Antonius von Padua

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Der heilige Antonius von Padua

Festag

Fest: 13. Juni

Das Leben des Hl. Antonius von Padua

Es war im Jahre 1230, als gerade Papst Gregor IX. einen vollkommenen Ablass für alle jene verkündete, welche einen Kreuzzug in das heilige Land mitmachen würden. Christen aus allen Ländern der Welt, Griechen, Franzosen, Spanier, Deutsche, Engländer, Schweizer, Flamländer, Schotten, Slavonier und Ungarn waren in Rom, der Hauptstadt der Christenheit, zusammengeströmt. Auf den Wunsch des Papstes predigte all diesen verschiedenen Völkern ein Mann mit engelschönem Antlitze, in arme Franziskanerkleidung gehüllt. Mit starker, volltönender Stimme, die bald weich wie eine Silberglocke ertönte, bald wieder wie der Donner erscholl, verkündete er das Wort Gottes in lateinischer Sprache und, o Wunder des heiligen Geistes, all diese Männer vernahmen das Wort in ihrer Sprache und laut schreit alles auf über das unerhörte Wunder! Der Mann aber, der so Unerhörtes tat, war der heilige Antonius. – Die damalige Zeit bedurfte eines solchen Mannes. Eine scheußliche Ketzerei hatte sich in Italien und Frankreich eingenistet; Laster aller Art hatten um sich gegriffen, schreckliche Bürgerkriege befleckten mit Blut die Straßen der Städte; da sendete, um diesen Übeln zu steuern, Gott seinen demütigen Diener, rüstete ihn aus mit den Gaben seines heiligen Geistes und befahl ihm, gleich einem Propheten, den Völkern die drohenden Strafgerichte zu verkünden und sie zur Buße zu mahnen. – Antonius tat, wie ihm Gott geheißen; zu Padua vollendete er seinen Lauf, darum wird er Anton von Padua genannt. Er wurde im Land Portugal zu Lissabon geboren; sein Vater war Hauptmann im Kriegsheer des Königs Alphonsus, seine Mutter hieß Maria von Trevera. Mit 15 Jahren schon hatte er sich die Kenntnisse eines gelehrten Mannes gesammelt und zugleich auch die Armseligkeit und Verderbtheit der Welt kennen gelernt. Er begab sich deshalb in ein Kloster der regulierten Chorherren, um in der Einsamkeit seinem Gott zu dienen; da ihn aber die Besuche seiner Freunde hierin störten, zog er sich in ein entfernteres Kloster zurück, wo er, zum Erstaunen der Brüder, das strengste Leben führte und mit solchem Fleiß Tag und Nacht der Betrachtung und dem Studium der heiligen Schrift oblag, dass er sie beinahe auswendig wusste. Schon hatte er acht Jahre in Abgeschiedenheit von der Welt in diesem Kloster gelebt, als fünf Väter Franziskaner einst zukehrten, welche nach Afrika reisten, um dort den Ungläubigen das Evangelium zu verkünden. Gerne wäre Antonius mitgezogen, aber der Gehorsam hielt ihn zurück. Die frommen Väter reisten ab, aber nach nicht gar langer Zeit brachte man ihre Leiber wieder zurück; denn sie hatten in Afrika den Martertod erlitten. Dies machte auf den jungen Antonius einen solchen Eindruck, dass er in den Orden des heiligen Franziskus zu treten beschloss, um ebenfalls den Ungläubigen zu predigen und der Marterkrone teilhaftig zu werden. 26 Jahre alt, nahm er wirklich das Ordenskleid des heiligen Franziskus in einer kleinen Kapelle, die dem heiligen Antonius dem Großen, geweiht war, und wandelte seinen Namen Ferdinand, so hieß er bisher, zu Ehren dieses Heiligen in den Namen Anton um. Kaum hatte er seine Gelübde abgelegt, als er auch voll heiligen Eifers nach Afrika übersetzte, um dort den Ungläubigen zu predigen; allein, kaum dort angekommen, wurde er krank und musste daher wieder nach Hause zurückkehren. Gott wollte nämlich durch ihn ein anderes Werk vollbringen und war mit dem Opfer seines Herzens zufrieden. – Antoon bestieg nun ein Schiff, das aber die Winde nicht nach Spanien, sondern nach Messina, einer Stadt auf Sizilien, trieben.

