Klösterliche Busse
Klösterliche Buße
Nach dem Gebet kommt die Buße; das sind die beiden Flügel, die dem Mönch gegeben sind, um sich von der Erde zu entfernen und Gott zu nähern.
In seiner Buße wie in seinem Gebet sieht der Mönch zwei Dinge:
Gott und den Menschen; Gott an erster Stelle, darauf den Menschen.
Er sieht Gott, den er verherrlichen und versöhnen und er sieht den Menschen, den er reinigen und heiligen soll.
Durch sein Gebet will er an erster Stelle Gott verherrlichen und durch seine Buße ihn versöhnen.
Er will darauf durch seine Buße den Menschen reinigen und durch sein Gebet ihn heiligen.
Darum betet und darum tötet er sich ab; darum verbringt er sein Leben in Gebet und Kasteiungen. Er weiht sich Gott und der Menschheit, indem er für die Menschheit Fürbitte einlegt und Genugtuung leistet bei Gott.
Alle Wege des Herrn sind Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.
Alle Wege, will heißen: alle, durch welche er zum Menschen kommt und durch welche er den Menschen zu sich zurückführt.
Die Barmherzigkeit spendet Gnaden und Gaben, die Gerechtigkeit bringt Verdienst und Schuld in Übereinstimmung.
Die Armut des Menschen bedarf der freigebigen Barmherzigkeit; seine Sündhaftigkeit der ausgleichenden Gerechtigkeit.
Die Armut muß beten, die Sündhaftigkeit sühnen.
Und der Mönch, welcher sein Leben bei einem Tabernakel eingeschlossen hat, mischt tagtäglich den kleinen Wassertropfen seines Opfers in den Wein des Opfers, des Erlösers, um an Seinem Fleische zu ersetzen, was an den Leiden Christi für den Leib Christi, welcher die Kirche ist, mangelt.
Täglich nimmt die Missetat überhand, und der Ordensmann hat sich von der bösen Welt, wo die Missetat überhand nimmt, getrennt, um mit Zuversicht hinzutreten zum Throne der Gnade, damit er Barmherzigkeit erlange und Gnade finde, wo die Hilfe nötig ist, auf dass, wo die Sünde überschwänglich war, die Gnade noch überschwänglicher werde.
Er opfert sich also neben Jesus und mit ihm auf, zunächst als Brandopfer, welches das Opfer zur Ehre Gottes ist und ist glücklich, seine Gelübde zu zahlen, die seine Lippen gesprochen.
Sodann bringt er sich dar als Versöhnungsopfer, welches das Opfer für die Buße ist, und ist glücklich, mitzuwirken mit dem Lamme Gottes, welches hinweg nimmt die Sünden der Welt.
Und welche Bußübungen opfert er Gott mit Jesus Christus auf? Wie schon gesehen, bricht er ab mit allen Familienbanden, mit den Beziehungen zur Welt, den äußeren Zerstreuungen, den Freuden des Reichtums, den Einfällen der Unabhängigkeit.
Sodann die mit der Regel verbundenen Bußübungen: Die Klausur und das Stillschweigen, das harte Lager und die Nachtwachen, das Bußhemd und die Geißel, die andauernde oder gar ewige Abstinenz, das häufige Fasten, die geistlichen Übungen, die geistige oder materielle Arbeit usw.
Die verschiedenen Orden haben je nach der Beschiedenheit ihres besonderen Zweckes diese verschiedenen Elemente der Buße.
Endlich die durch die Vorsehung bestimmten Bußübungen, d. h. diejenigen, welche der göttliche Meister mit Vorliebe den Seelen schickt, die ihm nichts abzuschlagen entschlossen sind.
So die gewöhnlichen Prüfungen, wie Kälte und Hitze, Unglücksfälle und Krankheiten, Widerwärtigkeiten und Verdemütigungen usw.
Sodann die mehr außergewöhnlichen Prüfungen, bestehend in inneren Kreuzen, in geistiger Trockenheit, in Beängstigung des Herzens und geistiger Finsternis.
Alle diese Kreuze nimmt der Ordensmann in dem Maße auf sich, wie sein Beruf es von ihm verlangt; er nimmt sie auf sich und trägt sie mit Freude nach dem Beispiele und in der Nachfolge seines Erlösers.
Die Kreuze seines Berufes kommen ihm von Gott vermittelt seiner Regel und der Ereignisse. Infolgedessen hat der Ordensmann Vertrauen zu denselben und trägt sie gerne.
Q. das dreifache Reich Gottes Impr. 1911