Anna

Aus FJM-Ritter
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hll.Eltern Joachim und Anna mit der Gottesmutter Maria

Fest

26. Juli

Die heilige Anna, Mutter der allerseligsten Jungfrau Maria

Zur Zeit, das das jüdische Reich dem Verfalle nahe war und kein König aus Judas Stamme, sondern der Fremdling Herodes das Zepter führte, lebten zu Nazareht, in der Nähe des berges Karmel, die beiden gottesfürchtigen Eheleute Joachim, der in der heiligen Schrift auch Heli genannt wird, und Anna, „die Anmutige“ oder „Gnädige“ nach unserer Sprache.

Beide wandelten gerecht vor Gott. Ihr zeitliches Habe teilten sie in drei Teile, der Eine gehörte zur Zierde des Tempels, der Anderer wurde für die Armen verwendet, der Dritte diente Ihnen zum Unterhalt. Ihr Lben verfloß unter Arbeit und Gebet in stiller Zurückgezogenheit. Nur Eines fehlte Ihnen, sie hatten keinKind, und das machte sie traurig; denn Unfruchtbarkeit war in Israel eine Schande.

Oft lag Anna im stillen Kämmerlein opder im Garten unter einer Palme auf Ihren Knieen und flehte herzinniglich zu Gott, ermöchte die Schande von ihr nehmen und ihr einKinde schenken. Oft wen Joachim seine geliebte Frau so betrübt sah, seufzte er zum Himmel um Erhörung Ihrer Bitte. Es genügte aber der heiligen Anna nicht, in der Stille zu beten, sie ging auch in den Tempel,. Opferte Gaben und flehte mit heßer Inbrunst, Gott möge sie Mutter werden lassen; auch machte sie das Gelübde, im Falle Ihr ein Kind geschenkt werde, dasselbe dem Dienste Gottes ganz zu weihen. Endlich nach zwanzig Jahren der Unfruchtbarkeit,d a Anna wegen hohen Alters keinKind mehr hoffen durfte und sich ganz in den heiligen Willen Gottes ergeben hatte, erschien ihr eines Tages im Garten, wo sie betete, ein Engel und brachte ihr die trostvolle Botschaft, dass sie einKinde mfpangen werde. Groß war die Freude der frommen Frau, aber noch größer wurde diese Freude, als sie nach 9 Monaten diejenige wirklich zur Welt brachte, welche die Mutter des Messias, des Sohnes Gottes, werden sollte. Ein Engel offenbarte ihr und ihrem Manne, dass sie das Kind Maria heßen sollten, und dass es von Gott auserwählt sei zur Mutter seines Sohnes, des Erlösers Israels und der ganzen Welt. Da dankte die glückselige Anna laut dem Herrn und stimmte folgenden Lobgesang an, den die Überlieferung usn aufbewahrt hat:

„Ich will lobsingen meinen Gott, der mich heimgesucht und weggenommen von mir die Schmach meiner Feinde. Er hat mir gegeben reichliche Frucht der Gerechtigkeit vor seinem Angesichte.“

„Wer wird verkünden den Söhnen Rubens, dass Anna fänge ein Kind! Höret, o höret Ihr zwölf Stämme Israels, Anna fänget ein Kind!“

Achtzig Tage nach der Geburt Ihrer heiligen Tochter Maria zog Anna mit dem Kinde und Ihrem Manne nach Jerusalmen, um es Gott, dem Herrn, darzustellen und das gesetzliche Opfer zu entrichten.- Nachdem sie Ihr Opfer dem Priester eingehändigt, warf sie sich nieder zur Erde, dankte Gott für das hohe Geschenk, das er ihr noch im hohen Alter gemacht, hob freudetrunken das liebliche Kind, das wie ein Engel lächelte, empor und gelobte feierlich, dieses Kind zu seiner Zeit wieder in den Tempel zurückzubringen und dem Dienste im Heiligtum zu weihen. Joachim bestätigte dies Gelübde seiner frommen Gattin, und wanderte dann wieder mit ihr und dem Kinde nach Nazareth.

Anna betrachtete ihr Kind als den kostbarsten Schatz, den Ihr Gott anvertraut; mit unsäglicher Wonne ruhte ihr mütterliches Auge auf demselben. Sie wußte, dass Maria makelos von jeglicher Sünde, dass sie der Tempel des heiligen Geistes sei und einst die glückseligste Mutter der Welt werden und den Heiland, auf den Himmel und Erde mit Sehnsucht warteten, gebären sollte. Wer wird wohl beshreiben können, welchen Segen dieses Heilige Kind ihren Eltern brachte, welch himmlischer Friede im Hause einer so heiligen Familie waltete!

