Roman von Condat

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Roman, der heilige, Abt im Juragebirge. (+ 463 )

Fest

28. Februar

Das Leben und Wirken des hl. Roman von Condat

Der erste, welcher im Juragebirge das Einsiedler- und Mönchsleben einführte, war der heilige Roman, gegen das Ende des vierten Jahrhunderts in Burgund aus guter Familie entsprossen. Schon in der Jugend strebte er nach Gottinnigkeit, und verschmähte die Freuden und Vergnügen seiner Zeitgenossen; er begab sich, weil man in seinem Lande das Einsiedlerleben nicht kannte, zum Abte Sabinus von Aisnay bei Lyon, und ließ sich von ihm unterrichten, um nach klösterlicher Form leben zu können. Dann kehrte er zurück, zog mit Spaten und Hacke, mit Gemüsesamen und Cassians Schriften 35 Jahre alt, in die Einsamkeit des Jura, wo die Grafschaft Burgund an die Schweiz grenzt. Hier fand er ein von Felsen eingeengtes und von finsterer Waldung bewachsenes tiefes Tal, Condat genannt; in Mitte desselben eine sonnige Ebene, mit einem großen Feigenbaum, dessen ausgedehnte Äste eine natürliche Laube bildeten. Neben der Wurzel des Baumes öffnete sich die Erde, und aus der Spalte sprudelte reichlich reines Quellenwasser. Diesen Ort wählte er zu seinem Aufenthalte, und teilte sein Leben zwischen Gebet, Betrachten und Lesen, und verwendete täglich einige Stunden zum Anbau der Gegend.

Nach einiger Zeit erschien Roman im Traume seinem Bruder Lupicin und lud ihn ein, mit ihm die Süßigkeiten des einsamen Lebens zu kosten. Lupicin, durch den Verlust seiner Frau mit der Welt zerfallen, war leicht zu gewinnen, verließ ohne weiters seine Mutter und Schwester und eilte zu seinem Bruder in die Wüste. Bald erscholl ihr heiliger Ruf weit umher, und zog viele Jünger ins Juragebirg; die ersten waren zwei junge Chorherren aus dem Stifte Nyon. Roman und Lupicin legten 430 den Grund zu dem berühmten Kloster Condat. Nach kurzer Zeit vermochte dasselbe, ohnehin in einer ungünstigen Lage erbaut, die immer wachsende Anzahl der Mönche und die Bienge der von allen Seiten herbei strömenden Pilger nicht mehr zu fassen; es mussten bald neue Mönchskolonien angelegt und Kirchen erbaut werden rings herum. So entstand nicht weit von Condat das Kloster Lauconne, später von der Grabstätte Lupicins St. Lupicin genannt, welches um 460 schon 150 Mönche zählte. Für Nonnen gründeten die beiden Brüder das Kloster in dem Tale de la Beaume, wo ihre Schwester 105 Jungfrauen vorstund, die in so strenger Klausur und Abgeschiedenheit von der Welt lebten, dass sie nicht einmal von ihren nächsten etwa im benachbarten Kloster Lauconne befindlichen Verwandten Etwas erfuhren. Ein viertes Kloster erbauten sie in der Diözese Laufanne, welches unter dem Namen Romainmotier bekannt ist. Die Oberleitung dieser Anstalten führten die beiden Brüder, obwohl Roman sich mehr zu Condat und Lupicin gewöhnlich zu Lauconne aufhielt, Roman in milderer, Lupicin in strengerer Weise. Ein ungemein fruchtbares Jahr und die Wohltätigkeit einiger frommer Personen machten, dass man reichlichen Vorrat in beiden Klöstern hatte.

