Ezechiel

Aus FJM-Ritter
Version vom 26. März 2009, 19:36 Uhr von Inka (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: ==DAS BUCH EZECHIEL== Ezechiel war nach den ersten Versen des nach ihm benannten Buches (1,1-3) der Sohn eines Priesters namens Busi. Nach einer weiteren Angabe da...)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

DAS BUCH EZECHIEL

Ezechiel war nach den ersten Versen des nach ihm benannten Buches (1,1-3) der Sohn eines Priesters namens Busi. Nach einer weiteren Angabe daselbst muß er zur Zeit seiner Berufung im dreißigsten Lebensjahr gewesen sein. Diese geschah im Jahre 593 v. Chr. Es war fünf Jahre nach der Fortführung Jojachins. Ob allerdings auch Ezechiel zu den damals Verschleppten gehört hat, ist zweifelhaft, da sich die damaligen Eroberer nur auf Leute besonderen Ansehens beschränkt haben (2 Kon 24,14-16). Ezechiel spricht sich darüber nicht aus. Er kann auch auf andere Art nach Babel gekommen sein und sich hier als Landsmann der Verbanntengemeinde angeschlossen haben. Er hatte in der Siedlung Tel-Abib am Euphratkanal Kebar seine Wohnung. Über seine persönlichen Lebensverhältnisse erfahren wir recht wenig. Er war verheiratet, seine Frau starb kurz vor der Zerstörung Jerusalems (586). Die unklaren Andeutungen des Prophetenbuches haben in neuerer Zeit dazu geführt, die Wirksamkeit Ezechiels wenigstens zu einem Teil in Jerusalem zu suchen. In der Tat ist es merkwürdig, daß ein bei den Verbannten lebender Prophet fast nur Drohworte an die Bewohner Jerusalems richtet, daß er zu ihrer Belehrung sogar sinnbildliche Handlungen vollzieht, die doch nur dann einen Zweck haben, wenn die Hörer und Zuschauer zugegen sind. Man kann sich das in 11,13 erzählte Ereignis nur bei einer persönlichen Gegenwart Ezechiels vorstellen. Sollte diese Annahme richtig sein, so hätte sich Ezechiel unmittelbar nach seiner Berufung nach Jerusalem begeben und hier ungefähr so gewirkt wie sein älterer Zeitgenosse Jeremias. Freilich hätte er sich auf »Klagen, Seufzen und Wehe« (2,10) beschränkt, ohne die mit dem Fall Jerusalems zusammenhängenden politischen Fragen zu berühren. Der Tod seiner Frau wäre dann während der Belagerung Jerusalems erfolgt, und danach hätte Ezechiel die Stadt wieder verlassen. Als diese nämlich von den Babyloniern erobert wurde, war er nicht mehr dort (33,21). Wie dem auch sei, das Buch Ezechiel besteht aus mehreren, deutlich voneinander abgrenzbaren Teilen. 1-3 enthalten die in breiter Rede erzählte Berufungsgeschichte, 4-24 sind eine Sammlung verschiedener Sprüche, sinnbildlicher Handlungen und Gleichnisreden, die alle auf den Untergang Jerusalems abgestimmt sind. Oft veranschaulichen derbe Vergleiche (Kapitel 16 und 23) die Verletzung der religiössittlichen Ordnung. Man pflegt diesen Teil als das »Jerusalembuch« zu bezeichnen, mag es sich in Einzelheiten an die Verbanntengemeinde in Babel wenden oder tatsächlich in Jerusalem gesprochen sein. In jedem Falle will der Prophet verkünden, daß die Verbanntengemeinde Trägerin der Verheißung ist. Sie muß sich allerdings von dem Wahn befreien, daß Jerusalem als politische Hauptstadt unantastbar sei. Der Prophet änderte nach dem Fall Jerusalems seine Haltung und die Art seiner Verkündigung. Einen Widerhall dieser neuen Töne vernehmen wir in den Kapiteln 33-37, die man geradezu als das »Verbanntenbuch« bezeichnen kann. Wichtig ist hier die Verheißung des wahren Hirten aus Davids Haus (34) und das Gesicht von der Wiederbelebung der Totengebeine (37). Den Übergang von der Unheils- zur Heilsweissagung stellt die Sammlung von Drohworten gegen Fremdvölker dar (25-32). Die Kleinstaaten Ammon, Moab, Edom und Philistäa werden zunächst bedacht. Mit besonderer Ausführlichkeit wird Tyrus behandelt. Es geht hier um solche Völker, die mit einer gewissen Schadenfreude den Fall Jerusalems zur Kenntnis nahmen. Nur über den Ruinenstädten jener Völker kann die Morgenröte der Freiheit, Ruhe und Sicherheit im Lande der Verheißung erscheinen. Die Reden gegen Ägypten (29-32) gehören trotz ihrer besonderen Art auch hierher. Die Gogweissagung (38-39) ist ein farbiges Gemälde vom Untergang eines mythologischen Feindes, den manche in barbarischen Eroberervölkern jener Zeit suchen. In den Abschlußkapiteln 40-48 erleben wir das Eintreten der Heilszeit. Diese Abschnitte scheint der Prophet nie mündlich verkündet, sondern nur schriftlich verfaßt zu haben. Die Schilderung gibt uns davon einen Begriff, wie sich der Prophet die neue Ordnung denkt: Der Neubau des Tempels wird nach Architektenart entworfen, ein neues Kultgesetz, das stark an 3 Mos 17-26 erinnert, wird aufgestellt, und schließlich werden Anordnungen getroffen über eine Neuverteilung des Heiligen Landes, das wieder im Besitz des Auserwählten Volkes erscheint.