Papst Leo IV

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Raffaello Sanzio: Der Schwur von Leo III., 1514 - 1517, Stanza dell'Incendio di Borgo im Vatikan - gemeinfreiheit

Fest

17. Juli

Lebensbeschreibung

Leo IV., der 106. (105.) Papst, war ein geborner Römer. Sein Vater hieß Rodoaldus, nach Andern Radulphus oder Rudolphus. Seine Eltern schickten ihn in das Benediktinerkloster des hl. Martinus, das außerhalb der Stadtmauern in der Nähe der Kirche des hl. Apostels Petrus lag, wo er nicht nur die Wissenschaften erlernte, sondern, obwohl noch Knabe, wie ein vollendeter Mönch lebte, ohne jedoch wirklich, wie Einige behaupten wollten, dem klösterlichen Vereine anzugehören. Bald gelangte der Ruf seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit vor den Papst Gregorius IV., der ihn, um ihn stets in seiner nächsten Nähe zu haben, aus dem Kloster an den Mittelpunkt der Kirche in den Lateranenfischen Palast (Patriarchium) berief und ihm das Subdiakonat verlieh. Papst Sergius II., welcher dem Gregorius im Jahr 844 nachfolgte, weihte ihn zum Priester und verlieh ihm den Titel der hhl. 4 gekrönten Märtyrer, d.h. er machte ihn zum Kardinalpriester an dieser Kirche. Hier fuhr er nun fort, die schönsten Tugenden in seinem Wandel darzustellen, und namentlich die Fremden und Armen nicht bloß durch tröstende Worte, sondern auch mit reichlichen Almosen zu unterstützen.

Damals hatten die Sarazenen die St. Peterskirche geplündert, und wollten bereits ihre Waffen gegen die Stadt Rom richten. In dieser trübseligen Lage starb am 27. Jan.75 847 der Papst Sergius II., und noch war er nicht zur Erde bestattet, als das ganze römische Volk, Vornehme und Geringe, Priester und Laien, mit seltener Einstimmigkeit den Kardinalpriester Leo als Papst verlangten. Alle eilten nun mit großer Freude zur Kirche der hhl. 4 gekrönten Märtyrer, wo er wohnte, nahmen ihn wider seinen Willen mit sich fort und führten ihn unter Lobgesängen in den Palast des Lateran, wo ihm durch den damals schon üblichen Fußkuss gehuldigt wurde. Seine Weihe durfte aber nicht sogleich stattfinden, sondern es musste, zufolge eines vor 3 Jahren geschlossenen Vertrages, auf ein kaiserliches Mandat gewartet werden. Da immer nichts kam, wurde er endlich nach 2 1/2 Monaten, nämlich am 12. (a. A 11.) April 847, ordiniert, wobei man dem Kaiser Lothar, die Bestätigung vorbehielt. Hier erwähnt der Bibliothekar Anastasius, welcher das bei den Bollandisten enthaltene Leben unseres hl. Leo verfasst hat, ein Wunder, welches bald nachher auf seine Fürbitte stattgefunden habe. Als nämlich die Sarazenen um diese Zeit von ihrem Raubzuge nach Afrika heimkehrten, ging durch Sturm und Ungewitter im Meere zu Grunde, was man den Fürbitten der hhl. Apostel Petrus und Paulus, so wie dem Gebete unseres hl. Papstes Leo zuschrieb. Der hl. Papst stellte nun vorerst die verwüsteten Kirchen wieder her, und stattete das Grab des Apostelfürsten (Confessio St. Petri), auf welchem ein Altar stand, mit herrlichem Schmucke aus. Diese Kirche, so wie die zu den hhl. 4 gekrönten Märtyrern, die Basilika der hl. Gottesgebärerin und das Kloster zum hl. Anastasius beschenkte er mit heil. Gewändern, Gefäßen und Kostbarkeiten. Im Palaste des Lateran ließ er das vom hl. Leo III. erbaute Triklinium, welches so verkommen war, dass seine zwei Vorgänger, Gregorius IV. und Sergius II., am Weihnachtsfeste das gewöhnliche Gastmahl dort nicht mehr halten konnten, neu herstellen und ausschmücken. Ebenso ließ er auch das vom Kaiser Karl dem Großen aus dem reinsten Golde gefertigte, mit Edelsteinen geschmückte und der Basilika zum heil. Erlöser geschenkte Kreuz, welches unter Papst Paschalis entwendet wurde, wieder herstellen. Im ersten Jahre seines Pontifikates vertrieb er durch sein Fasten und Gebet eine Schlange (basiliscus), die sehr viele Menschen tötete; ebenso löschte er einen weit um sich greifenden Brand durch sein Gebet und das Kreuzeszeichen.