In dieser Stadt hörte er, dass der heilige Vater Franziskus nach Assisi eine große Versammlung der Ordensbrüder einberufen habe. – Antonius, voll Verlangen, seinen heiligen Ordensstifter zu sehen und dessen Segen zu erlangen, reiste dahin, obschon er noch sehr krank war. – Er sah dort auch wirklich den Heiligen, unterredete sich mit ihm und wollte nun immer in seiner Nähe bleiben. Aber keiner der Ordensvorstände wollte den kranken, schwächlichen Bruder Anton in sein Kloster aufnehmen; bis sich endlich der Guardian der Provinz Romagna seiner erbarmte und ihn in das kleine, in einer tiefen Wildnis gelegene Kloster St. Paul sendete. Dort lebte der Heilige in größter Verborgenheit. Seine vielfältigen Kenntnisse und die großen Gaben, die ihm Gott mitteilte, hielt er sorgsam verborgen; man hielt ihn allgemein für einen geistesschwachen Menschen, und wahrscheinlich wäre Antonius immer ein einfacher, unbekannter Klosterbruder geblieben, wenn ihn nicht Gott selbst auf den Leuchter gestellt hätte. Einstmals reisten einige seiner Mitbrüder, unter denen auch er sich befand, nach Forli, um dort aus den Händen des Bischofs die heiligen Weihen zu empfangen. In gleicher Absicht waren auch einige Brüder aus dem Dominikanerorden dahin gekommen und im Franziskanerkloster eingekehrt. Der Bruder Guardian begehrte eines Tages nach dem Abendessen, dass einer der Dominikaner seinen Brüdern eine kleine Ermahnungsrede halte. Allein diese entschuldigten sich und wollten sich nicht herbeilassen. Da befahl der Guardian, wie zum Scherze, dem Antonius, das Wort Gottes vorzutragen. Antonius gehorchte einfältigen Herzens, hielt aber nun mit solchem Feuer und solch himmlischer Salbung eine Ermahnung an die Brüder, dass alle über seine wunderbare Beredsamkeit erstaunten, da sie ihn bisher für einen ganz ungelehrten Menschen hielten. Der heilige Vater Franziskus hörte dies wunderbare Ereignis und befahl ihm, nach empfangener Priesterweihe den Brüdern die geistliche Wissenschaft zu lehren und dem Volk zu predigen. Beides tat der Heilige in aller Demut und Einfalt des Herzens, aber eben deshalb war auch Gottes Geist mit ihm. Unerhört war die Kraft und der Erfolg seiner Predigten. So oft er auftrat, umringten Tausende die Kanzel und horchten mit einer Art Heißhunger auf seine Worte. Oft musste man den Predigtstuhl auf das freie Feld hinaustragen, damit alle ihn sehen und hören konnten. Schon bei Nachtzeit drängten sich die Zuhörer zur Kanzel und warteten geduldig, bis er dieselbe bestieg und seine Stimme erhob. Mit unerbittlicher Strenge ging er den damaligen herrschenden Lastern zu Leibe und schonte weder Hohe noch Niedrige. Man glaubte einen Engel des Himmels zu hören, wenn er sprach und die verstocktesten Sünder wurden erweicht und bekehrten sich. Besonders wunderbar war seine Kenntnis der heiligen Schrift, die er auf eine ganz eigentümliche Weise erklärte und zu seinen Predigten anwandte. Er durchwanderte barfuß und mit entblößtem Haupt, in ein grobes Wollkleid gehüllt, alle Städte und Dörfer und lebte nur von Almosen, das er sich bettelte; dabei blieb er immer der demütige, einfältige Klosterbruder, der nichts anderes suchte als die Ehre Gottes und das Heil der Seelen. Schon sein sanftes Gesicht, sein himmlischer Blick, sein ernster ruhiger Gang machte auf die Menschen, die ihn sahen, einen wunderbaren Eindruck. Eines Tages sprach er zu einem der Brüder: „Mein Bruder, komm, wir wollen predigen!“ Sie gingen nun schweigend durch die Straßen; der Bruder blieb öfters stehen und meinte, der Heilige würde zu predigen anfangen; allein derselbe ging immer weiter, ohne ein Wort zu sagen. So kehrten sie endlich wieder in das Kloster zurück, wo ihn der Bruder fragte, warum er denn nicht gepredigt habe. „Glaube mir“, antwortete ihm Antonius, „wir haben durch unsere sittsamen Blicke und unseren ernsten Gang genug gepredigt.“ Gott hatte ihn auch mit der Gabe der Wunder und Weissagung begnadigt, wodurch seine Predigten noch mehr Eindruck machten. Unzählige Sünder bekehrten sich, und wohin er seinen Fuß setzte und seine Stimme erschallen ließ, da musste das Laster weichen, das ungerechte Gut wurde zurückgegeben, der Wucher hörte auf, Feinde versöhnten sich.

