Isidor von Sevilla
Der Heilige Isidor, Erzbischof von Sevilla, Jahr 636
Fest
Vorwort
Eine Kirchenversammlung zu Toledo, einer Stadt im Königreich Spanien, nennt den heiligen Isidor „eine Zierde der heiligen katholischen Kirche,“ und in der Tat, sein Leben gibt Zeugnis davon.
Das Leben und Wirken des heiligen Isidor
Er wurde in eben dem Königreich Spanien zu Karthagena geboren. Seine Eltern waren edel und tugendhaft zugleich; vier Kinder ihrer Ehe, unter diesen Isidor, sind heilig geworden.-
Isidor war ihr jüngstes Kind und als er zum Knaben herangewachsen war, wurde er seinem Bruder Leander, der Erzbischof zu Sevilla war, zur Erziehung und Erlernung der Wissenschaften übergeben. Leander nahm sich des kleinen Bruders eifrig an, aber dieser lernte anfangs sehr schwer, wurde überdrüssig und lief davon. Vom langen Laufen ermattet, setzte er sich an den Rand eines Ziehbrunnens nieder. Da sah er zu seinen Füßen einen Stein, der viele Löcher hatte, und am Brunnen sah er eine Walze, welche von einem Seil, das darüber gewunden war, viele Einschnitte hatte. Er sann hin und her, welches wohl die Ursache dieser Löcher im Stein und dieser Einschnitte in der Walze sei. Während er so nachdachte, kam eine Frau, um Wasser zu schöpfen, und fragte verwundert den schönen Knaben, was er da mache und woher er gekommen sei? Isidor aber fragte dagegen die Frau, wie die Löcher in den Stein und die Einschnitte in die Walze gekommen seien? Die Frau erklärte Ihm freundlich, dass nach und nach die herab fallenden Wassertropfen die Löcher ausgehöhlt und das Seil durch das Auf- und Abwinden in die Walze die Einschnitte gemacht habe. Der Knabe dachte nach und plötzlich war es ihm, als sagte eine geheime Stimme.
Dieser Gedanke gab ihm neuen Mut und sogleich kehrte er wieder nach Sevilla zu seinem Bruder zurück, wo er nun mit großem beharrlichen Eifer in der Schule lernte und nach und nach die größten Fortschritte in den Wissenschaften machte. Aber auch in der Liebe Gottes und in schönen christlichen Tugenden nahm er zu; sein sehnlichster Wunsch war, ein frommer Priester zu werden.
Diese Gnade wurde ihm auch, als er das gehörige Alter erreicht hatte, wirklich zu Teil. Sein heiliger Bruder Leander selbst erteilte ihm die Priesterweihe. Isidor weihte sich nun ganz dem Dienste des Herrn und dem Wohle der Kirche. Bald musste er den Kampf für den heiligen Glauben beginnen. In Spanien gab es damals viele Arianer, Ketzer, welche die Gottheit Jesus leugneten. Selbst der König von Spanien und die Vornehmen waren von dieser Ketzerei angesteckt. Viele der besten katholischen Bischöfe und Priester wurden verfolgt, aus dem Lande verjagt und selbst getötet; die Kirchen wurden geplündert und die katholischen Gläubigen mussten schwere Drangsale erdulden. Der König hatte einen solchen Hass gegen die Katholiken, dass er selbst nach Rom ziehen, die Stadt zerstören und die ganze katholische Kirche vernichten wollte. Allein, da weckte Gott den heiligen Isidor zum Kampfe. Sein heiliger Bruder Leander war auch aus dem Lande gejagt worden, er aber blieb zurück. Ohne alle Furcht, voll heiligen Eifers trat er den Ketzern entgegen, überwies sie des Irrtums und scheute sich selbst nicht, den Vornehmen die Wahrheit zu sagen. Seine große Gelehrsamkeit und das Gebet seines heiligen Bruders unterstützen ihn im Kampf.-
Schmeicheleien und Drohungen, Lästerungen und Verfolgungen beugten seinen Mut nicht. Er brachte es so weit, dass viele Ketzer, unter diesen selbst der Sohn des Königs, den Irrtum verließen und wieder zur allein selig machenden katholischen Kirche zurückkehrten.