Auf's Neue beschenkte er die Kirchen der hl. Gottesgebärerin, des hl. Stephanus. der hl. Nympha, der hhl. Cosmas und Damianus etc. Er restaurierte das Kloster zum hl. Stephanus und Cassianus, so wie viele andere Kirchen und Kapellen. Ferner ließ er die Mauern und Tore um die Stadt Rom wieder herstellen; eben so 15 Türme, die er zerstört fand. Zwei derselben an den Ufern der Tiber ließ er durch eiserne Ketten so miteinander verbinden, dass kein Schiff durchkommen konnte. Da die Sarazenen wieder drohten und im Jahr 848 in der Nähe von Ostia wirklich landeten, wurden sie mit Hilfe der Neapolitaner auf das eifrige Gebet des heil. Papstes theils zu Grunde gerichtet, theils gefangen genommen. Um nun ferner vor den Saracenen sicher zu seyn und namentlich die St. Peterskirche vor aller Vereerung zu schützen, beschloß er, den schon vom hl. Papst Leo III. projectirten Plan auszuführen und das auf der Westseite der Tiber gelegene Stadtviertel des Vaticans (Burgus S. Petri), in dessen Mitte die St. Peterskirche liegt, mit einer Mauer zu umgeben, wobei ihn nicht blos der römische Adel, sondern auch Kaiser Lothar durch bedeutende Zuschüsse unterstützte. Am 27. Juni 852 weihte er diese neue Stadt, [750] die von ihm den Namen Leostadt (Urbs Leonina) erhielt, wobei der demüthige Papst barfuß der feierlichen Procession anwohnte, die Mauern, Thore und Häuser der Stadt segnete und sogar drei neue Orationen verfaßte etc. Nach der Procession, celebrirte er in der St. Peterskirche das heil. Meßopfer für das Wohl der Stadt und des Volkes und theilte dann reichliche Geschenke aus. Auch viele Kirchen und Klöster erfreuten sich bei dieser Gelegenheit wieder seiner Freigebigkeit. Durch die Saracenen hatten besonders die Einwohner der alten Stadt Centumcellae viel gelitten, so daß sie den Ort verlassen und in den Wäldern herum irren mußten. Da bauten sie endlich, von unserm heil. Papste Leo kräftig unterstützt, eine neue Stadt, welche sie nach ihm Leostadt (Leopolis) hießen, wahrscheinlich da wo jetzt Corneto steht. Nach einiger Zeit kehrten sie aber wieder in die alte Stadt (Civita vecchia) zurück, welche daher ihren Namen, erhielt. Da auch die Einwohner von Corsica vor den Saracenen Schutz in Rom gesucht hatten, wies ihnen der hl. Leo im J 852 die Stadt Porto (Portus Romanus) am Ausflusse der Tiber an und schenkte ihnen dazu Weinberge, Wiesen etc. Auch noch andere Städte wurden durch ihn wieder hergestellt, verschiedene Kirchen neu gebaut, und andere reichlich beschenkt. – Unser hl. Papst Leo war übrigens überzeugt, daß die Sünden des Volkes die Hauptursache der öffentlichen Drangsale seien. Deßhalb wendete er sein ganzes Augenmerk auf die Verbesserung der Sitten und die Wiederherstellung der der Kirchenzucht. Zu diesem Zwecke hielt er im J. 853 ein Concil in Rom, welchem 67 Bischöfe anwohnten, und auf dem er nicht blos sehr wichtige, die