Um diese Zeit trieb im nördlichen Italien ein gewisser Hezelin sein scheußliches Unwesen. An der Spitze eines Haufens wilder Söldlinge hatte er mehrere Städte erobert, gebrandschatzt und ihre Bewohner mit unerhörter Grausamkeit 15 Jahre lang gepeinigt. Drei Päpste hatten ihn nach und nach in den Bann getan; er aber verachtete den Fluch der Kirche und als er einst hörte, dass die Einwohner von Padua einen Aufruhr gegen ihn erhoben, ließ er an einem Tage 12000 derselben hinrichten. Die Stadt Verona hatte fast keine Einwohner mehr, so grausam wütete er dort. Der heilige Antonius hatte von der Grausamkeit dieses Wüterichs gehört und wollte ihm Einhalt tun und seine Seele retten. Furchtlos geht er ganz allein nach Verona und tritt in den Palast des blutdürstigen Tyrannen. Hezelin saß auf seinem Thron, umgeben von seinen wilden Soldaten, die bereit standen, jedem seiner Winke zu gehorchen. Antonius naht sich ruhig, öffnet seinen Mund und hält ihm so eindringlich die Schändlichkeit und Bosheit seines Lebens vor Augen, dass dieser, unbeweglich vor Schrecken, kein Wort zu sagen weiß. Durch und durch erschüttert von der Strafrede des Heiligen, steigt Hezelin vom Thron herab, bindet seinen Gürtel los, windet ihn um seinen Hals, zum Zeichen, dass er des Todes schuldig sei, wirft sich dem Heiligen zu Füßen und bittet reumütig um Vergebung. Der Heilige hob ihn auf und gab ihm die rührendsten Ermahnungen. Hezelin versprach, einen anderen Lebenswandel zu führen, hielt aber später leider sein Wort nicht. Er wurde gefangen und starb im Gefängnis. So suchte der Heilige überall Seelen für Gott zu gewinnen und das Reich Gottes auszubreiten, ganz besonders aber hielt er sich von Gott berufen, die schändlichen Ketzereien, welche damals ihr Unwesen trieben, auszurotten.- In Bekämpfung der Ketzer leistete ihm seine wunderbare Kenntnis der heiligen Schrift die trefflichsten Dienste; seinen Beweisen konnten sie nicht widerstehen und, wenn die Kraft seiner Worte über ihre harten Herzen nichts vermochte, so kam ihm seine Wundergabe zu Hilfe. Unter den Ketzern befand sich ein gewisser Bonovillus, der die wesentliche Gegenwart Jesu Christi im allerheiligsten Sakrament leugnete. Zuerst predigte der Heilige öffentlich gegen diesen Irrtum und hielt dann auch besondere Disputationen mit diesem Lästerer. Derselbe konnte den Worten des Heiligen nicht widerstehen, blieb aber hartnäckig bei seinem Irrtum und erklärte, demselben nicht eher abzuschwören, als bis er sehe, dass sein Esel vor dem allerheiligsten Sakrament niederfalle und ihm seine Ehrfurcht erweise. Der Heilige ließ sich auf diesen Vorschlag ein. Der Ketzer ließ seinen Esel drei Tage hungern und als nun der Heilige, begleitet von Katholiken und Ketzern, mit dem