Kohelet
Das Buch Kohelet
PREDIGER
»Prediger« bedeutet wohl eher »Versammlungsredner«. In Kapitel 12,9 wird der Verfasser richtig ein »Weiser« genannt. Wie alle Weisheitsbücher, einem spätjüdischen Brauche folgend, sich als salomonisch ausgaben, so stellt sich auch der Prediger als »König Salomo« vor, gibt aber nach dem 2. Kapitel diesen Anschein ganz auf. Sein Weisheitsbuch ist bald Prosa, bald Dichtung. In den Sprichwörtern und Lebensregeln ist es von der allgemeinen Weisheitslehre und vom Buch der Sprüche abhängig. Selbständig sind ein paar Grundgedanken, die regelmäßig wiederkehren: die Nichtigkeit aller irdischen Werte, der zwar von Gott geordnete, aber undurchschaubare Ablauf des Weltgeschehens, die Ungewißheit von Zukunft und Jenseits und daher der Grundsatz, die gottgegebenen Freuden des Lebens zu genießen. »Prediger« ist in seinen Ansichten oft einseitig überspitzt. Aber weil er über so vielerlei Widersprüche und Rätsel nachdenkt, ergibt sich aus der Fülle von Einseitigkeiten im ganzen doch eine überlegene Vielseitigkeit. Vor allem verleiht ihm sein Gottesglaube eine dankbare Ergebenheit, mag auch das Walten des Allmächtigen dem kleinen Menschen unbegreiflich sein. Das Buch mit seiner Behandlung allgemeiner Menschheitsfragen wird auch von ägyptischen und babylonischen, vielleicht sogar schon griechischen Schriften verwandter Art beeinflußt sein. Es ist wohl um das Jahr 200 v. Chr. verfaßt worden. Seine Zweifel und seine Kritik wirkten weiter und suchten nach einer Antwort, wie sie im vollkommensten Maße Christus brachte.