kirchliche Disciplin betreffende Anordnungen machte, sondern auch ernst strafend einschritt, indem er den Cardinalpriester Anastasius von St. Marcellus absetzte, weil er nicht mehr in seiner Pfarrei residirte und halsstärrig auf alle Landungen nicht erschienen war. Dabei hielt er an alle Bischöfe und Hirten eine Homilie über ihre Pflichten. Diese Homilie ist noch vorhanden, und zeigt von der Frömmigkeit und Gelehrsammkeit des hl. Papstes. Die Bischöfe mußten dieselbe in ihren Diöcesansynoden den Klerikern vorlesen und sie auf ihre Pflichten aufmerksam machen. In diesem Jahre 853 sendete der angelsächsische König Ethelwolf seinen 4jährigen Sohn Alfred zur Erziehung nach Rom, und im J. 854 machte er selbst eine Wallfahrt dahin, wobei er vom hl. Leo mit allen Ehren empfangen wurde. Im J. 855 hatte ein gewisser Befehlshaber Daniel den römischen Feldherrn Gratian bei dem Kaiser Ludwig II. verklagt, als wenn er eine Verschwörung zum Untergange der Franken in Rom angezettelt hätte. Der Kaiser kam höchst aufgebracht mit einem zahlreichen Kriegsheere nach Rom und wurde vom hl. Leo ehrerbietig wie gewöhnlich empfangen, und da Gratian seine Unschuld klar beweisen konnte, zog der Kaiser ganz zufrieden wieder ab. Bald nachher starbnun der hl. Papst Leo, nämlich am 17. Juli 855, nachdem er 8 Jahre, 3 Monate, 5 Tage auf dem Stuhle des hl. Petrus mit höchstem Ruhme gesessen, und in zwei Ordinationen 19 (Cardinal-) Priester, 8 (Cardinal-) Diakonen und an verschiedenen Orten 63 Bischöfe creirt hatte. Er wurde in der Kirche des hl. Apostelfürsten Petrus begraben. Wenn Saussayus sagt, dieser hl. Leo IV. sei von Rom nach Gallien transferirtworden, so läßt sich dieses eben so wenig nachweisen, wie so manches Andere, was er angibt. Dem hl. Leo IV. folgte auf dem Stuhle des hl. Petrus ein Mann von allgemein anerkannter Tugend und großer Demuth, der bisher Priester an der Kirche zum hl. Calixtus gewesen, und sich bemühte, der Würde des Oberhirtenamtes zu entgehen. Es ist dieser Benedictus III., der bereits am 1. Sept. 855 erhoben wurde, und nicht, wie Einige wollen, die fabelhafte Päpftin Johanna, welche übrigens von Verschiedenen in ganz verschiedene Zeiten gesetzt wird. Diese Fabel, von unredlichen Feinden der Kirche erfunden und verbreitet, wurde von redlicheren Gegnern (Leibnitz etc.) selbst mit unumstößlichen Gründen wieder auf's Bestimmteste widerlegt, was aber nicht hindert, daß sie von Andern doch immer wieder auf's Tapet gebracht und von schwachen Geistern geglaubt wird. Der hl. Papst Leo IV. steht auch im Mart. Rom am 17. Iuli. (IV. 302–326).


(Quelle: nach Vollständiges Heiligen-Lexikon von J.E. Stadler, F.J.Heim und J.N. Ginal, Augsburg 1858-1882, digitalisiert und mit freundlicher Genehmigung von Digitale Bibliothek, Verlag Directmedia Publisching GmbH, CD DB 106, http://www.zeno.org, von FJM überarbeitete Fassung)