Allerheiligsten erschien, warf Bonovillus dem Esel reichliches Futter vor, in der Absicht, dass derselbe vor Begierde nach der Speise leichter abgehalten werde, dem Heiligen Folge zu leisten. Aber, o Wunder! Der Esel berührte das Futter nicht, sondern als der Heilige seine Stimme erhob und rief: „Ich befehle dir im Namen deines Schöpfers und meines Erlösers, den ich unwürdiger Priester in meinen Händen trage, dass du in aller Demut herbeikommest und ihm die gebührende Ehrfurcht bezeugst“, fiel der Esel auf seine vorderen Füße und neigte seinen Kopf, als wolle er seinen Gott anbeten. Als die Katholiken dies sahen, brachen sie in laute Lobpreisungen Gottes aus, die Ketzer aber verstummten, und Bonovillus bekehrte sich auf der Stelle. Ein gewisser Soldat, Aloardin mit Namen, von Salvaterra gebürtig, war ein gottloser Ungläubiger und Lästerer der heiligen Religion. Die Neugierde, den Heiligen zu sehen und seiner Predigten zu spotten, hatte ihn nach Padua geführt. – Eines Tages, als er eben zu Tische saß, hörte er von den Wundern des heiligen Antonius reden. Da fing er sogleich zu spotten an und im Übermut rief er: „Wenn euer Antonius, den ihr heilig und wundertätig nennt, macht, dass dieses Glas, welches ich hier halte und nun zu Boden werfe, nicht zerbricht, so will ich glauben, was ihr mir sagt.“ Damit erhebt er sich, öffnet das Fenster und wirft mit voller Kraft das Glas auf die Steine hinaus. Das Glas fällt, zerbricht aber nicht. Sprachlos vor Erstaunen stürzt Aloardin auf die Knie und erhebt sich als gläubiger Katholik. Er selbst hebt sein Glas auf und trägt es in die Kirche des heiligen Antonius, wo man es heute noch aufbewahrt. Dieses Wunder hatte sich einige Jahre nach dem Tod des Heiligen zugetragen. In der Stadt Rimini war damals der Hauptsitz der Ketzer. Antonius kam dahin, um der Wahrheit Zeugnis zu geben, aber niemand wollte ihn hören; ja wenn er die Kanzel bestieg, so tobten und lärmten die Verstockten und hielten sich die Ohren zu. Da ging der Heilige trauernd an das Ufer des Meeres hinaus und in heiliger Einfalt rief er über die Wogen hin: „Kommet ihr Fischlein groß und klein und höret mich, weil die Irrgläubigen mich nicht hören wollen.“ Und siehe da, auf einmal kamen eine unzählige Menge Fische herbei, hoben ihre Köpfe über das Wasser empor und hörten dem Heiligen zu, der sie an die Wohltaten ihres Schöpfers und Herrn erinnerte und sie zum Dank und zur Lobpreisung Gottes aufforderte. Nachdem er ihnen seinen Segen erteilt, senkten sie sich wieder in die Tiefe des Meeres hinab. Von diesem erstaunlichen Wunder gerührt und beschämt, bereuten die Verstockten ihre Sünden und hörten von nun an mit größtem Eifer die Predigten des Heiligen; eine große Menge von ihnen bekehrte sich.

