Klagelieder

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DIE KLAGELIEDER

Der Dichter dieser fünf im Tone all. Leichenlieder gehaltenen Gesänge sieht sich überall vor die gleiche Aufgabe gestellt: er klagt um das im Jahre 586 zerstörte Jerusalem und die tieftraurigen Folgen, die für den Gottesdienst, das Leben und die Existenz des Bundesvolkes eintreten mußten. In Erinnerung daran verwendet die katholische Kirche in der Karwoche diese Lamentationen, um ihre Gläubigen an das Geschehen der Passionszeit zu erinnern. Jedes dieser fünf Lieder betrachtet eine besondere Seite des Unglücks, obwohl Wiederholungen unvermeidlich sind und eine besondere Gedankenordnung eigentlich nicht besteht. Der Verfasser, der wohl die Zerstörung Jerusalems, nicht aber die Befreiung aus der Babylonischen Gefangenschaft erlebt hat, will den traurigen Rest, der im Heiligen Lande verblieb, zum Bekenntnis und zur Sühne seiner Schuld auffordern und ihm Hoffnung auf bessere Zeiten machen. Der Verfasser ist unbekannt. Man hat wohl an den Propheten Jeremias gedacht, weil alte Übersetzungen ihn in der Überschrift als Verfasser nennen. In der hebräischen Bibel deutet aber nichts darauf hin. Man kann höchstens so viel sagen, daß sich der Verfasser von jeremianischem Gedankengut beeinflußt zeigt. Jeremias selbst hätte bestimmt einen Hinweis darauf gegeben, daß seine eigenen Drohworte in Erfüllung gegangen sind.