Werner von Oberwesel

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Fest

19. April

Das Leben und Wirken des heiligen Werner, Märtyrer

Was vor der Welt oft verachtet und klein ist, kann durch die Tugend groß werden in den Augen Gottes. Unweit Bacharach am Rhein liegt, umgeben von hohen Weinbergen, das kleine Dörfchen Wammerat. Es ist bewohnt von Winzern und Bauern. Das war die Heimat des Werner. Er war von frommen einfachen Bauern gottesfürchtig erzogen worden. Auf dem weiten Weg zur Schule betete er gewöhnlich den Rosenkranz, und am Muttergottesbild, an welchem er vorbeikam, machte er Halt. Zwei- oder dreimal in der Woche schmückte er das Bild mit einem Blumenstrauß, den er unterwegs gepflückt hatte. Um sein Fortkommen zu finden, schnürte Werner seinen Ranzen, küsste seine Mutter und nahm Abschied. Am Wegkreuz kniete er nochmals nieder und betete laut:

O Jesus, segne mich, ich muss in die Fremde, uns bin noch so klein. Schick mir, wie einst dem Tobias, doch auch einen Engel; denn ich fürchte mich. Maria, sei du meine Mutter“ Meine Mutter kann für mich nicht mehr sorgen, nimm du mich unter deinen Schutz.


Sein Nachtlager musste er im Freien nehmen oder in einer Felsenhöhle. Als ihn einmal der Hunger furchtbar quälte, sah er in der Ferne Hirten auf dem Felde. Er eilte zu ihnen und bat sie um Brot . Sie gaben ihm auch, aber zu trinken hatten sie nicht, denn in der ganzen Gegend war kein Brunnen. Der Knabe kniete nieder, bat Gott inständig um Hilfe Und siehe, Gott erhörte ihn. Aus einer Vertiefung der Erde sprang ein Wasserstrahl, der immer größer und größer wurde, und es entstand ein köstlicher Brunnen, der bis auf den heutigen Tag noch unter dem Namen St. Wernersbrunnen bekannt ist. Mancher Reisender mag schon daran gestanden haben. Erquickt zog er weiter und sah bald die Türme von Oberwesel. In das erste Kaufhaus ging er und bat um Arbeit. Die Kaufleute nahmen ihn an, und er musste in der Steingrube vor der Stadt arbeiten. Eine mitleidige Nachbarsfrau nahm ihn in Kost. Wie freute sich nun der arme Junge, Obdach und Arbeit gefunden zu haben! Unermüdlich arbeitete er in der Steingrube. Am Abend ging er seiner Kochwirtin zur Hand, die bald den braven Jungen liebgewonnen hatte. Sie sagte zu ihm:

Es gefällt mir nicht, dass du in der Steingrube arbeitest, mich beunruhigt es sehr, ich möchte dir einen anderen Dienst suchen.“

Ich tue alles, was Gott will,“ sagte Werner.


Es kam die heilige Karwoche. Er fastete und bereitete sich auf den Empfang der Osterkommunion mit rührender Andacht vor. Am Gründonnerstage empfing er mit glühender Andacht die heilige Kommunion, danach ging er still gesammelt zur Arbeit.


Das Ende seines irdischen Lebens

Kaum hatte er angefangen, da überfielen ihn zwei Räuber. Sie banden ihm die Hände auf dem Rücken und die Füße zusammen, steckten ihm eine Bleikugel in den Mund und ließen ihn so liegen. Als die Unmenschen ihn anders Tages noch lebend fanden, schlugen sie ihn tot und warfen ihn in der Nähe von Bacharach in ein Gestrüpp, das über einen Brunnen hing. Es waren aber Leute in der Nähe, die sahen ein hellglänzendes Licht über der Grube schweben: sie traten näher hinzu und fanden die mit Wunden bedeckte Leichte des Knaben, die sie ins Gerichtshaus trugen. An vielen Zeichen erkannte man, dass St. Werner ein Märtyrer sei um Christi willen. Die Mörder erhielten ihre Strafe, und die Leiche wurde feierlich in der Kunibertuskapelle mit kostbarem Schmucke beigesetzt. So wurde das Kind geehrt, dessen junges Leben nur eine Kette von Entbehrungen, Schmerzen und Leiden aller Art war.


Quelle: Illustrierte kleine Heiligenlegende für die Jugend (1920); mit kleinen Korrekturen durch die FJM ---