Innozenz I
Fest
Lebensbeschreibung
Der hl. Papst Innozenz, aus Albano bei Rom, der Sohn eines uns unbekannten Innocentius, wurde nach dem Tode des hl. Papstes Anastasius am 18. Mai 402 von Klerus und Volk einstimmig zum Papste erwählt. Sogleich nach seiner Ordination gab er dem hl. Bischofe Anysius von Thessalonich die Aufsicht über die ostillyrischen Kirchen. Dasselbe Verfahren beobachtete er gegen den Nachfolger des Anysius, Namens Rufus, dem er ausdrücklich bemerkte, dass er seine Macht bloß dem römischen Stuhle, dessen Vikarius und Legatus er sei, zu verdanken habe. Dem hl. Bischofe Victricius von Rouen schickte er auf seine Bitte einen Dekretalbrief, in welchem er ihm in Bezug auf die Kirchendisziplin verschiedene Anweisungen gab. Unter den 13 Punkten, welche dieses Schreiben enthält, befiehlt der dritte, dass alle unter den Geistlichen entstehenden Streitigkeiten von den Provinzialbischöfen entschieden werden sollten; diejenigen, die zu andern Gerichten ihre Zuflucht nehmen würden, sollten abgesetzt werden; eine Ausnahme sollte nur stattfinden beim Eintreten sehr wichtiger Fälle, in welchen man, auch wenn die übrigen Bischöfe ihr Urteil gefällt hätten, nach dem Beschlusse des Konzils (wohl des zu Sardica) an den römischen Stuhl appellieren könne. Der neunte Satz bestimmte, dass die Priester und Diakonen nach ihrer Weihe von aller Gemeinschaft mit den Frauen ausgeschlossen werden sollen. Desgleichen schickte er im Jahr 405 dem hl. Bischofe Exuperius von Toulouse, der ihn wegen mehrerer Disziplinarpunkte befragt hatte, eine Dekretale zu, in welcher er unter Anderem sagte, man solle den Büßenden auf dem Totenbett niemals die Lossprechung verweigern, um nicht die Härte der Novatianer nachzuahmen; in welcher er ferner das Verbot der Priesterehe erneuerte, dann sich gegen die Gewohnheit aussprach, dass die Frauen wegen Ehebruchs härter bestraft werden als die Männer, und endlich befahl, alle jene Eheleute, die sich, nachdem sie sich von ihren Ehegatten getrennt hätten, noch bei Lebzeiten derselben mit Andern sich wieder verheirateten, von der Kirchengemeinschaft auszuschließen. Im Jahr 404 wandte sich der hl. Augustinus im Namen der zu Karthago versammelten Väter an Innozenz I. mit der Bitte, bei dem abendländischen Kaiser Honorius ein Gesetz gegen die, die Orthodoxen bedrückenden und grausam behandelnden, Donatisten auszuwirken. Honorius folgte den Vorstellungen des Papstes, und seine strengen Maßregeln hatten solchen Erfolg, dass sich die Donatisten, wie Augustinus sagt, von ihren Irrtümern überzeugen ließen und massenweise zur Kirche zurückkehrten.
Um dieselbe Zeit schrieb der hl. Vater an die spanischen Bischöfe über mehrere Disziplinarpunkte. Kräftig nahm sich Innozenz auch um den verfolgten hl. Patriarchen Chrysostomus von Konstantinopel an. Im Jahr 408 belagerte Alarich mit seiner Heeresmacht die Stadt Rom. Der Mangel an Lebensmitteln und das enge Zusammenwohnen einer großen Menschenmasse führte Hungersnot und Pest herbei. In diesen Nöten mussten die Römer mit Alarich einen um schwere Geldsummen erkauften Vergleich abschließen, und überdies noch sich verbindlich machen, den Frieden zwischen den Gothen und Honorius zu vermitteln. Als der letztere auf die vorgeschlagenen Bedingungen nicht einging, begab sich Innozenz selbst nach der kaiserlichen Residenz zu Ravenna. Da Honorius fortwährend die Vorschläge Alarichs verwarf, zog dieser zum zweiten mal nach Rom und plünderte die Stadt während der Abwesenheit des Papstes, der in Ravenna zurückgeblieben war. - Den mazedonischen Bischöfen gegenüber, welche ihm (im Jahr 414) Briefe zugeschickt hatten, die gewisse, wie es scheint, ihm schon früher vorgetragene und bereits entschiedene Disziplinarpunkte betrafen, machte er die Stellung eines obersten Richters mit Nachdruck geltend, indem er schon im Eingange seines Antwortschreibens seine Verwunderung darüber zu erkennen gab, dass sie es gewagt hätten, dasjenige in Zweifel zu ziehen, was einmal vom römischen Stuhl entschieden worden sei. In einem Schreiben an den Erzbischof von Antiochia sprach er den inhaltreichen Satz aus, dass alledem genannten Bischofsitze eigenen Vorrechte nicht von den Vorzügen der Stadt herrührten, sondern von der Würde des Sitzes, den der hl. Petrus inne gehabt habe. In einem Briefe an den Bischof Decentius von Gubbio (Eugubium) im Kirchenstaate schrieb er über das Verhältnis der römischen Kirche zu den übrigen abendländischen Kirchen: da außer dem hl. Petrus kein anderer Apostel im Occident gepredigt habe, und alle abendländischen Kirchen von Petrus oder von seinen Nachfolgern gestiftet worden seien, so seien sie schlechterdings verbunden, sich nach den Gewohnheiten und Übungen der röm. Kirche zu richten; auch seien die Gewohnheiten aller übrigen Kirchen, insofern sie von der römischen abwichen, nur Verfälschungen der alten Überlieferungen, Abweichungen von den die durchaus abgeschafft werden müssten. Den nämlichen schrieb er auch nach W.W. (IX. 72), dass in der röm. Kirche am Donnerstage vor Ostern die Büßer sollten losgesprochen und in die Gemeinschaft aufgenommen werden. Eine willkommene Gelegenheit, die Macht des Primats in Anwendung zu bringen, boten ihm die Pelagianischen Streitigkeiten dar. Im Jahr 416 wurden von den afrikanischen Bischöfen zwei Synoden gegen Pelagius gehalten. Um ihre Sache durch die Autorität des römischen Stuhles noch zu stützen, wandten sich beide Konzilien, sowie der hl. Augustin an Innozenz.