Drei Jahre waren so verflossen, wunderbar war Maria wie eine reine Himmelsblume herangeblüht, schon war ihre Vernunft erwacht, und ihre klarer Verstand überstieg weit ihr alter, da gedachten die frommen Eltern Ihres Gelübdes und setzten sich inBereitschaft, nach Jerusalem zu reisen, um Maria im Tempel unterzubringen. Gerne hätte Anna das Kind bei sich behalten, allein Gottes Wille war ihr heilig und der Gehorsam siegte über ihre Mutterliebe.

Und so reisten die frommen Eltern mit Ihrem Töchterlein nach Jerusalem, wo der Priester Zacherias, ihr naher Verwandter und Vater des heiligen Johannes, schon die Aufnahme im Temperl vorbereitet hatte. Nicht ohn Schmerz, aber ganz ergeben in des Herrn Willen, übergab Anna den Priestern ihr einziges, geliebtes Kind, das freudig die Tempelstufen hinaufstieg und sich dem himmlischen Vater vollkommen zum Opfer brachte. Anna und Joachim segneten Maria, küssten sie zum Abschiede und mit dem Vorgefühle, ihre Tochter in dieser Welt nicht mehr zu sehen, kehrten sie stilltrauernd in Ihre Heimat zurück. Bald darauf starb Joachim und nach ein paar Jahren auch die heilige Anna, beide schon im hohen Alter und voll Verlangen, Gottes Herrlichkeit im Himmel zu schauen.

Die Heilige Anna wurde in den ersten Zeiten des Christentums hochverehrt als die gebenedeite Mutter der heiligen Gottesgebärerin, die uns das Heil gebracht und die Ursache unserer Freude sit. Schon frühzeitig wurde über dem Hause der hieligen Anna, wo sie in Jerusalem, so oft sie dahin kam, gewohnt hat, ein Kloster gebaut, welches jetzt in eine türkische Moschee verwandelt ist. Kaiser Justinian ließ ihr zu Ehren im Jahre 550 zu Konstantinopel eine Kirche bauen. In Jahre 710 kam ihr heiliger Leib auch dahin und durch die Kreuzfahrer kamen dann heilige Reliquien davon in das Abendland. Auf die Fürbitte der heiligen Mutter Anna sind viele Wunder geschehen, besonders wird sie als Patronin der Armen verehrt, denen sie in Ihrem Leben so viel Gutes getan.

Sie wird gewöhnlich abgebildet, wie sie die heilige Jungfrau unterrichtet.

Wenn je fromme, gottesfürchtige Kinder die Freude, der Trost und die Ehre der Eltern sind, so ist dies bei der heiligen Mutter Anna im höchsten Grade der Fall. Wer Maria, dieses Heiligtum des Allerhöchsten, dieses kostbare Gefäß der Gnade, liebt und verehrt, der kann dienjenige nicht vergessen, in deren Leibe Gottes Hand dieses Heiligtum zubereitethat. Die heilige Anna mußte eine reine, heilige Ehegatten gewesen sein, denn aus ihr ging die unbefleckte Braucht des heiligen Geistes hervor; sie musste eine reine, heilige Mutter gewesen, sein, denn ihr vertraute Gott de3n kostbarsten Schatz seiner Gnade, die Mutter sienen Sohens an! Die heiligen Anna begriff aber auch vollkommen Ihre Stellung und ihre Beruf; sie brachte Gott das Kind Ihres heißen Gebetes, Ihrer vielen Nachtwachten, ihrer reichlichen Tränen, Ihrer zahlreichen Almosen vollkommen zum Opfer! Sie wußte und begriff es, dass ihr Kinde eien Gabe Gottes, sein Eigentum sei, und sie hat es ihm unbefleckt in die Hände gelegt und sich damit befnügt, nur drei Jahre dieses Kind vor Ihren Augen leben und wandeln zu sehen!

O wenn doch alle christlciehn Mütter die Wahrheit recht tief zu Heren nehmen wüprden, dass ihre Kinder Gottes Eigentum sieen und dass er sie eisnt unversehrt von Ihnen fordern wird! Wie sorgfältig, wie eifrig würden sie dann ihre Kinder für Gott erziehen!

O lieber Leser! Bete öfters für die christelen Mütter, dass sie diese Wahrheit recht erkennen, und sprich recht andächtig folgendes Gebet

Gebet. O Heilige Mutter Anna, wie freut es mich, dich als Mutter der allerheiligsten Jungfrau begrüßen zu können! O mögest Du am Throne des Allerhöchsten für jede christliche Mutter bitten, dass sie Ihre Kinder nur für Gott, nur für den Himmel erziehe, auf dass sie mir Ihren Kidnern selig werde. Amen.









(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1884)