Wegen der Gewalt, die der Heilige über die Herzen der Ketzer hatte, nannt man ihn nur den Hammer der Ketzer. Aber sein Wort allein hätte eine solche Kraft nicht gehabt; mehr als dieses bewirkte sein Gebet und sein bußfertiges Leben. Ganze Tage lang genoss er keine Speise und die bloße Erde war gewöhnlich seine Lagerstätte, auf der er ein wenig ruhte. Wie sein heiliger Vater Franziskus liebte auch er die Armut und als nach dessen Tod der Ordensgeneral Elias die bisherige Regel über die Armut ändern und für den Orden irdische Güter erwerben wollte, da widersetzte sich Antonius mit aller Kraft den Absichten dieses habsüchtigen Mannes und ruhte nicht eher, bis er abgesetzt und so dieses Unglück von dem Orden abgewendet wurde. Sein armes, mit Gott vereinigtes Leben, seine mehr als menschlichen Kenntnisse und die alles durchdringende Kraft seiner Worte erweichten die Herzen der Sünder und der Irrgläubigen, und die großen Wunder, welche Gottes Hand durch ihn wirkte, verschafften ihm überall Eingang in die Gemüter der Menschen. Von seinen Wundern und Weissagungen will ich dir, lieber Leser, noch Einiges erzählen: In der Umgegend von Padua war ein junges Mädchen im Morast erstickt. Die Eltern flehten den Heiligen um seine Hilfe an; dieser kam, betete für das verstorbene Mädchen und erweckte es aus seinem Todesschlaf. Ein boshafter Mensch hatte seiner Mutter einen Stoß mit dem Fuß gegeben. Da ließ es Gott im gerechten Gericht zu, dass er sich selbst den Fuß abhieb. Reuevoll wandte sich der Unglückliche an den Heiligen um Hilfe und dieser heilte ihn wieder. Der Heilige hielt sich längere Zeit im südlichen Frankreich auf, wo er auch predigte. In einer Stadt dortselbst lebte ein lasterhafter Schreiber, der von keiner Bekehrung etwas wissen wollte. Antonius kannte ihn und durchschaute sein Leben. So oft er nun diesem Mann begegnete, machte er vor ihm eine tiefe Verbeugung. Unwillig hierüber, weil er glaubte, der Heilige spotte seiner, machte er demselben große Vorwürfe. Antonius aber sprach mit sanften Worten zu ihm: „Mein Bruder, wundere dich nicht, dass ich dir so ehrerbietig begegne. Ich habe Gott den Herrn lange um die Gnade gebeten, als ein Märtyrer zu sterben, habe aber diese Gnade nicht erlangt; du aber wirst sie erlangen und deshalb bezeuge ich dir so hohe Ehre.“ Der Schreiber lachte hierüber und spottete über diese Prophezeiung, die aber wirklich eintraf. Nach einiger Zeit reiste nun der Schreiber mit dem Bischof der Stadt in das heilige Land, wo er von den Ungläubigen ergriffen und zur Verleugnung des Glaubens aufgefordert wurde. Er blieb aber standhaft im Bekenntnis Christi, wurde gemartert und dann getötet. Die Bekehrung der Sünder war das immerwährende Verlangen und der stete Gedanke des Heiligen; für sie betete er Tag und Nacht und da geschah es öfters, dass er im Geiste entrückt wurde und dann erschien er den Verhärteten, mahnte sie zur Buße und rief ihnen zu: „Stehe geschwind auf, beichte deine Sünden, womit du Gott so schwer beleidigt hast.“ – Erschreckt eilten die Sünder zum Beichtstuhl, wo sie den Heiligen oft um Mitternacht noch in demselben trafen, als ob er sie erwartete. Die Stadt Lissabon, wo Antonius geboren wurde, war mehrere Tagreisen von dem Ort entfernt, wo sich der Heilige aufhielt. Sein Vater lebte noch und versah eine Rentamtsstelle des Königs mit gewissenhafter Treue. Einst ersuchten ihn einige Beamte, er möchte ihnen eine Summe Geldes aus der königlichen Kassa vorstrecken, sie würden sie in kurzer Zeit zurückbezahlen. Der gute Mann gab ihnen die Summe auf Glauben und Treue. Als nun die Zeit kam, wo er seine Rechnung ablegen sollte, forderte er das Geld zurück, aber die treulosen Beamten leugneten einstimmig, dass sie von ihm Geld empfangen hätten. Der fromme Mann war nun in größter Not; inständig flehte er zu Gott um Hilfe; denn schon war die Sache beim Gericht anhängig und eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet. Da half ihm Gott wunderbar und zwar durch seinen heiligen Sohn Antonius selbst. Als er nämlich vor Gericht stand und schon das Urteil über ihn gesprochen werden sollte, da erschien plötzlich Antonius mitten im Gerichtssaale und sprach zu den Beamten: „Dieser gute Mann, mein Vater, hat euch um diese Zeit, in dieser Stunde, an dem Orte und in dieser Münze Geld geliehen, wie ihr selbst wisset. Ich warne euch, stellt das Darlehen zurück und haltet ihn schadlos, sonst wird euch die göttliche Rache treffen und eure Untreue schwer gezüchtigt werden.“ Die Schuldigen schraken zusammen, bekannten ihr Verbrechen und der Heilige war verschwunden.

