Dreifaltigkeitssonntag
Das Geheimnis der heiligsten Dreieinigkeit
Das Erste, was die Kinder lernen, ist die Bezeichnung mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und das Bekenntniß der heiligsten Dreieinigkeit, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. In der Erkenntniß des dreieinigen Gottes sind alle göttlichen und himmlischen Erkenntnisse inbegriffen. Diese Erkenntniß ist im Kinde noch unentwickelt. Die EnO wickelung geschieht allmählig und, stufenweise. Zuerst lernt es den allmachtigen Vater und Schöpfer Himmels und der Erde kennen. Mit der Gewahrung des eigenen Verderbens, der bösen, sündhaften Neigungen und der mannigfaltigen Übertretungen erwacht in ihm das Bednrfniß und das Ver» langen nach einem Erlöser. Es lernt den Sohn Gottes, den Heiland der sündigen Menschen erkennen. Bei dem ernstlichen Willen, dem Heilande nachzufolgen, erfährt das Kind, wie schwach seine Kraft, wie ohnmächtig sein Wollen ist, und es sehnt sich nach göttlichem Beistand. Als solchen lernt es den heiligen Geist kennen aus eigener Erfahrung, wo es im Namen Jesu um diesen guten Geist den Vater bittet. So erlangt es eine erfahrungsmässige Erkenntniß der heilig» sten Dreieinigkeit. Die Erleuchtung des heiligen Geistes aber verschafft immer mehr Einsicht und tiefern Blick in dieß hei» ligste Geheimniß.
Im Namen der heiligsten Dreieinigkeit beginnen wir jedesmal das Kirchenjahr. Während des Adventes ^beschäs» tiget uns vor Allem der Rathschluß des ewigen Vaters zur Erlösung des Menschengeschlechtes. Von Weihnachten bis zur Himmelfahrt des Herrn sind unsere Gedanken und unsere Herzen ganz besonders dem ewigen Sohne Gottes, unserm Erlöser und Heiland zugewendet. Durch unseren geistigen Verkehr mit unserm Erlöser sind wir des heiligen Geistes empfänglich geworden. So konnten wir ein freudiges Psingftfest feiern und vom heiligen Geiste neues Licht und neue Gnade empfangen. Ietzt sind wir in den Stand gesetzt, das erhabenste Geheimniß der Dreieinigkeit im Glauben zu erfassen und den dreieinigen Gott mit kindlicher Demuth und mit erleuchtetem Gemüthe anzubeten und zu lobpreisen. Darum beten wir heute mit der Kirche: „Gebenedeit sei die heilige Dreieinigkeit und ungetheilte Einheit! Wir lobpreisen sie, denn sie hat an uns Barmherzigkeit geübt. Herr, unser Gott! wie wunderbar ist dein Name auf der ganzen Erde!" Mit dem Apostel bewundern wir „die Tiefe des Reichthumes, der Weisheit und Erke.mtniß Gottes, das Unbegreifliche seiner Gerichte und das Unerforschliche seiner Wege." (Röm. 1l, 33 — 36.) Voll Anbetung und Dank vernehmen wir die Worte des Evangeliums, in denen Iesus Christus selbst dieses Geheimniß so deutlich ausspricht und im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes zu taufen besiehlt. (Matth. 28, 18—20.) Wir beten mit der Kirche : „Allmächtiger, ewiger Gott, der du deinen Dienern verliehen hast, in dem Bekenntnisse des wahren Glaubens die Herrlichkeit der ewigen Dreieinigkeit zu erkennen, und in der Macht der Majestät die Einheit anzubeten; wir bitten dich, daß uns durch Standhaftigkeit in diesem Glauben Befreiung von allen Widerwärtigkeiten zu Theil werden möge, durch unsern Herrn..."
Seit dem neunten Jahrhunderte wurde dieses hohe Fest in verschiedenen Diözesen Belgiens, Frankreichs und Deutschlands eingeführt; aber erst im vierzehnten Jahrhunderte hat Papst Johannes XXII. (f 1334) verordnet, daß es in der ganzen Kirche gefeiert «erde. Es erhielt bald eine solche Bedeutung, daß man in mehreren Visthümern die Sonntage bis zum Advente darnach benannte und zählte. Nach dem römischen Ritus, der in den meisten Diözesen Deutschlands beibehalten wurde, zählt man jedoch, wie oben angegeben wmde, die Sonntage nach Pfingsten.
(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) ,Das kirchliche Leben des katholischen Christen, Verl. des Kathol. Büchervereins, 1859 nach von FJM überarbeiteter Fassung)