Korintherbrief

Aus FJM-Ritter
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Der Korintherbrief ist in zwei Bücher verfasst:

Erster

Nach dem Bericht der Apostelgeschichte (18,1-17) kam Paulus auf seiner zweiten Missionsreise (50-53) über Mazedonien und Athen in die Hauptstadt der damals römischen Provinz Achaia, Korinth. In einem eineinhalbjährigen Aufenthalt legte er in der reich bevölkerten Hafenstadt den Grund zu einer rührigen Christengemeinde, die nach ihm auch durch den redegewandten alexandrinischen Judenchristen Apollos betreut wurde (vgl. Apg 18,24-28). Allerlei Mißstände und Unklarheiten in der Gemeinde veranlaß-ten den Apostel, während seiner dritten Reise (54-58) von seinem Missionszentrum Ephesus aus zu folgendem »ersten« Korintherbrief. Nach 5,9 sind aber diesem schon andere, nicht erhaltene briefliche Mitteilungen vorausgegangen. Im vorliegenden Brief geht der Apostel nach dem Briefeingang ausführlich auf die ihm bekannt gewordenen Mißstände ein (1,10-6,20) und äußert sich anschließend zu Fragen, die an ihn zum Teil schriftlich von den Korinthern gerichtet worden waren (7,1-15,58). Als Mißstände nennt der Apostel die Parteisucht hinsichtlich der Glaubensboten (1,10-4,21), die Duldung von unwürdigen Gemeindegliedern (5,1-13), das Prozessieren vor heidnischen Gerichten (6,1-11) und die Unzucht (6,12-20). Darauf erörtert er Ehefragen (7,1-40), das Essen von Götzenopferfleisch (8,1-11,1), das Verhalten der Frauen beim Gottesdienst und die würdige Eucharistiefeier (11,2-34), die Geistesgaben (12,1-14,40) und zuletzt die Auferstehung der Toten (15,1-58). Persönliche Notizen schließen den Brief 16,1-24. Der Brief gibt uns ein lebendiges Spiegelbild einer urchristlichen Großstadtgemeinde, deren Probleme und Anliegen in ähnlicher Weise allezeit wiederkehren. Er zeigt uns die Grundsätze und die seelsorgliche Methode des Apostels und der Urkirche, die, ungeachtet manches Zeitbedingten, den pastoralen Weg der Kirche für die weitere Entwicklung mitbestimmten. Eindrucksvoll bekundet sich die Verantwortung des von seiner Sendung erfüllten und um seine Gläubigen ringenden Apostels.

Zweiter

Der zweite Korintherbrief ist ein erschütterndes Zeugnis des um seine Gemeinde sich sorgenden Apostels. Noch von Ephesus aus, wo der erste Brief an die Korinther ge-schrieben ist {vgl. l Kor 15,32), hatte er seinen Mitarbeiter Titus zur Beilegung neu entstandener Schwierigkeiten nach Korinth geschickt, und zwar mit einem Brief (vgl. 2 Kor 2,3 f; 7,8f), der uns nicht erhalten blieb. In Mazedonien konnte Paulus endlich den zurückkehrenden Titus treffen, von ihm beruhigende Kunde erfahren, aber auch Nachricht von neu einsetzender Wühlarbeit seiner judaistischen Gegner. Aus dieser Situation, zeitlich wohl im Jahre 57, schrieb er den vorliegenden Brief, der in beweg-tem Wechsel der Gedanken und Stimmungen sich zunächst an die Korinther wendet, um das Verhältnis zwischen Apostel und Gemeinde vom Grundsätzlichen her klarzu-legen (1,12-7,16), und nach einem ruhig gehaltenen Mittelstück über die vorzuneh-mende Kollekte (8,1-9,15) eine tief erregte Auseinandersetzung und Abrechnung mit den Gegnern bringt (10,1-13,10), die uns das menschliche Empfinden des Apostels er-greifend offenbart.