Nachdem der Heilige Frankreich und Italien durchwandert und überall Buße und Bekehrung gepredigt, selbst in Rom mehrmals vor dem Papst seine Stimme erhoben und von diesem den schönen Titel: „Lade der beiden heiligen Testamente, Rüstkammer der göttlichen Schriften“ erhalten hatte, kehrte er nach Padua zurück, wo er besonders als ein Wunder der Gnade Gottes leuchtete und schon bei Lebzeiten wie ein Heiliger geliebt und verehrt wurde. Mehrere Jahre hatte er auch das mühevolle Amt eines Ordensprovinzials mit größtem Eifer versehen. Jetzt waren aber seine Kräfte aufgezehrt, und obwohl noch jung, er war erst 36 Jahre alt, sehnte er sich nach Ruhe. Auf seine dringenden Bitten wurde ihm gestattet, sein Amt als Provinzial niederzulegen. Er zog sich nun an einen einsamen Ort, Petersfeld genannt, zurück, um sich auf seinen Tod vorzubereiten. Da geschah es, dass eines Tages, während er in der heiligen Schrift betrachtete, das süßeste Jesuskindlein auf das aufgeschlagene Buch sich niederließ, seine kleinen Händlein um den Heiligen schlang und ihn herzlich umarmte und küsste. Es war dies ein Zeichen seines baldigen Todes. Antonius kehrte nun wieder nach Padua zurück; denn diese Stadt, so oft Zeuge seines gnadenvollen Wandels, sollte nun auch Zeuge seines glorreichen Todes sein. Das Volk bat ihn dringend, die Fastenpredigten zu halten; obwohl ganz entkräftet, bestieg er doch die Kanzel und predigte mit heiligem Eifer das Wort des Herrn. Nach dem Ende der heiligen Fastenzeit ergriff ihn die Krankheit. Seinen nahen Tod voraussehend empfing er mit heiliger Liebesglut die ehiligen Sterbesakramente, und seufzte nun nur mehr nach der Anschauung Gottes. Es nahte der 13. Juni; im Klösterlein Barzella, nahe bei der Stadt, lag der Heilige auf seinem armen Bett in den letzten Zügen. Da erschallt gegen Abend plötzlich in der Stadt der Ruf: „Der Heilige ist krank, der Heilige stirbt.“ Das Volk drängte sich in das Kloster, umringte sein Sterbebett. Mitten unter dem Schluchzen und Weinen dder Brüder und des Volkes ertönt plötzlich aus dem Mund des sterbenden heiligen ein himmlischer Gesang; mit der Stimme eines Engels grüßt Antonius zum letzten Mal auf Erden seine liebreiche Mutter Maria; er stimmt den schönen Lobgesang an: „O gloriosa Domina, excelsa super sidera.“, „O glorreiche Herrin, erhaben über die Sterne“, bei den letzten Worten hauchte er seine reine Seele aus am 13. Juni 1231. Man wollte sein Hinscheiden nicht gleich kund werden lassen, aber die kleinen Kinder der Stadt riefen haufenweise in den Straßen: „Der Heilige ist gestorben!