegen ein.

Aber, so könnte man sagen, ist denn der Abstand zwischen den Liberalen und Orthodoxen so groß, dass man in dem Protest gegen die Anstellung orthodoxer Professoren einen Vorstoß gegen die gläubige Richtung sehen kann.

Jawohl, denn der liberale Protestantismus geht ja, wie wir an dem Hauptvertreter desselben, dem Professor Harnack, gesehen haben, bis zur Leugnung der Gottheit Christi, also bis zur Leugnung der Fundamentalwahrheiten des Christentums: er geht ferner bis zur Leugnung der göttlichen Urheberschaft der Bibel.

Einige Beispiele mögen uns davon überzeugen. So führte z. B. der Professor Dr. Krüger in Gießen folgendes aus: „Die kritische Geschichtsforschung hat den alttestamentlichen Kanon vernichtet! Dasselbe Schicksal wird das angebrochene Jahrhundert auch dem Neuen Testament bereiten.“

Also ein Professor der protestantischen Theologie, der die Aufgabe hat, „Diener der Kirche“ auf ihr Predigtamt vorzubereiten, vernichtet vollständig den Glauben an der Bibel.

Sollen diese Prediger, die zu Füßen eines solchen Professors gesessen haben, wirklich „evangelisch“ sein? Ihnen ist ja doch die Bibel nichts als ein gewöhnliches Buch, dessen Wundererzählungen nicht wahr und in dem alles andere etwas menschlich Erdachtes ist.

Dazu die „Allgemeine Evangelisch lutherische Kirchenzeitung“ (Nr. 1, 1902)
„Es könnte einen der ganzen Menschheit Jammer erfassen, wenn man sieht, wie unsere Jugend zugrunde gerichtet wird. Mit fliegenden Fahnen wird der Jugend die Bibelentfremdung entgegengebracht. 
 In den Schullehrerseminarien wird der Grund gelegt, und es ist begreiflich, wenn der Stand der Volksschullehrer mit wenigen Ausnahmen  ein Stand von Offenbarungsverächtern geworden ist. 
Auf dem übelsten Grunde wird auf den Gymnasien weitergebaut. Eine glaubenslose Jugend geht infolgedessen weithin aus unsern Gymnasien hervor.“ 
Das ist eine herbe, aber berechtigte Klage, und angesichts solcher Zustände werfen wir wieder die Frage auf: „Können sich solche Männer, die den Respekt vor der Bibel verloren haben“, noch „evangelisch“ nennen?


Unzutreffende Bezeichnung Lutherisch