Da murrten einige Mönche von Condat, und verlangten bessere Kost, Lupicin vermutete, die Milde seines Bruders gebe dem Mangel an klösterlicher Zucht Vorschub, deshalb wechselten sie miteinander auf einige Zeit ihre Aufseherstellen. Die schuldigen Brüder flohen nach geziemender Bestrafung aus dem Kloster Condat, und es kehrte Ruhe und Einigkeit wieder in das Kloster ein. Roman, über ihre Entfernung untröstlich, betete ohne Unterlass für ihre Bekehrung; sie kamen reumütig zurück und führten fortan einen heiligen Lebenswandel. Als der heilige Hilarius von Arles, als Primas von Frankreich, das Bistum Besancon bereiste, ließ er den heiligen Roman nach Besancon kommen; er unterhielt sich lange in vertraulichem Gespräche mit ihm, erkannte bald dessen große Heiligkeit und nötigte den demütig Widerstrebenden (444) zum Empfang der heiligen Priesterweihe. In den letzten Jahren seines Lebens unternahm Roman mit seinem Jünger Palladius eine Wallfahrt zu den Gräbern des heiligen Mauritius und dessen Gefährten.

Da sie auf dem Wege dahin die Nacht überfiel, begaben sich beide in eine einsame Berghöhle, welche zwei Aussätzigen zum Wohnort diente. Diese waren eben ausgegangen, Holz einzusammeln und verwunderten sich bei ihrer Rückkehr zwei Fremdlinge in ihrer Wohnung anzutreffen; noch mehr aber staunten sie, als sie von den Unbekannten freundlich gegrüßt und, ungeachtet sie ihre Krankheit offenbarten, umarmt wurden. Die Pilger durchwachten die Nacht gemeinschaftlich im Gebete, und verließen die Höhle vor Tagesanbruch. Als bei der Morgendämmerung die Aussätzigen von ihrem Siechtum sich befreit sahen, ergriff sie ein freudiger Schauer; sie machten sich schleunigst auf, eilten dem heiligen Roman nach und ertrugen ihn endlich in Genf, wo sie das Wunder ihrer Heilung den Leuten erzählten. Der Bischof, die Geistlichkeit und das Volk gingen in geordnetem Zuge dem heiligen Roman entgegen. Diese Auszeichnung beschämte den demütigen Gottesmann, er entwich heimlich in sein Kloster zurück, sperrte sich ein und hatte nach wenigen Monaten seine Laufbahn vollendet. Er starb den 28. Horn. 460 und erhielt seine Ruhestätte, wie er's gewünscht hatte, im Frauenkloster la Beaume, wo seine Schwester noch lebte. Lupicin überlebte ihn ungefähr zwanzig Jahre, und wird von der Kirche am 21. März verehrt. Die Diözese Basel begeht beider Andenken am 27. Hornung und jene von Laufanne den 28. desselben Monats.

Schlusswort

Das von Roman und Lupicin gegründete Kloster in der Waadt hat in verschiedenen Zeiten harte Schläge erlitten, aber nach kurzer Unterbrechung immer seinen Fortbestand bis zur Zeit der Reformation behauptet. In dieser gefährlichen Zeit wählten die Religiösen Theodul,' einen Walliser aus Riddes, zu ihrem Prior. Er war ein tugendhafter, wissenschaftlich gebildeter Ordensmann, zuvor Statthalter seines Vorgängers, nämlich des Claudius von Estavayer (5 28. Christin. 1534). Im Jahre 1536, als er von der Oberbehörde Berns aufgefordert wurde, die Rechte des Klosters in die Hände ihrer Kommissionäre zu übergeben, wendete er sich an den Stand Freiburg, welcher ihm seinen Schutz zusagte und sich des Klosters tätig an nahm. Nach langen Unterhandlungen machten beide Stände eine Übereinkunft, wobei Freiburg einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der Klosterbeute erhielt , den Schutz aufgab und sich begnügte, die Religiösen der Güte Beens anzuempfehlen. Bald darauf ließ Adrian von Bubenberg, Amtmann von Romainmotier, die Altäre abbrechen, die Statuen zerschlagen und die Bilder verbrennen. Die Religiösen zogen sich zurück und der gute Theodul starb schon den 3. Jänner l537 als letzter Prior. Jetzt gehört Romainmotier zum waadtländischen Distrikt Orbe, das Klostergebäude liegt in Ruinen und von der Kirche ist nur das Schiff noch vorhanden, die Seitenkapellen sind verschwunden.


(Quelle: Digitalisiert von Google (Google Bücher) / Nach Helvetia sancta: oder Leben und Wirken der heiligen, seligen und frommen Personen des Schweizerlandes, Band 2, K. u. N. Benziger, 1860, von FJM überarbeitete Fassung)