“ So bestätigten die unschuldigen Kinder die Heiligkeit des Dieners Gottes und Gott verherrlichte ihn auch nach seinem Tod durch große Wunder, unter denen das größte im Jahre 1262, also 32 Jahre nach seinem Tod, sich ereignete. Es sollten nämlich die Reliquien des Heiligen in die prachtvolle Kirche, welche die Bürger von Padua zu Ehren des Heiligen erbauten, übertragen werden. Der heilige Bonaventura war deshalb eigens nach Padua gereist, um die Übertragung zu leiten. Als der Sarg des Heiligen erhoben und geöffnet wurde, fand man seinen Leichnam vermodert, aber die Zunge war noch ganz frisch und rein. Beim Anblick dieses Wunders warf sich Bonaventura mit allem Volk auf die Knie nieder und rief aus: „O du gesegnete Zunge, die du den Herrn so oft gelobt und andere zu loben gelehrt hast, nun wird offenbar, wie groß dein Verdienst ist bei Gott!“ Die heilige Zunge wurde nun in ein kostbares, von Edelsteinen funkelndes Kästchen gelegt und in einer Kapelle der Kirche beigesetzt, wo sie heute noch zu sehen ist und verehrt wird. Der Heilige wird abgebildet in Franziskanerkleidung, in der einen Hand eine Lilie haltend, auf dem Arme das süße Jesuskind. Man ruft den heiligen Antonius überall, so weit die katholische Kirche reicht, um seine Fürbitte an, wenn man irgendeine Sache verloren hat, damit man sie wiederfinde. Unbestreitbare Tatsachen im Leben des Heiligen beweisen, dass dies nicht umsonst geschieht.


Gute Lehren des heiligen Antonius

Habe Gott immer in deinem Herzen! So selig ist kein Seliger, so glücklich kein Glücklicher, als ein Mensch, der Gott immer im Herzen hat. – Wie kann ich dich aber immer im Herzen haben, o Gott? Was muss ich geben, um dich zu haben? Gib dich mir, sprichst du, und ich werde mich dir geben! Gib mir dein Herz und du wirst mich im Herzen haben. Böse sein, heißt nicht sein, und wer dem wahren Sein entfallen ist, der muss für eitel Nichts gehalten werden. Wie unglücklich bist du, wenn du aus Hoffart über dich hinauf willst, und herab unter dich stürzest. Die Trübsal wird erleichtert und versüßt von großer Gesellschaft; denn alle Heiligen waren in der Trübsal.

Gebet der Kirche am Fest des Heiligen

O Gott, der du den glorreichen Bekenner, den heiligen Antonius von Padua, mit unvergänglichem Glanz der Wunderwerke erleuchtest, verleih uns gnädig, dass wir dasjenige, so wir durch seine Fürbitte mit Vertrauen begehren, mittels seiner Verdienste sicher erlangen durch Jesum Christum, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.

(Quelle: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes. Regensburg 1884)