Der grausame König starb und sein Sohn, der ihm in der Regierung folgte, verlieh der katholischen Kirche wieder Ruhe. Der heilige Leander und die andern verbannten Bischöfe kehrten wieder auf ihre Bischofssitze zurück. Isidor aber zog sich nach beendigtem Kampf in ein Kloster zurück, um dort in der Einsamkeit ein heiliges Leben zu führen. Allein Gott wollte, dass Isidor sein Licht ferners leuchten lasse. Sein heiliger Bruder Leander starb den Tod des Gerechten und Isidor wurde einstimmig vom König, Geistlichkeit und Volk zum Erzbischof von Sevilla erwählt. Isidor weigerte sich, seine Klosterzelle zu verlassen, man musste ihm mit Gewalt herausführen, und als er in der Kirche die Kanzel bestieg, um gegen seine Wahl zu protestieren, da konnte er vor lauter Jubel des Volkes kein Wort sprechen und so musste er sich in den Willen Gottes ergeben und das heilige Amt annehmen.
Als Erzbischof verzehrte er sich nun wie ein Licht im Dienste Gottes und für das Heil der Seele, es ist unbeschreiblich, was er für die Sache Gottes ausrichtete. Je mehr des Guten er aber stiftete, desto demütiger wurde er und sein heiliges Beispiel war eine beständige Predigt. Gott verherrlichte auch seinen heiligen Diener durch viele Wunder. Unter anderem erteilte er einem Blinden das Gesicht und erflehte vom Himmel durch sein Gebet bei einer anhaltenden Dürre fruchtbaren Regen.
Das Ende seines irdischen Lebens
Fünfunddreißig Jahre hatte der Heilige überall hin Segen verbreitet und bei seinen vielen Arbeiten auch noch viele gelehrte Schriften verfasst, die noch vorhanden sind. Endlich verließen ihn seine Kräfte. Einige Zeit vor seinem Tode ließ er alles, was er besaß, unter die Armen austeilen und alle Schuldscheine zerreißen. Vier Tage vor seinem Hinscheiden ließ er sich, begleitet von zwei Bischöfen, in die Kirche des heiligen Vinzentius bringen, um dort die heiligen Sterbesakramente zu empfangen. In einen Bußsack gehüllt, das Haupt mit Asche bestreut, flehte er im Angesicht des zahlreichen Volkes um Vergebung seiner Sünden, beichtete hierauf und empfing die heilige Kommunion. Dann bat er alle um Verzeihung und ließ sich wieder in seine Wohnung zurückbringen.-
An jedem der drei Tage musste man ihn in die Kirche tragen und am Dritten starb er dort selbst mit zum Himmel empor gehobenen Händen im Frieden am 4. April 636, beiläufig 80 Jahre alt.
Darstellung des hl. Isidors
Er wird abgebildet in bischöflicher Kleidung mit einem Buche und dem Hirtenstab in der Hand.
Worte des heiligen Isidors
Statt einer Bußanwendung nimm, christliche Seele, folgende Worte des heiligen Isidor wohl zu Herzen:
Keine Pein ist härter als die Gewissenspein. Wünschest Du niemals traurig zu sein, so lebe gut; ein gutes Gewissen weiß die Traurigkeit zu ertragen; ein gutes Leben hat immer Freude, aber des Sünders Gewissen wird immer gepeinigt. Sünde ist der Tod der Seele, Verzweiflung aber ist ein Hinabsteigen zu Hölle.
Sobald jemand in der Beichte sich aufrichtig anklagt, fängt er schon an, gerechtfertigt zu werden. Wer immer bei Gott sein will, der muss oft beten und geistliche Lesung halten. Denn wenn wir beten, reden wir mit Gott und wenn wir lesen, redet Gott mit uns.Aller Fortgang im Guten kommt von Lesen und Betrachten. Durch das Lesen lernen wir, was wir nicht wissen; was wir aber gelernt haben, das bewahren wir durch das Betrachten. Das Gebet nützt nichts, wenn in dem Herzen Hass verborgen ist. Wer sich langes Leben wünscht, der trachte nach dem ewigen Leben.
Gebet
O mein Herr und Gott, verleihe mir, dass ich das Beispiel und die Worte Deines Dieners Isidor eifrig und treu befolge und so auch das ewige Leben erlange. Amen.
(Quelle: nach Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Regensburg 1884 von FJM überarbeitete Fassung)