Die eine Synode (von Karthago) bat um die Zustimmung des Papstes mit den Worten: »Wir glaubten, unsere Verhandlung Deiner Heiligkeit vorlegen zu müssen, damit den Beschlüssen unserer Wenigkeit auch die Vollmacht des apostolischen Stuhles beitrete.« In ähnlicher Weise sprachen sich die Väter des andern Konzils, nämlich des von Mileve, aus. Nachdem die päpstliche Bestätigung der Synodalbeschlüsse von Karthago und Mileve nach Afrika gekommen war, sagte der hl. Augustinus in einer seiner Reden: »Die Beschlüsse der beiden Konzilien sind dem apostolischen Stuhle übersendet worden. Die Antworten desselben sind eingetroffen; nun ist die Sache beendigt. Wolle der Himmel, dass auch der Irrtum ein Ende habe.«
In seinem dritten Antwortschreiben rühmt Innozenz die Afrikaner wegen ihrer Hochachtung gegen den römischen Stuhl. »Ihr habt die Ordnung der alten Väter gut beobachtet,« schrieb er, »und habt nicht mit Füßen getreten, was nicht durch sie, nicht durch menschliche Weisheit, sondern nach göttlichem Befehle eingerichtet worden ist, nämlich dass Alles, was auch in entfernten Gemeinden vorfällt, dem apostolischen Stuhl zur Bestätigung vorgelegt werde.« Er bestätigte sonach die Beschlüsse jener beiden Synoden und schloss »kraft seiner apostolischen Vollmacht« den Pelagius und Cölestius samt ihrem Anhange von der Kirchengemeinschaft aus. Von den letzten zwei Briefen, die er schrieb, war der eine an den hl. Hieronymus gerichtet, welchen er, sowie auch die hhl. Eustochium und Paula in ihren Leiden tröstete; der andere darauf starb er im Jahr 417 und zwar, wie man gewöhnlich annimmt, am 12. März. In den verschiedenen Martyrologien aber, auch im Mart. Rom., findet er sich am 28. Juli und ebenso im römischen Breviere, in welchem noch mehrere weise Anordnungen von ihm angeführt sind. Auch die Bollandisten behandeln ihn am 28 Juli, an welchem er beigesetzt worden sein soll.
Papst Innozenz I. war nach W.W. (V. 628) »ein Kirchenfürst von ausgezeichneten Eigenschaften und ist unter die größten Päpste der ersten Jahrhunderte zu rechnen. Er war eifrig darauf bedacht, jede Gelegenheit zu benützen, um die Autorität des römischen Stuhls zur Anerkennung zu bringen. Seine Dekrete sind für die Kirchengeschichte und das Kirchenrecht von der höchsten Bedeutung; unter andern sind in ihnen die unzweideutigsten Beweise von der frühen Anwendung der Macht des Papsttums enthalten.«
Ähnlich spricht sich Dr. Haas aus: »Niemand kann ihm seine großen Eigenschaften bestreiten, und der Ärger der Kirchenfeinde gilt nur seiner klaren und glücklichen Energie.« Von ihm haben sich 42 Briefe erhalten; jedoch sind nach Feßler davon nur 34 wirklich von ihm selbst; die übrigen 7-8 sind solche, die an ihn geschrieben worden sind. - Sein heil. Leib befand sich zur Zeit des Bollandisten Cuperus in einem Altare der hhl. Päpste Silvester und Martinus. Der erste Sachsenherzog Ludolph, der Großvater des Kaisers. Heinrich I., bekam von Papst Sergius II. (844-847) »Corpus S. Innocentii«, d.h. nach Cuperus (VI. 560. nr. 58) einen Teil seines heil. Leibes; denn in diesem Sinne werde es sehr häufig genommen. - Sein Nachfolger auf dem röm. Stuhle war der hl. Zosimus.
(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)